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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1905 - 28.Februar 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0289

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*kch««»4 ttHH». DonntagS «Men»»MSv. P««» mtt FamiÜeEtt«« msWlM 5Ä Pfg. irr'« HcmS «eLracht, bet Ler Sipeditivn unL den Kseigststionen nbgehol, 4V Ps^
» D-«h bi« Poft Lezoger, vtsrteljährlich 1,ük Mk. auSschlietzlich ZustellgeSühr.

' ,o yfg, für bie IfpalttN «d«r deren Raum. Re!lamez«Ue 40 Pfg. Für hiesig« Leschäfts- u. Pribatcmzsigen «rmStzigt. — Für di« Aufnahme v°n Bn^iM»

«sttmmten Lagen wird keine «erantwortlichkeit übernommen. — Anschlag Ler Jnferate auf den PlakattafÄn der Heidelberger Zeitung u d«.n städt. Nnschlagstellen. Fernspr. W

Spanisches aus Verlin.

^Erlrn, 8. Februar. Bei der gestrigen Tasel
K a iser mnen T r i n k s -p r u ch, welcher lau-

h'elt der
tete:

er Herz ist voll Dank gegen Gott, der, nachdeu:

chein^ ^^s^re Bürde, die über meinem Hause lag, von
Enr ^ H^rzen geuommen hat, nns so ermöglicht hat,
teg ^^önigl. Hoheit den Wtllkommengrutz zu entbie-
Holl begrütze aus ganzem Herzen Eure Königl.
7. ^it und begrüße in Urem Erscheinen zu

Äeiche,

^ Zeit den Träger der Grüße des Königs vou
,. u i e n. Seine Majestät hat die Gnade gehabt, mir
dio milikärische Ehre in seiner Armee zu verleiheii,
^ Gene


ex,, -4eralkapitänstelle und zugleich mich zum Chef zu
gon^."^. oines ausgezcichneten Regiments, des Dra-
Tz^^,^^st"ents „N umanci a", dieses „einzigen in der
k>Nes Stolzes seines Landes un.d seines K'önigs,

ijtz^r „^^llimcnts mit hervorragender Geschichte, das
^hre ' ^ eingesetzt hat, seinem Fcchneneide getreu

tzjtf, ^bracht hat setnem König und seinen Fahnen. Jch
Königl. Hoheit, Dolmetsch zu sein meines
^igc !^igen Dankes bei Seiner Majestät dem Kö-
Seiu ^ ^ hvhe Ehre, die er mir erwiesen ha-t, und

^ajestät

.. ,-<> einpfinde, den diese ho-he Charge und vor allem
schöne Reginient besitzen. Die Wünsche ciber, me
mein Hcnis und mein Volk besee-len und die darm
^bieln, datz Gott seine Diajestät erhalten möge und ihm
,'ne lanM und gesegnete Regiermig zum Wohl des Vvlkes
^nd des Heeres verleihen möge, fasse ich zusammen, m-
"U'.ich mein Glas aus dasMohl Seiner Majestnt des
°nigs nnd seines ganzen Hauses leere."

von B o u r b o n erwiderte mit fol-

^ndeni^oast: ^ ^

der Der herzliche Empfang, den Eure Majestät

habe', bereitet haben, die zu Mren ich die Ehre
'challs"^ llekomnien ist, um Eurer Majestät die Mar-
stie^^unllarin und die Uniform eines Obcrsten des Regi-
^orte "?s"'"ancia" zu überreichen, sowie die Begrützungs-
HiiA ' Eure Majestät die Gnade gehabt haben, an
^eine" /uchien, haben mich tief gerührt und ich spreche
^ ba " chchhaften Tarik dafür aus. Der König von
diaieü"/^" mich ganz besonders beaustragt, Eurer
^genkuai iagen, datz er glüchlich war, diese neue Ge-
^Aveis"- ergreifen, um Eurer Majestät einen neuen
schof ^ -ch^er Hoclfachtung nnd großen Freund-
schujj ' geben nnd datz er hofft, daß diese Freunid-
beidenV^'UE^ uoch wachsen wird zum Besten der
Cnrg Es ist eine Ehre für die spanische Armec,

aber z v^stät unter ihren Marschällen zu zählen. Was
^Etrist?^- ^ugimeut „Numancia" (11. Kavallerie-Regt.)
Znknmr ^^ben alle seine Offiziere uud Soldaten in
dnrK ^ ber Ehre gedenken, die dem Regiment da-
^ir? wurde, daß es dazu ausersehen wurde,

liigZ ^chrftät als Chef zu häben. Namens des Kö°
" weines erhabenen Herrfchers, trinke ich aus das

