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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (1. April 1905 - 29. April 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0891

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' Erscheint täglich, Somrtags ausgerwmmen. Prei» mit Famtlierrblättern morratlich 60 Pfg. in'» HcmS «»bracht, bet 6« ExpädiSm, «ch dM Moeisistation«» abtzchov M DU.

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«nzeigenpreiS: 20 Pfg. fiir Li« Ispaltige PetitJeile oder Lerrn Staum. ReklanrezeUe 40 Pfg. Für hiefige WeschSstS» ». PridatlMgchtz« «rmähigt. — FÜ, dte «ufnaym» von «rqeitzM
M bestimmten Togen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Nnschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Nnfchlagstellen. Fernspr. 88.

47. Jahrgang. — Nr. 99.

Freitag. 28. April 1905.

Erstes Blatt

Der Siegeslauf der Kilometerhefte.

Eine Jubiläumsbetrachtung zum 1. Mai 1905.

Jn diessn Tagen ist ein volles Jahrzehnt verstrichen,
ieit die „Karlsruher Z.eitung" unerwartet in drei länge-
ren offiziösen Artikeln (Nummer 97, 98 ustd 100 vom
Tahr 1895) eine Einrichtung ankündigte, die sich „Kilo-
ineterheft" nannte und mit der vom 1. Mai 1893 ab auf
öer badischen Bahn ein Versuch gemacht weroen sollte.
..Mit der Einführung der KUometerhefte -— heißt es in
dem Artikel in Ikummer 100 vom 10. April 1896 — ist
Sur Erleichterung und Werbilligung des Reiseverkehrs
eine bedeutsame Einrichtung geschaffen
lliorden". Wom 17. April ab wurden die Hefte bereits
berkauft, aber wohl der größte Teil des reisenden Publi-
kunis stand diefsr Neuerung ursprünglich mißtrauisch
gegenüber. Wer hatte auch nUr eine ungefähre Vorstel-
tung davon, wie viele Kilometer er innsrhalb' Jahres-
trist auf den badischen Bahnen abzufahren pflege? Gleich
ein volles Tauseüd Kflometer zu kaufm und' voraus zu
bezahten, 25 Mark für ein Heft dritter oder, da damals
üoch die wenigften Schnellzlüge die dritte Klasse führten,
gar 40 Mark für ein solches zweiter Klasse anzulegen, uni
»m Schluß des Jahres mit mehreren huudert Kilometern
sitzen zu bleiben, war ein Experiment, aus das sich nur
derhältnismäßig Wenige einzulassen wagten. Nichts ist
salscher als die Behauptung, in der ersteu Freude über
diefe Errungenschast hätten viele Familien solche Billette
gekauft und sie später als unpraktisch wieder aufgegeben.
Gerade das lGegentsil ist wahr. Der Verkauf hat gleich
vom ersten ins zweite Jahr nicht ab-, sondern zugenom-
Men, und wer sich einmal ein solches „Zaüberheft" zuge-
legt hatte, ber ging nicht wieder davon ab. Das offen-
sichtlichs Gelingen dieses tarifarisch'en Wersuches, dvs ra°
pide Steigen der Zahl der verkauften 'Hefte und der Ein-
Nahmen daraus konnten ihre Wirkung besonders auf die
benachbarten Staaten und' 'ElsLnbahnverwaltungen nicht
versehlen.

Elsaß-Lothringen: Die Reichsbah n e n
spürten die Umleitung des Personenverkehrs auf die ba-
dischen Linien am eigenen Leibs uüd suchten sich durch
vermehrt-e Umleitungen im Güterverkehr schädlos zu hal-
teri. 'Jm Elsaß ließen sich d-aher dis Rufe nach Ein-
sührung der Kilometerhefte am frühesten vernehmen.
Kaufmännischs Kreise, Bezirkstage, Touristenvereins und
Bersammlungem häben seither vergeblich das gleiche Ziel
erstrebt. Auch die elsäsfischen Wgeordneten im Reichs-
tag haben sich mehrfach ber Sache cmgenommen. Die kai-
serliche Gensraldirektion lehnte aber, vom prsußischen Mi-
üisterium beeinflußt, jedesmal glatt ab.

