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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1905 - 31. Januar 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0009

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Trsch« i «4 1t»Hch, SonntagS auSgerwmm«». Pret» mit FamilierKlLttern monatlich 8S Pfg. tn'S HauS gebracht, b«i ber Expedttion uikd den Zweigstotionen abgeholt 40 Pfg.

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Dienstag, 3. Januar UM5. Erstes Blatt.

47. Jahrgang. - Nr. 2.

Derttsches Reich.

— Zn den wenigen glücklichen deutschcn Bundes-
staaten, die keine Schulden- ha'ben, g»hört das' Herzogtum
S a ch s e n - A l t e n b u r g. Zwar besindet sich im Etat
stets eine Summe, die zur Verzinsung der sogenaunten
Staatsschuld ausgeworfen wird und 36 510 NU. aus-
macht, aber dieser Betrag fließt nur aus einer staatlichen
-'kasss in die andere. Denn die vermeintliche Schuld be-
fteht nur iu 882 651 Mk., welchg in Höhe von 778 110
Mark auf die Witwensozietät der Staatsdiener und im
Ketrage von 23 884 ÄW. auf das Waiseninstitnt entfallen.
Die iibrigen Schulden bestehen in Stiftungskapitalien
für kirchliche und Schulzmecke, fowie für Stipendien usw.
Daß diese Schuld, von der übrigens 50 000 Mk. unkünd-
bar sind, mit Leichtigkeit abzüstoßen wäre, gcht, wie das
„Leipz. Tagbl." meint, daraus hervor, daß ein Vermö-
o-msstock von 7 682 000 Mk. vorhanden ist.

— Der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Prof.
Paasche hat im „Tag" das etwaige Ergebnis einer
R e i ch s e i n k o m m e n st e u e r auf Grund der preu-
ßischen Steuerftatistik berechnek. Durch eine folche müßte
mindestens eine Sumine von 1200 Millionen Mark jähr-
lich aufgebracht werden, denn zu den 900 Mllionen M.
indirekter Reichssteuern, deren Ersetzung durch direkte
Steuern die Sozinldemokratie wünscht, ware noch das
chronische Desizit svwie die Ansgabevermehrung bei der
Invalidenversicherung usw. mit eiwa 300 Millionen Mark
zuzuzä-hlen. Eine stärkere Besteuerung der großen Ein-
nahmen, sei es im Wege der Landesbesteuerung oder dnrch
eine Reichssteuer, entspricht durchaus der Gerechtigkeit.
Man überschätzt aber doch weit den Ertrag einer solchen
steuerlichen Maßnahme. Abgeordneter Paasche weist denn
auch aus der Statisük nach, daß es in Preußen nur 2653
Personen mik einem Einkominen' von über 100 000 Mk.
gibt und das Gesamteinkommen derselben 634 Miltionen
bekrä-gt. Wiirde man dieses Einkommen nun mcht, wie
Herr Bebel vorschlägt, mit 20 Prozent, sondern mit 50
Prozent besteuern, so würde dies nur einen Ertrag von
317 Millionen ergeben. Ginge man aber bis zu den
Einkommen von 13 600 Mark herab, wodurch 13 000
Personen weiter steuerpflichtig würden, so wiirde man bei
ein-em Steue>rsatz von 28 Prozent einen Ertrag von 160
Millionen und mit der ersteren Kategoric zusammcn
einen Ertrag von 477 Millionen erzielsn. Legt man
auch für die übrigen Staaten die preußische Statistik zu-
grunde, so rväre siir das Reich ein Ertrag von 700 Mil-
üonen nuznnehmen. Ebenso rechuet Herr Paasche dann
noch den Ertrag einer lOprozentigen Besteuerung siir die
Einko-mmen bis herab zu 9600 und einer 5prozentigen
Besteuerung der Einkomnren bis herab zu 6000 Mark ans
nnd kvmmt sodann zn einem Gesanrtertrag von 900 Mil-
lionen fiir das Reich. Damit wird unwiderleglich böwie-
sen, daß eine Reichseinkommenst'euer v'hne Belastung der
geriiigen Einkvmmen die indirekten Steuern nicht
ersctzenkann und daß eine Besteuerung der großen
Einkommen bei weitein nicht den Ertrag ltefert, den man
sich gemeiniglich davon verspricht.

