>
Sanrstag, 11. Februar 1W5.
Erttes Blatt.
47. Iahrgaug. — Nr. 38.
tDch-Ltch, Gormta«» «mchMwmMM. chvki« «M FarsiAeiMLtteM msrratNch 88 Pfg. jn'S HarrS sebracht, b«t Ler Expesitian urck d«n KveiMrtiorisn abgeholt »0 Pfg
^ Duvch di« Post bezogen vterteljährlich 1,3S M. «nsWletzttch ZnsbLtze'SÄhr.
*s*t<«npr«is: 88 Pfg. für di« IfpÄtige Petttpeik« oder deven Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiefige GeschäM- u. PrrsätvnzeizeA «rmLtzigt. — Für die Aufnahmc von Anzc.iM'«
^ *«sttmmt«n Lagen wird keine Verantworrlichkett überrwrnmen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der HetdeDevgcr Zeitung u. den stadl. Nnschlagstellcn. Fernspr. W
Deutscher Reichstag.
BerIi n, 10. Febr.
Uw i Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung
m 1.20 Uhr.
die ^undesratstische Reichskanzler Graf Milow und
von ^Essekretäre Frerherr von Richthofen, Freiherr
^ugel und Dr. Graf von Posabowsky.
dclsvE^ ' ^ U (Reichsp.): Graf Bülotv habc bet den Han-
troh zahlreicher durch die Opposition vermehrter
flzielt- , ein gürvstigcs Resultat für die Landtvirtschaft
Äiort ein^ r- ^ als deren wahrer Freund gehandelt und scin
D^r Rodncr bespricht in günstigem Stnme Lie
^rafcu « ^?sttionen und' Lczeichnet dic bom Abgeordncten
Notic, erwähnte landwirtschastliche Knquetc als un-
^Macht dadurch, datz die Landwtrtschccft leistungsfähiger
^rde, tverde Arbeitsgelegenhert geschasfen.
k'ri
G o
Avbeitsgelegenheit geschaffen.
thein (frei's. Ver.): Die neuen Handelsverträge
Dio der nationalen Arbett — der sremden Länderl
''che' mühtcn die allevgrötzten Esel scin, wcnn sie
fiun FreE""E" Schutzpolitik unterstützteu. Graf Bülo'v hat
sodaf, ^ Vandelsgedanken einen schr grotzen Dicnst crwiesen,
Ivllte. Ehrenmitglied >des Cobden-iKlubs crnannt wcrden
"ntürli^ chlfarke Anwachsen industriellcn Bevölkerung ist
bletre'd«-n^E kletnen Larrdwirte haben keinen Vorteil von den
Ländern""- - hohcn Getreidepreise begünstigen i» allcn
-lnsbreitnng Les Großgvundbesitzes. Z-Wischen
'am,u,,^uden Löhnen und deu hohen Züllen besteht kein Zu-
«ber nur ,,E8ir wollen einen tüchti-gen Bauernstand, der
Ächtet ist, ,vo der Grotzgrundbesitz nicht künstlich gc-
Serträae vorliegsnden Verträge sind Miß-Handels-
'^chdorn vussische Vertrag ist mtt eincr Anleihe erkauft,
tr«g s^-d''^"tarck die russischcn Papicre geächtct hat. Der Bcr-
-'kechien) ^,-^serer Jndnftrie eine schwcre Wunde. Sie (zur
tzeslnsen eine traurige Ernte ein auf Kosten der
en,stn ("nrnhe. rechts.) Wor Windi !sät, wird Sturir,
L hu! rechts.)
endnstxj, telrctär Dr. Graf v. Posadowsky: Dic dcutsche
Mi-doxs., fi' bi-sher emporgekomMen. . Es sei doch ein
'^on-sn2w>„?' - b Zölle, Lie -den Landwirten nichts nühen, den
's'^?dcu sollen. Da -befürchte der Borrcdncr cinc
ben E'Mvirkung der ausländischen Zölle, leugne aber
d^rtenMs ^ vnscrer Zölle. Die Handclsverträge sind wic ein
- " sann nicht mehr Stiche mnchen, als man in
landrux,,^. 7^- Rach mei-ner Ueberzcu-gung werden dic Ka-s-
.. W oes Vorvedners sich nicht evfüllen. (Beifall rechts.)
Recripf' - -«orvedners s
fi'.ig^stz ^stÄÄominiissar WcrmutH: Wir habcn um jcdcS
kampfcu müssen. Gothein hättc seinc schwercn
/ttruntden inüssen. Rod'ner weist Lann iin emzolnen
ncuen Vergünstigungen unsere Jndustrie evlangt
Uhr vertagt das Haus die Weiterberatung aus
Deutsches Re;K.