Preußen: Nachdein der nationallibsrale Ab-g.
SattIer bereits im Februar 1896 im Abgeordneten-
haus die Frage angeschnittsn hatte, stellts die Bsrgische
Handelskammer zu Lennep im daranffolgeüden Jahr den
Antrag auf Einführung von Kilometerheften nach- badi-
schem, Muster. Der Antrag wurde in btt Sitzung des

A'bgsordnetnhauses vo-ni' 11- März 1897 beraten und fiel
unter beleidigeüden Ausdrücken sür Baden, wie bei der
ZusamMensstzung dieses Parlainents nicht anders zu er-
warten, .glänzend durch. Seitdem ist ein ähMcher An-
trag in Preußen nicht gestellt worden; vislmehr haben
sich' verschiedene Eisenb'ahnminister gegen das Kilometer-
heft ausgesprochen.

Bayern: Die Direktion der pfälzischen Bahnen hat
zu wiederholten Malsn die Einführung- von Kilometer-
heften befürwortet, so in der Sitzung der Pfälzischen
Handelskammer und Gewer'bekammer vom 16. April
1901. Neuerdings (Frühling 1904) hat letztere diesen
Wunsch nochmals dringend ausgesprochen, mit dsn Wor-
ten, man dürfe diese außerordentliche Verkehrserleichte-
rung" der Pfalz nicht mehr hintanhMsn. Jndes hat auch
die bayerische Regierung nie nachgegeben.

.Sachs e n: Anläßlich der Beratung über die Perso-
nentarifr'eform m-achte in der 46. Sitzung des sächsischen
Eisenbahnrates vom 4. Februar 1903 der Oekonomierat
Andrä den Norschlag auf Einführung von Kilomeisr-
hsften. Der Referent der Rvgierung — wir wollen doch
auch seinen NaM'en nennen, es war der Fiuanzrat
Schreiner — meinte, d e r Aus f all werde
zweisellos mehr als eine Milliou be-
tragen, wemi Sach'sen zur Einführung von Kilometsr-
heften schritte. Daß sich der Eisenbcchnrat durch solch
vage Rechnungen, die nach dem Erfolg der Hefte in Badeu
doppelt anfechtba-r waren, täuschen ließ, ist zwar schwer
zu bsgreifsn, äber Tatsache.

Württemberg: Hier war die Bewegung zu
Gunsten des Kilometerheftes nächst Elsah-Lothriygen die
stärkste. Zn 'der Kammer der Abgeordneten stellte der
Zentrums-Abgeordnste Kisne seit 1895 nicht weniger,
als acht Mal (!) den Antrag auf Einführung der Kflo-
meterhefte. 1903 endlich nahm die Kämmer den Antrag
Harttniann, daß „auch in Württemberg das sogen.
Kilometsrheft eingeführt werdsn sollte, und zwar möglichst
in Verbindnng mit der badischen Regierung im Limv einsr
gegenseitigen Benützbvrkeit dieser Hefle" (195. Sitzuug
vom 22. Juni 1906), mit 61 gegen 18 Stimmen an. Die
Regisrung kam, woh-l im Hinblick auf die „schwsbenden"
V'erhaüdlungen in der Darifreform, diesem! Beschlutz inves
nie nach.

Schw'eiz: Die Generaldirektion der Bundesbah-
nen beschäftigte sich in einier Denkschrift vom Ssptember
1903 eingehsnd mit dem KiloMeterheft, die u. a. „ganz
großartige Ausdehnung' ber Kilometevabonnements in
Baden" erwähnte, ohne indes ihre „Einführung für das
Netz der Buüdesbcchnsn zur Zeit bsfürworteu zu kön-
nen." Doch sollen die „bezüglichen Studien fortgesetzt"
werden, um gegsbenenfalls auf die Sache zurückzukom-
men.