StadttheaLer.

Heidelberg, dcn 3. J-anuar.

„Maskerade", Schanspiel in vicr AufzLgen von Ludwig
F u l d e>.

Es ist eine alte Geschichtc, doch bleibt sie ewig neu, datz sie
srch lieben, datz er sie aber verläht, da die Umistände ihn ver-
hindern, sie zu heiraten, und datz er nin cine Andere freit,
eine standeSgemätze Partie macht, womöglich eine solche, die
ihm' Vermögen und Konnexionen bringt.

Fuldas neues Schanspiel ist cine Polemil des Herzens, der
Natur gegen den Unsinn — M'gen die Sündc, möchte man
sagcn — jener ungeschriebenen Satzungcn, öie untcr dem Na-
men gcsellschrstlicher Rücksichten schon so manchen Liebesbund
zcrrissen haben un>d Mohl anch noch manchen zerreitzen Iverden.
Fulda erwettert diesc Polemik zu einem Kampse gegen jenen
Koniptcx von MaSkeraden, die wir unker -em Begviff „Auf-
rechterhaltung dcr Tecorums" zusammensassen. Die Unnatur
unserer Auffaffung illustriert er an dem Beispiele zweier Ge-
ncvationen. Da ist cin Gesandter a. T., einc Exzellenz. Als
innger Mann hat ei' seinc Geliebtc und seine Tochter ver-
lassen. Es tst ihm nicht leicht geworden; das Gcwiffcn hat ihn
immer gemahnt. Und als ihm Frau und Kind gestorben sind,
.da kchrt cr vom Ausland, wo seine Begriffe sich,geläntert ha-
ben. zurück, um die Tochter der inzwischen gestorbenen Gelieb-
ten zn legitimicren nnd ihr mst seinern Vaterherzen seinen
hochndel-igc-n Namen zn geben. Die Tochter ist ingwischen zu
einem lieben, gebildeten Mädchen herangereift, das wacker den
Kampf nnis Dasein führt. Sie wiederholt die (Aeschichte ihrer
Mutter und gibt fich mit ihrer ganzen Liebe einem jungen
Marvne, einenr Asseffor und Sohn eines tzieheinien Rats hin.
Man fieht es -ald, dah auch er sie einfi vcrlaffen wird, deim
-atz eS mir.dem Hciraten nichts sein wer-e, sagen fie fich beidc.
Die Katastrophe to-mmt schneller als zu erwartcn stand. Auf
-ringendes Zurcden des Bccters schretbt er ihr ab, um nach der

Bade».

Kartsruhe, 2. Iari. Jn dein Besinben des
P r i ii z e n K a r l ist, wie wir zu unserer Freude verneh-
ineii, cine wejentliche Besscrung cingetreten, die hos-
ssiittich anhalten wird.

— Ter geschästsführende Ausschuh der Nastonal-
liberalen Partei Badens macht daraus austnerksam, daß
mit dem 2. ds. das Parteisokretariat seine Tätigkeit
aufgenommen hat. Alle die Orgamsation und Agitation
betressenden Zuschristen wollen künftig>hin an Herrn Par-
teisekretär Ziegler in Karlsru-He, Hirschstraße 9, genchtet
werden.

Karlsruhe, 2. Jan. Me badtschen Mit-
teIschulen waren im Schuljahr 1903—1904 insge-
sanit von 16 126 Schülern besucht, gegenüber dem Stand
vor 10 Jahren weist diese Zahl eine Steigerung des Be°
suches mit 4613 Schüler auf. Vou der Steigerung ent-
sallen nur 506 Schüler auf die Gelchrtenschulen und 4107
auf die Realmittelschulen. Die Zahl der Gelchrtenschulen
ist sich niit 16 in den letzten Jahren gleichgeblieben. Auch
Zahl dev Realgyinnasien ('Ettenheim, -Kar'lsrnhe,
und Mannheim) hat sich nicht verändert. Da-
gegen sind zu der Oberrsalschule m Karlsruhe solche
in Baden, Freiburg, Heidelberg, Kvnstanz, Mannheim
und Pforzheim gctreten. Diese sieben Oberrealschulen
nmren von 4041 Schülern besncht. Aus den 5 Realschnlen
mit 2055 Schülern sind 21 init 4173 geworden. Der Be-
such der sieben höheren Mädchenschiilen >bat von 2482 aus
3338 Schülerinnen zugenommen.