Aeine Zeitung

örü , Hüningcn, 7. Februar. Der von hier gebürtige
^ ^ !teOffizier der französischeu Armee, der Dberst

Euiari"^ ^ ' " "

^Swn. mird

Enianuel August Desmarets, Ofsizier der Ehreii-

. ----.u morgen in Melum wo er sich 18.2^zui ^e
^setzt h<u, seinen 100. Gebur >>Uiicice-Lorraiiie"

swrets ist. 'wie wir im gL°ren- Er

^bsen, am 8. FKruar 1805 m Hunmge g Eizier
twt 1832 in die kaiserliche ^ - ^rde er aus

uud irmrde nach Afrika versetzt. zum Ritter

-lnlatz der Drückeirkatastrophe von - S ^

ber Ehrenlegion ernannt. ^'^^^ushm Bataillons-
un Krimkrieg hervor. Er wurde Achlachten bei

und zeichnete sich in ^ ^it der Rosette

Mogcnta und Solserino so . ^reichung der

ber Ehrenlegion geschmückt "wrd. d ach zurück.

anlitarischen Altersgrenze zog er tzch Ober-

- Ulm. 7. Februar. Bu Mrmcheu < der^ ^ ^
"cgenieur Kollmann, dem zutzin ^ Koümann
ber aus Augsburg stammende Leutnan - Vetraaendes

^ermögcn vermacht hat, gestorbe n. ^ ange-

brvzetz, den die übrigen Derwandteu L.andgericht

Urengt haben, ist noch immer beiin h 1 -

ruchängig. Geiiern wurde bci

— Aschancnbnrg, 8. ^ebruar. ^pwr P^,

^ntleerung der Abortgrube in der Wirtjchast „6

Wohl Eurer Majestät und der Kaiserin und auf das
Wohlergehen Deutschlands und seines Heeres."

Deutschcr Reichstag.

Berlin, 8. Februar.

Am Bundesratstische: Niemand.

Das Haus tritt in die erste Beratung des sogenanm
ten Toleranzantrages.

Abg. Schradcr (freist Ver.): Der zweite Teil verleihe
dem Ankrag >den Anfchein, daß er nur im Fnteresse der katho-
ilischen Kirche gestellt sei. Wir lassen nicht zn, datz srch irgend
eine Kirche über die Staats-gesetzc stellt. Den ersten Teil des
Antrays befürworten wir dringend. Der 8 S ist nicht weit-
-gehelid gen-ug, weil den Dissidenten oder Freireligiöseu es er-
schwert wird, ihre Kinder dein Religimisnntcrricht zu ent-
giehen.

Wg. Hoffmann (Soz.): Den zweiten Deil des Antrags
lehne seine Partei ab und nehme auch den ersten nur mit Aen-
derungen an>. Der Austritt aus der Kirche sollte niehr als
bisher erleichtert werdcn. Die Kirchensteuer. sollte vom. Tage
des Austritts ab aushörcn; das Zentrum solle tvleranter sein.
Fricdrrch' der Grotzc verlangte volle Religionsfreiheit. Mit so
igrotzernl Geifte hat man> noch keinen Hohenzollern reden- hören,
obwohl sic auch heute noch häusig vedcn. (Heiterkeit.) Heute
werden die Minister im Krcise gedreht. Der heutige Fahncu-
und Gerichtseid dcr Dissidenteni „Lei Gott dem Allmächtigen"
sei cin GewissenSzwang in der höchsten Poteng. Jn dasselbe
Kapitel gehöre auch der Zwang zum Religionsunterricht und
die wechselnde Rechtsprechung hierüber.

Abg. M ü l l e r - Mein-ingen (freis. Vp.) stimmt für den
ersten Teil des Anirags, protestiert aber gegen die vom Zentrum
bcabsichtigtc Verquickuug von Rcligion und Politik. Dies sei
eme Blasphcmie. (Lärm im Zeutrum.) Keine Presse lie-
schimpft so sehr den> Staat, wie die kleritäle. Für den zweiten
Teil des Antrags sehlt jede Begrün-dung. Soll die Schule den
Koiigvegationen' ausgeliefert werden? Der zweite Teil des An-
trags' legt >dcu Grund zu eiuem hestigen -Kuüirrkampf, um die
Frerniachuug der Schule vou ider Kirche. (Uiiruhe im Zeri-trum.)
Dieser Teil sollte, al§ gegeu die wahre Töleranz gertchtet, ohne
jede Kommissionsberatung abgclehnt werden.