Holland: Hier allsin hatien die Bestrebungen Erfolg.
Jm Sommer 1896 bereits wurden ganz nach badischeni
Muster Kilometerhefte eingeführt, was auch die „Karls-
ruher Zeitung" selbst in ihrsr Nummer 377 vom 44.
August 1896 ankündigte.

Spanien: Sogar die spanischen Eisenbahngesell-
schaften -entschlossen sich- vom 11. Juni 1904 ab Kilometer-
hefte zu 1800 bis 12 000 Kilometern auszugeb-en-.

England und Am er i k a- endlich kennen dis Ein-
richtung seit Juli 1896 (euglische Nord-ofib-ahn) bezw.
Juni 1898 (Newy-orker Zentra-Ibahn) in Geftalt von 600»
und 1000 Meilenheftsn.

Und wie w-ar d'er Erfolg in Baden: Mögen die trok-
kenen Zahl-en für sich! sprechen. Sie sind beweiskrästiger
äls spaltenlange A-usführu-ngen:

Es w-urden verkauft und d-afür vereinn-ahmt:

'Jm Jah-r 1896 s-eit Mai 72794 Kflometerhsfte mit

2 146 265 Mk. Ei-nnahmen; 1896: 87 082 KilomsterheftL
mit 2 510 306 Mk.; 1-897: 118 654 Kilomsterhefte mii

3 406 850 Mk.; 1898: 138 273 Kilometerhefte mit

3 934 707 Mk.; 1899: 167 669 Kilometerheste mit

4 470 020 Mk.; 1900: 173 796 Kilometerhefte mit

'4 890 615 Mk.; 1901: 206 417s/2 Kilometerhefte mit

6 720 7521/2- Mk.; 190-2: 246 7781/2 Kilometerheste mit

6 768 1171/2 Mk.; 1903: 276 621 Kilometerhsfte mit.

7 640 860 Mk.; 1904: etwa 300 000 Kilometerheste'
(schätzungsweise) etwa 8 600 000 Mk. (schätzungsweise).

Mithin eine Steigerungin der Zähl der verk-auf-
ten Hefte um mehraIs 300 Pr 0 zent, der Einnah-
men mit ebenfalls rund 300 Prozent.

Und eine Einrichtung, die d-iesen in der Geschichte des-
Eisenbahntariswssens oh-ne Beispisl dasteh'enden Erfolg
geh-abt hat, will maü u-ns nehMen-? Gar um die ver-
hängn'isvolle Gabe einer weiteren Klasse? Nein, man
kann und wird sie uns nicht neh-men.. Man kann dem
badischen Wolk nicht zumut-en, daß ss ein-e ihm li-ebge-
wordene und wirtschaftlich wertvolle Einrichtung aufgebeu
soll, ohue eine entsprechende Gegenleistun-g zu smpfangeu.
„Es gibt wenig Einri-ch-tungen auf dem Eisenbahngeb-iet,
in d-eren Schätzung Rsgierung und Publikum in Baden
so einig sind, als in der Bewertung derVor-
züge d e s K i l 0 m e te r h e f t s. Man denkt deshalb
auch nicht im allermindesten daran, diese Einrichtung säl-
ten zu lassen" (Offiziöse Erklärun-g in dsr „Allgemeiiien
Zeitung" im September 1903). — „Das Kilometerheft
ist die einzige und- beste Waffs geg-en die Ablsnkung des-
Personenverkehrs" („Frankfurter Zeitung vom 22. März.
1904).

-Die Regierung weiß, datz alle Parteien ohne Aus-
nahme in diefer Frage hinter ihr stehen. Möge sie d-anach
handeln und jede Zumutun-g einer Annahme d-er teuerew
preußischen Tarife standhast zurückweisen. Noch! ift das
viel geschmähte uüd gerade von norddeutscher Seite
mit Vorlisbe schlecht gemachts badische Kflometerheft die
dem Jdeal nächfte Fahrkarte. Solange es das b-Ieibt, so-
lange hinter dem vorgeschlagenen schon an uüd für sich
teueven- „Reformtarif" immsr wieder der Pferdefuß des
Schnellzugszusch'Iags hervorschaut, solange bleibt — diese
fefte Zuversicht Haben wir auch z-u unserem neuen Eisen-
bahnminister — das Kilometerheft in Ehrsn und unge-
achtet aller Schmä-Hungen uüd Geg-enbestrebungen unserem
badischen Wolk erhvlten!

