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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (1. April 1905 - 29. April 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0803

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Erstes Blatt.

47. ZahkAaug. — Nr. W.

15. April 1905.

1 chetnt täglich, SonntagS cmSgenommen. Pret» mit Familieniblättern monatlich SS Pfg. in'» HauS g»Lrach< L« dt,

Duvch bi« Post bezogen viertelMrltch 1,W Mk. auSschlietzltch K>ch»Üge»Ü-«.

Enzeigenpreis: 2g Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Rettamezeile 40 Pfg. Mlr hiefig» Geschäft»- u. Privatangetge» «rmätzigt. — yür dte Sufnohme don SkMtgSV
^n bestiinmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelbevger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 88,



^ie Berggesetznovelle in dev Kommission
des Abgeordnetenhauses.

bezeiichnet miit Rocht der Manrcheiimer „Gen.-
ÄespH Einidruck, den die 2. Lesung der ersten Berg-
dNoNelle in der Kommisfwn des preußischen Wgeord-
hinterläßt; wollts unid könnte nia-n sich über-
^öi ^ E dsm Gedanken abfinden, >daß das endgültige
Ach ^ Frage bedeutenj soll. Eine chinGsche

dn ^ tmposanter Höhe unld Dicke trennt die Herren,
Nr ^ jerrer Kommission auf iihrs Wieise „Weltgöschlichte
^em Empfinden, das die Mshrheit unseres
zitt ^ ^ der foziallen Kraftpro'be im Rnhrgebiet durch-
erte. Man h-at damclls erlei>chtert ausgeatmet, als
. ^hrna'hm, daß Äie Regierung durch' eine g'ös-stzgiöbe-
iyd^^at den Anforderungen des Aug-enblicks gerecht
gn 'wv'llte. Unld was h-at die Mmmission ans der
öferungsvorlage gemacht?

dem, was C^tniurf der Regierung erftrM,
Hn ^entlich nnr das Werb-ot des Wagennullens und die
^'0i,trolle durch die Arböiter Gnade vor den Au'gen
^nrisfion gefunden. Bei dem, -pMtisch viel be-
E tz x ^bren Pnillte der ob l i g at o r i s -ch e n Arbe i-

^ usfchüss« bsgannen die Bvemser ihre, beim
^ UMÄzug-TSN
i^olle Arbeit.

-i^uielzug-Tempo dieser ganzen Fa'hrt nur zu verhäng-

ist -7^ Arvert. iWas -dab-ei schließlich h'örausgökommen
^rb nur b-eneidenswerte Optimisten als eine „Wie-
süu7 s^llung Ler Negieruiigsvoriage" in dör zweiten Le-
^.vezeichnen.

dixr^uU>en Besümmungen über die Arb-eiterausfchüsse ist
u folgeuder Kappzanm angegelgt wv-rden:

d^^.^^UeiterauSschuß ist verpflichtet, in seiner Gesamtheit
Eäz E ^ stine einzelnen M-ittzliedcr darauf hinznwirken, 'daß
Rdiscki^Uernchmen innerhalb der Belegschaft und
Bele-gschaft und den Arbeitgebern
An ^ , 3 cstört wird und daß insbesondere Vcrtragsverletzun-
^UeZ s... Vergewaltigungen vermieden werden. Mitg-Iieder
^ig^-Uonditzen Arbeiterausschusses, die die ihnen in diefer
ntijs^i"l0tt obliegcnden Verpslichtungen ins'besondere durch po-
n t a t o r i s che Täti-gkeit verletzen, gehen ihrer Mit-
«?Mt verlustig. Vine politische Betätigun'g ist
die A,.d^steransschnssen untersagt. Zuwiderhandlungen ziehen
o,ung des Arbeiterausschusses nach stch. Daneben kann
dvg ^Nverksbesitzer auf die Dauer von höchstens drei Jahrcn
r d e^^'-pjllchtung, einen ständigen Arbeiterausschuß zu bil-
>sths Fchoben werden. Die Entscheidung übcr diese Maßregeln
Oberbergamt zu."

smd Ka-u-tf'chuck-BöstiMnturtg'LN von- gnnz, uubs-
Dchnborköit, die entweder praktisch wertlos
d?» odex — wsnn' sie je in Gebrauch genommen wer-
faft immer den Charakter wiMürlicher Chlikanen
bv würden.