Abg. Gröber (Ztr.): Müllers Rede wird uus im Wahl-
kampf nützeu. Datz dcr Antrag sich gegen den Protcstanttsmus
richtet, ist Iveder durch 'dcn Wortlaut, noch durch die Begründuug
erwiesen. 8 1 des Antrages erkenut unbestreitbar das Fort-
bestehen ües StaateS an. (Wic gnädiyl) Wir wollen' nur uicht
etne Bevorzugung der Religionsübung durch die Bureaukratie.
Zur Klarstcllung des Begriffs anerkannter Religionsgemein-
schasten müsse in Kommissionsibcrvtung eingetretcn werdcn.
Wir wollen,, datz diese Gtzmeinschaften in freiester Form zuye-
lassen werden und datz der -staat darüber wache, datz sie den
Staatsbürgern keinen' Abbruch tun-. Redner kommt auf braun-
schweigische und sächsische Verhältnisse zu sprechen; dori müsse
Wandel geschasfen wcrden. Jm jctzigen Zeitalter üer Weltpoltttk
tft es etne politische Notwendigkeit, fich gegen-feitig zu vertragen
und freie Religionsübung aus dem Boden gemeinen Rechts jedem
zuzugestehen. (Beifall im Zeutrum.)

Morgen 1 Uhr: Beratung der HandelSverträge.

DeuLsches NeLch.

Bade».

K ar 1 sru h e, 8. Februar. Die votn Verband ba-
discher Arbeitsnachweise init Unterstützung der Grotzh.
Negierung> gesckfafsene Landeszentrale für
A r b e i t s n a ch w e i s, deren Funktionen der hiesigen
allgemeiuen Arbeitsnachweisanstalt, Zühringerstratze 113

tmie" die Uhr der s. Zt. ermordeten Josefine
Haas gefunden.

— München, 8. Februar. Ueber die Typhuse r-
krankungen beim 18. Jnf.-Regt. in Landau
(PfalZ) wird amtlich gemeldet, datz Ende Januar noch
ein neiier Fall eingetreten sei. S-eit dem 29. Jcmuar
ist kein weiterer Zugang erfolgt. Ein Kranker ist an
hinziigetretener Lungenentzündung gestorben. Die Zahl
der Typ'huskranken beträgt 39. Wegen Typhusver-
dachts stehen autzerdem noch fünf Mann in Beobachtung.

— Aachen, 6. Februar. Wegen Tierquälerei
hatte das Schöfsengericht gegen den 20jährigen Studen-
ten Gnstav Lüders auf s e ch s W o ch e n H a fst erkanut,
autzerdem auf zwei Wochen Gefanguis wegen Belerdigung
eines Schutzmanns und lvegen Mißhaudluug. Der Stu-
dent hatte auf dein Friedrich Wsthelmsplatz seinen Hund
mit einer nm dtstsen Hals gebundeueu Schnur in die
Höhe gehoben und umhergeschleiidert, dann hatte er das
Tier zii Boden geworfen unb mit Fützen getreten. Gegen'
das Strafmaß legte der Student bei der Straflarmner
Berusung ein, diese bestätigte indessen das llrteil der
Vorinstanz.

— Mascagni nud der Roland vou Berlin. Ungeachtet
des Domentis der „Norbd. Allg. Atg." hält Mascagni
seine Behauptungen anfrecht, daß er von Kaiser Wil-
helm beaustragt worden sei, den „Roland von Berlin"
in Mrisik zu setzen. Dies sei allerdingS vor 13 Jahren

übertragen worden sind, hat ihre Tätigkeit begomieu.
Die Zcntrale wird auf Grund der Mtteilungen der dem
genannten Berbande angeschlossenen Anstalten dreimal
wöchentlich (Dienstags, Donnerstags und Sanrstags)
irber die bei diesen gemeldeten offenen Stellen eine ge-
meinsanie Liste aufstellen, diese sofort vervielfältigen
und an alle badischen, württmibergischen, reichslän-
dischen, pfälzischen, rheinhessifchen Arbeitsnachweisan-
stalten, an alle oberbadischen Verpflegungsstationeii und
'demnächst anch an die Bürgermeisterämter aller badischen
Gemeinden mit mindestens 1000 Einivohnern versenden.
Die Bürgermeisterämter dieser Gemeinden werden an-
gewiesen werden, auf Verlangen den Arbeitgebern For-
mulare zu Gesuchen um Zuweisung von Arbeitern, dcn
Arbeitern solche um Zuweisung von Avbest auszichäii-
digen und die ausgefüllten Formulare als portopflich-
üge Dienstsache an jede gewünschte badische Arbeitsnach-
weisanstalt einzusenden. Das Schema der von der Lan-
deszentrale ausgegebenen Stellenlisten ist das gleiche
wie das bei der württembergischen Laicheszentrale ein-
geführte; da dcnmächft auch die elsah-Lothringifche Lan-
deszentrale für ihve Stellenliste dieses Schema annehmen
wivd, so ist jetzt für ein großes zusammen-
hängendes Gebiet in Südweftdeutschland eine
regelmätzige ausgedehnte Bekannt-
m a ch u n g der bei den öffentlichen Arbeitsnackjweisen ge-
meldeten offenen Stelleu in einheitstcher Wsife
durchgeführt.