Noch em Konsumvereinskrach.

Äus den Leipziger Krach solgt setzt ein neuer in
Magdeburg. Der Magdeburgische Konsumverein,
der nrfprün-glich auf Schultze-Delitzschscher Basis bogründer
wurde, war zum zweitgrößten in Deutschland angetvachsen
Die Sozialdernokraten traten Za-Hlreich dem Vereine bei
und ekelten iinmer mehr die Freisinnigen aus dem Vereme
hinaus, bis sie am 1. April 1904 auch den letzten srei-
finnigen iGeschäftsführer hinaus hasten. Von diesem
Augenblick an forderten sie von den meisten Liefcranten,
daß diese 6 Prozent rhrer Rechnnngsöeträge an die Zeu-
tralkasse iu Haniburg zahlen, wenn sie ferner Liefeeungen
für den Verein erhalten wollen. Die sozialistische Herr-
lichkeit hat kaunk ein halbes Iiahr gedauert, und schon ist
der Krach da. Aus d-er Ichten! Generalversammlnng
wurden hefti-ge -Angrisfe gegen die -Vereinsleitung und
gegen den- Terrorisnms mancher Arbeiterorganisastonen
laut. Insbesondere umrde die Vereinsleitung geradest,
daß sie den Hofverwalter Lüdecke, dem die Stellung zum
1. Januar gekündigt worden ist, entlassen habe und nahe-
zu 13 Wochen das Gehält zahle, obwohl er für den Berein
nichts tue. Seitens -der Veremsleitung wurde erwidert,
daß die Kündigungsgründe nicht ganz stiftig seien, indes-
sen sei die Kündigung unvermeidlich gelvesen. Lüdecke hade
sich mit seiner Gewerkschaft Merlvorsen und sei von ihr-
imsgeschlossen worden. Der Arbeiteraussch-uh der Gc-
werkschaft häbe die>Entilassimg Lüdeckes aus seiner Swl-

Tochter des Gcsaii'dten zu angeln, von der er n-icht weitz, datz
sic mit seinem Schatz identisch ist; tonnte doch niemand ahnen,
bah, tvenn Exzellenz von Wittinghof frank und srei von seiner
Tochter sprach, -damit eins Gerda Hübner gemeint war. Dehr
geschickt läßt der Dichter den Msagebries und den Schreiber
desselben zu gleichev Zeit bet Gerda Hübner-von Witstng-
hof eintreffen. Die Szenc kann man fich ausmalen. Schlietz-
lich wäre die Sache doch noch inS Blei gekommnn, wenn der
Asseffor ischcllhorn -die Probe, die ihm Gerda auferlctztc, be-
standen hätte. Sie gibt vor, datz sie sich nicht adopticren lassen,
sondern in ihr früheres Dasein zurückkchren wollte. Als der
Affeffor dann Miene macht, abermals den Rückzug cmzusteten,
erhäst er den Laufpatz, der Vater äber bcglückwünscht seine
Tochter. iDa der Assessor kein Dummtopf war, so wäre er in
Wirklichkeit auf den Leim nicht gegangen. Das ist cine der
schwachen Stellen des Schauspiels.