^iestm. "Armceverordnungsblatt" zufolge halten iu
vövo 8. und das 18. Armeekorps Ma°
^bgeneinauder vor dem Kaiser ab.
erl' ^^^uer Blättern zufolge stände demnächst in
äurin Besuch der Zarin in Aussicht. Die
Hesstn oEunntlich eine Schwester des Großherzogs von
üinrent des preußischen 2. Garde-Dragoner-Re-
dem P^uch ^ren Namen trägt. Die Zarin hat
Nerk ^ ^Eut ihr lebensgroßes Oelbild geschenkt, ein
dem P^'s^rich August von Kaulbachs, und dieses wur'de
in der vorigsn Woche durch den Militär-
bevollmächtigteu der russischen Botschaft, Öberst von
Schebeko, übergeben. Letzterer hielt hierbei eine An-
sprache, in der er bemerkte, er sei beauftragt, dem Regi-
nient die Grüße -der Kaiserin zu übermitteln und g-leich-
zeitig in ihrem Auftrag-e zu sagen, die Kaiserin hoffe be°
stimnrt, noch in diesem Frühjahr Gelegenheit zu haben,
im Kreise ihres -Offizierkorps in Berlin sich selbst davon
zu überzeugen, ob ihr Porträt, zu dem sie dem Maler im
vorigen Jahre in Darmstadt nur wenige Sitzungen ge-
währen konnte, auch ähnlich ausgefallen sei.
— Jn der p r e u ß i s ch - h e s s i s ch e n Eisen -
b a h n - Geme i nschaft verblieben nach Abzug der
'Gesamtausgabe von der Gesamteinnahme als Be -
t r i e b s ü b e r s ch u ß im Rechnuugsjahr 1903—04:
611,7 Millionen Mark gegen 541,4 Millionen i. I.
1902—03, 617,7 Millionen i, I. 1901—02, 564,2 Mil-
lionen i. I. 1900—01 und 663,4 Millionen Mark i. I.
1899—1900. Der Ueberschuß des Berichtsjahrs ist also
um 70,3 Millionen Mark oder 12,98 Prozent höher als
der des letzten Vorjahres. Der Anteil Hesseus am
Betriebsüberschuß ist auf 12 980 013 Mk. gegen 10,5,
9,9, 10,6 und 9,6 Millionen Mk. in den vier Porjahren
berechuet.
— Wie schwer es ist, in kritischen' Aeiten A r b e i -
terführer zu se-in, erhellt aus den gestrigen Erleb-
nissen des Abg. Sachs e, der Führer des „alten" Berg-
arbeiterverbandes ist. Er fuhr nach der Delegiertenkon-
ferenz, die in Essen stattfand, nach Bochum, um dort in
einer groß-en Bergarbeiterversamtnlung über den B-eschluß
der Konferenz zu reserieren. Ju der Rede, die er dort
hielt, erklärte or, daß er in Essen auf dem Wege vom
Lokal der Uonferenz zum Bahuhos beschimpft und be-.
sudolt word-en sei, wie ni-e in seinem Leben. Man habe
ihm nachgerufen „Verräter, Verleumder!" und Vor-
würfe ins Gesicht geschleudert, als ob er und die übrigeu
Mitglieder der Siebenerkomnlission vom Bergbauverein
bestochen worden seien. -
BZde«.
Karlsruhe, 9. iFebruar. Das WnanMniniste-
rium bea-bsichtigt, die vom Landtag eingesetzte B a u-
kommission in der zweiten Hälfte des Februars
einzuberusen. Nach Genshmigung der Pläne sür die
Erweiternng des Ständehauses durch die Kontmission
wird unverzüglich mit den Arbeiten begonnen.
Karlsruhe, 7. Februar. Nach Rücksprache mit
dem Nirterrichtsmimster hat der Rektor der hiesigen tech-
nischen- Hochschule, an der zur Zeit gegen 400 Russen stu-
dieren, den Vorsttzenden des russischen Lesevereins ver-
aulaßt, seinen Einslutz auf seine Freunde dahin geltend
zu machen, daß Ausschreitungen, wie sie kürzlich in
Darmstadt stattgefunden haben, hier unter allen Uui-stän-
den vermieden wüvden, da sie soust gemäß d-en bestehen-
den akademischen Vorschriften eines disziplinarischen
Einschreitens gewärtig s-ein müßteu. Dcr Vor-sitzende des
russisch-en Lesevereins versprach, der Bitte des Rektors
iiachzukommen. Die anscheinend recht eugen Beziehungen
einzelner russischer Studenten zur sozialdemokratischen
Pvesse lassen -es erklärlich erscheinen, daß das Gespräch
zwischen dem Rektor und dem Studenten sofort der Re-
daktion des sozialdemokratischen „V-olksfreundes" hinter-
bracht und dort zu völlig grundlosen Angrifsen gegen den
Minister des Jnnern ausgeschlachtet wurde.
Aus dee KarlsLMher Zeitung.
— Seine Kön-igliche Hoheit der Grotzherzotz häben
dem Hauptma-nn Lcr 3. Etappenkvmpanie der Schutztrrippe für
Südwcstafrika, Friedrich Barack, das Ritterkreuz 2. Klasse
mit EichenlauL des Ordcns, vom Zähringer Löwcrr verliehen
und die Profess-oren Ludwig Schellmann an der Oberreat-
schule in Mannheim u-nd Dr. FeDdin-and Gutheim an üer
Rcakschutc in Emlmendingcn in gleicher Eitzenfchast an die
Oberrealschüle in Frcümrg versetzt.
— Dic ZoWirektion hat die Hauptamtsassistenten Georg
Gerstenkorn, Karl Hack und Gm,ll Stetter beim
Hauiptzollamtc Mannhcim, Rudols Grotz iu Kchl, Petcr
Grotzmanu in Karlsruihe und Fried-rich Zöbelhy in
Rhcinau, zu Reoisioiisinspcktaren crnannt, sowie dcm Haupt-
amtsassistenten Karl Vökkle in Heide-tberg den Titel Revi-
sivnSi nspektor verliehen.
