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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1905 - 31. März 1905)
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47. Jahrgauff. — Nr. 61.

Erscheint täglich, Sonnt-agS cmStzeriommen. Preis mit Familieniblättern monatlich 50 Pfg. in'» HauS gebracht, b«t der «xpeöition unh Len Zweigstationen abgeholt 40 Pf>.

Durch di« Post bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschlietzlich Zustellgsbühr.

'lnzcjg«. „ prejZ: 20 Pfg. für die Ispaltige Pekitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. gür hiestge GeschäftS. u. Privcrtanyeigen «rmätzigt. — Fü, di« «ufnahn» »on «nqeig«,
. bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitun« u. Len städt. «nschlagstellen. Fernspr. 3S.

Toleranzkommisfion des Reichstags

lc>a a-rn Freitag über den 8 2, der nach der Vor-

Te des Jentrums lautet:

in Bestimmung des religiösen Bekeirntnisses.

b'^^chem ein Kind erzogen iverden joll, ist die Verein-
Eltern maßgeLend, welche sederzeit vor oder
'.^>Nehung der Ehe getroffen werden kann. Die
b„:^Earnng ist auch nach denr Tode des einen oder
Elternteile zn bsfolgen."

b^. ^üader (Jrs. Ngg.) hat hierzu euieii Arrtrag einge-
schr^. ^ sür die rekigiöse Kinderergiehnng die Vor-
llten des Biirgerlichen Gesetzbuchs über die ^Sorge fiir
^ Perioi

-vilb

on des Kiüdes an die Stelle des 8 2 treten lassen

. b- Vollniar (soz.) beantragte, daß nach dem Tode
stb'"'"?n oder beider Elternteile nicht die Vereinbarung

^ die Kiüdererziehung zu befolgen sei, sondeni daß
lleberlebenden die Beftimmung über die religiöse

de>

^^rziahung zustöhen soll. An der eingehenden Ver-
hieriiber beteiligten sich Schrader (Frs. Vgg.),
"'"V (kons.), Dr. Dachem (Ztr.), Dr. Spahn (Ztr.),
(Ztr.), v. Vollmar (Soz.) und Hoffmann (Soz.).
q^bokich wurden die Anträge Schrader nnd v. Bollmar

^ - wurde Satz 1 angeuommen, der zweite Satz

Elt/ .^er in Er-nimiMlung einer Vereiübarung der
Äe/v ^ Borfchristen öes Bürgerlichen Gefvtzbuches
sg, "w Sorge der Person des 5stndes auch fiir die Be-
des religiösen Bekeuntnisses gelten lassen will,
ohne Verhmrdlung angenommsn.

^ctw ^ üuitet: „Gegen den Willen der Erziehungsbe-
hgu ^arf eiu Kind "k'cht Zur Tsilnahme an dem Re-
ligu^uiiterricht oder Gottesdienst einer aüderii Rc-
^^ueinschaft angchalten werden, als den in 8.s 2
^ -getroffenen Bestimmungen entspri-cht."

beantragt Sllfrader (Frs. Vgg.), datz gegen den
bes Erziehuugsbcrcchtigtcn cin Kind nicht zur
l>j^?"bme an einem Religionsunterricht oder Gottes
oisti? "Ullehaltcn wexden dürfe. v. Vollma-r (Soz.) be-
ba-tz die Religionsunter-weisung keinen lehrplan-
Gegenftand öffentlicher Schulen bildeir dürfe.
bex ^. Vechandl'ung beteiligten sich die Abgg. Schra-
Pgg-), v. Bollniar (Soz.), Stolle (Soz.), von
(Teutsch-Hannoveraner), Dr. Backfem (Ztr.),
kFch Bp.), Hoiffniann (Soz.), StadGagen HSoz.),
«nf (kons.) und'Dr. Plchler (Ztr.). Dabei wurde
boy, Berfngung des württembergischen Ministeriums

bie j, ^ - RovsmL-er 1904 hingewiesen, wonach Kinder,
^ii,^?. Etiger Weise keiner Religionsgem-einschast oder
-^chen angghören, für die in ösfentlichen Schulen
chi ^"^ursterricht nrcht erteilt wird, von der Teilnahme
E'gwvAunterricht zu eutheben sind, wenn und so--
Er Erziehungsberechtigte dies beantragt. Ebenso
Pei'fügung des Minisieriums Falk hinge-
AntragS-chrader wurde angenom-
d>P„ ' ber Antrag v. Vollmar und oer 8 4 des
' abgelehnt.

Stadttheater.

3 auberflöt

N ' " versIote" Ove? m c>° r g 13. März.