— Eine bemerkenswerte Neugvündung wuvde uniev
Mitwirkung des nastonalliberalen Parteisekretärs in
Wolfach vorgenomnien. Dort fchlossen fich National-
liberale, Freisinnige und Demokraten als „liberale
Ve.reinig u n g" zufammen. Das Beifpiel dvrste «n
manchen Orten der Nachahmung wert sein.

Aus B a d e u, 8. Februar. Für den 'diesjähichgen
sozialdemokratischen Parteitag gingen u.
a. folgende Anträge ein: des soziald. Vereins Fl rt-
wangen: „Jnserate für Patriotifche Festlichkesten dü> stn
in der fozialdemokratifchen Presse nicht aufgencmiDen
werden", der Wahlkonserenz des 7. bad. Reichstagsi-
wahlkreises: „Die Parteiorgane des babischen Landes
sollen in Zukunft die Parteigenossen des Laiides über
die agitatorische Arbeit im gefamten bädischen Lanbe in-
formieren. Die Parteiredaktionen sollen verpflichtet
werden, bei Entnahme von Leitartikeln uiid politischen
Korrespondenzen aus anderen Parteiblättern die Quelleu
zu nennen, die parlamentarischen Berichte des Reichs-
tages eingehender zu bringen"; des soziald. Vereins-
Heidelberg: „Der Parteitag wolle beschlietzen, daß ein-
heitliche Mitgliödsbücher innerhalb Deutschlaiid einge-
führt werden"; des soziald. Vereins Karlsruhe: „Der
nächste badische Parteitag ist in Karlsruhe abzuhalten";
des soziald. Dereins Königsbach: „Ueberall, wo Partei-
genossen in der Gemeinldevertretung sitzen, haben diesel-
ben, sofern in ihrev Geineinde noch Schulgeld erhöbsn
wird, den Antrag auf Abschaffung des Schulgeldes z-u.
stellen." Gegeuüber einem Antrag der Wahflreiskon-

gewefen; die Gründe, welck>e ihn diefen Aufstag ablehnsn
ließen, will Mascagni nicht bekannt geben.

— Auf wcn schwören Sie? Von der Eröffnung chev
Automobil-Ausstellung erzählt ein Leser der „Tägl.
Rundsch." die folgende Geschichte: Mtten in einen Vor-
trag, der dem Kaiser gehalten wurde, platzte das mäch-
tigs Auflachen eines Hauptnianns und Adjutanteu. Der
Kaiser sah sich besremdet um, lächelte aber gleich, als
er sah, daß offenbar sein Bruder, Prinz Heinrich, cben
einen Witz gemackst 'hatte. Der aber hatte nur ein Be-
gebnis erzMt, das ihnr kurz vorher zugestotzeu war. Er
hatte einen Feldwebel pou den Verkehrstruppen, der da
bei einer Reihe von Automobileii verschiodener Firmen
stand, nach seinem lstteil fragen wöllen mit den Worten:
„Na, auf wen schwören Sie?" Jn straimnster
Haltung antwortete der Feldivebel: „A u s Seine
Majestät d e n Kaiser!"

— Gegen dje geplante Aufführung dcs „Parsifal"
in Amsterdam erlassen eine grotze Anzahl Musfl-
dirigenten einen energischen Protest, in dem die Auf-
führung als eine schwere Verfündigung am Geist und am
letzten Willen Wagners und als eiu beaüstchtigter geisstger
Raub gekennzeichnet wird, der morölisch dadurch nicht
besser werde, datz die zusällige Lage der Gesetzgebung dis
Bestrafung ausschlietze. Die Wagner-Veveinigimg in
Amsterdam und ihr Kapellmeister Viotta werden zur
Einsicht und Umkehr ermahnt. Aüch die Kapellnteister
der Berliner Qper haben den Protest unterzeichnet.
 
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