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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-77 (1. März 1905 - 31. März 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0453

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drscheint täglich, Sonntags cmsgenommen. Preis mit Familienblättern monatlich 80 Pfg. in's Hans gebracht, bei ber Gxpedition und Len Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.

Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b Mk. ausschlietzltch Zustellgebühr.

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"n bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferaic auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anfchlagstellen. Fernspr. 88.

Deutscher Reichstag.

Berli-m, 1. Wärz.

.tzcrus rst äußerst schwach besucht..

h Ete Etatsbevcrtung des Reichsa m k s d e s I n -
^ u chfxd fortgesetzt.

T r i mbo r n (Ztr.) meint, das Tempo dcr SozüL-
»tei s^hr langsam. Wic vs nnt der gencrellen Ausdelh-
Kranken- und Unfallversicherung auf die Heimarbeiter
' >ei immer noch unbekarmt. Rcdner trftt dann für derr
^tsrnalarbellstag und für cinen sarrllären Maximalarbclls-
öefundheitchchädlichen Bctrieben ein, sowie Mr allge-
Regelung der Rechte der BerufSvereine. Die Organifa,-
gcstärkt wcrden-; betont werden müsse das Recht des
^^Epoftenftehens, so lange üie öfferllliche Ruhe und Sicher-
örchl angetastet wird. Seine Freunde seien der Ansicht,
Nich. öegenüpx;- Nöten des Mlltelstandes die Soztalpolllik
derfagen dürfe. Arbellcr- nnd Mittelftandspoilllik mlüsse
Mntig betricbcn wcrdcn.

Wurm (Sog.) wüuscht ebenftllls Regelung des Strerk-
lu-^^'llehens, fowie Aufbcsbung ^des Verbotes von^GeldfatniMd-

Eivp ift sozialdemokratischen Verscunnllungen.

Der Ref dlu-

>. ftimme fctne Partei z.u.

Blell (fr. Bp.) begründet sctne Refolutton, die da-
^ Handelsarbeit mcht denselben Bcsttmmungen zu
^verfen, die für Hausierer gelten.

Storz (fii'0-o. Vp.) bedauert, datz man vtelsach gvgen
szsAsrer so schars vorging, wie das in cinigen iihm bekvnrllen

geschehen sci.

Lattmann (dsoz.) -wünscht gesetzliche Regelung des
ve^^rverkehrs, sowie befteren Schuch vor der Auslandskonkur-

Gerlach (freis. Ber.) wünscht zn wissen, wie weit
sn ber Frvge der Ausdvhnung des Versicherungszwanges
lariLlichen Arbeitrr gekommen sei.
stijk/'sch Wemerkungen des Wg, Krösell (wirtsch. Ver.) cr-
Abg. -Gamp (Rp.), seine Partei stllnme der Resolutivn
^lrtm ^ Vovlegung der Denkschrift ülbcr >tzie Ergebnifsc der
i8eft??^Nöuete, fcrner der Resolution auf crne Cnquete über
von Angestellten dnrch Lteferaillcn und aus Ein-
Iung eines hllrcmfbegüglichen Gefeches zu.

Strombcck (Ztr.) meint, man dürfe den tzausicr-
svi iricht ganz verwcrsen.

zx^urn g pertagt das Haus die Weiterberatung auf mor-

^ -»erfin, 1. März. Die Budgetkommission des
f ^ chstages sehte die Beratung der M i l i t ä r v o r°
^ ^ fort. Mimster v, Einem erläuterte, nach dem
^^cht der „Frankf. Ztg.", zunächst die Bedeutung der
dg^°ber für die Kriegsausbildung der Truppen


und

ft 7" gab der Staatssekretär Frhr. v. Stengel einen
^-^blich über die voraussichtlicheu finanziellen
dxz Eungen der neuen Handelsverträge und
kx,-. Zolltarifs. Der neue Zolltarif werde laut
Erlicher Verordnung am 1. März 1906 in Kraft treten.
fyr den damit verbundenen Mehreinnahmen würde in-
keih der zu erwartenden verstärkten Mehreinfuhr vor
llph ^nkraftreten des Tarifs und der Handelsverträge
Millionen Mark auf 1905 fallen und die Zuschuß-
^^choir sich aus 22 Millionen Mark vermindern. Die
bm ^ o i n n a h m e n aus dem Zolltaris könne man
Nnsjcher auf 70 bis 80 Millionen und
stzh! Abzug der Beträge, welche für die Witwen- und
^llenversickeruna reserviert werden müssen, auf etwa

Kleine Zeitnng.

