*>ttwoch, 8. F-bruar 1MS.
Erites Blatt.
47. ZLhrgang. — Nr. 38.
Gomitae» P«tt «N YamitterkMtt««, uwnaMch ss Pfg, trst» Hmü» «ebracht, L«t der SrpodNbn urch d«n Lwe»gstation«n abgeholt «0 Pfg,
>. auSschNetzlich ZustellssbÜH^
Durch di« ^
E"I«t,«nprei«: L0 Pfg. für di« tfpaltige Pettt-eil« od«r der«n
L»stiuuni«n Lagen toird kein« Verantwortlichkeit übernommen. -
begogen vtsrteljährlich 1,öb Mk.
m. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS» u. Privatcmzeigen «rmätzigt. — Für bi« Aufnahme von An-eig««
Anfchlag ber Jnserat« auf den Plakattafedi d«r tz«id«lbevger Zeitung u, den städt. Brrschlagstellen. Fernspr. W.
Sozialdenrokratie und Gemütlichkeit.
^ ^ Der aus Sachsen stammende Bergmann Scheibe
^üdüeutschland erst auf seiner gegenwärtigen Rede-
iiib^' ihn am letzten Samstag nach Heidelberg
^ Orte, kennen gelernt. Er konnte ern gewisses Erstau-
^ ^ ntcht zurückhalten. Ja, sagte er, wenn es riberall
^...^are, mie in Süddeutschland, so gemütltch, dann
ivrn ^ ttmnche Schärfe im Kampf ber sozialen Gegensätze
Z-^isen. Wir quittieren dieses günstige Zeugnis über
zn""entschland mit Dank und dürfen es auch aus die
^^nlaude und große Teile Westsalens ausdehnen. Wenn
sicb l^s^len Kreise im Notden und Osten Deutschlands
ichärfer von einander abgrenAen als bei uns, so mag
^nmal daher kommen, daß die Kultnr in Süddeutsch-
u,n mehrere Jahrhunderte älter ist als dort, vor
l^>n cchxx daher, daß Süddeutschland altes Germanen-
öas 3. ganze Volksstämme mit Sack nnd
w n eingezogen sind, während der Qsten slavisches Land
äessen eingesessene Bevölkerung von deutschen Her-
Unterworsen und allmählich germanisiert wurde. Die-
Verhältnis von Herren u. Bcherrschten wirkt dort
ch noch nach. Jst es äußerlich auch beseitigt, so macht
^ äch doch in denr sozialen Empfinden noch bemerkbar.
I ^u siehr da wieder einmal, wie zähe sich alte ehemals
'tz ^chtigte Auffassungen erhalten. Sie dringen in die
w.^seele ein nnd leben da unbewußt weiter, wenn die
^ nände, die sie. hervorgerufen haben, längst der Ver-
^^Urheit angehören.
Ws» u.n nun auch dort die „Gemütlichkeits-Berhält-,
^' allmählich besser werden, so hat die S 0 z i a l d e-
y,°Eratie sicherlich kein B.erdienst daran, wie-
auch sagen uruß, daß es in Süddeutschland nicht
js^u sondern trotz der Sozialdeniokratie gemütlich
ihx ^as hat demr die Sozialdemokratie, was haben
1,. ^ Redner, ihre Agitatoren, ihre Presse bisher getnn,
den K l
a s s e n g e g e n s a tz zu miIdern mvd
H ^ Z ugleichen und damit die Grundlage für dre
iiir .Ecksteit L" sckiassen? Sie haben nicht nur nichts da-
»ri° chudern alles dagegen getan. Sie Prokla-
tz^u nicht die Klassen v e r s ö h n u n g, sondern den
>>er ^ ^ ^ l- spwlen immer noch „den Sklaven,
i,h die Kette bricht", obgleich das längst uicht nötig
h jn Sriddentsckstand niemals nötig war. Es sollte
tzo eudlrch auch in diestr Hrnsiäst die Zeit konrmen,
iistn r Sozialdemokrat sich als innerlich sreier Mann
der semen Wert in sich selber setzt und nicht nötig
xxst Andere herabzuwürdigen, um eigene Geltung zu
Dre ausständigen Bergarbetter im Ruhrre-
b^p daben ein so schönes Beispiel von Besonnenheit,Selbst-
iii^^ichung und Charakter gezeigt, daß man sagen
gsH(er ^ sicheres, rnhiges Selbstvertrauen ohne
vorhanden. Wkan lasse es überall walten, dann
ki^' Üch die Gemütlichkeit, wo sie noch fehlt, von selbst
sn ^Hen und dann werden auch die wirtschastlichen Be-
^..dungen der Arbeiter leichter nnd glatter zum er-
mchten Zrele siihren.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Februar.
Das Haus berät die Jnterpellation Trimborn (Ztr.),
welckie ansragt, ob noch in der gegenwärtigen Session
ein Gesetzentwurf zu erwarten sei, worin die regel-
mäßige Arbeitszeit dev Fabrikarbeiter
über 16 Jahre anf höchstens 10 Stunden täglich be-
schränkt wird.
Staatssctretär Dr. <8ras v. Posadowsky erklärt sich
zur sosortigcn Beantwortung der Jnterpcllatiou bcreit.