Karlsruh e, 10. Febr. Der Großherzog em--
pfing heute Vormittag 11 Uhr -den Flügeladjutanten
Obersten Dürr und uni halb 12 Uhr den Major von
Mutius zur Vortragserstattuiig. Nachmittags von 4
Uhv an hörte Seine Königiiche Hohe.it d-ie Dorträge des
Prästdenten Dr. Nicolai, des Geheimerats Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationsrats Dr. S-eyb.
Ausland.
Oestkrreich-Uugarn.
P e st, 10. Febr. Mit Ausnahme des Blattes des
Grafen Tisza, das den Empfang Kossuths als selbstver-
ständlich betrachtet, ergehen sich alle Zeitnngen in fr«u-
digen Ergüssen darüber, daß zum ersten Mal seit 1,867
ein Mitglied der Opposition vom König
ilni- seineAnsichtbefragt wird. Man bezeichnet
dies geradezu als ein geschickstliches Ereignis, das umso-
mchr ins Gewicht fällt, weil gerade Kossuth empsan-
gen wevden soll, dcssen Namen in Ungarn eine syinbolische
Bedeutung habe. Graf Julius Andrassy habe damit den
ersten Erfolg -erztelt. Graf Andrassy traf gestern Abend
aus Wien hier ein und teilte heute Kossuth mit, dah der
König ihn empfangen wolle. Kossuth ist bereit, stch zu
diesem Zweck uach Wien zu begeben.
Jtalien.
R o m, 10. Jebruar. Jn einem Handschreiben de»
Königs an den Ministerpräsidenten betreffend die Er-
richtung eines i n t e r n a t i o n a l e n Instituts
zum Schutz der Jnteressen des Ackerbaues nimmt der
König Bezug auf eine Unterredung, die er kürzlich be-
züglich dieser Zdee init dem Anierikaner David Lubin ge-
habt hat. In dem Schreiben heißt es: Me ackerbauende
Bevölkerung, die im allgemeinen die zahlreichste ist, hat
überall groß-en Einfluß auf das G-eschick der Völker,
kann aber, da sie ohne ein gemeiusam-es Band lebt, weder
auf eine Besserung dcr -.Kulturen und ihre Verteilung
gemäß den Ersordernissen des Konsums- hiuwirken, noch
Stadttheater.
^ Hei-delbertz, 11. Febvuar.
lienfxi»,^ F v i e d ha m m-e r", Dvcrma von Heinrich Li-
Die -Lum crstcn Male.
^urttfstjiPsfiands-braut Maria Fliedhamnier i'st ittsosern ein
AoljtzT, llP? 'flGck, als Katholiken wie Protestanten glcich üble
^rden spic'len, d. h. die Fanatiker des Dramas gchören
nu: da ist ein thpischcr Hetzkaplan,, da sind
-Neistex > nsfltcstantischc'- Bauerm Sie wollcn- ihren Schul-
shrcst» PsT'- Iteinigen, als er crne Andersgläubige 'heimfi'chrte,
sagen st«, als c-r ein Jnteresse fiir ein katholisches
Btzädchdfarrer. .^..
jwech-st, AAr nach, 'haibe sich von ihc verhexen 'lassen. sic be-
^iebe nvgn?" Psarrer Recht hat miit sciner Predigt, datz die
^ 7 ^'i, ^ls dcr Glau-be, sie drohcn, ste wollteu ih-m die
schimpsen ihn Unchrist, Katholikenfre'und,
iiiit- k^4is'in>Oii>
Ds« ^
, u-nd wersen sch'lietzlich Mtsächlich nüt Stcincn-.
flecht^ behalten die Toleranten: der protestantische
«larrer x — oie Lotcranren: oer proiesi«niisa)e
(ivie dei —sfl ^'htzilueistcr, der sich eine Art Panthcis-NMs
satz .fl^uinLlopferhans) zurechtgemacht hat und inr Gegcn-
^vhistirw.^^^otztoplan der katholische Pfarrer, -dcr von der
^urzüaks^H- ^roselhtenmacherei dcs Kaplans meint: „thearctice
iiuvg ^ praxi unmögtich." Das Drama stellt den Unter-
dslichtuur, -7y^"schen Mädchens dar, das, obgleich es -die Ver-
rer liebt^ ' Aonne zu iverden, einen- protestantischen Pfar-
flüien ä Akädchcn findet in -der Verwirrung dcr Gefiihlc
srsth tz-? mwtz alles erdukdcn, lcidet stunvnr und geht
E>ier Drama dreht sich nicht um einen Helden,
^ische^/'"' Opwrlamm sein Leben aus. Die Moral: Jn
Ivenn «in urit bcn Kindern manchmal Unhei'l pasticrcn,
-^chver dazwischen kommt. — Als dcr protestawtische
stztzuminer vor 20 Jah-ren ein katholisches Dkädchen
Ivurde ^u dw' Bcmern dcr Gemcindc Anstotz darau. Er
eirantisch getraut. Serne beiden Kinder lictz er ka-
tholisch tausen. Er hat das Unglück, seinen Sohn an der Bräune
zu vcrlicren. Auch das Leben scmcr siebzchnjährigen Tochter
war bedroht. Die Trauer, Angst und Verwirrnng -der Mutter
benuht ihr Bvuder, dcr Onkel Kaplan, um hinter de-m Rücken
des Vaters dcm Mädchcn cinzureden-, ihrc Eltcrn lebten im
Konkubinat, der Tod des Bruders sei Straf« fiir die Sünde.
