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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1905 - 31. März 1905)
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och, 1. März 1W5.

Aweites Biatt.

47. Zahrgaug. — Nr. 51.



H'M

lchrint täglich, SonntagS auSgenommcn. Preis mit FamilimMättern monatlich bO Pfg. in,'S Han» gsbr-acht, bei der Expedition und den Zweigstaiionen abgeliolt 40 Pfg.
^ ^ Durch die Post bezogen Inerteljährlich 1,35 Mk ausschlietzlich Zustellgcbühr.

«n ?^0«npreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts» u. Privatanzeigen ermühigt. — Für die Aufnahme von.Anze.igen
tz-Hltimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.

-12.. Ti-

1L

i8.

14.

tS.



1

1«.

18.

18.

Chronik.

(Voru 12. bis 25. Februar.)

L)re freisiu n i ge L a n d e s v e rsam m l u ug
iu jiarlsruh« stellt sich günstig zu Lern Gedanlen
eines Uvbereinkomrnens zwischeu Fretsinnigen uud
Natioualliheralen.

Der Kaiscr Frang Joseph hat in Wien
den Führer der nngarischem Nationalpartei F r a rr z
Kossuth empsangen.

Jri Berlin tagt die Ganevalversamriilu'irg des
B u n de s de r L a n dw i r tc; der Eindruck der
lür die Lauvwirtschast günstigen Hand-dlsverträge
Macht sich bei thr deutlich bemerkbar.

Der Reichstag verweist die Handelsver-
träge an eine Kormnission.

Herzog Ka.rl Eduard vou K o b u r,z verloüt
iich im: der Prinzessin Viktoria Adelheid von SchleL-
Witz-Holstein.

Prinz Fricdrich LeopoId üegibt fich nach
Peterslbuog. um> sich vor seiner Wvcise rrach Ost-
asren beim Zareu zu melden.

Großsürst Sergrus von> Rußland. ein eifriger
Nertreter des antokratischen Regiments, wird in
Moskau durch cine Bomlbe getötct. Der Attentäter,
dcstrn Name nnoekarnu rsr, wurde verhaftet. Das
Attentat ist ciue furchtbarc Mahnung sür die re-
Fierenderr- Kreise Rutzlarrds.

Die Komniission des Reichstags nimnit
särntliche Handelsverträge an.

Dern preutzischcn Landtag ist ein Gesetzentwurf
iiber das Stillegen der Zechen zugegangen.
Kaiser Wil'helm rst zum Ehrendoktor dcr
llniversität Pennsylvanren ernarurt woriden.
Grotzfürst Paul Alexan d r owits ch, >der jeit
serner movganatischen Ehe in UnMade lebte, ist vom
Zaren rehabilitiert wordvn.
d- Die feindlichen Armeen am SchaH o be--
ginnen, nachdem die schlimmste Winterzeit vorüücr
ist, wieder einiges Lebem zu zcigcn. Doch handeit
rs sich zunächst nur um Plärüeleien klernercn und
gröheren Stils.

Der Reichstag rrimrnt die Handelsver -
träge in zwester Leisung an.

Trne S t u d e nt e n v e r s a m nr l u n g in P c -
tersburg ncchm eine scharfe Rcsölntron gegen
den Absolutismus arr. Tas im Versammlungslolal
hängende Mld des Zaren wurde zerrrssen. Die
Belvegung gegen den Absolutism-us hai dic wci-
testen Kreise ergrifferr. Unterstützt durch niasscnhafte
Arbei-tseinftcllungen und sich darau anschlietzcnde
llnruhcn im Rerch, sowie -durch den so wenig er-
solgreichen Kriog- in Ostasien, scheint sic unaufhvlt-
fam zu sern.

Fm pEutzischen Abigeoridneteuhaus kündigt der
llnlervichtsminister an, datz das S ch u l unter -
haltungsgefetz rrr Preuhen in einer beson-
derer, Scssicm vorgelegt werden soll.

Der Reichstag nimmt die Handelsve c -
träge str drstter Lesung mit grotzer Mehvheit —
8en österreichischcu mit 226 gegen 70, -cn r-ufsiscbcn
wst 828 gegen 81 S-timm-cn. die anderrr mst ein-
iÄchcr Wstimmmig — an.

