Heidelberger Zeitung (47) (1905 (Januar bis Juni))

47. Zahr«ang. — Nr S

Mittwvch, 14. Ianuar 1W5.

Erkes Vlatt.

1t»Nch, DomrtogS mi»g«u,mm«». v«i« mit FamilienvlLttern monatlich 50 Pfg. in's HanS gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgeholt 4N Pfg

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A ng«i g« n p r«i S: 20 Pfg. für die Ispaltrge Petttzerl« oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS« u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigcn
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Deutscher RcichStag.

B e r I i », 10. Fan. Präfident Gras B a l l e sr r e n>
eröifnet die Liyung 2.20 Ilhr »nt dein Wunsche eines
alfick'lichen nou?» Iafiros.

Es folgt dic Beratung der zum Etat für 1904 gestellten Re-
soluttonen und Mar zunächst d!e Resolution von Saldcrn, berr.
Abärrdcrung des Jnvalibcnversicheriingsgesetzes >n dem Sinne,
dah die Rcnten auch «n solchc Rentcnempfängcr zu zahlcn scicn,
dic zur Wicdcrhcrsrcllung ihrcr Gcsundhcit iin Auslandc lcbcn
inührcn.

tckdg. v. Saldcrn (kons.) bcgründct dic Resolution mir
zwci Fällcn, in dcnen im AuSland weilewdc Krkrantte in allcn
Jristanzcn auch vom RcichsversichcrungSamt zurückgewiefen wer-
dcn inuhtcn, wcil eS nach Lagc der Gcsctzgcbung uicht anderS
nröglich ivar. Dic vorgcschlagcnc Acndcrung cntsprcchc dcr
Billigkcit nnd dcni cigcntlichcn «innc dcs Gcfctzcs.

Dirckror ii» Rcichsamt dcs Jnncrn, Caspar, ertcnnt öie
Bcrechligung dcs in der Rcsolutton ausgesprochencn Wunsch-is
c»: dci dcr nächsten Gclcgcnhxit wcrdc ihr Rcchnung geiragcn
iverden. Dic Sachc sei aber nicht so cilig, daß ci.n. 'besostöcres
gcsctzlicht'ö Norgchcn -bcgründct sei.

Dic Resolution von Saldcrn wird cinstimmig angcnoinnic».

Es folgt dic BcraMng der Rcsolütion Hrtzc und Genosscu,
dic dic A » sbiIdung von Handwcrtslchrlingcn dcn
Pcrsoncn vorbchält, dic dcn Meistertttcl zu führcn berechtigt
find, und dcn BcfähigungSnachwciS im Baugewcrbc vcrlangt;
firncr im Zufaniiircrrhang damit die Rcsolution Dröschcr, die
bie Lehrlingsausbilbung. nur den Mcistcrn übcr 24 Jachrc ge-
üartct und dir Gcscllcnprüfung obligatorisch inachr. Oiicick-
zcitig wcrden dic cinschlägigcn. Pettttoncn vcratcn.

Abg. G I c i c> m a n n (Ztr.) tritt rür dic Rcl'olutio» Hitze
«in. Dic Einschränkung der Gewerbesreiheit sci nörig, das
Harrdivcrk sci schr gcrährdcr, dic Gcsctzgcbung sci aus hatbrin
Wcgc srchcn gcblicücii, da sic tcinc Mciftcrprüfuiig vcrlangrc.

Abg. Patzig (natl.): Auch scinc Pnrtci wollc Garairti n
habc», datz dcr Lchrling nichr in unrccktc Händc sällr, abcr oh»c
Einschränkuirg der Gcwcrbcfreihcit. Tcr Zent-rumSantrag gchc
SU weil; die Rarioirallibcralcii Leantragcn, datz Lchrlingc nur
ausöildcn dars, w-r übcr 24 Jahrc -rlt ist und dcn Mcistcrtitcl
L» firhrcn bcrcchttgt ist, riird dcrtz auch Pcrsoncn, dic ö Iahrc
als Wcrknkeistxr oder dcrgleickcn tätig Ivarcn, zur Mciftcrprü--
Uing zug-classcn wcrdcn. Dic «elbständigmackiung solchcr Wcrt-
fncistcr könnc sür das Handwcrk nur nützlick scin; daS gcwcrb-
lrche Lebcn in Süddcutschland nnd im Reichsland zeigc cö. Dic
Natioirallibcralcn bcantragcn eürc angcmcssenc Ucbergangs-
frist, namcntlich fiir dcn obligätorischeki Forrbüdungöiintcrricht
fiir Lcbrlingc nnd fiigcndlichc Fabrikarbcircr. Dcr in Hessc»
scir 1894 bcstchcndc Zustand müssc übcrall crreichr nx-rdcn.