Diese könne gesühnt werden, wenn Maria sich entschliehc, Nonne
zu werdcn. MS -der Vater seiner Tochter, über dervn Gemüts-
zrtstand er sich ängstigt, zurcden will, entgcgnet, sie 'dürse nicht
gkauben, was er sage, weil er andern Glaübens sei als ste selbst
(das lätzt sich der Vatcr gefaüenl). Der protc-stantische Psar-
rer hat gegen seine Liebe zu der katholischeu Maria lange ange-
känipst, als aber die Gemeinde böse darüber herzieht, rührk es
ihm 'daS Gewissen nnd cr vcirkündet von der Kanzel, dic Liebe
sei grötzer als der Glaube. Er komnü in ^das Hans des Schük-
meisters, die ansgehetztcn Burschen' der Gelneinde schmeisscn
die Fcnster irn Hanse ein, dic gcänystigte Maria klmnmcrt sich
an i'hiil, er legt schütze.'Nd dcn Arin um sie, in den sie halb bewutzt-
los zurücksinkt. Jn> dieser Situation sieht sie der Pübel des
Dorfes. Nun hat üns Mädchen in ihrer Herzensuot nu-r cinen
Ausweg vor sich: sic mutz Nonne werdcn, wie der Onkel Kaplan
es will. Das ift Sühne für dic' sündige Ehe üer Ektern, zum
andcrn Sühne sür ihrc sündige Liebe zum Psarrer. Nls sie
zum Kapkau kvnimt, seht cr ihr hart zu, fragt sie aus und redct
ihr schfiehlich cin: der Heikand kann Dich so nicht brauchen —
in süiidiger Gcdarikenlüst. Da stürzt das Mäd-chen jäh davon
in die Wilntcrnucht. Bald vcrlicrt fic Weg und Steg (Ort der
Handlung: das südli-che Illipenvorland-). Der protefftantische
Psarrer, der zur Nacht iü die Berge hinaufiährt, sindct ste ini
Schnee. Abseits bei einer Tänne. Ein Tüchlein, auf das -dcr
Schein siel, vcrriets. Die Glieder waren steif vom Frost, aber
die Augen schlug sie noch e-inma.l aus. Sie erkennt -en Psar-
rer nnd haucht, bevor sie einschläst: „der Heiland mmmt inich
nicht", imd nach eincr Weile kaunr hörbar: „nimm Du rwich".
— Der tiese Erttst dcs Verfassevs, der crfrculicherwefie niir-
gends in Feindlichke.it, Pathos oder Emphasc umschlägt, M-
winnt unsere Shmpathie. Seit Veröfientlichung der „Kren-
zigung" und des Weltanschaunngsbüchlcins „Mvdernus" hat
cr eincn grotzen Schritt vorwävts g-ctan. Er hat vor alle.m
Reise uüd Krast des AuSdruckS gewonncn, wcitz einen Akt sicher
und in gutcr Gliederung anfzuvcmcn, iü der Gestalt -des asten
Friedhammer sind sogar Zügc lebcndiger Charakteristik zu be-
merken.
Die Bühnenwirknng erwies stch im ersten Akt in der grvtzen
Szene des Kaplans, im- zweiten Akt in der Szene des Vaters
'Friedhammer mit dcni Schulthcitz a!s krästig und klar. Aber
alle Vorgäuge sind uinschleiert von dcr Bctrüonis, die über der
Mutter Mid Dfiiria liegt, es wird zu viel gejanuneirt, mai»
liegt zn oft vor dem Kruzisix od-er dcm Jesuskindlein. Fried-
hammer, der doch als ein rechter Mami das Zeug -dazu hätte,
sährt niemals mit einemi Hiimimelki'euzdvnnerwettcr zwischen
den Jammer -der cwig bctränten Frauen. Uttd- «s hätte doch.
nicht allzu fcrn gelegen, dcm Alten, der Sinn >dasür hat, init-
ten im Wintcr cin grünes Kräutlein unter dem Schnee her-
vorzugrabcn als Unterpfand der Hosfnung, ein wenig Humor
zu gebcn. So bleibt cs bei eincr gewissen Monotvnic und der
Passivität der Zentralfigur. Und der grotze Efiekt beim Ein-
-werfen dcr Fenster ist 'da-nn doch cin wc-nig äuh-or-lich. Dic.
'Tarstellung war unglcich. Frl. Decarli hatte wenitz Gc>
lcgcnheit, ihve Fähiicckeitcn zu entsalten, dazu geht das Weser»
der Maria zu sehr in dem Klagetou aus. Nivgends hat der
Dichter dem Mädchcn recht den Mund ausgetan, datz es sain
Leid in klarcn, fatzbaren Gebilden ausströme. Frl. Decarli
siellte ein zartes, scheues Mädchen hin. Das gelang ihr gcmz
-vor-tresslich.
Die Mutter jammert ausgiebig und rcichlich uüd Frl.
Rcinharöt tut wichts, um dics Unerquickliche -der Figur
ein. wenig zu imldern. Dcr famatische Kapvan ist wie Mis einem
Die hrutige NuMMer AWfaßt drei BlLtter, zysammeu 14 Seiteu.
Sanrstag, 11. Februar 1W5.
