Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 1-26 (2. Januar 1905 - 31. Januar 1905)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Samstag, 21. Januar 1W5

Krües Blatt.

47. Iahrgaug. — Nr 18.

^ Et»sch«t»j Ilr-Atch, Honntag» «t>g«l»mm»S. PrctO «tt KaLiNenWLttern monafli^ 8S Pfg. trr't HcruL grbracht, bei der Expeditton urib d»n HweiMatwnen abgeholt 4V Pfg,

Durch dt« Poft bezogen vterteljäWich 1,35 Mk, ausschlietzlich ZustellzcLühr,

>»I«tG«npi»i»l 20 Pfg, für dt« Ispaltige Petitzeil« oder deren Raum, Neklamezelle 40 Pfg, Für hiesige GeschäftL» u. Privatanzeigrn «rmätztg!, — Kiir die Aufnahme vori Anzeigei,
«» drsttmlmten Lagen wird ketne Devantwortlichkeit übernommen. — Anfchlay der Jnserate auf den Plakattassln der Hetdelherger Zeitung u, d«n stqdt, Anschlagftellen, Fernspr, W,


Deutscher Reichstag»

Berlin, 20, Jan.

Auf der Tagesordnung steht die Jnterpellation be-
treffend den B e r g a r b e i t e r st re i k im R u h r r e-
v i e r.

Tas Haus ist gut befetzt.

Abg, Huc (Soz.) bcgründet die Jnterpellation und bezcich-
tzct dic Nachrichtcn übcr Bclästigungcn Arbeitswilligcr mindc-
Itcns als übcrtrieben, Er habe im Auftrage der Bergarbeitcr

erklärcn, datz die Ausständigen ihrc Ehrc darin suchcn, dcn
stampf in voltster Ruhe durchzufühven, Bisher licgt kein
Anlatz vor, übcr die Bchördcn im Ruhrrcvier zu klagcn, Die
4rag«, ptzr Streik hätte vermieden wcrden könncn, müsse er
uejahen, Hätte Stinnes sich entgcgcnkom'mcnder gcäutzert und
gcsagt, ivenn dic Umbautcn erledigt sind, wird dic altc Seilfahrt
wieder eingeführt, so wäre cs nicht znm Streik gekommen, Red-
ner Polemisiert gegcn den Handelsminister Möller, der die un-
llcsehliche Vcrfügung dcr Zechcnvcrwaltung nicht gcbrandmarkt
habc; wir wollcn auch hcute noch dcn Fricdcn und sind auch
heute noch zu Verhandlungen bereit, Die Worte des Reichs-
kanzicrs im Landtag wirkten sympathisch, Seit Jahren haben
wir^ die Masscn schon zurückgehaltcn, jctzt ist der Bechcr übcrgc-
mufen, Das Untcrnehmcrtum bcschwor dcn Streik hcrauf, Dic
Unternehmcr wurdcn zucrst kontraktbrüchig, dcnn sic vcrlün-
s^rtcn dic Scilfahrt crheblich, ohnc dic Bcrglcute zu fragcn,

Fordcrungcn der Arbcitcr sind minimal; im Wagcnnullcn
firrscht ein empörendes Systcm, Man hat die Leute förmlich
B den Streik geprügelt, Dlan behandclt sie jämmerlich. Dcr
^treik ist inszcnicrt, um dic Kohicnprcisc noch mchr zu steigcrn
und dic Vcrschmelzung Lcr Zechcn zu fördern, Es sci Zeit,
u^r Ausbeutung dcs Volkcs durch Gesctz cin Ende zu machcn,
zumal unscrc Kohlengechcn immcr mchr in ausländischc Häude
komincn. Wir fordcrn die Rcgicrung znm Eingrcifen auf zur
AufrechterycUUm^ dcr Gcrechtigkeit,