Abg. Trimborn (Ztr.) Ibegründet seine Jnterpellation
und führt aus: Die Arbeitszeit ist nicht in genügeirdem Ber-
hältnis zur gestiegenen Jntensivität dcr modernen PraduktionS-
iweise gesunkcn. Als Mindestes iMsse der Zehnstunden-
tag für die Fabrrkarbeiter erreicht werdcn. Ter Zehnstun-
dentag ist der berechtigste Anspruch des Jndnstriearüeiters im
Jnteresse dcr Gesnndheit, des Familienlebens nnd Gemein-
wohls, aber die Schafsnng bestimmtcr Ausnahnien. z. B. für
dic Konsettionisindustrie wahrend der Saison sei national-.wirt-
schaftlich unbedenklich. Das Ziel müsse ungeachtet des Wider-
spruchs der Landwirtschast angestrebt werden, znmal nach Er-
höhnng des Zollsutzes für Agrarprodnkte. Fabrilinspektoren,
Arbeiterverbände, Reich-stag und Presse seicn Lnrin einig, die
Negicrung möge ba-ld erne günstige Lösnng nnden.
Staatssekretär Dr. Gras v. Posadoivsky: ES sei richiig,
datz die Ansovdernngen an die Arbeiter gestic.gen seien und üatz
im allgemeincn die Leistungen nicht mit einer verkürzten! Ar-
beitszeit sänken. Die Rcgierung lehnte aber -isher dcn allge-
meincn Maximalarbeitstag aü, weil in den einzelncn. Jn-
dustrien nach den prtlichen und hygienischen Vcrhältnissen der
Arbeitstag sich sehr verschieden bemcsse. Bci der autzerordcnt-
lichcn Bedentung der Sache habe er alle verbündeten Regiernn-
gcn über ihrc Stellungnahme zu der Jnterpcllati>on be.fvagt.
Bishcr hätten blotz acht Regiernngen entweder entschieden äb-
gclehnt oder betont, eine so ticf einschneidende Frage müfsc vor
der Beschlutzsassiuitz npch emgehend erwogen werden. Bezüglich
de.S Zebnstundenlag.es für F a b r i ka r ve iterim -
ne.n hosse er bis Ende des Monars einen Elesetzcmwnrs vor-
llegcn zn können. Bei den Regierungen von Oefterreich-Angarn
der Schtveiz und Jtalien sei angesragt worden, wie sie sich zn
eincm gleichzeitigen Vorgehen in dieser Angelcgenheit stellten.
Bishcr habe die Schweiz eine fast znstimmende Äntwort ge-
geben; fMs cs müglich wäre, bei mrgemeffener Uebcrgangszeit
für Fabrikarbciter in llebereinstrimnnng mit den vier Kon>-
kurrenKländern die Arbeitszeit herabznsetzcn, würden allerdings
die Bedentcii bezüglich der internationalcn Konkurrenz wefcnt-
lich abgeschwächt. Er wolle hosstn, ixrtz die Verhandlungcm zn
eine.m günstigen Resultat führten.
Das Haus tritt sodann in die Besprechuntz der Jnterpella-
tiou ein.
Abg. Fischcr ('Soz.) tritt sür dcn Achtstnndentag mit Ab-
stusung ein, der Zehnstnndentag bedente einen Rückschritt. Die
Regieinmg habe gegen den mehr als Zehnstnndentag trotz des
Mitzbilligens der Unternehmer und des Einschreitens dcr Poli-
zei noch nichts als Erwägungen gehabt, nnd bringe auch hente
wieder Entschulditzungsgründe, nm den Mangel an gutem Wil-
len zn verdccken. Eine Verkürzuntz dcr Arbeitszeit sei nnbr-
dingt nötig im Jntcresse der dlrbeiter. Redner kritisiert sodann
dais Verhalteii des Reichskanglers und sagt unter anderem, datz
die Arbeiter von dieser Regierung nichts zu erwarten hätten
(Unruhc). Die Sozialpolitik dcs ZcntrnmS sei programmlos,
die ganze Politik desselber« sei ein Kuhhandel.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky tritt den An-
grifstn des Abg. Fischer gegen 'die Rcgicrnng entgegen.
Abg. Lehmann (ncrtl.): Ein Normälarbeitstag würde das
Erwc-rbsleben schwer schädigen. Die TextilinLujtrie würde
dnrch eine Verkürznng der Arbeitszeit für Fvanen rumiert
wcrden.
Abg. Schickert (tons.): Jn Grotzbetriebe» sei der Zehn-
stundentag wohl möglich. Dic staatliche Rcgc'lnng müsse abcr
abgelehnt werden wegcn der Kleinbetriebe und 'es HandwerkS.
Tie Leutenot aus dem Lande würde durch vermehrte Einstellung
ocr Jndnftriearbeiter rmr vergrötzert werdea. Geg-11 den Zehn-
stundentag der Frau habe er keine Bedenkcn.
?lbg. Kulerski (Pole) spricht für den Zehnstundentag.
Abg. Pachnicke (sreis. Ver,): Eine Beschränknng der Ar-
bcitszeit sei nur für die Franen erwünscht; aber eine Uebcr-
gangszeit sei notwcndig, Hauptsache sür die Arbeiter Aeibe
die Stärkung ües Koalitionsrechts.