Erttes Blatt.
47. Iahrgaug. — Nr. 38.
tDch-Ltch, Gormta«» «mchMwmMM. chvki« «M FarsiAeiMLtteM msrratNch 88 Pfg. jn'S HarrS sebracht, b«t Ler Expesitian urck d«n KveiMrtiorisn abgeholt »0 Pfg
^ Duvch di« Post bezogen vterteljährlich 1,3S M. «nsWletzttch ZnsbLtze'SÄhr.
*s*t<«npr«is: 88 Pfg. für di« IfpÄtige Petttpeik« oder deven Raum. Reklamezetle 40 Pfg. Für hiefige GeschäM- u. PrrsätvnzeizeA «rmLtzigt. — Für die Aufnahmc von Anzc.iM'«
^ *«sttmmt«n Lagen wird keine Verantworrlichkett überrwrnmen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der HetdeDevgcr Zeitung u. den stadl. Nnschlagstellcn. Fernspr. W
Deutscher Reichstag.
BerIi n, 10. Febr.
Uw i Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung
m 1.20 Uhr.
die ^undesratstische Reichskanzler Graf Milow und
von ^Essekretäre Frerherr von Richthofen, Freiherr
^ugel und Dr. Graf von Posabowsky.
dclsvE^ ' ^ U (Reichsp.): Graf Bülotv habc bet den Han-
troh zahlreicher durch die Opposition vermehrter
flzielt- , ein gürvstigcs Resultat für die Landtvirtschaft
Äiort ein^ r- ^ als deren wahrer Freund gehandelt und scin
D^r Rodncr bespricht in günstigem Stnme Lie
^rafcu « ^?sttionen und' Lczeichnet dic bom Abgeordncten
Notic, erwähnte landwirtschastliche Knquetc als un-
^Macht dadurch, datz die Landwtrtschccft leistungsfähiger
^rde, tverde Arbeitsgelegenhert geschasfen.
k'ri
G o
Avbeitsgelegenheit geschaffen.
thein (frei's. Ver.): Die neuen Handelsverträge
Dio der nationalen Arbett — der sremden Länderl
''che' mühtcn die allevgrötzten Esel scin, wcnn sie
fiun FreE""E" Schutzpolitik unterstützteu. Graf Bülo'v hat
sodaf, ^ Vandelsgedanken einen schr grotzen Dicnst crwiesen,
Ivllte. Ehrenmitglied >des Cobden-iKlubs crnannt wcrden
"ntürli^ chlfarke Anwachsen industriellcn Bevölkerung ist
bletre'd«-n^E kletnen Larrdwirte haben keinen Vorteil von den
Ländern""- - hohcn Getreidepreise begünstigen i» allcn
-lnsbreitnng Les Großgvundbesitzes. Z-Wischen
'am,u,,^uden Löhnen und deu hohen Züllen besteht kein Zu-
«ber nur ,,E8ir wollen einen tüchti-gen Bauernstand, der
Ächtet ist, ,vo der Grotzgrundbesitz nicht künstlich gc-
Serträae vorliegsnden Verträge sind Miß-Handels-
'^chdorn vussische Vertrag ist mtt eincr Anleihe erkauft,
tr«g s^-d''^"tarck die russischcn Papicre geächtct hat. Der Bcr-
-'kechien) ^,-^serer Jndnftrie eine schwcre Wunde. Sie (zur
tzeslnsen eine traurige Ernte ein auf Kosten der
en,stn ("nrnhe. rechts.) Wor Windi !sät, wird Sturir,
L hu! rechts.)
endnstxj, telrctär Dr. Graf v. Posadowsky: Dic dcutsche
Mi-doxs., fi' bi-sher emporgekomMen. . Es sei doch ein
'^on-sn2w>„?' - b Zölle, Lie -den Landwirten nichts nühen, den
's'^?dcu sollen. Da -befürchte der Borrcdncr cinc
ben E'Mvirkung der ausländischen Zölle, leugne aber
d^rtenMs ^ vnscrer Zölle. Die Handclsverträge sind wic ein
- " sann nicht mehr Stiche mnchen, als man in
landrux,,^. 7^- Rach mei-ner Ueberzcu-gung werden dic Ka-s-
.. W oes Vorvedners sich nicht evfüllen. (Beifall rechts.)
Recripf' - -«orvedners s
fi'.ig^stz ^stÄÄominiissar WcrmutH: Wir habcn um jcdcS
kampfcu müssen. Gothein hättc seinc schwercn
/ttruntden inüssen. Rod'ner weist Lann iin emzolnen
ncuen Vergünstigungen unsere Jndustrie evlangt
Uhr vertagt das Haus die Weiterberatung aus
Deutsches Re;K.