Abg. P a ch n i ck c i frcis. Bcr.): Nichl dcr Mcistcrtircl machc
cs. sondcrn die Lcistungcn; nran bütc sich davor, dic Frage der
Bcgrcnzrmg bcr Gclvcvb.- wicdcr aufzurollcn. Nockr wichttgcre
Gründl- sprcchcu gegcn dcn Bcfähiguugsnachwcis im itiauge-
wcibe. Das Wissen könne inan prüfcn, iiicht abcr das Gcwis-
srn. Mcist licgr dic Pftrscherei nicht am Nichttön-ncn. sondrrn
an der Gewsnnsucht und ücr Lcichtfcrtigkcik. Tcr Fordermig
dcr ollligatorischcn FortdildungSsckulc srimmc cr zu.

Nüg. Dirtscn (Rp.) spricht gcgcn den allgcmcincii Be«
fähigungsnachwcis. ader für denscnigen ini Baugcwcrde. Die
Turchfüdrbarkcit dcs odligatorischcn FortbUdungsunw.rrichrs
o»f dcm Land.' sci iraglich.

?lbg. E n l c r (Zrr.) bcnrängclt, datz dic Matzirahnu-ii zn
Gunstx,, deS Handwcrks hintcr dcm ArLciterschutz zurückständen.

Morgt-ii l Ilhr: Bcratung des Iustiz- und Erscn-bahnctats.

Bcrli n, 10. iAan. Im heuligen Lcnioren -
> onvent teilte Graf Ballefirem nut, dafi Gras B fi -
! o w ihn ermächtigt liäde, zu erklären, datz der Han -
deisvertrag mit O c st e r r e i ck) - U n g a r n bis
Endc dieser Woche zustande k o mme n

werde. In diesem Faüe sei sür die DruM'gung ein
Ausenkhalt von efiva 8 Tagen zu erwarten, sodaß der
.Handelövertrag in eüva 11 Tagen vor den Reichstag
kominen werde; zugleich wfirden auch die Verträge der
anderen Tarissiaaten vorgeiegt irxn'den

Auszeichnunq Ltöffels uud Noizis durch den
dentschen Kaiser.

Berlin, 10. Ian. Der Kaiser hat den Generälen
-Stössel und Nogi in -Anerkennung der von ihnen
und ihren Trupfien bci der Belagerung von P ortNr -
thur bewiesenen heroischen Tapserkeit den Orden pour
le nrerite verliehen tind den Zaren sowie den Mikado um
Znsrimmung zu der Anszeichiumg gebeten.

Wir liobcii diese inlcressante Nachricht gestern hier
dnrch Sonderblatt bokamtt gogebeit. Wie schon oft, ?o
'ist 5laiser Wilhelm auch hier in deni richtigen Augenblick
mil einer Knndgebung vorgetreten, die der Situation
entspricht. Jndem der Kaiser beide hervorragenden
Generäle, den Angreiscr nnd den Berteidiger von Port
Arthur, sür heroische Tapferkeit dekoriert, schlietzt er sich
dem Urteil der Welt an und gibt ihni in ritterlicher
Form Ausdruck.

Es liegt auch ein versöhnliches Moment in der gleich-
mätzigen Dekorierung der beiden Generale, dessen mora-
lische Bedeutung nicht unterschätzt werden dars. Jeder
andere Sonverän hätte tun können, waö Kaiser Wilhelm
getan, ader keiner hat daran gedacht. Kaiser Wilhelm
ist eden wieder eimnal als erster und ernzigei' bei der
Hand genwsen.

Deutsches Reich.