ALg. Burckhardt (wirtsch. Ver.): Nicht die Organisaüou,
smidern nnr die Gesetzgebung iönne helstn.
?lbg. Erzberger (Ztr.): Das Zentrum hat ein gntes
PrograniiM, nämlich die Durchführung. der Grnndsätze des Lhri-'
stcntums auch auf wirtschastlichenr Gebiet. Er bedanre, datz
die Sozialdemokratie hcute vollständig versagt habe; auch habe
ihn die Erklärung des Staatssekreiärs befremdet, die zu der
kaiserlicheii Botschaft Vvn 1870 in völligem Widersprnch fteht.
Nach einigeu persönlichen. Bemerkuugen vertagt sich das
Haus auf morgen 1 Uhr: Tolerangantrag und Zlntrag ilner
auf Errichtnng eines Reichsarbeitsamts.
Berli n, 7. Febr. Die B u d g e t k 0 m ni i s s i 0 n
des Reichstnges betoilligte in der Beratung des
Etats für Südwestasrika sür die Ba h nlinie S w a -
kopmund-Windhuk und sür die Unterhaltung
der Mole in Swakopmnnd dre gesovderte Summe.
Beim Titel: Vertragsmäßige Entschädigung an die
deutsche Kolonialgesellschaft für die Aufgabe des Rechts
an den Einnahmen der Bergverwaltung bis zu 100 000
Mark beantragte L a t t m a n n, vor Prüfung der Rechte
und Pflichten und- der Vsrwaltungstätigkeit der Land-
und Bergwerksgesellschasten etne Kommissiou M berusen,
ihr einschlägiges Material zu üLerweisen und dio For-
derung der Kolomalgesellschast abzulehnen. Koloniast
direktor Stübel verspricht sich von einer derartigen Kom--
mission nicht viel, hat aber auch nichts dagegen. Nach
längerer Debntte wtrd der Tkteli gestrtchen und der An-
trag Lattmann angenommen. Die Fovdernng betref-
fend Wege, Brunnen und Wasserstratzen wird bewilligt.
Weiterberatung ain Mittwoch.
Aus Ler KarLsruher Zeituug.
— Seme Königliche Hoheit dcv Grotzherzog hciben
dem Rektor der erweitertvn Volksschule in Frerbuvg, Frmiz
Egow Kaltenbach, das Ritterkrenz 1. Klusse des OrdenS
vom. Zähringer Löwen verliehen und denselben aus sein An-
suchen wegen vorgerückten Alters und leidender Gesundheit
nnter Anedkennung seiner langjährigen und lreu geleisteten
Dienste in den Ruhestand vcrsctzt, sowie dcm Oberbricftoäger
Ferdinand Stelzer in Rastatt die silbcrne Dcrdienstmedaille
verliehen,
Karlsruhe, 7. Februar. Der Grotzherzog hörte
heute Vormittag den Vortrag des Staatsministers Dr.
von Brauer nnd empsing mn l)«I!b 1 llhr den Arcksttekten
Bodo Ebhavdt. Jm Lanse des Nachmittags nahm
Seine Königliche Hoheit die Vorträge des Geheimerats-
Dr. Frerherrn von Babo unü des Legationsrats Dr.
Seyb entgegen.
Ausland.
Frankreich.
Pari s, 7, Dez. Die über den heutigen Rtinister-
rat ausgegebene halbamtliä)e Note besagt: Hauptgegen-
Willy Vurmester-Konzert.
Heidclberg, deu 8. Februar.
Prostssor Willy Burmester aus Berlin' spidlke in
Yjt Mtrigen von Herrn Direktor Scelig gegebenen Abc'nd
^ diesem zusammen. Mozarts zweite Sonatc in C (Köch.
WS), nicht gerade einc der 'bedeutendsten des MeisterS,
vtn lieLenÄvürdiges Stück Musik, ein Dokumeni aus
HZyls Zeit. .Hcrr Seelig spielte seinen zicmlich exponicrten
»iyz ^echt klar und m-it Geschmack, Herr Burinester techrrisch
L^sanglich virtuos und unanstchtbar. Freilich, wo blieb
sitziI^ik Mozarts, wemgstens in öen erstcn- Sätzen? Di-cser
^"Hende Ton im Andante, de
(^ezieren einer
Ä §?.und verriet allzu solistische Neigungen. Der Vcrsuch,
schlichten, spielenden Gebilden Leidenischaft zu cnt-
sichc'Z mu-tz immer mitzlingen, man sprvngt damit den zier-
i7 N Rokokorahmen in Trümmer.
der eine ganz iriioderne Freude
wunden Psyche auKsprach, gehörte nicht
'di
>«tt
Aber -das Ron-do wurde gv-
tzekjw datz es cine Frcude Ivar. Jn Mendelssohns Violinkonzcrt
ui-ir Lcr drittv csatz besondvrs, den Herr -Burmcstcr in
sjjtt ?. Sicherheit und fortveitzcndem Schwungc vortrug. Man
meses Finale zivar. oft viel leichter, aber in dcs Solisten
^8 stak eine schöne deutsche 'Kassi-zität, eberrso in den' bei-
»e^;^>stmuvttvn von Händcl und Mozart, dic cr sich selbst ein-
O ckÜvt hat, d-ie fein und schlichr glücklich dcn 'Mil trascn.