incichstanzler Graf Bülow: Dic bisherige rnhige Haltung
^".^bciter überhebe ihn nicht dcr Mabnnng, sich nicht zn Ge-
^"tätigkcitcn hinreitzcn zu lasscn. Jnsbcsondere sei es Pflicht
der Bchörden, die persünlichc Freihcit zu schützcn; wcnn dcr
Mensch dus Rccht hat, zu strciken, so hat cr auch das Recht, zu
arbeiten, (lSehr richtig, rechts nnd ini Zentrum.) Er beklage,
datz noch kcinc Einigung zu stande kam, Die zu Vcrhandlungcn
berusencn staatlichen Organc taten dcis Jhrigc nnd werdcn sich
uuch wcitcr bcmühen, Die Schuld an dcm Ausstanüc wcrdc
von den Partcicn verschicdcn angegcbcn Sollten die Vertrcter
der Grubcnbcsitzer die Wünsche der staatlichen Kommission nach
ifimcuisamct Verhandlung mit üen Arbcitervertretern ingno-
ff^ren, so wcrde er das gerade so verurteilen, wie er die Ein-
Itellung der Arbeit ohnc vorherigc Kündigung mitzbillige und be-
daucre, Es bedürfe sorgsamer Untcrsuchung, um das Mögl che
von dcm Agitatorischcn und Uiopistischcn zu scheidcn, Jn> dcr
scicn ihm Klagcn bcgcgnct übcr dic angebliche Macht-
losigkeit dcs Staates, Bci unscrcr an dic Achtung von König,
^taat und Obrigkcit gcwöhnten bürgcrlichcn Gescllschaft trcte
v'n starkes Mitztrauen hevvor zegen die vereinte
^"p.ltalmacht der Zechen und Banken, wie sie sich
sfuch m der Hibernia-Angelegenheit bemerkbar gemacht habe.
^tan stehe damit vor einem Prwblem, das noch der Löfunz
vrrr«. uüe ja schon in dcn Vereinigten Staatcn ein weiser
Prasident arn Werke sei, das Gemeiniwohl vor Schadsn zn
vewahren.

-, Die Arbeiterorgamsation sei in Dentschland nicht ans wirt-
Moftlichen Bcdürfnissen natürlich cntstanden, sondern sei ein
^«rkzcug dcr politischen Parteien. (Widerspruch.) Was uns
rwttut, d«s kst dw Emanzipation der in Berufsver-
ernen organisierten Arbciter von der Poli-
r' ° efner Parwi, die jeden wirtschaftlichen Fortschritt der ge-
'brwvartigen Staats- und Gescllschaftsordnnng für ansge-
Mossen erklärt und die im Streik nur ein Mittel sehe znr
^churung des Haffes, zur Stärkung des Klaffengefuhls im
Pwrteiinteresse. (Unrühe bei den Sozialdem-okvaten.) Redner

hofft, daß dcr Strcik nicht weiter um sich gretfe und datz di«
bcrführten Arbeiter nüd ihre Famllien nicht in Not kommen.

Handelsmimster Möller: Seine Mittel seien noch.ntcht
crschopft, aber zur Zeit auf cineu toten Punkt angelangt. Er
habe sähr bedauert, datz die Aribeitgeber die kontradiktorischen
Verhandlungen mit den Arbeitern «Mchnen. Hoffentlich blei-
ben die Ausständigcn im Staatszebiet so ruhig wie bisher. Rur
auf GruNd der vorliegendeu Akten habe er zugunsten der Ar-
beitgeber gesprochen. Bezüglich Ler Wnrmkrairkheit habe er
das Mögliche getan. Was das Nullen betreffe, so betrage eS
im höchsten Falle 3 Prozent, nach neueren Berichten in ein-
zelnen Belegschaften erheblich mehr. Er erwarte, datz allc, die
den Frieden wollen, ihn nicht dadurch erschwereu, datz fie eine
Partei gcgen die andere hetzen.

Das -Haus tritt in die Besprechnng der Jnterpellation ein.

Tlbg. Stötzel (Zentr.): Der Streik habe fich nicht ver-
hindern lassen, weil die Arbeitgeber jcde Verhandlnng ab-
le-hnten. Der Bergbanliche Verein trieb die Arbeiter m den
Strcik. Es wird nicht mchr langc danern, 'bis der ganze
Kohlenbau in den Händen des Syndikats sei.

Mz. b. Normann (kons.) will -vorläufig in keine Be-
sprechnng treten, da ein Kontraktbruch vorliege.

Das Haus vertagt die Weiterberatung auf morgen; cmtzer-
dem steht aus der morgigen Tagcsovdnung die Handelsvcr-
tragsinterpcllation.