— Die bayerischen liberateri Blätter ver'öffentlichen
ein g e m e i n s a m e s Wahlprogr a.m.m der v e r-
einigten Lrberalen und Demokratcn. Das
Programm zersällt in acht Abteilringcn niit einer Anzahl
Unterabteilnngen u. gibk dieWillensmeinung desGesamt-'
libcralismiis über alle Hauptpunkte der Politik kund.
Das ist ein grotzer Forfi'chritt, zu dem man den bayerischen
Liberalismus wre den Ltderalisnius ini Reich
überhaupt beglückwünschen dars. Jfi einer Beratung der
Delegierren des Zentruins in Müitchen am Montag hat
man die Einigung der bayerisckjen Liberalen gehöhnt und
dagegen einige unreise Ausfichrungen der Freistatt
ausgesprelt. Ta-nrit wird nran indessen srcherlrch denr
elementaren Zng zur Vereinigitng Aller, dre liberal
sind, keinen Abbruch tun. Das VorgÄsen der bayerischen
Liberalen stellt stellt sich dein bad. an die Seite; auch in
Würrtenrberg drängt Alles anf eineir Zusaimnenschlutz
der Liberalen bim Demokraten und Nanonalliberale sind
auch dort einander näher gekonimen. So gewährt ganz
Süddeutschland einschlietzlich dcs ReichÄands das ersreu-
iiche Bild, datz der leider so lang zersplitterte Liberalis-
rnus srch zusam-menschlietzk. Es ist fiar, datz seine Krast

sür Abwehr, wie fiir Angrifi dadurch autzerordentlich ge-
itärkt wird.

Ms der Karlsruffer Zeitunk.

K a r l s r u h e, 10. Jan. Der Großherzog hörte
heute im Laifie des Nachwirtags die Vorträge des Präfi-
denten Tr. Nicolai, des Geheinrerats Dt. Frciherrn von
Babo und des Legafionsrats Dr. Seyb. Zur Abendtafel
erschienen der Prinz und die Prinzessin Max. Prinz
Wikhelm oon Schweden und Norwegen begab sich hente
Vormittag in den Grotzherzoglichen Wildpart, um arfi
Sancn zu jagen.

Aus SLadt und Land«

Heidclbcrg, 1l. Jcnmni.

X AuS drm Dladtrat. Jn den Sitzungcn deS Stadtrawö
vom 21. und 28. vör. Mts. sowic vom 4. ds. Mts. Ivurdcn u. a.
folgende Gcgcnständc zur Kenntms bezw. Erlcdigung geArackn :

t. Zum Porsitzcndcn dcs tzicsigen KaufmamiSgcrichrs witt>
Hcrr Bürgermcister Fr. Wiclandt, zum I. StcÜvertreter dcö
Vofiitzendcn- Herr Bürgcrmcister Dr. Walz inrd zum 2. Stell--
vcrtretcr Hcrr Stadtrw Prof. Dr. Scng crnannt.

2. Die Wagncrarbcitcir sür die städt: Abfuhrmistalt — ssweit
sic iiicht im Wcge dcr «udmiffion- zu vcrgcdcii sinö - rverden
für 1905 dcm Wagnermcistcr Holz und die Sattlcravbeiten für
üific Aifitalr dem Sattlcrmcister Bifich und Mar sür 1905 und
1900 übcrrragcn.

3. -Seilens der betr. technfichcn Bchürdcu wird nntgererlr^
das; solgcndc Einrichtungcn und Hcrstcllungc» erfolyt uud ni.
Bctricb genonimcn sind:

a) de-r Erlvcitcrungsbau dcs srädt. GaswerkeS;

K) dic Ausstcllungen von-5 Gaslaterncn anr Hausackeriveg;

c) dic Kantinc mit Sodawasscrfabrikation sür dic Arbeiter
der städt. GaS-, Waffer- u. ElettnzitätAverke;

ck) die neue Sam-melgrube auf der städt.- A-bfuhranstalr.

4. Niit Enfi'chliehung Grotzh. Miittstcriums dcs Jnncrn voiir
15. d. M. Nr. 53 448 ist zu dcm Bcschlussc dcs BürgcrauAschusscs
voui 9. Novcmbcr v. I. übcr dic Acndcrung ücr Vcrbrauchs-
stcucrordnung hiesiger Stadt ncbst VcrbrguchSstcucrtarif, solveir
dic Bcstcucruiig dcs Biercs in Betracht kommt, die Traal-:--
gcnchnngung crteilt wordcn.