Heimbach (Eifel), 27. Febr. Die Urfttal-
''" ' die mit ihren 45 Millionen Kubikmeter Raum-
ieit einigen Tagen gefüllt war, ist plötzlich un°

geworden.

Mbr

Nach dem Tale nach Wolleisen zu

ds^^rach ein armdicker Wasserstrahl den Felsen, sodaß
sdip^^^knskn geöffnet werden mußten, um den Wasser-
?r>a^.bes io Kilometer langen Sees um so viel zu
kq„ borigeu, daß die Durchbruchsstelle verstopft weröen
lj^- Am 1. April sollen die, in hiesiger Nähe befind-
^ Turbinen in Tätigkeit treten.

^ ^enf. 1. März. Die Meldung eines Berliner Blat-
^ oaß sio-, pxr Anwalt Lachenal in Sachen der Gräfin
^ gnoso nach Dresden begeben werde, ist nicht
Die Verhandlungen werden mit Dr. Zehme, dem
^Uell " Advokaten der Gräfin, geführt. Aus bester
-öchr ^^^ührt man, daß die Gräfin mit den ihr vom
Hofe gemachten Vorschlägen gar nicht einver-

ooeu ist.

^er E"'" amcrikanischen Blaubart. B i n g e n, 28. Febr.
stko "^"knmörder Schmitt oder H o ch, der in Ame-
als dreißigmal verheiratet war nnd über 14
ip umgebracht habcn soll, ist am 20. November 1862
geboren. Seine Eltern waren der gestor-
leh,, ^^itglermeister Adam Schmitt I. und die noch
ll Ehefrau Anna geb. Weber. Er besuchte vom
hre an die Volksschule zu Horrweiler und war dort

30 Millionen schätzen. Das reiche zur Sanierung der
Reichsfinanzen nicht aits und es bcdürfe einschneidender
Mittel. Die Vorarbeiten für die große Finanz-
nnd Steuerreform hosfc er in nächster Zeit zum
Abschlutz zu bringen und im nächsten Herbst werde
dcm Rcichstag die entsprechende Vorlage zngehen, aber in
ciner Form, daß die Mehrausgabep auch für das laufende
Jahr durch sie gedcckt werden könnten.

DeuLsmes ReiÄ.

BerIin, 1. März. Die diplomatischen Vertr-eter des
Reiches in Rom, Brüssel, Bern und Belgrad kündi'g-
ten gestern die bestehenden Handelsverträge mit
Jtalien, Belgien, der Schweiz und Serbien in derselben
Weise, wie dies in Wien und Bukarest geschehen ist.

Potsdam, 1. März. Prinz Eitel Friedrich
unternahm heute Vormittag in geschlossenem Wagen die
erste Ausfahrt, die eine Stunde daucrte, nach Sanssouci.

Baden.

Karlsruhe, 1. März. Jn der 49. Si.ung des
Bad. Eisenbahnrat A schiEe die Generaldirektion
der Beratung des S o m m e r f a b r p l a n s voraus.
daß es, wie aus demi Entwurs und dem Nachtrag zur
Aenderungsnachweisung hervorgehe, dank der Steigernng
der Einncchmen möglich gewesm sei, zum kommenden
Sommerfahrplan verschiedenen, cmf ein« Fahrplan-
bereicherung cchzielenden Wünschen zu entsprechem
Die Steigerung der Einnahmen sei aber weder so bedeu-
tend, noch so feststehend, daß nicht noch große Dorsichr
gegenüber den Wün'schen aus Zugsvermehrung geboten
wäre. Jn der darauffolgenden Einzelberatung trmrden
sodann die Anträge und Anregnngen der Herren Mit-
glieder besprochen und von der Generaldirektion über vtN-
schiedene Gegenstände (z. B. Motorwagen, Bau Meiter
Gleise, Erhöhung der Uebergangszeiten cmf den Anschlntz-
stationen) Aufschliüsse erteilt.

Preußcn.

Frankfurt a. M., 28. Febr. Der Magistrat

lehnte abermals die von den Stadtverordneten beschlossene
Unterstützung der Familien der westfälischen
Bergarbeiter ab, diesmal mit der Begründung, er
halte es sür nnstatthaft, mit städtischen Geldmitteln in
einen Lohnkampf zwischen Arbeitern und Arbeitgebern
einzugreifen.