Eine andere Schwäche ist dic tcndenziöse Uebcrtrcibung in der
Zeichnung öes Hanptversteters des Decorums, des Geh. Rat
Schellhorn. Nicht als ob es an Solchen fehlte, die mit derMaske
der christlichcn und tugendhaften Gefinnung Frivolität und
Lüsternhcit decken, aber wie Schellhorn in. zwei Minutcn fünf
Mal die Maske abnimmt unb wieder anfsetzt, das ist unnatür-
lich und unglaublich, auch bci einem solchcn gewissenlosen Stre-
ber, der seine Frau zu ciner Puppe degradiert hat, seinen
Vordermmin ins Gerest zu bringen sucht, nm seinen Plah zu
erhaltcn und vor dem Minister in- äuherer Demut erfstrbt.
ScheLhorn und seine Frau wirken wie Karikaturcn. Man
weiß nicht recht, o-b man den Dichter -da noch ernst nehmen soll,
unb das beeinstächtigt seine moralischc Absicht.

Es ist auch nicht zu verkennen, dah dem ausgesprochenen
Tenüen-zstück gauz spezielle Personalverhaltnisse zu Grunde ge-
stgt find. Es will ge<pn Typpisches ankämpfcn unb schildert
einen ansgesprochencn Einzelfall. Ileber diefes Mitzve-rhältms
ist sckwer hinwegzukomnien.

Der erfst Ast, der den Gesmibten -a. D. und seine Tockrstr

lung im Kv-nsunwereiii verlangt. Ju der Generatver-
sammlung wurde von- einem Geiwssen aus dem Vorstaude
geklagt, daß er ostmals sast zumWahusimi -gestieben rverde
durch die raffinierte Unchrlichkeit niancher Lagerhastei.
die doch nahezu alle organisierte Arbeiter und Soziistdc-
mokraten seien. Noch läng-er zu verhsimlichen, gehe nicht
an. Beschwerde wurde auch darüber gesührt, datz zu einer
Zeit, in der die Butter auf dem Markte 130 Ps. kostete, im
Konsumverein 140 Pfg. gezahlt werden mußten. Es sei
vorgekommen, daß Margarine nnter die Butter gemisckt
worden s-ei. Angesichts sdlcher Vorkommnisse fei es b"-
greislich, daß viele Mitglied'er dein Konsumverein Magde-
burg-Neustadt den Jiücken kchren. Wie seitenS der Ler-
einsleitung nritgetellt -wurde, werden am 1. Januar 1905
iiifolge Kündigung 3456 ausscheiden. Neu eingetretcn
smd nnr 786 Mitglieder. Am Schluß des vorigen Jahres
betrug der Rückgang der Mitgliederzahl 1121. Das er-
gibt in etiva Jahresfrift ein-en Rückgang der Mitgüeder-
zahl um etwa 5000.

Aus der KarLsrAtzer ZeilUKg.

- Seine Königlichc- Hoheit der Grotzhcrzog haben
dem Fcrbritanten Rudols Dyckerhosf in Biebrich und dem
Direttionsmitglied der Oberrheinischen Bank, Bantdirettor Dr.
jur. Alfred Wolsf in Mannheim üic Erlaubnis zur Annahme
und zum Tragen des ihncn verliehenen Ritterkreuzes erfter
Klaffe des Grotzherzoglich heffifchen Verdienstordens Philipps
des Grotzm-ütigen erteilt.

— Seine Königliche Hoheit der Großherzog habeic
Ler aus Profcffor Dr. Theodor A x e n-f e l d gefallenen Wah!
zum Prorektor der Univerfitär Freiburg für das -Sttidicnfahr
IS05—06 Allerhöchft Jhre Bestätigung erteilt, den Archisttte»
Dieh bei der Evangelischen Kirchenbauinspcktion Kartsruhe
und Huber bei derjenigcn- in Heidelberg etatmätzige Amts-
stellen in Abstilung ü 2 deS Gehaltstariss übertragen und Len
Stationsverwalstr August Wallifer in Weinheim zum
Stationskontrolleur erimnni.

— Dem Stationskontrolleur August W a l l i s e r wurde
die Stattonsvorfte-Hersstlle in Weinheim übc'rtragen.