5. Die.von eincr Kommfision vo» Bertrctern dcr Städtc--
Lrdiiil.ngS--städtc cnttvorft'ncn Bcdingungcii über die Bcr-
gebung von Attbeiten und Lieftrungen werden auch für dic.
hicsigc Sladt angciloiiiliicn.

6. Nach dcm Gcschästsausweis dcr Bcrrcckmuug dcr stäür.
Sparkaffe wurdcn bci dicscr im D-ezcnibe'r v. I. 1240 Einlagcn
mit zusammcn 219 175.28 Mk. gemacht, dagegen in 842 Einzc!-
beträgcn 8W 246.65 M-k. an die bctrcfsendcn Einlegcr zurück
bczahlt und hat dic Gcsamtzahl der lctzterrn. scit 1. Jaiiuar.
190-! um 603 zilgcnoinmcii.

7. Zwccks Bcschaffimg eines warmcn FrühsttickS sür ar-ure
VoWschüler während des dlesjährigen Win-terS sind dcm stadt-
rat von Ungenannt 10M Mk. zur Vcrfüguiig gestcllt wordei!.
datz cs sich zunächst um eiiicn Vcrsuch handlc. Demgcmätz wrrt-
au etrva 150 Kindcr dcs Schulliauscs 1, 2 und 3 in dcn nächficie
Monaftn cin Frühftück, ivelchcs jewcilS in 'A Liftr warmcr
Milch und einenv Brötchen bcstehcn wird, vcrabsolgt werden.

8. Wcgcn Anbringung von Grisfitaiitzcn an dcm Trcvven-
aufgang tx:s Scnfenricdwcgcs wird Auftrag crtcilt.

9. Dic Bcrdrauchssticucrn habcn im Mouai Noveuivcr v. fi.
ciu ErträgittS von 13 177.29 Mk. gclicscrt.

10. Dcr Fortbildungsschulzlvang foll von Oslcrn 1905 au
auch aus Handlungsgchilfinncn unter 18 Fahrcn austzedehnr
werden. Es wird die Herbeiführung eincs lncrauf dezügttcke»
Ortsstatuts bcfchlosscn.

KLeine Zeilung.

Aachcn, 10. Fan. Der Mördev de.s Pfarrers
Thöbes in .Hekdenkirchen, der Schlächt(rgeselle Hudde
aus Lchalke, fi'l hier fir einer Herberge verhaftet
worden. Hudde logiertc nnter dem Name» Oskar Hüt-
termarm in errier lfiesigen Herberge. Er gestand zu,
Hudde zu sein und mehrere Einbrüche oerübt zu haben,
leugnek ador den Raubmord am Psarrer Thoebes. Er
hatto ernen gclaüenen Revolver nnd ein vrelgebrauchtes
Stenrmeksen bei sich. Man nimrut an, dah der Verhaf-
tere dic in der letzten Zeit fir der hiesigen llmgegend a,us-
gefirbrten Eindrüche in Psarrhäufern veriibt hat.

— Berlin, 10. Fan. Der Hofzahnarzt H. Syl-
v e st e r, eine in der Berliner Gefellfchaft und in Mub-
krefien bekaunte Persönlichkefi, der jeit Fahren eine grotze
Praxis hatte, auch deu Käiser uud seiue Familie behan-
delre, hat sich heute srüh erschossen.

Berlin, 10. Jan. Der Handelsmanu Medersky
ermordete heute fiüh sefire drei rm Alter ztvischen
dreiviertel und füns Jähren stehenden Kfinder durch
Aufhängeir mu Bettpfoften. Der Täter wurde verhaftet.