gisx^ ^chvd-ern, politisch Wefentlichen Maßnahme des Re-
?6sentwurfes, der Einsühruu-g des sanitären Ma-
iibyj ^^bitstages, er-ging. es nicht besser. Was davon
v lst nicht dsr Rede wert, und der besch-lofsene
"^'^s'betrat ist für di-e Abftriche jedensalls nur ein

wer seine Erwartungen aus ein bescheidenes
tejg . l^vlb-geschraubt h-aitte, konnts kaum dar-auf g,efaßt
'^aß die Verhandlungen der Kommissivn fo von allen

Mten !G-eistern verlafsen- sein würden. Wahrsch-einlich
wird überhaupt nichts zu Etande ckommen, es söi denn,
daß die Rsgieru'Ng bsi der zweiten.Beratung im Plenum
lsich,g!chori-g ins 'Zeug legt undi d-em- MgeorÄnetenhaufe
init dem Reichstag, d. h. m-it einer radikalen Lösung' des
vorltögenden PrvblöMs dur-ch di-e Reichsgesetz'g-chung, droht.

DeuLsches Reich»

— Die „Berliner Korrespondenz" berichtet:. Jm kai-
serlichen statistifchen Amt ift dsr Beirat sürArbeiter -
statistik versamtnölt. Won Montag bis Mittwoch
f-a-nd-m eingchende Bernchmungen von 49 Auskunstsper-
fonen aus ganz Döutschla-nd über die Arbeitsver-
hältnif s e in den K -o n t o, r e n statt. Es hand-elt sich
darum, ob' auch in den Kontoren des -Gr-oßhandels' und- in
fonstigön kauftnännifchen Betrichen, die ni-cht mit ofsenen
W-erkaufsstellen verbunden find, eine gesetztiche Regelung
der Arbeitszeit ftattfinden svll. Drs Wernehmungen er-
-gaben, daß nicht bloß die Vertreter dsr Handlungsgchil-
sen und Hilssarbester, sondern auch Prinzipale, hieruntsr
naiiiöinlich anch die meisten Vertreter von Haind-elskam-
nrern, sich d-er gsfetzlichen R-egelung geneigt zeigten- Da--
rüb-er, w-ie di-efe erfolgen soll, gchen die MEinungen aus-
emander.

Baden.

Bonndors, 14. Upril. II,m Befinden des er-
krankten H-errn Reichstagsab-göordneten Fall-er ist noch
keiN'L Besssrung eingetret'en.

— Dsr diesjährige Parteitag, dsr ba-dischen
Demokraten sindet am 6. und 7. Mai in Offenburg
statt.

KarIsruh' e, 14. Aprst. Der Kaifer wird am
6. Mai in Straßburg erwartet. Eins Reife nach
Do nau eschi ngen, w-ohin der Kaifer in früheren
Jcchtön im Mai einer Eimla-dung dös Fürsten von.Für-
stenberg reg-Ämäßig Folge geleiftet hat, ift dieses Jahr
auf-giegeb-est, d'a der Mhst zM Erholuug iu- öMazia
w-eilt. Ob seine Ma-jestät in Kar 'tsru h- e ankchrt, stcht
noch nicht sest; es ist aber schr wahrfcheinilich, daß Kaiser
Wilhökn den Groß'h-örzoglichön Herrschaften einen Lurzen
Gesu-ch abstMen wird. — Der „N. B. L." wird aus Nizza,
11. April igieschrieben: „Wor acht Tagen und heute sah
ich zufällig! 'das' badische iG r o ßh e r z o g s P a a r
am Bahnhiofe in Caunes u-nd hi-er in Nizga, wohin die
h-ohen Herrschaften vom Kap Ma-rtin Ausstüg-e unternom-
men hiatten. Angenehm berührte die freie ungezwungene
Art und Wsis-s, wie si'ch die Fürftli-chkeiten unter dem
übrigen reifende'N Publikkumi biewögten. Jnsbös-o-nldere er-
sreute d-as atthervrdentlich vorteilhaste Aussöhen-, nnd er-
staunte rnan üb-er die körperliche Frische und Beivöglichlkeit;
na-ch menfchlich-ömi lErmesssn wärs daraus zu schließen, daß
d-em badischen Wolke sein gieliöbtes Herrschövpa>ar no-ch
lange erh-alten bleiben d-ürste. Die -auherordönüich gün-
stige, sonnige Witterung, wöl-ch>e bis gestern an der ganz'ön
Riviera herrschts, dü-rste den Anfentihält vorteilha-st beein-
flußt haben. Es steht deshalb zu erwartM, daß das

Vom „Ritter"

^dckb^- Natursreunde,


in Heidelberg.