K- arlsruhe, 2. Jaiirmr. Am geslrigeir ILeujah-rs--
tag erhielten- der Grohherzog nnd. die Großherzogin den
Besuch der Erbgroßherzoglichen Hetrschaften und na-hmcn
um 10 Mjr mit denselben, sowie Njren Königlichen Ho-
heiten der Kronprinzessin und den Prinzen Gustav und
Wilhelm von Schweden an dem Gottesdienst in der
Sch'loßkirche teil, wobei Hofdiakonus I>. Frommel dir
Predigt hielt. Nach dem Gottcsdienst empfingen die
höchsten' Herrschiast-en die Tamen und- Herren ih-res Hof-
staates, sowie d-enjenigen des ErbgrohherzogA und d«
Erbgroßherzogin und der Kron-Prinzessin von Schloeideu
und Norwegen zur Beglückwüuschung, und danach die
Mitglieder des Staatsininisteriums und den Präsidenten
des Evangelischen Oberkirch-enrats, Geheimrät v. Hel-
bing. Hicraus fo-Igten die Empsänge der Generalität und
des Chess des Generalstabs des XIV. Ärmeekorps, serner
deS Königlich Preußischen Gesandten von Eisendecher und>
des Kaiserlich Russischen Ministerresidenten von Eichler
mit Gesandtschastsekretär von Sabler. Diesen Em-
pfüngen -wohnten auch die Erbgroßlierzoglichen Herr-
schastcn und die Kronprinzessin Vistoria mit ichren Söb-
nen an. Nm halb 1 IHr nahm'der Großherzog uon dem

zusamrncnfühtt, ist dcr beste. Er legt gcsckickt und intereffant
die Grundzüge der drcmrmtischen Haridlung feft; dcr zweist, der
uns mit der Familie Schellhorn bekannt macht, flieht etwas-
anSeinander, die dramatifche Krast latzt nach. Jm dritstn be
lc-bt sich die Handlung wieder, wcnn aber Ler Vorhang fällt,
stehen- wir vor der Frage : bekormncn fie sich odcr nicht? Cines
erfcheint als ebenfogut möglich, wie das an-dere, nnd das ift
wohl die grötzst Schwäche des Dramas. Sie zeigt, datz irn
Hinstrgrunde, als Regiffeur des Ganzen nicht die Notwerrdig-
keit, son-dern die Willkür des Dichters steht. -«» sckreiden wir
doch cigentlich unbesttedigt von dem iristressanten Stück.

Mt der Aufführung durftc man im Ganzen zufrieden sein.
Vor allem war die 'Heldin des Stücks, Gcvda Hübner, in der
Verkörperurgi dnrch Frl. Decar-li einc vollc Pcrsönlichstit
Die junge. Künstlettn bot Ausgezeichnetes, na-mentlrch auch im
ersstrr Mkt in der Szene mit dem Licbhaber und denr Bastr.
Echt, lebenswahr und in sicheren Linien gchalstn, toar auch derr
Affeffor des Herrn Salteuburg. Jn der schwierigen Rolle
des Gehelmen Rat Schellhorn sollst Herr Ste i n rrra u u dem
Drchstr urehr zu Hilse kommen, die Ue'bcrgängc mehr ausglei-
chen, die krassen Farben etwas mildern. Wir verkennen nicht
die Schwiettgkeistn der Aufgabc, denn der nachschaffen.de Mnft-
ler mutz fich an das Wort des Dichters halstn; aber er bvauchr
desscn Fehler nrcht noch zu unstrftreichcn. Dre malträtterst,
durch 25 Jcchre gequälte, betrogenc und herabgewürdigte Gat-
tin kommt im letzten Akt zu einem Berzweiflungsausbruch, üen
Frl. Neinhardt stbensecht und erschütstrnd vorführst.
Tern Gesandstn a. D. lieh Herr Groll männliche Rerf«,
gepaart rmt Sichrrhett und Würde; im ersst» Akt
hätte das ftarke in-nere Leben deutlicher hervortrestn solleir.
Den Brnder Minisstr des Gefandstn fpielst Herr S i g l. Er
ist eirre kstine, aber sür den Sinn der Dichttmg wrchttge Partie,
soll fte doch zeitzcn, wie die Dccorums--Alaskerade an höckffterr
Staatsfstlle» eirstn Rückhalt sindet. Der Minister will seinen
befstn Beamrstn salleu lassen, Iverl ein Skandalblatt ihn mtt
 
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