^iestm. "Armceverordnungsblatt" zufolge halten iu
vövo 8. und das 18. Armeekorps Ma°
^bgeneinauder vor dem Kaiser ab.
erl' ^^^uer Blättern zufolge stände demnächst in
äurin Besuch der Zarin in Aussicht. Die
Hesstn oEunntlich eine Schwester des Großherzogs von
üinrent des preußischen 2. Garde-Dragoner-Re-
dem P^uch ^ren Namen trägt. Die Zarin hat
Nerk ^ ^Eut ihr lebensgroßes Oelbild geschenkt, ein
dem P^'s^rich August von Kaulbachs, und dieses wur'de
in der vorigsn Woche durch den Militär-
bevollmächtigteu der russischen Botschaft, Öberst von
Schebeko, übergeben. Letzterer hielt hierbei eine An-
sprache, in der er bemerkte, er sei beauftragt, dem Regi-
nient die Grüße -der Kaiserin zu übermitteln und g-leich-
zeitig in ihrem Auftrag-e zu sagen, die Kaiserin hoffe be°
stimnrt, noch in diesem Frühjahr Gelegenheit zu haben,
im Kreise ihres -Offizierkorps in Berlin sich selbst davon
zu überzeugen, ob ihr Porträt, zu dem sie dem Maler im
vorigen Jahre in Darmstadt nur wenige Sitzungen ge-
währen konnte, auch ähnlich ausgefallen sei.
— Jn der p r e u ß i s ch - h e s s i s ch e n Eisen -
b a h n - Geme i nschaft verblieben nach Abzug der
'Gesamtausgabe von der Gesamteinnahme als Be -
t r i e b s ü b e r s ch u ß im Rechnuugsjahr 1903—04:
611,7 Millionen Mark gegen 541,4 Millionen i. I.
1902—03, 617,7 Millionen i, I. 1901—02, 564,2 Mil-
lionen i. I. 1900—01 und 663,4 Millionen Mark i. I.
1899—1900. Der Ueberschuß des Berichtsjahrs ist also
um 70,3 Millionen Mark oder 12,98 Prozent höher als
der des letzten Vorjahres. Der Anteil Hesseus am
Betriebsüberschuß ist auf 12 980 013 Mk. gegen 10,5,
9,9, 10,6 und 9,6 Millionen Mk. in den vier Porjahren
berechuet.
— Wie schwer es ist, in kritischen' Aeiten A r b e i -
terführer zu se-in, erhellt aus den gestrigen Erleb-
nissen des Abg. Sachs e, der Führer des „alten" Berg-
arbeiterverbandes ist. Er fuhr nach der Delegiertenkon-
ferenz, die in Essen stattfand, nach Bochum, um dort in
einer groß-en Bergarbeiterversamtnlung über den B-eschluß
der Konferenz zu reserieren. Ju der Rede, die er dort
hielt, erklärte or, daß er in Essen auf dem Wege vom
Lokal der Uonferenz zum Bahuhos beschimpft und be-.
sudolt word-en sei, wie ni-e in seinem Leben. Man habe
ihm nachgerufen „Verräter, Verleumder!" und Vor-
würfe ins Gesicht geschleudert, als ob er und die übrigeu
Mitglieder der Siebenerkomnlission vom Bergbauverein
bestochen worden seien. -
BZde«.
Karlsruhe, 9. iFebruar. Das WnanMniniste-
rium bea-bsichtigt, die vom Landtag eingesetzte B a u-
kommission in der zweiten Hälfte des Februars
einzuberusen. Nach Genshmigung der Pläne sür die
Erweiternng des Ständehauses durch die Kontmission
wird unverzüglich mit den Arbeiten begonnen.
Karlsruhe, 7. Februar. Nach Rücksprache mit
dem Nirterrichtsmimster hat der Rektor der hiesigen tech-
nischen- Hochschule, an der zur Zeit gegen 400 Russen stu-
dieren, den Vorsttzenden des russischen Lesevereins ver-
aulaßt, seinen Einslutz auf seine Freunde dahin geltend
zu machen, daß Ausschreitungen, wie sie kürzlich in
Darmstadt stattgefunden haben, hier unter allen Uui-stän-
den vermieden wüvden, da sie soust gemäß d-en bestehen-
den akademischen Vorschriften eines disziplinarischen
Einschreitens gewärtig s-ein müßteu. Dcr Vor-sitzende des
russisch-en Lesevereins versprach, der Bitte des Rektors
iiachzukommen. Die anscheinend recht eugen Beziehungen
einzelner russischer Studenten zur sozialdemokratischen
Pvesse lassen -es erklärlich erscheinen, daß das Gespräch
zwischen dem Rektor und dem Studenten sofort der Re-
daktion des sozialdemokratischen „V-olksfreundes" hinter-
bracht und dort zu völlig grundlosen Angrifsen gegen den
Minister des Jnnern ausgeschlachtet wurde.
Aus dee KarlsLMher Zeitung.
— Seine Kön-igliche Hoheit der Grotzherzotz häben
dem Hauptma-nn Lcr 3. Etappenkvmpanie der Schutztrrippe für
Südwcstafrika, Friedrich Barack, das Ritterkreuz 2. Klasse
mit EichenlauL des Ordcns, vom Zähringer Löwcrr verliehen
und die Profess-oren Ludwig Schellmann an der Oberreat-
schule in Mannheim u-nd Dr. FeDdin-and Gutheim an üer
Rcakschutc in Emlmendingcn in gleicher Eitzenfchast an die
Oberrealschüle in Frcümrg versetzt.
— Dic ZoWirektion hat die Hauptamtsassistenten Georg
Gerstenkorn, Karl Hack und Gm,ll Stetter beim
Hauiptzollamtc Mannhcim, Rudols Grotz iu Kchl, Petcr
Grotzmanu in Karlsruihe und Fried-rich Zöbelhy in
Rhcinau, zu Reoisioiisinspcktaren crnannt, sowie dcm Haupt-
amtsassistenten Karl Vökkle in Heide-tberg den Titel Revi-
sivnSi nspektor verliehen.