urich vornohmlich deshalb nrit dergleichcn -Ilitsstiss.ungs-
-j^'chtien ab, wci-l über Herrn Burmeftcrs restlosc Tcchnik
'ir^piten ja längst gcschlossen jrnd nnd crst diese feinereir Emp-
^aszügc uns eine grotzc Künstlerpprsönlichkeit zeichnerr.
hjst'. ^gstiter im Koirzert und den kleinen -rstücken ist ein
lpjNScr Spstler, dcr sich verrnöge deS gewohnten Zusa-nrmen-
dcni Solüten vorzügüch arrsckmiiegst'; im Konzevt bätte er
' --
raler ipielen sollen.
Die Sängcrin dcs Abends, Frl. Elly Bern aus BerlÄi,
kann vom Ersolge Lcsricdigt scin. Es will schon immcr etwas
heihen, neben dcin Slar nicht zu verblassen. Dw Stimme
klingt voll und crgicbig, abcr die Höhe ist zu wcnig gedeckt und
wird leicht scharf. Jn ihren ersten Liedern störtc ein unkünft-
leri-sches Hinauszsthen der Abschliltznvten, -der Phrascn, wic man
es von schlechtcn Violinistcn gewohnt ist; das verlvr sich im
Bevlauf. Dst Darstellung der Lieder war ungleichmähig; den
italienischeni Ilrien, dic Krast und Dramatik in rhythnvischer
Bcschrä'nkung cvfordern, zeigte sie sich noch nicht gcwachsen.
iSehr fcin und ausrcichcnd charakterisierend gclmitz ihr das
Schlutzlied ihrcr ersten Nummer, das „VcrgcVliche Ständch'n"
von Brahms, wo ich ihr nur die Rcitzcrei aus „Gutc Nacht,
mvin Knab'I" nicht verzeihcn kon-nte. Rach zwei undedeustndcn,
-durch die Uebersctzung schlcchthin wcrtlos- gemachstii' Licdern
Tschaikowskys (ich crinnere nur an die iinmögliche Prosodi':
„Jch glaube gar: ich liebe Dich") sang sie drei echte Hugo Wolf-
Lstder, worunter sich ihr bester Vortrag 'besand, dcr des viel-
lgesim-genen: „Jch hab in Penna". Hier war sic eine Pcrsön-
lichkcit und ftellst mit dcrbem Dr-aufgehcn crn klcin-cs Ucbcr-
-ivcrbchen hi.n. Un-glaublich, dah sie die kräftige Wirkung dnrch
eine Un-möAichstit drs Geschmackes aufhob: sie wiedvrholtc es
un-d ficl natüvlich ab damit. Tas wundervolle: „Nichr 'nchr
zu Dir zu geheii", cinvn der stärksstn BrahmS. verfehltc sie
durch zu langsames Tempo und ben Mangel an 'celis.her Er-
regung. Alles in- allem: bis jetzt nichts Beüeustn-des, äbcr Hosf-
nung Bergendes. — Herrn Seclig wollen wir sür die Be-
gleituny nicht ein Lob vcrsagen. Am Schlutz des „Ciironen-
falter im April" mntz das letzst Ilustrestn der Tonilo bcjtimm-
ter imd wichtigcr ausgesührt sein, nm den Dominantschlutz
verständlich zu machen. H. D.
Die heulige Nummer umfaht drei Vliitter, zusammeu14 Seiteu.
Kleine Zeitung.
— Frankfurt a. O-, 7. Febr. Laut „Frkf, Qderztg."
verstarb im- 93, Lebenssahr der Geh. Justizrat uitd Kam-
mergertchtsrat a, D, Tirpitz, der Vatcr des Staats-
sekretärs des Reichsmariueamts.
— Heitercs aus der Schuke. Aus Heikbronn ivirÄ
der „Frankfurter Zeitung" berichtet: Jn einem Schul-
aufsatz uber cine historische Persönlichkeit hattc ein Schü-
ler am Schlusse die Wendung gebraucht: „Nach seinem
Tode starb er." Währcud des Unterrichts liest der Lehrer
den Schülern die tieffinnige Stelle zum allgemeiuen Er-
götzen var: „Na, sag mir einmal", fragt der Lehrer, als
das Gekicher kein Ende nehmen wollte, einen der Jungen,
dessen Heiterkeit besonders lebhaft ist, „warum kommt dir
denn die Stelle gar so lächerlich vor?" Da macht der
Gefragte eiu verschmitztes Gesicht und Platzt heraus:
„Weil's falsch ist; es muß heißen: Vor seinem Tode
starb er!"
— Lyon, 7. Februar, Der junge Elektriker Gardet
unternahm mtt eincm von ihnr erfundenen Drachen-
Flieger einen Flugverfuch, wobei die Maschine eine
Zertlang g-ut arbeitete. Zlls er jedoch in einer Höbe von
etwa 30 Meter die Lenkstange losließ, stürzte dre Ma-
schrne hinab. Gardet kam mrt einem Bernbruch davon,
da der Drachen-Flieger wie ein Fallschrrm die HestigkeiL
des Sturzes milderte.