Kteme ZeitAKg.'

— Der Fernsprecher in Bcrlin. Me Stadt Berlin
dürsts uübestritten das größte Ferüsprechnetz der Welt
besitzen. Die Gesamtzahl der Fernsprech-Ansch-Iüsse in
Groß-Berlin hat jetzt 86 0M überschritten. Eine Auf-
üahme dsr Oberpostdirektion vom 1. Aprtl 1906, dem Be-
ginn des neuen Rech-nungsjahres, ergibt genau 86 076
Anschlüsse. Die Zählung umfaßt die Anschlüsse, die im
Ferüsprechverzeich,nis zus-ammengefaßt 'sind. Aus dis Ver-
Mistlungsämter von Berlin ssl'bst entfallen 0avc-n sast
69 000 Anschlüsse. Die größte der Berlinsr Vermiit-
lungsanstalten ist das Amt 1 mit 13 538 Anschlüsseii. An
zweiter Stelle steht jetzt Amt 4 mit 12 884 Anschlüssen.
Dann folgt Amt 3 mit 10 503 Unschlüsssn. Amt 6 hat
für sich allein 7368 An-schlüsse. Da Amt 6a 2637 und
Amt 9 5983 Anschlüsse z-ählt, so sind in der Lützomstraße
bis j-etzt 16 000- Anfchlüsse vereinigt. Das künftige Amt 6
in dsr Körnerssta-ße dürfte mit nahezu 20 000 Anschlüssen
bei seiner Eröffnu-ng da-s größte 'Fernsprechwmt da-rstellen.
Däs Amt 7 zählt 7118, 7a 242-1. Das kleinste Berlinsx
Amt ist nach wie vor Amt 2 in Moabit mit 6208 'An-
schlüsssn.

— Die Courschleppe der Kronprinzessin. Wir lesen in der
„Voss. Ztg ": Die im Atelier von Frau Elisäbeth 'v. Wedel,
Halle'sche Straße 4, angefeitigte Courfchleppe der künftigen
Kronprinzesfin, eine Hochgeitsgabe des Kaiserpaares, ist jetzt
zur allyemeiueu Besichtigung im Kunstgewerbe-Mufeum aus-
geftellt. Die retzvolle, von Professor Döp-ler d. I. entworfene
Zeichn-ung ift tm Stile Louis XVI. gehalten uud ruft trotz der

Solidität der AuÄführung — schwere 'Sil-berstickerei auf he'll-
rosa Svanmet — durch Lie Zierlichkeit des Musters doch vor
allem den Ein-druck leichter Grazie hervor. Die vier Meter lauge
Schleppe w'ird vou einer schön stilifierten Borte begrengt, in der
ein Arabesken'muster von schweren Silberrösetten u-nterbrochen
wivd. Die Zeichnung der eigeutlichen Schleppe besteht aus
schön geschwungenen, durch Ketten und Blätterranken- -verbnn-
denen Ke-lchen, aus denen- Rosen und an'dere Blumen cmporstre-
ben. Hier ist dte zierliche Ranke der Winde aufs glücklichste
verwertet. Der obere Teil der Schleppc ist mit Streulblumen
aller Arten bestickt: Nelkeü, Rossn, Mavgueriteu, Ede-lweiß,
Vcrgitzmeinnicht, Eichenblätter usw. Die Genauigkeit der
Ausführung geht soweit, datz man -die Stickerei eher für das
Werk des SilbersHmie-ds als weMicher Hcmde. halten möchte.
Belsonders kommen die teils in stark erha-bener Arbeit ansge-
führten, teils ganz -frei vom Grun-dstoff sich abhebendcn Rosen
und Kelche zri prunkvoller Wirkuug. Die Schleppe wird zu
einem Weitzen, silbergestickten Tüllkleid über rosa Atlas getra-
gen werden.