. . dic auf ihrer Ostcrfcchrt Alt-

^EHven, finden in -dcr 'schönen Neckarstadt neben

stst. bekanntcn Hcrrlichkeiten' ciric ncuc Schcnswürid-ig-
Schcnswürditzkeit alleüdintzs, die cine irraltc und
M dcnE >st- und 'die an Alter und kunschistorischem Wert
Astn " Vrachtpalästcn auf dcm Schl-oß erfoltzreich ri'valisioren
>st das alte Hotel „zum Rittcr", das am kommenden
r Verkehr seine gastlichen Pforten wieder öffnet.
sti Moriate war der „Ritter znm St. Gcor-gen", das 'alte
Nestc , ^>chen der Stadt, gctzennbcr Idex Hcili-ggei'stkirchc, Las
2>"S>8e Gebäude von „Heidelbcrga deleta", das im
der Brandsti-ftuntz dnrch den tzl-oriosen Marschall de
don einem hohen Gerüst nmschlossen. Als im
^i^stp^ommer der Gasthos aus 70-jährig. Äesitz der Fannlie

„ -» n ben Sohn des bekannten früheren „Perkeo"-Wirts
1 überging, wurlde dic Frage ei-ner Restauricruntz der
t°^^>se n ^llichen Aassade in Erlwägnntz yezo-gen, denn im
F>>Ntz drei Jahrhnndcrten h-qttcn -die -Einflnfs'e der Wir-
Etr^ Architektnrteilen und -ocm küNstlcrischem Schmuck
^venfront s-chwere Beschädignngen hinterlassen. Dagu
xsfchdp °^Nstne zeichnerische Aufncchmen der Fassade unerläßlich.
Ektc Heidelberger Stadtrat sich bereit erklärt hatte, die
t- ^stra i Aufnaihnrekosten auf -die Stadtkassc zu übernohmen,
O>ichtz^^ das Ministerinm ver Jnstiz, des Knltus un'd Un<
H^rrn Regiernngsbaumeister L i n d e aus BNden-Wa-

bhgst^n Aufnahmearbeitcn, deren Resultat nnnmehr m


.Zeich

inungen nnd Gi'psabgüssen vorliegt. Diese und der

Linde auszuarkieitende Woranschlag über dic Reno
T-qj.1^eden das künftige Schicksal der Fassade entscheiden.
mese Untersuchungon wnrden ' ' .

wendigkeit dor Renovicrnntz außer allcM Zweifcl stcht. Anf
der anderen Scitc wurde durch die detailliertc Anfnahmc -der
Fassadc einc Füllc wertvoller 'Ein'zclheiten zu Lagc gcfördert,
die unsere bis'herigen Kenntnisse und Beschreibnngcn des 'Kunst-
denkmals 'wcsentlich berichtigen nnd evgänzen.