Erites Blatt.
47. ZLhrgang. — Nr. 38.
Gomitae» P«tt «N YamitterkMtt««, uwnaMch ss Pfg, trst» Hmü» «ebracht, L«t der SrpodNbn urch d«n Lwe»gstation«n abgeholt «0 Pfg,
>. auSschNetzlich ZustellssbÜH^
Durch di« ^
E"I«t,«nprei«: L0 Pfg. für di« tfpaltige Pettt-eil« od«r der«n
L»stiuuni«n Lagen toird kein« Verantwortlichkeit übernommen. -
begogen vtsrteljährlich 1,öb Mk.
m. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS» u. Privatcmzeigen «rmätzigt. — Für bi« Aufnahme von An-eig««
Anfchlag ber Jnserat« auf den Plakattafedi d«r tz«id«lbevger Zeitung u, den städt. Brrschlagstellen. Fernspr. W.
Sozialdenrokratie und Gemütlichkeit.
^ ^ Der aus Sachsen stammende Bergmann Scheibe
^üdüeutschland erst auf seiner gegenwärtigen Rede-
iiib^' ihn am letzten Samstag nach Heidelberg
^ Orte, kennen gelernt. Er konnte ern gewisses Erstau-
^ ^ ntcht zurückhalten. Ja, sagte er, wenn es riberall
^...^are, mie in Süddeutschland, so gemütltch, dann
ivrn ^ ttmnche Schärfe im Kampf ber sozialen Gegensätze
Z-^isen. Wir quittieren dieses günstige Zeugnis über
zn""entschland mit Dank und dürfen es auch aus die
^^nlaude und große Teile Westsalens ausdehnen. Wenn
sicb l^s^len Kreise im Notden und Osten Deutschlands
ichärfer von einander abgrenAen als bei uns, so mag
^nmal daher kommen, daß die Kultnr in Süddeutsch-
u,n mehrere Jahrhunderte älter ist als dort, vor
l^>n cchxx daher, daß Süddeutschland altes Germanen-
öas 3. ganze Volksstämme mit Sack nnd
w n eingezogen sind, während der Qsten slavisches Land
äessen eingesessene Bevölkerung von deutschen Her-
Unterworsen und allmählich germanisiert wurde. Die-
Verhältnis von Herren u. Bcherrschten wirkt dort
ch noch nach. Jst es äußerlich auch beseitigt, so macht
^ äch doch in denr sozialen Empfinden noch bemerkbar.
I ^u siehr da wieder einmal, wie zähe sich alte ehemals
'tz ^chtigte Auffassungen erhalten. Sie dringen in die
w.^seele ein nnd leben da unbewußt weiter, wenn die
^ nände, die sie. hervorgerufen haben, längst der Ver-
^^Urheit angehören.
Ws» u.n nun auch dort die „Gemütlichkeits-Berhält-,
^' allmählich besser werden, so hat die S 0 z i a l d e-
y,°Eratie sicherlich kein B.erdienst daran, wie-
auch sagen uruß, daß es in Süddeutschland nicht
js^u sondern trotz der Sozialdeniokratie gemütlich
ihx ^as hat demr die Sozialdemokratie, was haben
1,. ^ Redner, ihre Agitatoren, ihre Presse bisher getnn,
den K l
a s s e n g e g e n s a tz zu miIdern mvd
H ^ Z ugleichen und damit die Grundlage für dre
iiir .Ecksteit L" sckiassen? Sie haben nicht nur nichts da-
»ri° chudern alles dagegen getan. Sie Prokla-
tz^u nicht die Klassen v e r s ö h n u n g, sondern den
>>er ^ ^ ^ l- spwlen immer noch „den Sklaven,
i,h die Kette bricht", obgleich das längst uicht nötig
h jn Sriddentsckstand niemals nötig war. Es sollte
tzo eudlrch auch in diestr Hrnsiäst die Zeit konrmen,
iistn r Sozialdemokrat sich als innerlich sreier Mann
der semen Wert in sich selber setzt und nicht nötig
xxst Andere herabzuwürdigen, um eigene Geltung zu
Dre ausständigen Bergarbetter im Ruhrre-
b^p daben ein so schönes Beispiel von Besonnenheit,Selbst-
iii^^ichung und Charakter gezeigt, daß man sagen
gsH(er ^ sicheres, rnhiges Selbstvertrauen ohne
vorhanden. Wkan lasse es überall walten, dann
ki^' Üch die Gemütlichkeit, wo sie noch fehlt, von selbst
sn ^Hen und dann werden auch die wirtschastlichen Be-
^..dungen der Arbeiter leichter nnd glatter zum er-
mchten Zrele siihren.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Februar.
Das Haus berät die Jnterpellation Trimborn (Ztr.),
welckie ansragt, ob noch in der gegenwärtigen Session
ein Gesetzentwurf zu erwarten sei, worin die regel-
mäßige Arbeitszeit dev Fabrikarbeiter
über 16 Jahre anf höchstens 10 Stunden täglich be-
schränkt wird.
Staatssctretär Dr. <8ras v. Posadowsky erklärt sich
zur sosortigcn Beantwortung der Jnterpcllatiou bcreit.