Das ganze russische Kautasusgebiet ist iri Aufruhr;
orrch in rnssisch Polen sind die Zuständc bvdenklich.
Das prentz. Abgeordnetenhaus hat srch sti
tetzter Zeit mehrfach mit der akademischen
Fverh'eit beschästigt, veranlatzt -üesonder-
lvrrch Vovgänge an der technischen Hochschule in
Hannover. Der Kultusminister und Geh. Rar
Althoff haben dabei wenig- angenehme Srundcn
verlebt.

20

2,

»1



Febv. 23. Bei der Reichstaysstichwcchl in Hof siegt der
Kandidat der liberalen Parteien über den
Sozialdeirw-k raten.

„ 24. Der DurchWag des S i mp lontunne l s ist

erfolgt. _

Slus unseren Kolonien.

Einen interesfanten Vortrag hielt im Kolonialberein
zu Nenbrersach am 24. d. M. Obsrst Pavel, Kom-
mandeur ües Iirsanterieregiments Nr. 142, über Kame-
run. At-r- Konimanderrr der- dortigen Schntztruppe hatte
er zivei Jahre lang Gelegenheit gehabt, das Land> grüno-
lich kennen zu lernen. Er. Mlderte die Kolonie als eb-enio
rerch nnd landschaftlich großarüg, wie.unerschlossen; den
Eingeborenen muß der Europäer nrit rÄcksichtsloser
Energre cntgeg-entreten, genau wie in 'Sirdtyestafkika:
Wohltuend. berührte arrdererseits die atif-otzfernde Än-
hänglichkeit der eingeborenen Schutztrnppenttmnnschaften
an, rhre Offiziere, sowre die Wärme, rnit dor- der Bortra-
gende sür die aiißervrdeniiichen Leisrungen der Schutz-
trrrppe :n diesenr uMvegsamen,. wöltahgeschlossenen Ge-
biet eintrat, deren Arbeit d-en- Taten unse-rer Krieger in
Südwestafrrka keinesfalls nachsteht, wenn davon auch we-
nrger Urrfhebens gemacht wird. De-n- interessanten Teil
des Bortrages bilbete die Wreüergabe der Expedi t i o n
an den Tsadsee imter UHrun-g von Oberstleutrmnt
Pavel selbst. Der Zug sollte zunächst nur bis Banjo
gchen, zur Bestrafnug! mchrerer Volksstämme, die Eu-
ropaer ermord-et hatten. Die An-Iage der Hauptverpfle-
gungsbasis Tinto nahm- eüva drei Monate in Anspruch.
Darauf begann d>er Vormarsch, drei Kompagnien, zwü
Maschinengewehre, ein Gebirgsgeschütz, mit Trägern
ctwa 2000 Mann. Jnr ersten G-efeäst, bei Fontem, be-
währten sich die M a s ch i n e n g e w e h r e gegen eine
kunstgerecht 'befestigte Stellung der Eingeborenen; das
G e birgsgesch ii tz dagögen hatte sich bald versch0j-
se-n- Uud muOe. avf. emer, ;DMöysWrLWeIassen- tüerdenh
Nach dem Gssecht kei Bafut wurde der Volkssiamm ge-
straft, der feincrzeit die Expedition Dr. Zintg-raffS n-e-
dergemacht -hatte. Ebens-o erreichte die Banjo das Straf-
gericht sür Ermordung eines Offtziers. Dort erftchr der
Konrmandenr, daß iveiter nordostlich, in Garua am Ben-
näfluß eine Expedition unter Dom-inik in Bebrängnis ge-
raten sei. -Gleich eilte er zum Entsatz dorthin. Nach Be-
ruhigung. drcser Gegend unternaym er auf etgene Ver-
antwortung einen weiteren Zug. nach Marrua, dessen
Sultan die dentsck)« Oberherrschiaft nicht anerkannte und
znr Unterwerfung gezwungen werden nmßte. Dort traf
dann die Nachricht ein, Dikoa und das dÄltsche Südufer
des.Tsadsee sei vpn-.englischen und .fran>zosisckM Truppen
besetzt, wo-rauf Oberstleutnant Pavel in Eilmärschen- auf
Dikoa marschierte, die französischen Sprchis und englischen
Truppen dort zum Verlassen des desitschen Gebrets be-
stimmte, in aller Form von dem Land- für das deutsche
Reich Besitz ergriff nnd von den Arabern als Befreier ge-
feiert 'wurde. Dieser ganze LaUdswich ist ein riesigeZ
BaumwollfM, das Eurapa dereinst in der Baumwoll-
industrie von Amerika unabhängig- zu inachen versprichi.