3'^d°n W. A. Mozarv """ E. Schika-

^ Jahre lagen die Noten zu Mozarts „Zauberflöte"
^nke des SLadttheaters, bis sie nun zur gestrigen Aur-
^ v wieder^ hervorgeholt wurden.


^n^^der hcrvorgeholt wurden. Das unvergleichlich
.^üüich (oklte in kürzeren Zwischenräumen wicdeckehren.
dn Üe fz ^ für eine kleine Bühne nicht leicht, die nötigen
Se» ^ni/ "wÜ Oper zu stellcn, allein der Versuch ist, abgesehen
-t). tzjgw Kleinigkeiten, doch gestern im wesentlichen gelun-
fiz^tzer' P^otzer Teil dieses Erfolges ist unserem ftädtischen
»u vg zZvelches gestern Hervorragendes leistete, zuzuschreiben,
Alsrrn Direklor Radig für die vorzügliche Einstudie-
h,/'- auch die Künstler selbst taten alle ihr Bestes und
letz)iZanz bei der Sache. Als Tamino überraschte
w . ' Zpi/ f s o d aufs angenehmste. Seine Stimme, die in der
tz„^cht " °ie nötige Schonung erhalten hatte, kam gestern
>>i h- ^ D^eltung, sie klang klar und rein bis in die höchsten
li°,^rhts stand als Pamina Fräulein Sarti

^00 be 2m Gesang sowohl als auch im Spicl

^of der Höhe. Eine reizende Königin der
^>i hattc' Wi^smann. Tie Anstrengungen der letzten
Tg-Ü cg,^, ^ >hre Stimme nicht im geringsten beeinträchtigt,
8es,?ve. .>>?^Üern lag in den Tönen ein Wohllaut von seltener
Si bie jp,, ^orasto konnte Herr Lange nicht ganz befriedi-

Rs^eZ 'fvrchführung der Arie in der zwölften Szene des
?iick>dapaa,> »ur mit Mühe und Not. Herr Hand
krica^r eine recht drollige Figur. Stimmlich war

Ü ^llenz °>^oniert und so brachte er seincn Part sehr be-
kgg ?l. DkV^^rchführung. Eine reizende Papagena war ihm
Oti §>e>-^ beschieden. Die kleine Rollc des Sprechers
r> Becker, die des hinterlistigen Monostatos bei

Deutscher Reichstag.

Berlin, 11. Mürz. 'Jn Ver heute abgehaltenen
Sitzun-g des Sentorenkotwents des Retchstages, dcm
mir die SvMldsmvkraten mcht beiwo-hnten, wies Prä-
sident Graf Büllestrem a-uf dte Pflicht des Reichstages
htn, den Etat bts' zum 1. Aprül zu erledtgen und fühcte
aus, es 'werde schwer hcilten, bis dahin d-ie Etatsbera-
tunig durchjzuführen. wen-n nicht Me Fraktionen sich ein-
zuschränken suchten. Die Senio-ren waren der MeimlNg,
dafz die Jnnehalttmg: des Verfassungsmäßigen Endter-
m-ins sehr wohl zn verwirklickM wäre, wenn sich die
Fra'ktionen dahin einigten, datz für jcden noch ansstshen-
den Wat die Höchstzühl 'der Sitzungstage kon-
tingeiitiert würde. Das Bureau des Reicksstages
soll bis zmn näckjsten Montag> einen entsprechettden Kon-
tinlgentsplan ausstellen, und die Senioren sollen ailsdann
nvchmals zu einer vertr-aulichen Verständignng eingela-
d-en werden.

Deutfches KeiK.

— Ob-erst Leutwein, der nach der Riviera gereist
ist, wird noch einige Wo-chen üvrt vecweilen. Zuverläss-i-
gen Mitteilungen ans dein Schutzgebiet z-ufo-I-ge handelt
es sich bei der 5l'ur des Qbersten nicht um die Bchebung
eines BeiNlsidens sondern oielNiehr um eine Rücken-
m a r k - E r kr a nk u n g. Er konnte schvn aus diesem
Grunde nick)t mehr Verwendung im Dieüst finden. —
General von Trotha -hat den Wnnsch geäußert, a-us dem
Schutzgebiet abberufen- zu werden.

Baden.