Abg. Trimborn (Ztr.) Ibegründet seine Jnterpellation
und führt aus: Die Arbeitszeit ist nicht in genügeirdem Ber-
hältnis zur gestiegenen Jntensivität dcr modernen PraduktionS-
iweise gesunkcn. Als Mindestes iMsse der Zehnstunden-
tag für die Fabrrkarbeiter erreicht werdcn. Ter Zehnstun-
dentag ist der berechtigste Anspruch des Jndnstriearüeiters im
Jnteresse dcr Gesnndheit, des Familienlebens nnd Gemein-
wohls, aber die Schafsnng bestimmtcr Ausnahnien. z. B. für
dic Konsettionisindustrie wahrend der Saison sei national-.wirt-
schaftlich unbedenklich. Das Ziel müsse ungeachtet des Wider-
spruchs der Landwirtschast angestrebt werden, znmal nach Er-
höhnng des Zollsutzes für Agrarprodnkte. Fabrilinspektoren,
Arbeiterverbände, Reich-stag und Presse seicn Lnrin einig, die
Negicrung möge ba-ld erne günstige Lösnng nnden.
Staatssekretär Dr. Gras v. Posadoivsky: ES sei richiig,
datz die Ansovdernngen an die Arbeiter gestic.gen seien und üatz
im allgemeincn die Leistungen nicht mit einer verkürzten! Ar-
beitszeit sänken. Die Rcgierung lehnte aber -isher dcn allge-
meincn Maximalarbeitstag aü, weil in den einzelncn. Jn-
dustrien nach den prtlichen und hygienischen Vcrhältnissen der
Arbeitstag sich sehr verschieden bemcsse. Bci der autzerordcnt-
lichcn Bedentung der Sache habe er alle verbündeten Regiernn-
gcn über ihrc Stellungnahme zu der Jnterpcllati>on be.fvagt.
Bishcr hätten blotz acht Regiernngen entweder entschieden äb-
gclehnt oder betont, eine so ticf einschneidende Frage müfsc vor
der Beschlutzsassiuitz npch emgehend erwogen werden. Bezüglich
de.S Zebnstundenlag.es für F a b r i ka r ve iterim -
ne.n hosse er bis Ende des Monars einen Elesetzcmwnrs vor-
llegcn zn können. Bei den Regierungen von Oefterreich-Angarn
der Schtveiz und Jtalien sei angesragt worden, wie sie sich zn
eincm gleichzeitigen Vorgehen in dieser Angelcgenheit stellten.
Bishcr habe die Schweiz eine fast znstimmende Äntwort ge-
geben; fMs cs müglich wäre, bei mrgemeffener Uebcrgangszeit
für Fabrikarbciter in llebereinstrimnnng mit den vier Kon>-
kurrenKländern die Arbeitszeit herabznsetzcn, würden allerdings
die Bedentcii bezüglich der internationalcn Konkurrenz wefcnt-
lich abgeschwächt. Er wolle hosstn, ixrtz die Verhandlungcm zn
eine.m günstigen Resultat führten.
Das Haus tritt sodann in die Besprechuntz der Jnterpella-
tiou ein.
Abg. Fischcr ('Soz.) tritt sür dcn Achtstnndentag mit Ab-
stusung ein, der Zehnstnndentag bedente einen Rückschritt. Die
Regieinmg habe gegen den mehr als Zehnstnndentag trotz des
Mitzbilligens der Unternehmer und des Einschreitens dcr Poli-
zei noch nichts als Erwägungen gehabt, nnd bringe auch hente
wieder Entschulditzungsgründe, nm den Mangel an gutem Wil-
len zn verdccken. Eine Verkürzuntz dcr Arbeitszeit sei nnbr-
dingt nötig im Jntcresse der dlrbeiter. Redner kritisiert sodann
dais Verhalteii des Reichskanglers und sagt unter anderem, datz
die Arbeiter von dieser Regierung nichts zu erwarten hätten
(Unruhc). Die Sozialpolitik dcs ZcntrnmS sei programmlos,
die ganze Politik desselber« sei ein Kuhhandel.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky tritt den An-
grifstn des Abg. Fischer gegen 'die Rcgicrnng entgegen.
Abg. Lehmann (ncrtl.): Ein Normälarbeitstag würde das
Erwc-rbsleben schwer schädigen. Die TextilinLujtrie würde
dnrch eine Verkürznng der Arbeitszeit für Fvanen rumiert
wcrden.
Abg. Schickert (tons.): Jn Grotzbetriebe» sei der Zehn-
stundentag wohl möglich. Dic staatliche Rcgc'lnng müsse abcr
abgelehnt werden wegcn der Kleinbetriebe und 'es HandwerkS.
Tie Leutenot aus dem Lande würde durch vermehrte Einstellung
ocr Jndnftriearbeiter rmr vergrötzert werdea. Geg-11 den Zehn-
stundentag der Frau habe er keine Bedenkcn.
?lbg. Kulerski (Pole) spricht für den Zehnstundentag.
Abg. Pachnicke (sreis. Ver,): Eine Beschränknng der Ar-
bcitszeit sei nur für die Franen erwünscht; aber eine Uebcr-
gangszeit sei notwcndig, Hauptsache sür die Arbeiter Aeibe
die Stärkung ües Koalitionsrechts.