aber erst nach Bau der Bahn von der Küste zum Tsadse?,
für welche das Jnland selbst bei Mora die Kohle liesecn
kanii. Vorerst machen die Schwierigkeiten des Traus--
ports mit Trägeru die Ausüützung dieser Reichtümer
zur Unmöglichkeü. Unter Zurücklassung von Schutztrup-
pensiationen, deren Gebiete ost die Größe von Bayern er-
reicht, kehrte Oberstleutnant Pavel mit dem Rest seiner
auf öO Mann znsammengeschrnmpstsn Truppe zur Küste
zurück. Mit grvßen SckMierigkeiten hatte die Expedition
zu kämpfen. Mußte doch aus einer Strecke von drei Wo-
chcn Marsch der Urw-ald nach Sextant und Komzmß in ge-
rader Schneuse durchhauen werden, wo selbst der übliche
schmale Fußpfad feh-lt. Bstrug hier die MarsMtrecke
täglich oft nur wenig über 1000 Meter, sa war -ke Durckp-
schüittsmarschleistung 3,7 Krlometer. ltntvirtliche Gr-
birge mußten überschritten würden, teilweise selbst oon
den Europäern nach Verlust der Mauiticre zu Fuß, was
bei erner Temperatur bis zu- 62 -Grad- Celsius güoitz nicht
ZU deu Annehinli'ckLeiten gerechnet werüen kann. Daüei
fiel das Thermometer nachts ost auf —- 5 Grad, die Ma-
laria blieb ständige Begleiterin des Zuges, und für
Kranke und Verwundete gab es keine bequemere Beför-
derungsart als! die krum-me- Lage i-n der Hängenmkte.
Oberstleutnant Pavel seW zog es vor, mit gebroch-oneiii
Bein zu Pferd die Expedition weiter zu leiten. Nichts-
dcftoweniger konnte der Redner jedeiu uuternchmiungS.
luftigen jung-en Mann warm ans Herz legen, nach Kame-
rnn zn wand-ern nnd zyr schnellersn Erschließung dieser
reichen deu-tschen 'Ko-Ionie beizutragen.

AnsLand.

England.

L ondo n, 27. Februar. Der P r i n z p o n W a l e s
wird den ganzen nächsien Winter von Novemher bis
März 1906 in Jtalien verblei'ben. Es heißt, daß seine
Gesundheit den Gefahren eines Wrnters in Englünd ntcht
wrderstehen kami.

Aus Ltüdt imd Land.

si- HeHb.kl.-Verein. Am ii-achften. Fxeibäg wird der äkä--
demncke. Heölvlverein m:t einem MuDchend die Reihe serncr
Ver-WMtMgenj . fstx MeseM. WiDr, besch-lstD ,Der Schiver-
piüst: des MnstkadendS rvird, wlräül turs das Programm als
auch was. die a-usühen-de Kraft betrifft, im gesmitzlichen- Teit
liegcn. Die. zur Ausführung gelangenden GoeHeschen Lieder
m .Komvösstione:! sri.nex. Ki-tgenossen. (Herzogin An-nä. Anralie,
Corona Schröter, ZeAer, Reichard ufw.) gehören nach ichrem
musil-chistor-ischen und literar-chiftonischen, wie nach ihrem rein
künstlerischen Wert zu den inte,ressantesten, was uns auS Goe-
thes Kulturtreis überliefert ift. Die Swn-gerin, Fr-au OlM
Klupp-Fischer hat sich durch ichr Aiiftreten d-ei den Bayreuthsc
Festspielen (Ortlind-e i. d. „Wallküre", erster Knappe i.
Parzival) sowie durch mechrere, vom PuL-likum wie von dec
Kritft mi-t grötztcm Beifall aufgenvmMcne Ko-nzerte in KarlZ-
ruhe. Bqyreuth, DarmstaLt, Köln, Düssc'ldorf, einen Namcn
gemocht. Äutzerdem werden zivcr m dcr hiesigen Musikwcit
schon westerchin bekannte Künstler, Fr. W. Porges und Dr.
E. A. Herrmarm durch Vortrag zweier Sonaten von Hahdn
und Mozart das Programm abschliehen.