B e r l I n, 20. Jan. Die B u d g e t k o m mi s -
s i o n des Reichstages Lewillige heute nnch längerer De-
batte statt der geforderten 5 Mtllionen nrir 3 Milltonen,
znr Hilfeleiftung für die durch den Aufstand in SÄdtvest-
afrika geschädigten Anfiedler nrit der Beschränkung, daß
eine Entschädigung nur diejenigen erhalten sollen>, die
nicht nachgewiesenerinatzen beim Aufstand eine der Lan-
desregierung unfreunbliche Haltung eingenomnren, oder
den Aufstand durch eigenmächtige gesetztvidrige Handlun-
gen mitverschuldet haben.

Deutfches Reich.

— Nachdem der Bundesrat am 6. Oktober v. I.
beschlossen hat, daß nene 50 Pfennigstücke mtt
der Wertangabe Mar k" und schärferer Riffelung
des Randes im Betrag von 10 000 000 Mark ausgeprägt
werden, ist zunächft mit einer Prägung von 1 000 000
Mark vorangegangen worden. Me Ausgabe wird dem-
nächft ihren Anfang nehmen.

— Ueber die Personentarif-Resorm brtn-
gen die „Münch. Neuest. Nachr." Folgendes iri E-rfah-
rung: Die sämtlichen grundlegenden Fragen, deren Aahl
nicht gering ist, wurden nach der Berliner Konferenz
durchgesprochen. Ste werden nunmehv den Bahnverwal-
tungen zngewiefen, nm von dieseu nachgepriift zu werden.
Jst dies geschehen, so wird eine weitere Konferenz in
Berlin, die am 29. März Mscmimentritt, die Beratung
fortsetzen. Um die in der ersten Konferenz aufgestellten
Berechnungen zu ergänzen und sich auch über die Ge-
päcksfrage zu äutzern, wurde znnächst ein Untsrausschutz
eingesetzt, der das Ergebnis seiner Arbeiten in etner
Srtzung, bie noch vor dem 29. März stattfinden wird,
feststellen wtrd.

Jtzehoe, 20. Jan. Die Offiziere und BäMN-
schasten des Mittwoch von Hambnrg nach Südwest-
afrika abgegangenen Trnppentransportes waren, wi«

die „Jtzehoer Nachrichten" erfähren, auf dem TrupPen-
Kbungsplaitze Munstsr gegen Typhusgeimpft
worden.

Baste«.

KarIsruhe, 20. Jän. Bei der heute früh in Ber-
lin beginnenden Konferenz von Regierungsverttetern znr
Beseittgung der Gü te r z u I e i t u n g e n ist Baden
durch Generaldirettor Geheimrat Schulz vertteten.

Karlsruhe, 20. Jcm. Geheimerat Reinhard trat
einen zloeimonati^n Urlaub an, den er in Jtalien zubriuge-n
wivd.

— Die „Bad. Landeszeitung" fchrecht: Jn einem
Artikel des Karlsruher Korrespondenten des „Schwäb.
Merkur" vom 19. d. M. ist die Hattung der National-
liberalen zu den Konservativen Badens mit Be-
zug auf die nächsten Landtagswahlen erörtett und dabei
der Meinung Ausdruck gegeben, daß seitens der Nattonal-
libemlen Partei die Konservativen „zurückgewiesen" wor-
den feien. Diese Aunahme entbehrt jedoch jeder Begrün--
dung. 'Mr können in dieser Beziehung nur wiederholt
auf die offizielle Kundgebnng der Partei in dem Rund-
schreiben an die Bezttksvereine vom Oktober v. I. ver->
weifen, dessen Richtlinien auch mit Bezug auf das Ver-
hältnis zu der konfervativeu Partei nach wie vor matz-
gebend sind.

Aus der Karlsruher Mturrg.

— Seine Königliche Hoheit dcr Grotzhcrzog huüen
dcm Privatdozcntcn in der Abtciluug für Chcmic an dcr Tcch-
nischcn Hochschule in Karlsruhe, Dr. INax Schwarzmann
aus Karlsruhc, ücu Titcl auherordcntlichcr Profcffor verlichcn.

— Die Zolldircktion hat den Hauptamtsgehilfen Wilhclm
Richard in Bascl als Hauptamtsas-sisteut etatmähig angc-
stcllt.