BerIin, 1. März. Abgeordnetenihause erklärte
der jbultusmiinister Studt auf eine Anfrage des kon-
servativen Abgeordneten von Arnim, ob etwas wegen des
Aufrufs des Kurators der Bonner Univerfstät zu Gnn-
sten der streikenden Bergarbeiter geschehen sei: Was die
Bonncr Worgänge anlan'gt, so haibe rch, nachdem die Tat-
sachen vollständig aufgeklärt stnd, ioas bei der Kommis-
sionsberatung noch nicht der Fall war, keinen Anlatz zuni
Vorgehen gegen den Kurator in Bonn, um so weniger,
als es sich bei dem erwäihnten Aufruf um einen Akt d-er
Menschenfreundlichkeit und Mildtätigkeit handelte. (Leb-
haster Beisall. Unruhe rechts.) (Znzwischen hat Herr

von Rottenburg selbst seine Ansichten dargelegt. Aus dem
Artikel gcht heroor, daß er von einer eins-eitigen Parle:-
nahme völli-g entfernt ist. Jm übrigen aber bin ich der
Meinung, datz ein Mann wie Herr v. Rottenburg dsn
Anspruch auf eine besondere Berücksichtigung. und Würdi-
gnng verdient, vernwge der grotzen Verdienste um das
Reich und Prenßen aus seiner langjährigen Vertrauens-
stellung bei dem Fürsten Bismarck (Widerspruch und-
Lachen rechts) sowie nach seiner wissenschaftlichen Bedeu-
tung, die Herr von Arnim hervorgehoben hät.

— Der Rektor der Technischen Hochschule zu
Charlottenburg erläßt folgende Bekanntmachung: „Auf
Grund der Zwischcn Rektor nnd Senat einerseits und dem
Ausschuß dcr Studierenden andererseits gepflogenen Ver-
handlungen sind die an den Ausschluß am 20. und 24.
Januar ds. Js. ergangenen Sonderbestimmungen von
mir aufgehobcn worden. Es ist dies mit der Zuversicht
geschehen, datz, wenn demnächst die Frage der konfessionel-
len Verbindungen noch einmal zu-r Sprache kommen sollte,
dies jedensalls nur in einer Wcise geschehen wird, durch
welche die akademische Ordnung und der Friede inner-
halb der Studentenschaft unserer Hochschulc in keinev
Weise gestört und gefährdet wird."

Hannover, 28. Febr. Dem Landtagsabgeordne-
ten Dr. Max I 8 necke ist nachstehendes Telegramm
übersandt worden:

Die Studentenschaft der Technischen Hochschule, mit
Ausnahme der konfessionellen Korporationen, spricht Jhnerr
für Jhr mannhaftes Eintreten im Kampfe um die Er-
haltüng der akademischen Freiheit aufrichtigen Dank aus
und hofft, datz endgültiger Friede zu unser aller Wohle
vollständig wicderhergestellt wird.

Mit studentischem Gruß die Studentenschast.

I. A.: Zimmer.mann

Äus der Karlsruher Zeitrmg«

— Seine Könvgliche Hoheit der Grotzherzog haberr
dem RechnungSrat Johann Nepomut Krcmp in Freiburg das
Ritierkreug ztveiter Klafte mit Eichenlaub des Ordenis vom Zäh-
ringer Löwen verliehen, sowic deii nachgenannten Perisonen d-ie
Erlaubnis zur Annabme und zum Trageu der ihncn derliehenen
Köntglich Preutz'schem Roten Kreuz-Medatllc 3. Klafte erteiA,
und ?war dein Fürstltch Fürstenbergisck)cn Bauasststent ika-rl
Mayer, Koloimenführer der Sonitätskolonne vom Roten
Kreuz in Donaueschingen, dem- Oberwärter Dkatthous Halk
rn Emmcndingest, dem Mediziualrot Dr. Fritz König in
Stsckach, dem Stadtrat Stanislans- Kah in Baden und dem
Stadtrat Emil Wittich tn Lalhr.