Nnikum. Ein tv-im-derbares persisches Manu-
skript Mst 50 pvachtvollen, in Gold gechöchten Miniaturen

Magelone.

Roman von B. v. d. Lancken.

«h, "^iio . (Kortsetzun,.)

- ii^ . sit nicht boshast, nicht so oiel", warf chier Roli
siiuk^ »n^PpPte dabei leicht MittelstNger urtd Dau-men.
ü iNHl^stsüur Rolf, -wollen Sie ichr no-ch cinreden, d-atz sie

^ich'^Nst.

niniable?" jarmn-erte -die FranMin.

Nein

d-as ist auch nicht nötig, sanfte Mädchen

8«r "üsit lliden, sie kommien mir vor wie Vcr
,in Milch gekocht; aber boschast ist Lonna so
E die Kaninchen fürchterlichc Tiere."

Lachen und Weinen kämpfend, trieb Lona ichre
^stsden Hintergrund -dcs Stall-es. Als sie dann
lüüst-. ^wselben in-s Freie trat-en, verschlotz sie die Tiir
"Äss lieh d«n Schlüffel in ichre Tasche gleiten.
sixE äc^, ^omme d-en Schlüffe-l!" rief die Französin. Mage-
^i^str TB" der Unterlippe, lvhnte sich mit deni Rückcn- an
>vi>t. "Nd bmnühtc fich, miögl-ichst trohig, ein paar Tränen
'Ä^^cken.

^Hi."

danne-moi!"

nicht?"

ikch-"^tehKaninchen nicht verschenkt werden sollen."

»v') wir, Magolon«, ich verwähre ihn gut, und darui

legte fie das corpus delicti in Rolfs aus-
crä^in^ä ^ und folgte schweigend mit gesenktem Köpfchen
RrEäs H^"Pite ins^Haus.

isir^8ieb-.i. °. und Spielznnmer Mageloneris lag m einem
4«. > em schlicht, aber behaglich ausgestatteter kleiner

" ernem Fenster, durch drssen Scheiben eine 'hohe,
,, N^^rvpäl herestischauen konrste, unid deren letsem
' na sg gerne zuhörtc; so auch heute! und während

4?>e

sie aus dem vor ühr auf dem Tifch liegen-den Buch rnechanifch di«
Wortc:

„je reeois rch empfange,
ru reeois du empfängst,
i! reeoit er emp-fäiiK"

-wiederholte, blickte sie trüumerisch durchs offene Fenster nach
dcm scrn-en Horizont, der von lder unbe-rigchenden Sonne pur-
purrot gefärbt war, währeir-d <rm -Himmel kleinc, rosig ange-
hauchte und wcitze Wölkchen -vorübeoglitten-. Magclorre toar
erst scchs Fahre alt gewesen, als ihre Mutter stavb, fie hatte
-de-rselben aber trotzdent ein treues, fast zärMchcS Andercken be-
wachrt und so hatte stch thrcm scharfen Godächstris «uch ein
Märcheu cingeprägt, däs dic Verstorbelie ihx cinst erzählt : die
Seelen drr Hestngcgangcnen stihren aäf den kleinen Abend-
wolken am Hiinmisl spazieren und sähen-von dort herab äuf die
Lieiben, die sic aus der Erde zurückgelaffen hätten. Hiervn
-glaubte Mage-lonc -gang fest und sie suchte die verl-orenc, heitz
gcliebte Muttcr aus jeder der kleinen Wolken. Die vechte, echtc
Muttcrlicbe. sehlte denr- Kinidc, ohne datz eS stch ü-ber das Ge-
fÜU der Vcreinsamuug und Sehnsucht, das sein- Herz erstillte-,
rccht klar wurdc; hcutc trat d-ie Evinnerimg an die schone blaffe
Frau, dic sic stets so zärtlich gclrcHkojt, ganz besonders deutlich
vor -ihre Seelc und, von dem sehnsüchtigen Berlangxn -des kles-
nen warmen .Herzons gctriebcn, streckte sie die Arm-e aus und
ricf:

„Mamä, liebe Manio !"