Karlsruhe, 20. Jan. Die Großherzogrn und
der Erbgroßherzog reisten heitte Vormittag 9 Uhr zu den
Tvauerfeierlichkeiten nach Weimar ab. Dieselhen werden
Sonntag Vormittag wieder hier eintreffen. Der Grotz-
herzog empfing um 11 Uhr den Prästdsnten des Finanz-
ministettums Geheimerat Becker zu längerem Vorttag.
An der Mittagstafel nahm die Erbgroßherzogin teil. Nach-
mittags hörte der Großherzog die Vorträge des Ge-
heimerats Dr. Freiherrn von Babo und des Legattons-
rats Dr. Seyb. Zur Abendtafel werden die Erbgrotzher-
zogin sowie der Prinz und die Prinzessin Mäx erscheinen..

Amerika-Abend deS Nationalsozialen
Vereins.

/j, Heidelberg, 21. Jau.

Der Einladuny des Rationalsozialeu Vcreins zu cineiu
„Amcrika-Abend" im „Hotcl Tanrchäuscr" folgtcu gcstcrn so
Bielc, datz sich der Saal als bei weitmu zu klein crUnes,
auch nachdem eine Anzahl von Tischen entfernk worden war.
Am Saaleingang und in deu Reiheu zwisch-:n dcn Tischen
drängtc fich dic Mengc. Manchcn war cs tatsächlich unmöglich,
das befcheideustc Stehplähchen gu erobcru, sodatz fie wiedcr um-
kehren mutzten.

Prof. Deißmann begrütztc dic Vcrsammlung mit cinem
Hiuweis auf die Wichtigkeit des Themas „Amerika". Er be-
rührte in feiner Ansprache auch den Streik im Ruhrgebiet uud

Stadttheater.

Heidelberg, 21. Januar.

„DieHerrenSö h ue", Volksstück von O. Walther und
Loo Stcin.

^st cs vou Vorteil für cin Thcateruntcrnchmen, wcnn das
Gedächtniö der Thcakcrbesuchcr gut, gcübt und zuvcrlässig ist?
Oder ist es beffer, datz man von den gangbaren Schwänieu mög-
lichst wertig behält? Siud die Lustspiele, die den eisernen Be-
staud der klcineren Bühneu bildcn, es übcrhaupt wert, wcmi
mau sonderlich viei von ihncn in dcr Erinncrung bewahrt? —
Als ich gcstcrn das Theater betrat, hatte ich nur cine duukle
Remiinszenz an einen inaktiven Korpsstudcnten, der spätcr
eine Wurftfabrik aufmacht und an cinc Glastür, die einc Bcr-
lincr Büvgcrstubc von eincm Ladcn trcunt, in dem Schinkcn,
Spcckscitcu und Lcberwürste hängen. Als die Handlung in
Flutz kam, hakte ich ein rechtes Vcrguügen an dem> Wurstsräu-
lein, die dann uud wcmn aus dem Laden in den Salon tritt,
um nnt O-nkel und Tante zu reden odcr mit ihrcm Herzallcr-
liebstcn, dcm drcimal vergcblich Mprüsten Rcchtskaudidatcn
und künftigcn Grotzschlächter ein paar vcrstohlcne Küffe zu
wcchscln. Das Mädihen hat 75 000 Mark, dic in cin fchlccht
renkiereudcs Ritkergüt gefteckt werden, den Grund zu eincr
amerikanisch eiugerichteten Wurfkfabrik (2000 Jauersche Würste
tn der Stunde) legen u-ud die materielle Bediugung für eine
Ehe ausmachen, die allseittg geru gcseheu wird. Der Papa
Schiächtcr telephoniert einmal deu Oberbürgermeistcr Kirsch-
ner an. Er möchtc dadurch nämlich dc-liprkcu, datz ein sogcn.
Duell fi'incs studicrendcn Sohncs (der Juvgc sttcht hintereiuan-
der vicr Leutc aü und holt sich dabci eineü Blutigen). polizeilich
verhiudcrt wird. Hierbei wurde cin Witz gcmacht. Jm Mo-
meur, alo dcr Vater Iclcphoniert, sagt man ihm, datz sein Sohn,
tvenn die Polrzei dahnttrr kommt, eveutuell hercknfliegeu könn«,