Karlsruh e, 10. Febr. Der Großherzog em--
pfing heute Vormittag 11 Uhr -den Flügeladjutanten
Obersten Dürr und uni halb 12 Uhr den Major von
Mutius zur Vortragserstattuiig. Nachmittags von 4
Uhv an hörte Seine Königiiche Hohe.it d-ie Dorträge des
Prästdenten Dr. Nicolai, des Geheimerats Dr. Freiherrn
von Babo und des Legationsrats Dr. S-eyb.
Ausland.
Oestkrreich-Uugarn.
P e st, 10. Febr. Mit Ausnahme des Blattes des
Grafen Tisza, das den Empfang Kossuths als selbstver-
ständlich betrachtet, ergehen sich alle Zeitnngen in fr«u-
digen Ergüssen darüber, daß zum ersten Mal seit 1,867
ein Mitglied der Opposition vom König
ilni- seineAnsichtbefragt wird. Man bezeichnet
dies geradezu als ein geschickstliches Ereignis, das umso-
mchr ins Gewicht fällt, weil gerade Kossuth empsan-
gen wevden soll, dcssen Namen in Ungarn eine syinbolische
Bedeutung habe. Graf Julius Andrassy habe damit den
ersten Erfolg -erztelt. Graf Andrassy traf gestern Abend
aus Wien hier ein und teilte heute Kossuth mit, dah der
König ihn empfangen wolle. Kossuth ist bereit, stch zu
diesem Zweck uach Wien zu begeben.
Jtalien.
R o m, 10. Jebruar. Jn einem Handschreiben de»
Königs an den Ministerpräsidenten betreffend die Er-
richtung eines i n t e r n a t i o n a l e n Instituts
zum Schutz der Jnteressen des Ackerbaues nimmt der
König Bezug auf eine Unterredung, die er kürzlich be-
züglich dieser Zdee init dem Anierikaner David Lubin ge-
habt hat. In dem Schreiben heißt es: Me ackerbauende
Bevölkerung, die im allgemeinen die zahlreichste ist, hat
überall groß-en Einfluß auf das G-eschick der Völker,
kann aber, da sie ohne ein gemeiusam-es Band lebt, weder
auf eine Besserung dcr -.Kulturen und ihre Verteilung
gemäß den Ersordernissen des Konsums- hiuwirken, noch
Stadttheater.
^ Hei-delbertz, 11. Febvuar.
lienfxi»,^ F v i e d ha m m-e r", Dvcrma von Heinrich Li-
Die -Lum crstcn Male.
^urttfstjiPsfiands-braut Maria Fliedhamnier i'st ittsosern ein
AoljtzT, llP? 'flGck, als Katholiken wie Protestanten glcich üble
^rden spic'len, d. h. die Fanatiker des Dramas gchören
nu: da ist ein thpischcr Hetzkaplan,, da sind
-Neistex > nsfltcstantischc'- Bauerm Sie wollcn- ihren Schul-
shrcst» PsT'- Iteinigen, als er crne Andersgläubige 'heimfi'chrte,
sagen st«, als c-r ein Jnteresse fiir ein katholisches
Btzädchdfarrer. .^..
jwech-st, AAr nach, 'haibe sich von ihc verhexen 'lassen. sic be-
^iebe nvgn?" Psarrer Recht hat miit sciner Predigt, datz die
^ 7 ^'i, ^ls dcr Glau-be, sie drohcn, ste wollteu ih-m die
schimpsen ihn Unchrist, Katholikenfre'und,
iiiit- k^4is'in>Oii>
Ds« ^
, u-nd wersen sch'lietzlich Mtsächlich nüt Stcincn-.
flecht^ behalten die Toleranten: der protestantische
«larrer x — oie Lotcranren: oer proiesi«niisa)e
(ivie dei —sfl ^'htzilueistcr, der sich eine Art Panthcis-NMs
satz .fl^uinLlopferhans) zurechtgemacht hat und inr Gegcn-
^vhistirw.^^^otztoplan der katholische Pfarrer, -dcr von der
^urzüaks^H- ^roselhtenmacherei dcs Kaplans meint: „thearctice
iiuvg ^ praxi unmögtich." Das Drama stellt den Unter-
dslichtuur, -7y^"schen Mädchens dar, das, obgleich es -die Ver-
rer liebt^ ' Aonne zu iverden, einen- protestantischen Pfar-
flüien ä Akädchcn findet in -der Verwirrung dcr Gefiihlc
srsth tz-? mwtz alles erdukdcn, lcidet stunvnr und geht
E>ier Drama dreht sich nicht um einen Helden,
^ische^/'"' Opwrlamm sein Leben aus. Die Moral: Jn
Ivenn «in urit bcn Kindern manchmal Unhei'l pasticrcn,
-^chver dazwischen kommt. — Als dcr protestawtische
stztzuminer vor 20 Jah-ren ein katholisches Dkädchen
Ivurde ^u dw' Bcmern dcr Gemcindc Anstotz darau. Er
eirantisch getraut. Serne beiden Kinder lictz er ka-
tholisch tausen. Er hat das Unglück, seinen Sohn an der Bräune
zu vcrlicren. Auch das Leben scmcr siebzchnjährigen Tochter
war bedroht. Die Trauer, Angst und Verwirrnng -der Mutter
benuht ihr Bvuder, dcr Onkel Kaplan, um hinter de-m Rücken
des Vaters dcm Mädchcn cinzureden-, ihrc Eltcrn lebten im
Konkubinat, der Tod des Bruders sei Straf« fiir die Sünde.