ALg. Burckhardt (wirtsch. Ver.): Nicht die Organisaüou,
smidern nnr die Gesetzgebung iönne helstn.
?lbg. Erzberger (Ztr.): Das Zentrum hat ein gntes
PrograniiM, nämlich die Durchführung. der Grnndsätze des Lhri-'
stcntums auch auf wirtschastlichenr Gebiet. Er bedanre, datz
die Sozialdemokratie hcute vollständig versagt habe; auch habe
ihn die Erklärung des Staatssekreiärs befremdet, die zu der
kaiserlicheii Botschaft Vvn 1870 in völligem Widersprnch fteht.
Nach einigeu persönlichen. Bemerkuugen vertagt sich das
Haus auf morgen 1 Uhr: Tolerangantrag und Zlntrag ilner
auf Errichtnng eines Reichsarbeitsamts.
Berli n, 7. Febr. Die B u d g e t k 0 m ni i s s i 0 n
des Reichstnges betoilligte in der Beratung des
Etats für Südwestasrika sür die Ba h nlinie S w a -
kopmund-Windhuk und sür die Unterhaltung
der Mole in Swakopmnnd dre gesovderte Summe.
Beim Titel: Vertragsmäßige Entschädigung an die
deutsche Kolonialgesellschaft für die Aufgabe des Rechts
an den Einnahmen der Bergverwaltung bis zu 100 000
Mark beantragte L a t t m a n n, vor Prüfung der Rechte
und Pflichten und- der Vsrwaltungstätigkeit der Land-
und Bergwerksgesellschasten etne Kommissiou M berusen,
ihr einschlägiges Material zu üLerweisen und dio For-
derung der Kolomalgesellschast abzulehnen. Koloniast
direktor Stübel verspricht sich von einer derartigen Kom--
mission nicht viel, hat aber auch nichts dagegen. Nach
längerer Debntte wtrd der Tkteli gestrtchen und der An-
trag Lattmann angenommen. Die Fovdernng betref-
fend Wege, Brunnen und Wasserstratzen wird bewilligt.
Weiterberatung ain Mittwoch.
Aus Ler KarLsruher Zeituug.
— Seme Königliche Hoheit dcv Grotzherzog hciben
dem Rektor der erweitertvn Volksschule in Frerbuvg, Frmiz
Egow Kaltenbach, das Ritterkrenz 1. Klusse des OrdenS
vom. Zähringer Löwen verliehen und denselben aus sein An-
suchen wegen vorgerückten Alters und leidender Gesundheit
nnter Anedkennung seiner langjährigen und lreu geleisteten
Dienste in den Ruhestand vcrsctzt, sowie dcm Oberbricftoäger
Ferdinand Stelzer in Rastatt die silbcrne Dcrdienstmedaille
verliehen,
Karlsruhe, 7. Februar. Der Grotzherzog hörte
heute Vormittag den Vortrag des Staatsministers Dr.
von Brauer nnd empsing mn l)«I!b 1 llhr den Arcksttekten
Bodo Ebhavdt. Jm Lanse des Nachmittags nahm
Seine Königliche Hoheit die Vorträge des Geheimerats-
Dr. Frerherrn von Babo unü des Legationsrats Dr.
Seyb entgegen.
Ausland.
Frankreich.
Pari s, 7, Dez. Die über den heutigen Rtinister-
rat ausgegebene halbamtliä)e Note besagt: Hauptgegen-
Willy Vurmester-Konzert.
Heidclberg, deu 8. Februar.
Prostssor Willy Burmester aus Berlin' spidlke in
Yjt Mtrigen von Herrn Direktor Scelig gegebenen Abc'nd
^ diesem zusammen. Mozarts zweite Sonatc in C (Köch.
WS), nicht gerade einc der 'bedeutendsten des MeisterS,
vtn lieLenÄvürdiges Stück Musik, ein Dokumeni aus
HZyls Zeit. .Hcrr Seelig spielte seinen zicmlich exponicrten
»iyz ^echt klar und m-it Geschmack, Herr Burinester techrrisch
L^sanglich virtuos und unanstchtbar. Freilich, wo blieb
sitziI^ik Mozarts, wemgstens in öen erstcn- Sätzen? Di-cser
^"Hende Ton im Andante, de
(^ezieren einer
Ä §?.und verriet allzu solistische Neigungen. Der Vcrsuch,
schlichten, spielenden Gebilden Leidenischaft zu cnt-
sichc'Z mu-tz immer mitzlingen, man sprvngt damit den zier-
i7 N Rokokorahmen in Trümmer.
der eine ganz iriioderne Freude
wunden Psyche auKsprach, gehörte nicht
'di
>«tt
Aber -das Ron-do wurde gv-
tzekjw datz es cine Frcude Ivar. Jn Mendelssohns Violinkonzcrt
ui-ir Lcr drittv csatz besondvrs, den Herr -Burmcstcr in
sjjtt ?. Sicherheit und fortveitzcndem Schwungc vortrug. Man
meses Finale zivar. oft viel leichter, aber in dcs Solisten
^8 stak eine schöne deutsche 'Kassi-zität, eberrso in den' bei-
»e^;^>stmuvttvn von Händcl und Mozart, dic cr sich selbst ein-
O ckÜvt hat, d-ie fein und schlichr glücklich dcn 'Mil trascn.