Elrnd an drr Rrvrrra. Wie der „Perit Mar-
seillais" a»s sicherer Ouelle meldet und wie der Berner
„Eund" ausdrück'lich bestäfigt, sind die Nizzaer Asyle ge-
genwärttg durch ein ganzes Heer ausländisckzer Ärbeits-
tofen übernillt, und der grohe Wohllätigkefisverein

Bouche de parn mutz täglich durchfchuittlich 700 Rationen
verteilen. Die Jtaliener uud Schweizer bilden dre Mehr- !
zahl, dann komnten die Deutschen und die Oesterreicher. !
Die Potiztt stellte aus den Papieren f-est, datz sich unter !
den Obdachlofen 3 Pro-fesforen, 4 Lehrer, 0 Studenten, !
3 Apotheker, 3 Iveistliche, 1 Sängerin, 2 Gouvernanten, j
5, Klöfterschwestern, 4 Krantenwärterinnen befanden und !
autzerdem mehrere Franen, die dicht vor der Niederkunst s
j standen. Selbst ein russischer Fürst, dci sich als solcher i
! auswies uud der in der Spielhölle von Monte Carlo buch- I
s stäblich bis auss Hemd ausgeplündert wordeu war, nahm '
j das Asyl in Anspruch. lleberhn-upt bfidet Vkonaco weit-
, aus iu den mersten Fällen den Schlüfsel zu solchen
Exiftenzkatafirophen.

— Gcgcn Kleptomanic. In Pennsylvanien hat man, !
! wie es scheint, eine neue Strase fiir Leute ersunden, die !
! an sogenannter ffieptomanie leiden. Eine Frau in der !
! Stadt Wilkesbarre war schon dermatzen häufig vor den !
! Richter gebracht worden, datz dieser absolut nicht wutzre, !
j was er mit rhr anfangen sollte, und die Polizei wär auch j
j in vollkonrmener Verzweislung. Man hatte rhr alle j
-! Strafen zudikttert, die zjur Verfirgun-g jstanden, aber !
! nichts wollte helfen. Verschiedentlich hcfite man sie für !
! besfimMte Zeit aus der Stadt ausgewiesen, dvnn war sie !
j wiedn' ins Ge-fänguis gewaudert und firmrer verfiel sie
j ufieder iu ihre alte Siiude. Besonders stahl sie gern
! ttrnderschube, wo sich ihr nur iimner die Gekegenheit dazu :

bot. Schlietzlich kam der Mirgermeistev der Stadt, dev
gleichzeittg Polr'zeirichter ist, auf die Jdee, sie gewisser
matzen an den Pranger zu stellen und gleichzeitig die
Leute vo-r ihr zu waruen. Er meinte, das werde dann
endlich in der einen oder der andern Weise helfen. Man
verurteilte sie alfo das nächsre Mal, wo sie vor den Richter
kam, dazu, für eine befttmmte Zefi mit elnem Platät auf
dem Rücken herum zu gehen, auf dem >n grotzeu weithin:
lesbaren Buchsraben dre Worte zu lesen sranden: „Icki bin
eine Diebin." OLs helfen wird?

— Ein Gemütsmensch. Hauptmnnn Z. hatte — so
erzählt man der „Tgl. Rdsch." — einen sehr zuverlässrgeu
Burfchen und wünfchte sehr, ihn zu behalten, auch als
der Hauptmaun sich verheiraten wollte. Eiu paar Tage
vor der Hochzeit sagte er zum Burschen: „Du, Fritze, Tpt
weisfi, ich lstiiiäte jetzt, Tu bist ein tüchtiger Kerl, ick>
möckfie Mch behälten, aber in so 'ner Wirtschast mit 'ner
Frau geht's' anders zu, als bis jetzt bei mir; wenu Dir
das »icht Päßt, daun sag's ruhig, daun nehm' ich 'nen
andcrn Kerl!" Tä grinste Fritze gorührt und sto-ttsrt:
„Ach nee, Herr Hauptmänn, wenn der Herr Hauptmann
erlaubt, bleibe ich, hab mich iinme,r so nach eincr Heis-
lickfieit gesehnt!"

— Mit eineni cigcnartigcii Auftrage kam dieser
Tage ern neunjähriger Knabe zu dem Getneinde-Erheber
in Blankenese, indem er mit ernfthafter Miene einen
Totenschein verlangte. Der Gemeinde-Erheber, wie auch

Die herrlige NumWLr umfaßt drei BlatLer, zafamMe» 14 Serten.