Jn ihrem KinderUauben rnernte sie, die Gerufene rnüffe ihr
nun aus ivgsnd e-ine-m der Wolkengebilde sreundl-ich zuwinkn,
mrd ihre grotzen Augen solgten ihnen angstvoll erregt. Umsonst
— eins nach -dem an-dern zog vorüber, verschwarnm mit dcn
übrigcn odcr zcrjrilte fich; aber was Magelone ge-hosft und
erschn-t, gefchah rckcht. Jhre leidenschaftlrche Erregung, ihr
Verlangen wuchs von Sekurrde zu Sekunde; bis es sich zuiletzt in
estr hessigcs Wetnvn auslöstc. -Sie Vätterte voni Stichle höraL,
und als fic sich allcin in >dem Zstnmer stch, das ftch allmähi'ch

mjt den-.Schattcn dcr somnrerlichen A-benddälNincrung fülltc,
überkam ste ein Gefühl der Fstxcht. Sie eilte -nach der TLr,—
man hattc sre verschlossen; vergcbens war ihr Rüttäln, ihr
Rufen. Laut schluchgend kauerte sie fich aus den Teppich; da
fühlte stc cine wa.rme Berührung ihrer Hand, Muff stand ncbcn
t-hr und sah sie m-it den treuen Angeri an.

„Muff, lieber Muff!"

Sie zog den Teckel auf ihreu Schotz, schlang -die Arme um
rhn- und dcückte -das trän-enÄberströrrrk: Gesichtche-n auf se-inen
Kopf. Ru-He un-d Fricden kehrte. allm-ählich in das Lxüxrgte
Kindcrgemüt ein, un-d als die -Gou-vcrnante erne halbe Stnnde
später ins Zimrnrr trat, fand sie Magelone auf dom Teppich
licgend; -ihr Hünldchrn im Arm, das Köpfchen an- den schwarzen
-chäiMnden Körpet des treu-en Tieres gelehnt, war ste fanst
ern-gcfchlnfen.

II.

Zehn Jähre -waren vcrgangen seit jcnenr Tagc. Auf Hcll-
dringen war äutzerl-ich alles zsemlich unverän-dert. Kwrl
-F-rrodrich von Veltrn schritt statÜich und ungcbeuigt cstcher, uur
HaupW und Barthaar zcigtcn starkcs Evgrauen, und die chn
nähcr kannten, wollten wahrnichnrcn, als ob er stn Gemüt nicht
mchr dcr lebcnssrohe Man-n von einlt sci, und als 0b die ver-
tiesten Furchein an-f der hohen weitzen -Stirn nicht dre zumch-
menden Jahrc, sondern geheime Sorg-en hincingegraben 'hätten.
Seine Gattin kränkoltc w-citcr, bcschäftigde fich noch mcihr mit
sich seWft und ihre Umg-ebung nrst grötzever Au-sdwucr. -schör:
lieblich und arrimutvoll a!ber hatte sich Magelonc enstoickelt, -die,
nun zvxmAigsähri-g, ein sast einsiedlerisches Leben mit der«
sicriwandten -sührte; -doch schien- si-e die Freüden -der Jugend und
Gesellig-keit nicht zu vermiffen, viclleicht woil fie dieselben auch
noch rncht kenn-en gcilevnt hatte, d-enn Frau von Vcüen ging von
dem Grnnbsatz aus, „je jünger cin Mädchen- in der Gesellschaft
austvitt, nm lo rascher ivird sie alt." Jn diescr A-nschauung be-
gegnetc stc nch, vielleicht zum- erstenrnal, nrit -dcr ihres Gattcn
n,i-d so war crst der nächste Winter dazu bestmimt, Magelane
 
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