urich vornohmlich deshalb nrit dergleichcn -Ilitsstiss.ungs-
-j^'chtien ab, wci-l über Herrn Burmeftcrs restlosc Tcchnik
'ir^piten ja längst gcschlossen jrnd nnd crst diese feinereir Emp-
^aszügc uns eine grotzc Künstlerpprsönlichkeit zeichnerr.
hjst'. ^gstiter im Koirzert und den kleinen -rstücken ist ein
lpjNScr Spstler, dcr sich verrnöge deS gewohnten Zusa-nrmen-
dcni Solüten vorzügüch arrsckmiiegst'; im Konzevt bätte er
' --
raler ipielen sollen.
Die Sängcrin dcs Abends, Frl. Elly Bern aus BerlÄi,
kann vom Ersolge Lcsricdigt scin. Es will schon immcr etwas
heihen, neben dcin Slar nicht zu verblassen. Dw Stimme
klingt voll und crgicbig, abcr die Höhe ist zu wcnig gedeckt und
wird leicht scharf. Jn ihren ersten Liedern störtc ein unkünft-
leri-sches Hinauszsthen der Abschliltznvten, -der Phrascn, wic man
es von schlechtcn Violinistcn gewohnt ist; das verlvr sich im
Bevlauf. Dst Darstellung der Lieder war ungleichmähig; den
italienischeni Ilrien, dic Krast und Dramatik in rhythnvischer
Bcschrä'nkung cvfordern, zeigte sie sich noch nicht gcwachsen.
iSehr fcin und ausrcichcnd charakterisierend gclmitz ihr das
Schlutzlied ihrcr ersten Nummer, das „VcrgcVliche Ständch'n"
von Brahms, wo ich ihr nur die Rcitzcrei aus „Gutc Nacht,
mvin Knab'I" nicht verzeihcn kon-nte. Rach zwei undedeustndcn,
-durch die Uebersctzung schlcchthin wcrtlos- gemachstii' Licdern
Tschaikowskys (ich crinnere nur an die iinmögliche Prosodi':
„Jch glaube gar: ich liebe Dich") sang sie drei echte Hugo Wolf-
Lstder, worunter sich ihr bester Vortrag 'besand, dcr des viel-
lgesim-genen: „Jch hab in Penna". Hier war sic eine Pcrsön-
lichkcit und ftellst mit dcrbem Dr-aufgehcn crn klcin-cs Ucbcr-
-ivcrbchen hi.n. Un-glaublich, dah sie die kräftige Wirkung dnrch
eine Un-möAichstit drs Geschmackes aufhob: sie wiedvrholtc es
un-d ficl natüvlich ab damit. Tas wundervolle: „Nichr 'nchr
zu Dir zu geheii", cinvn der stärksstn BrahmS. verfehltc sie
durch zu langsames Tempo und ben Mangel an 'celis.her Er-
regung. Alles in- allem: bis jetzt nichts Beüeustn-des, äbcr Hosf-
nung Bergendes. — Herrn Seclig wollen wir sür die Be-
gleituny nicht ein Lob vcrsagen. Am Schlutz des „Ciironen-
falter im April" mntz das letzst Ilustrestn der Tonilo bcjtimm-
ter imd wichtigcr ausgesührt sein, nm den Dominantschlutz
verständlich zu machen. H. D.
Die heulige Nummer umfaht drei Vliitter, zusammeu14 Seiteu.
Kleine Zeitung.
— Frankfurt a. O-, 7. Febr. Laut „Frkf, Qderztg."
verstarb im- 93, Lebenssahr der Geh. Justizrat uitd Kam-
mergertchtsrat a, D, Tirpitz, der Vatcr des Staats-
sekretärs des Reichsmariueamts.
— Heitercs aus der Schuke. Aus Heikbronn ivirÄ
der „Frankfurter Zeitung" berichtet: Jn einem Schul-
aufsatz uber cine historische Persönlichkeit hattc ein Schü-
ler am Schlusse die Wendung gebraucht: „Nach seinem
Tode starb er." Währcud des Unterrichts liest der Lehrer
den Schülern die tieffinnige Stelle zum allgemeiuen Er-
götzen var: „Na, sag mir einmal", fragt der Lehrer, als
das Gekicher kein Ende nehmen wollte, einen der Jungen,
dessen Heiterkeit besonders lebhaft ist, „warum kommt dir
denn die Stelle gar so lächerlich vor?" Da macht der
Gefragte eiu verschmitztes Gesicht und Platzt heraus:
„Weil's falsch ist; es muß heißen: Vor seinem Tode
starb er!"
— Lyon, 7. Februar, Der junge Elektriker Gardet
unternahm mtt eincm von ihnr erfundenen Drachen-
Flieger einen Flugverfuch, wobei die Maschine eine
Zertlang g-ut arbeitete. Zlls er jedoch in einer Höbe von
etwa 30 Meter die Lenkstange losließ, stürzte dre Ma-
schrne hinab. Gardet kam mrt einem Bernbruch davon,
da der Drachen-Flieger wie ein Fallschrrm die HestigkeiL
des Sturzes milderte.