„Die „Ritter"-Fassade ist — nach Wilhelm Lübkes Zeng-
nis — einc der prachtvollsten, welche die deutsche Renaissance
anfzuweisen hat. Unvergleichlich ist dic Gliederung der Fas-
sade, die in 6 Gcschossen zu bedentender Hühe emporragt, mit
dcr herrlich-en Formenspvache der Ronaiffance, mit ihren gra-
zi'len Säulen nnd Pilastern 'dorischen, jonischen nnd korinthi-
schen Stils, mit den ftimmetrisch durchgeführten -Erkern und
'Fenstern, mit ihrcn Friesen, B-ekrönnngcn und Brnstnngcn,
dor meisterhaften' -Wahk und Vertcilung des ornamcntalen und
bildnerischen Schmnckes. Mit rnihigcr Br-eite 'hebt die Faffade
in deni- einfach gehaltencn Erdgeschotz a'n, wächst und stetgt mit
fast elementarer Macht an bis zu dem einsach dekorierten obersten
Giebel-geschoß, deffcn Spitze die Büste ein-es jugendlichen Rittcrs
krönt, der dem Haus den Namcn ge-geben hat. Sturm unb
Wetter und die Last von ü'bcr 300 -Jahren haben dem Ritters-
mann allerdings bös mitgcspielt. Tiefe Furchen sind vom
Rogen in den Stcin eingegraben ivordcn. Die ganze Obcrfläch«
ist bröcklig und schilfcrt ab. Das Gcsicht war ihm schon vor
Ä Jährhundert abgefallcn, die Fcdcrn' auf dcm Helm samt
Mantel drohten dcnselben Weg zu nehmen. ' So hat man ihn
dcnn 'von soinem hohen Piedestal herabgcnommen und der
städtischen Altertümersammlung einverlcibt. Mwäs beffer war
der übrigc bil-d'lichc Schmnck der Faffadc erhalten, we'nn auch
die Konturen stnmpf geivvrden nnd die viclen feinen Details
sich' verlorcn habcn. Dieser bildnerische Schmuck, der sich hanpt-
sächlich aus dic stark vortretenden Erker konzentriert, erzählt
mit lebendiger Sprache, interpretiert durch zählreiche, zu-meist
verblichene Go-ldinfchrist, die Geschichte des Baujwerks. Char-

, . die iBcschädigÜNgen.

Nnd Wetter als so schwere festgestellt, daß die Not-

Die heutige Nummer umsaßt vier Vlätter zusammen

Für'stonpäar n-eu gestär-kt -und gokrästi-gt von 'dem Muf-
enthalte an der Riviera, heimkchren werde.

— Das epidemische Austreten der G e nickstarre
im N -o- rden und! W eften d-es d-eutschen Reiichs- lenkt
die Aufmerkfamkeit auf di-e naheliegende Fra-ge nach dem
Work-ommen disser Kchmtückischön Kt-wnVH'sit in Baden.
Da ist es nun s-chr er'reuiich zu beodachten, Äaß die Ge-
nickstarre nur ausnähmswei'e in Baden a-ustritt und in
den letzten Jahren ganz selten geworden tst. Jn d-en
Jahren 1893 bis 1902, dem Endjähr -der Statistik, sind
im ganzen Großh-erzogtnm nnr 144 Personen an Genick-
starre g'sstorben, das stnd 0,3 Priozent aller Gsstordenm.
Jm' Fahre 1903 sind nur 7, im Jahrö 1901 nur 6 Per-
sonen dieser 'Kranikheit erlegen. Epid-emifch ist dis Genick-
starre stn Jähte 1893 ansgetrclen, wo- sie 28 Per'sonen,
sast dnrchweg Soldaten in dsn Garnisonen Heidölbevg,
Karlsruhie und Durlach! hinlwiögg-erafft hat, und letztmäls
1897, in welchem !J!ahre di-e Krankheit unter Zivrlbevöl-
kerungi g-ewütet und 26 Meäsch-önlchen vernichtet hat. Wow
ÄM in dsn letzten 10 Jahrön an 'Genickstarre gestorbenen
Personen -gchörten 87 dsm niännlichen, 57 Lem weiblichen
Geschlecht an. Mchr -als die Hälfto (78) entftel auf die
Jugendlichen b'is zu 20 Jähren, nahezn ein Viertöl (35)
war über 20 bis 30, dsr Rsst üb-er 30 Fährs alt, darunter
nnr 10 über 50 Jahre. Nach! ihrem Fa'mi'lienstand waren.
106 der an Genickstarre BerstorbenöN lödig„
35 verheiratet undi 3 verwiitwch. Es sind meist Bezirke
mit dichter, vorw- isgend i n d u str i eI l e r und
starker Mil itärb evö Ik e r ung-, d. h- mit star-
'ker B'öw-ohnungsdichiti-g'köit, die von Genickstarr-ei häu'figer
betrofsen werden; äb-er auchi rorwiegsnd oder rein länd-
liche Bezirke, wie Taub-erbischiofshsim, Engen, Buchen und
andere, sind wiederholt heimgesucht worden.