und fo muh er fich herausredeu. Vor eiuigeu Jahren ftagte
er in seiuer Verlegeuheit dcn Vürgermcister an, ob er schon
-bestätigk sci oder noch wartcu könnc. Jnzwischeu ist das uatür-
.lich geschehcir, das «tück erschciut jedes Jahr, die Situatton
im roten Haufe erfordert eiue andere Fra^. Diesmal lautet
sic: Herr O-berbürgermeister, haben Sie sich schon mit dem
Hcrrn Kultusminister vettrageu? — Jm Unterschied zum Sohne
dcs Hofmchgcrmeisters wird dem jungen RechtSkandidateu im-
mcr ctwaS schivül, wcnn cr nur daö Wort hört: „Wciht Dul",
er denkt dann immer an das „Wissen Siel" der Exam-inatorcn
und die Lcgion dcr uubcantworkctcu Fragen. — Das Haus
war nur mähig befitzt. Es wurde intenfiv gelacht Frl. v.
Bukovics spielte das junge Ladenftäulein, die. Braut des
Rcchtsstudenten mit der amerikaniscftu Zukunft. Sie war
frisch, uatürlich unbefangen. Sie gefiel wieder fihr gut. Frl.
Reinhardt (dic Hausmutter) forcierie das B«rliittsch-Un-
gefchickke cin wcnig, hielt sich im- Ganzeu ganz Ivacker. Das
Glciche iätzt sich von Hcrrn -« chmidt sagen, der eincn Land-
tagsabgcordnetcn darzustcllcn hattc.

Jn Ncbcurollcn warcu rccht lustig dic Damcn Wagncr,
B o n n e und Herr Sigl. Die eigewtlicheu Trägcr der gukcn
Laune des Wends wareu die Herren Baum unL.G ol l:
Schlächtermcister und Rechtskandidat.

Sie waren gut ausgelegt, sie waren natürlich, zwanglos und
förderten so viele lustige Einfälle zu Tage, dah die gute Stim-
mung über den gangen Abend forkgefponiwu wurde. Herr
Kehr crfreutc uus Lurch einc fihr hübsche Darstellung des
studrerenden Schlächterfohnes. Herr Kehr hat fitzt mehr un-
gezwungeue Haltung auf der Bühuc und gcht in der ganzen
Darstclluug mehr aus sich hcraus. Eiu unvcrkftmbarer Fort-
schritt. K. W.

Solisten-Konzert.

Heidelberg, 21. Jan.

Voller Ebwarkung sah incm dem Auftreten des 9jährigen
Kun Arpad enkgegen. Er hatte leichtes Spiel, denm der
„goldige Junge", mkt seinen klngen, ernften Augen gewann
durch sein ttndlich bescheidenes Austreten wohl gleich alle Her-
zen. Er spielte das 8. Kouzert von Spöhr, Moses-Variattonen!
von Patzanini uud ein -selbst komponiertes Konzert, in dem er
fich recht grasse techmsche Schwierigkeiten stellte. Reife Auf-
faffuug uüd völliges Eindringen in die Werke ist ja selbst bei
einem Wu-uderkiüde unmüglich; aber man mutzte immer von
neuem staunen, wie die zierlichen Hände die Technik be-
herrfchten, wie verhältmsmätzig ficher und rein er spielte.
Herzlicher und reicher Beifall belohnte den kleinen Virtuofcn,
der uns durch eine Zugabe erfreute, die er, wie alles audere,
ausweudig nttt viel Wärme und Jnmgkeit vortrug.

Fn der Begleiterin — Fräulein Rosenbaum — lern-
tcn wir eine schätzenswerte Künftlerin kennen. Jn ihren au-s-
wendig gefpielten Solonummern: Wagner-Liszt, Chopin und
Rubinftein entsaltete sie eine glänzende Techmk und niännliche
Kraft und entzückte durch ihr schönes Piano und ausdrucks-
volles Spiel. Auch ihr wu-rde gerechter Beifall zuteil.

Wie es der Charatter großer Geister ist, viel Sinn in weittg
Wort« zu letzeu, so ift es die Gabe kleiner, viel zu sprechen und
nichts zu sagen.

Der Jugend glückliches Gefühl ergreist das Rechte lcichr.
« Schiller.

Zornig fiin heiht den Fehler Anderer an uns selbst rächcn.

Popc

Die heutige Nummer «mfatzt drei BlLtter, zusamme« 14 Seite».
 
Annotationen