— Aüs Anlatz -des WechsÄs im Staatsministermin
fchreibt m-an dec „Stratzb. Post" aus Karlsrnhe: Be-
kannklich hat das Staatsmin-isterimn rm Jahre 19>)2
einsti-NNNig die M-sicht ausgesprochen-, datz unter gewifsen
Kautelen das eine oder andere Kloster zugelassen
werden könnte. Die darauf ibezügliche Erklärung öes
Kültusministers Jrhrn. v. Du s ch in der Zweiten Kam-
mer hat bekanntlich den Klostersturm zur Folge g-chabt.
Wir -lassen es dahingestellt, welchen Erfolg diese Bewe-
gnng erzislt hat; wsii-n die Zentrumspresse ri-chtig unter-
richtet war, und die Mitteil-ung rst seiner Zeit unwider-
sprochen geblisben, so ist aüf dresen Beschlutz des Staais-
ministeriums eine Entschlietzung des Landes-
herr n noch n icht erfolgt. Mit der anderen Zusant-
m-ensetzu'ng- des Staatsministeriums ist aber auch der Be-
schl-utz vom Jcchre 190-2, -der nie Rechtskrast erlangte,
hinsällig geworden. Das nene Staatsmimsteriu>in mntz
also zu der LAostecfrage von neuem Stellung nchmen,
un-d es lätzt sich in keiner Weise vernmten, wie diese ans-
sallen wird, da die Sl-ellungnahine der neu eing-etretenen
Gcheimräte Becker und v. Mars-chall nicht bekannt rst.
Alle PropheKeiungen n-ach di-eser Richtung sind daher
verfrüht. Es -werden übrigens aus der klosterfreundilichett
Haltung -'des Unterrichtsministers- v. Dnsch- anch ungün-
stige Schlüsse auf dessen Lrberalismus -gezogen. Und da
wird übers Ziel 'west hinausgeschossen. Me Stellung

Herrn S t a u f f e rt in guten Händen. Auch der Chor hielt
sich wacker. P. V.

Kleine Zeitung.

— Hochschnlnachrichten. Aus Berlin kommt die Mit-
teilung, datz an der dortigen Universität eine Professur
für Verwaltnngswissenschaft errichtet werden soll.
Es ist gelungen, für den neuen Lehrftuhl in Dr. Iastrow
eine Persönlichkeit zu finden, die alle Garantien dafür bietet,
datz die Aufgabe in vorurteilsloser und freier Auffassung, auch
der modernen Verwaltungsprobleme, gelöst wird. Es liegt hier
einer jener Fälle bor, in denen ein Gelehrter in jahre- oder
jahrzehntelanger Arbeit eine neue Disziplin begründet, wie
es Jastrow mit seiner „Sozialpolitik und Verwaltungswissen-
schaft" getan hat, bis der Behörde gar nichts übrtg bleibt, als
die Einfügung des neuen Faches in die Lehrverfassung auch
amtlich auszusprechen.

— Berlin, 11. Mär-z. Heute Morgen 6-A Uh-r vir-
suchte ein llnbekannter auf dmn Bahnhof Friedrichsstatze
au-s dem geöffneten Fahvk-arteNscha-lter ein Zach-Ibrett mit
260 Mark SilbergeId cm sich zu reitzen. Die
Fah.rkarsten-Derköuferin schrie rrm Hilfe, worauf Herbei-
estende den Räuber fckstnahimen und seins Verhaftung v;r-
anlaßten.

— Bern, 11. März. Das Hospiz auf dem St.
Gotthard wurde nachts durch Feusr zerstört. Dec
Brand entstand am Donnerstag Abend im Kamin.
Herbeigeeilte eidgenössische Trnppeu konnten nur weniges
rettsn. Es blieb nur ein Aschen-Haufen.

zur Klosterfrage hat mit dsm Libecalismüs n-ichts- zu-
tun. Seinen Liberalismus u-nd s-eine Gegnerfchast gegen
Kerikale Strömmngen chat indesfen Herr v. Dufch in un-
z-weideutiger Weise in felner S -chulpolitik bewiesen,
und er hat auch, seiner innersten Uederzengung folgend,
au-f -dsm letzten Landta-g die Wo-rte gesprochen: „J-ch lasss
mich aü Liberalismus von dem Abgeordneten Qbkircher
n-icht übertreffen." Es liogt d-aher sür die Liberalen kein
Anlatz zn Befürchtungsn vor, und nian kom-mt nach
wiederholten -Erwägungen imrner wieder zrr dem gleichen
Schlu-ß, dah die bMsche Regierung die bewährlen Bahnen
einer gemätzigt 'liberalen Politik nicht verl-afsen' wird.
Dafür bürgt doch fchon zur Genüge die Person des Lan-
desherrn selbst.