— Der Jnfluenzabazillus äls Errcger der Genickstarre. Die

bakteriologischcn Forschiungen- über die Entstehung der Genick-
starre haben bis jctzt zu eiuem wenig befriedigenden Pesultat
geführt. Alltzemein wird -der Fränkel-Weichselbaumsche Coccus
als >der Erreger der Genickstarre angese'hen. Das ist aber nicht
eine für diefe Krankheit spegififche Bagi'lleuart, vielmehr ist es
derselbe Keirtt, welcher auch die Lungenentzünduny hervorruft.
So erklärt sich auch, datz der Pi-lg so oft von- der Nasenhöhle
aus in bas Geh-irn eindringt nnd datz s-o oft Lungen- und Hirn-
hautentgündung zusammcntreffen, nicht geklärt ist äber damit
dic Tatsache, da-s Endemien, die in bestiinmten Ortcn uud zu
bestimmten Zeiten austreten, einem so überall vorkommenden
Bazillus ihre Entstehung vcrdanken sollen. Daher hat man die
bakteriologischen Uutersuchungen wciter fortgesetzt uud bei der
Hirn- und RückenmarkshautentzüNdunig HLufig den sogen. Pfeif-
ferschen Bagillus, den Erreger der Jnfluenga, ge-fun-den. Aller-

dings sind diefe durch den Pfeifferschen Bagillus verursachten
Fälle von- Hirnha-utentzündung ziemlich seltcu anzutreffen un-d
stnd im- ganzcn bis jetzt blotz ctwa 1S Fälle veröffentlicht wor-
deu. Einen neueren üerartigen Fall, -der gerade in -der Ge-
genwart beson-deres Jnteresse gcwä-hrt, pübligicrt socben Prof.
Mya, Vorftan'd der Kinderklinik in Florenz. Diesem Forschcr
gelang es, aus dcm Blute eincs a-n Gehirn-haut- uud Lun-geu-
entzündung erkrankten- Kin'des deu Pfei-fferschen. Jnflaenga-
Bazillus zu guchten. Hier geriet der Keiin aus einem Lungcn-
cntzündnnysherd mit dem Kreislauf ius Gehirn. Pro-f. Mya
ist -der Ueberzeugung, datz dem Bazillus der Jnstuenza hinsicht»
lich der Entstchung dcr Genickstarre, wenn nicht ein glei-
chcr, so doch ein nur um ein wcni-g ger-ingerer Wert beigemesseu
werden müsse, wie dein Fränkelschen Bäzillus. Tatsächlich
dürfte «S an der Zeit sein, die Fotschun-g darauf zu richten, 00
nicht ein Zufanimcnhan-g zwischen Jnfluenga und -dem^gehäuf-
ten Auftreten der Genickstarre besteht.

— Paris, 26. Aprfl. Ein gräßliches Wahn»
sinnsdrama spielte sich- am' Ostersonnta-g m dsm Pa>
rissr Vororte Aubervilliers ab. Dort wurde der Tischler
Georges Thauvin tobsü'chtig; er stürzte niit einer Säge
auf seine krank im Bette liegend-e Frau und begann ihr
das Bein- ab-zu-sägen. Der Unglücklich-en gelang es in-
dessen, trotzdem sie Blut in Strömsn a-us einSx furch-tbaren
Wunde verlor, sich zu Nachbarn- zu flüchtsn. Kurz dar-auf
HLrte man einsn ftirchtbaren Lärm und gräßliches Ge-
winsel aus der 'Wohnung- Ehauvins erschallen, und als
die Nachbarn dte Türs erbrachen, bot stch ihnen ein ent-
setzliches Schauspiel. Der Wahnsinntge, dem Gesicht,
Arme und Hände zerbissen warsn, sodaß ihm Fetzen von
den Wangen heräbhingen, hielt noch eins blutige Säge in
 
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