Karlsrnhe, 1. März. Heute Dormistag von Ist
Uhr am meldeten sich bei' dem 'Großherzog eine Angabl
Ofsiziere. Nachmittags 2 Uhr verlietz Prinzessin Her-
mine Renß die Höchsten Herrschasten nnch iüehrwöchenli-
lichenr Ausenkhalt, um die Heinrreise anzntreten. Dir
Grotzherzogin beglestete die Prinzessin zum Bahnhof. Jm
Laufe des Abends hörte ber Großherzog dse Vorträge des
Geheimerats Dr. Freiherrn von Bab-o und des Lega-
tionsraks Dr. Seyb. Die Großherzogin besucht heute
Abend den grotzen Ball bei dem Erbgrohherzog und der
Erbgrotzherzogm.

ein intelligcnter Schüler, der allerdings stets Neigung
zu allcrhand verschmitzten Streichen an den Tag legte.
Aus der Schule entlassen, trat Jakob bei seinem Vater in
die Lehre nnd erlernte das Spenglerhandwerk. Gegen
Ende seiner Lehrzeit entzweite er sich eines Frauenzrm-
mers wegen mit seinen Eltern und ging auf die Wander-
schaft. Er trat dann bei seinem Vater als Spenglergehilfe
ein und verheiratcte sich am 1. Januar 1887 mit einem
braven, rechtschaffenen Mädchen ans Horrweiler. Dann
eröffnete er eine Spenglerei u»d eine Spezereiwarenhand-
lung, die beide gut gingen. Zu seinem Unglück betrieb
er dann auch noch Kommissionsgeschäfte mit Wein, Lan-
desprodukten usw. Schmitt wurde stolz und übermütig
nnd suchte bei jeder Gelegenhcit den großen Mann zu
spielen. Da er aber kein gelcrnter Kaufmann war, fehlte
ihm die Uebersicht, er geriet in Schulden nnd Verpflich-
tungen und zog seine Eltern und Geschwister ins Ver-
hängnis. Durch Bürgschaftswechsel sind besonders seine
Eltern mit mannigfachen Schwindelcien von ihm fast um
ihr ganzes Vermögen gebracht worden. Schmitt hatte
schließlich mehrere Bahnwagen Gerste sür ein Malzgeschäft
in Düsseldorf zu liefern. Die Gerste, die reisefertig auf
dem Bahnhof in Bingerbrück stand, verkaufte er nochmals,
und zwar nach Worms, und verschwand dann. Er lietz
seine Frau und vier Kinder in Not und Elend zurück.
Eines dcr Kinder starb später. Als Schmitt verschwnnden
war, stellte sich scin ganzes Tun und Treiben heraus.
Sein Hab und Gut wurde zwangsweise versteigert, ver-

fügbar waren 15—20 000 Mark bei einer gewaltigen
Schuldenlast. Der Onkel der Frau Schmitt hatte damals
das Haus für die Frau angesteigert, sie selbst -arbeitete
jahrelang im Taglohn, die 17 Jahre alte Tochter unter-
stützt die Haushaltung durch Nähen. Das Gerücht sagt
noch in Horrwciler, Schmitt sei mit Unterstlltzung von
Freunden vorher schon einmal nach der Schweiz und
Oesterreich durchgegangen, habe sich damals in Wien auf-
gehalten und sich dort, obwohl seine Fran in Horrweiler
lebte, wicder verheiratet. Die Mutter, die Geschwister
nnd die erste Frau des Verbrechers leben in Horrweiler:
sie haben sich alle von ihm loSgesagt.

Theater- und KunftnachrichLeR.

— Heidelberg, 2. MLrz. (Stad t th ca t e r.) MovKM
Freitag, gelangt im- Stadtthcater wiederholt dic Operette „Der
Bctteil-studcnt" von Millöcker znr Aufführung- Die Hauptrollen
de-s beliedton un>d populareni Werkes werden wie bei -der erstei«
Nuffiihrung gefpiekt von üen> Damen Bonne, Mahr, Mertes,
IlUen, Sarti und den Herreni lBvum, Brenncr, Gottfried, Hemd',
Haotz Kehr, Ravcn und Schtnidt.

— Adolf Steinmann, cin -geschätzteS Mitglied imfe
res Theatcrs, gcht als Oberregifte'ur und stellvcrtrrteniden Dt-
rcktor <rn dns Thcater in Güttinge-n.

ck. Jm Mannheimer Hofthcater gastierte kchtest DienrStag
Herr Kalnimersänigcr Ernst Kraus in der Titelrolle des
Siogfried. Wir tün-ncn der Gesamtleistnny dos Gastes gegerr-
ü-ber nicht in dcn Jnbel einstiinnien, mit dem er in dem anA-
vcrkaufien Haiese geseiert wurde. Scin Spiel ist fretlieh von
unerhörtcr Gewandthett unid Ausdriicksfüihigjeit, vor «lleni von
 
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