Elsaß-Lothringen.

MüIhau s e n, 13. April. Der kürzlich in Par i s
ins Lchen gerufene Verkührsverein „Vers lAlsace" wird
bereits zu Ostern über 200 T o u r i st e n ins EIsa ß
fchicken.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Den Postverwaltern Wilhelm Leiblein.in Grüns'feld,
Andreas Iöst in Bammenthal un'd Wilhelm Bauma n n in
Schrieshe'im, sowie dem Ober-Postassistenten Friedrich
Schmidt in Kärlsruhe wutde dcr Ditel „Pvstfekretär", Lcn
Ober-TelegrapIhenaMtenten Hermnnn Streiten'berg in
Hci-delberg und Karl Walter in Mannheim der Titel „Teke-
graphensekretär", sowie dem Kanzlisten bei der Kaiserlichen
jOber-Postdirektion in Karlsruhe, Heinrich Trautmann,
!der Tttel „Kangleisekretär" verlie'hen.

Aus SLadt und Land.

Heidelberg, 15. April.

* Ein bisher unbekanntes Bild von Heidelberg. Der Stadt-
rat hat tn dcn letztcn Tagen für die städtische Kunst- und 'AIter-
tümersammlung cin bisher vollständig unbekänntes Mld (-Stich)
von Walper-gen erworben, das Hcidckberg, Stadt und Schloß,
im Jahre 1763, also uiunittelbar vo-r dem dnrch Mitz'schlag er-
folgten Brande des Schloffes darstellt. Noch grötzer äls -das

les Belier crus Tournay, vermutlich ein Mitglisd -der heute noch
in Grenoble blü'henden Familie de Beylis, der als Hugenotte,
unter dcm! Schutz des kalvinischen kurpfälzischen Hofes 1572
in Heidelberg etnwanderte, hat Len PrachÄau 1592 als sein
Wohnhaus vollendet. Stälz künden von ihm 0^.llOO1lS
LllTÖIO und feiner Gatttn lkrLncina Zoriau zweimal sich wie-
derholende Brustbildniffe und Wappen in den Brüstnn-gen
des ersten nnd zweiten Obergeschoffes. Die Wappenschilder
zeigen den Widder (Belier) und zwei Fische, die die Erker be»
krönenden Medaillonbil'der die Porträts von 4 fränAischen Kö-
nigen, deren Jnschriften ziemltch verwittert sind. Die ülbrigen
Jnschri-sten stellen eine merkwürdigc Znsammenstellung von
heidnischen und christlichcn Sprüchen dar. Jm ober-sten G>ebel-
felde stehen dic Worte „Loii veo xioriu", un-d wciter unten
stoßen wir auf dic srohe Renaiffance-Formel „I'eretL inviets.
Venu8". Auch im Jnncrn ist das altehrwürdige
-Gebäude durch die llmavbeiten eine F'undgrnbe scl-
tener Kunst - Denkmäler geworden. Eine befonders
reichc Ausbeute lteferte di<c alte Dicle im 3. Stock,
Neben dem prächttgen, rcich profilierten Kämin, der wicdcr
frei gelegt wurde, dcn Steinportalen, der viel gerühmten
Wendeltreppe, sind es die wertvollen Wandrnalereien, -die zier-
lichen Aräbesken in den 'Fensterleibung-eN' eine Justitia, dis
davon Zeugnis ablcgen, 'daß Carolus Belier auch im Jnnern
ein prächtiges Heim h-atte. Mit anerkennenstverter Pietät
hat der Bcsitzer dicsc Fundc dcr Nachwelt erhalten und von
Künstler'hand die Räume in alter W-eise wieder herstellen laffen.
Eine antikisierend gehaltene Geschichtc erzählt ihr Schicksal:
Eübant 1692. Anfgedeckt und erneuert im Wrntier 1904—05.

Bei Wcgnahme des Verputzes in diesen Räumen im 3. Stock
hat man übrigens Brandspuren gefunden, die beweisen,
daß anch der „Nitter" der französischen Brandstiftung nicht
ganz entgangen ist.

18 Seiten.
 
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