Diese könne gesühnt werden, wenn Maria sich entschliehc, Nonne
zu werdcn. MS -der Vater seiner Tochter, über dervn Gemüts-
zrtstand er sich ängstigt, zurcden will, entgcgnet, sie 'dürse nicht
gkauben, was er sage, weil er andern Glaübens sei als ste selbst
(das lätzt sich der Vatcr gefaüenl). Der protc-stantische Psar-
rer hat gegen seine Liebe zu der katholischeu Maria lange ange-
känipst, als aber die Gemeinde böse darüber herzieht, rührk es
ihm 'daS Gewissen nnd cr vcirkündet von der Kanzel, dic Liebe
sei grötzer als der Glaube. Er komnü in ^das Hans des Schük-
meisters, die ansgehetztcn Burschen' der Gelneinde schmeisscn
die Fcnster irn Hanse ein, dic gcänystigte Maria klmnmcrt sich
an i'hiil, er legt schütze.'Nd dcn Arin um sie, in den sie halb bewutzt-
los zurücksinkt. Jn> dieser Situation sieht sie der Pübel des
Dorfes. Nun hat üns Mädchen in ihrer Herzensuot nu-r cinen
Ausweg vor sich: sic mutz Nonne werdcn, wie der Onkel Kaplan
es will. Das ift Sühne für dic' sündige Ehe üer Ektern, zum
andcrn Sühne sür ihrc sündige Liebe zum Psarrer. Nls sie
zum Kapkau kvnimt, seht cr ihr hart zu, fragt sie aus und redct
ihr schfiehlich cin: der Heikand kann Dich so nicht brauchen —
in süiidiger Gcdarikenlüst. Da stürzt das Mäd-chen jäh davon
in die Wilntcrnucht. Bald vcrlicrt fic Weg und Steg (Ort der
Handlung: das südli-che Illipenvorland-). Der protefftantische
Psarrer, der zur Nacht iü die Berge hinaufiährt, sindct ste ini
Schnee. Abseits bei einer Tänne. Ein Tüchlein, auf das -dcr
Schein siel, vcrriets. Die Glieder waren steif vom Frost, aber
die Augen schlug sie noch e-inma.l aus. Sie erkennt -en Psar-
rer nnd haucht, bevor sie einschläst: „der Heiland mmmt inich
nicht", imd nach eincr Weile kaunr hörbar: „nimm Du rwich".
— Der tiese Erttst dcs Verfassevs, der crfrculicherwefie niir-
gends in Feindlichke.it, Pathos oder Emphasc umschlägt, M-
winnt unsere Shmpathie. Seit Veröfientlichung der „Kren-
zigung" und des Weltanschaunngsbüchlcins „Mvdernus" hat
cr eincn grotzen Schritt vorwävts g-ctan. Er hat vor alle.m
Reise uüd Krast des AuSdruckS gewonncn, wcitz einen Akt sicher
und in gutcr Gliederung anfzuvcmcn, iü der Gestalt -des asten
Friedhammer sind sogar Zügc lebcndiger Charakteristik zu be-
merken.
Die Bühnenwirknng erwies stch im ersten Akt in der grvtzen
Szene des Kaplans, im- zweiten Akt in der Szene des Vaters
'Friedhammer mit dcni Schulthcitz a!s krästig und klar. Aber
alle Vorgäuge sind uinschleiert von dcr Bctrüonis, die über der
Mutter Mid Dfiiria liegt, es wird zu viel gejanuneirt, mai»
liegt zn oft vor dem Kruzisix od-er dcm Jesuskindlein. Fried-
hammer, der doch als ein rechter Mami das Zeug -dazu hätte,
sährt niemals mit einemi Hiimimelki'euzdvnnerwettcr zwischen
den Jammer -der cwig bctränten Frauen. Uttd- «s hätte doch.
nicht allzu fcrn gelegen, dcm Alten, der Sinn >dasür hat, init-
ten im Wintcr cin grünes Kräutlein unter dem Schnee her-
vorzugrabcn als Unterpfand der Hosfnung, ein wenig Humor
zu gebcn. So bleibt cs bei eincr gewissen Monotvnic und der
Passivität der Zentralfigur. Und der grotze Efiekt beim Ein-
-werfen dcr Fenster ist 'da-nn doch cin wc-nig äuh-or-lich. Dic.
'Tarstellung war unglcich. Frl. Decarli hatte wenitz Gc>
lcgcnheit, ihve Fähiicckeitcn zu entsalten, dazu geht das Weser»
der Maria zu sehr in dem Klagetou aus. Nivgends hat der
Dichter dem Mädchcn recht den Mund ausgetan, datz es sain
Leid in klarcn, fatzbaren Gebilden ausströme. Frl. Decarli
siellte ein zartes, scheues Mädchen hin. Das gelang ihr gcmz
-vor-tresslich.
Die Mutter jammert ausgiebig und rcichlich uüd Frl.
Rcinharöt tut wichts, um dics Unerquickliche -der Figur
ein. wenig zu imldern. Dcr famatische Kapvan ist wie Mis einem
Die hrutige NuMMer AWfaßt drei BlLtter, zysammeu 14 Seiteu.