— Wiesenb-ach, 12. März. Heute Nachmittag
3 Uhr fand im G-aslhaus zur „Kroue" si.re u a t i o n a l-
liberals Verfammlung statt, welche von elwa 60 Per-
sonen befucht war. Professor Metzger auö -Heidelberg
hielt einen einftündigen interessants'i un-d lehrreichen
Vorlrag über das neue Landtagsw.rhlrecht und üver die
Pftichten und Rechte der 2. und der 1. Kammer nach den
n-euen Bersassungsbestinmiungen. Redner faud fiir seins
Ausführungen lebhaften Beifa-ll. Bürgermeister Schmitt
dankte im N-amen der Versammlnng nochmals besondsrs.
Einen speziell für die La-ndwiiste interessanten Vortrag
hielt sodann H-err Gernshei m e r über „Tabakbau".
Auch für seine Ausfüchrungen zeigte man roges Jnteresss.
Nachdem Herr Dorn zu dem Landtagswcchlrecht noch-
mals das Wort ergriffen und in seinen Ausführungeir
auch der nationallibemlen Presse, dls zu unterstützen
Pflicht eines jeden liberalen Mannes ist, gsdacht h-cstte,
wurde die Versammlung, die aufs beste verlaufen ist, ge-
gen hall' 6 llhr geschlossen. .

Prcußen.

Bromberg, 11. Mürz. Die vielbesprochene Mel-
dung von Veranstaltungen von Familienabenden katho-
lischer llnterofsiziere in Bromberg wird von der hiestgen
„Ostdeutschen Rundschau" auf Gruno authentrscher Fu-
sormafionen für fals ch- erklärt mit dem Hinzufügen,
daß ^die Veraüstaltungen- i n t er k o n f e s s i o n e l l e
seien.

Sachsen.

Dresden, 11. März. Das „Dresd-ener Journal"
meldet: Nachidem- der König beschlossen hat, mit der
Fo-rtfülhrung seiner Pridatang-elegenheiten zu der Gca-
fin M ontig n o i o eirchn Staat sm<i ni-ster zu
betrauen, tst die 'dem iJnstizrat Körner - Dresden bis-
her erteilte Nollmacht zurückgenommen -worden.
(BekanM-ich hcst Körner bei den Verhandilungen rnst der
Gräfin sich wenig taktvoll benommen.)

Arrs der Karlsruher Zeüung.

— Buchhalter Anton Kuth bcim Grotzh. Hauptsteueramt
Karlsruhe wurde zum Revidcnten bei der Steuerdirektion er-
nannt.

Karlsru-He, 11. März. Der Grotzherzvg
eiirpfing cheilte Donnittag den Präsidenten Dr. Mcolai

— London, 11. März. Jn der Griiüe zu Liioonpm
in Wciles fand gestern- Abend eine schwere Explo -
s i o n statt, wodurch an hnndert Arbeitsr eingeschlossen
wurden, doch gelang es den grötzten Teil der Emgeschlos-
senen zu retten. 17 davon stnd schwer vecis.st, 20 bis 30
dürften tot sein. Mehrere Leichen imirdrr bereits ge-
borgen.

Literarisches.

—* Mepers Grotzes Konvcrsations-Lexiko». Ein Nach-
schlagewerk des allgemeinen Wissens. Sechste, gänzlich neu-
bearbeitete und vermehrte Auflage. ^Mehr als 148 000 Artikel
und Verweisungen auf über 18 240 Seiten Text mit mehr als
11 000 Abbildungen, Karten und Plänen im Text und auf über
1400 Jllustrationstafeln (daruntcr etwa 190 Farbendrucktafeln
und 300 selbständige Kartenbeilagcn), sowie 130 Textbeilagen.
20 Bände in Halbleder gebunden zu je 10 Mk. (Verlag des
Bibliographischen Jnstituts in Leipzig u. Wien.) Von Meyers
Grotzem Konversations-Lexikon ist soeben der neunte Band
erschienen, der wiederum eine grohe Fülle des Jntereffanten
birgt. So werden allen die beiden Artikel „Herero" und „Hot-
tentotten" sehr willkommen sein, um sich über unsere Feinde in
Südwestafrika genauer zu orientieren. Die Kriegsgeschichte
dieser Kolonie ist bis in die jüngste Zeit klargelegt und eine
ausgezeichnete Karte Südwestafrikas, mit Kartons von Wind-
huk und Swakopmund, gibt uns nicht nur über die Lage der
Kampsplätze, sondern auch über die Züge unserer Truppen-
fiihrer, über die Wafferstellcn »nd die Hauptlager der Herero
und Hottentotten, die Missionsstationen usw. ein genaueres
Bild. Ueber die Entwicklung des Heerwesens belehren die
Artikcl „Heer" und „Jnfanterie". Sehr intereffant für die
Kenntnis der inneren Entwicklung unseres Landes sind die
 
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