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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 78-100 (1. April 1905 - 29. April 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0713

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, 4. April 1905

Erstes Vlatt

47. Zahrgang. — Nr. 80.


*lcheint t

ige „ p

Df bestimmten

äglich, SonntagS cmsgenommen. PreiS mit Jamilienblättern monatlich SO Pfg. in'S HauS gebracht, t»t d«r Sxpebitton nrch dtN gweigstationsn «Lgehott M

Dnrch die Post bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschlietzlich Znpxllgedüh«.

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Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln d«r Heidelberyer Zeitung u. d«n städt. Anschlagstellen. Fernspr. ».

Deutsches Reich.

^lüniarschall Graf H aescIe r hat stch in einem
öbr Zeitschrift „Der Deutschc" über den Cha-
^ ^rt ^ ^ r g a r b e i t er des R uhrreviers ge-

^^iiiii'^ ^e Berggesetznovellen augenblickltch in der
' >Uon des Abgeordnetenhauies beraten werden und
^Ütii R? ^»»9' auch vor das Herreuhaus kommen,
kü"s',eg ^glisdi Graf Haeseler ist, haben diese durch den
^i: />Usstrnrd und die durch ihn an dre Oeffentlich-

Bergarbeiterfragen angeregten Auslas-
^hebliches Jnteresse, ganz abgesehen davon, daß
.^eser Urteilen des überall in höchster Ver-
1g Itehenden shemaligen Koinmandiermden des
^'dp,?"bbkorps noch ganz besondece Beachtung schenken
, DstHaeseter schreibt:

„ ^volkcrung,dcs 'Ru'hrgcbicts stcht mir besondcrs uahc,
d n„.. ihr rckruticrt sich großcuteils das 16. Ärmcekorps.

dl »

,P'g denkcn dicse Leute nicht. Sic sin-d durch und
stäi MriO " ' 0 s t r c u. Das ist kein blindcs Vertraucn, son-
durch langjährige Beobachtung erworbene, feste
Mn^. Die Gedienteir des Ruhrreviers sind tüchtigc,
i^der-lms^ ^oldaten. Wir köunen uns im Kriegsfall fest aus
!?> itt«u vorigcu Sommcr hatte dcr Vercin bcr 131cr

Nüjs der Ruhr -mich zu seiner Fahnentveihe cingcladcn,
„Korpsappell" verbundcn war. Etwa 10 ONg
«>NcL ^ ^6. Armeckorps standen in Parade unter dcr Lci-
ihrcr Genosscn. Die Haltung war mustcrhast: ailc
daten gebliebcn; ich schicd mit dcm Gefühl: Licb
magst ruhig sein I

Baden.

E»!,- '^vch Bericksten des „Badischen Beobachter" aus
» hgt dis grotzherzogliche Regierung gefunden,
^ öortige Dominikanerkloster Zoffin-gen, das eine
^'iiiii, »nd Töchterschule führt, nicht den gesetzlichen
Aeh^^?vgen entspricht: Mosterkleioung und anderes;

sollten von dsm Stadkrat ernannt werden;
"»>, ^»ter 14 Iahren dürfen nicht aufgenommen wer-
^n seinem Zorn hievüber zeigt d-er Gewährs-
^ügj „Beolbachters" der O'Sffentlichkeit an, daß der
^hp,„ ..lüidische und altkatholische Religionslehrer am
'>'um und an der Ob-srrealschule in Konstanz be-
tz,'"l>gleich die Zahl der betrefsenden Sch-üler unter
i>eK >- Mt dieser Denunziation wird der Mitarbeiter
^leZ^bobachsers" indess-en wenig crreichen, denn der Ge-
^e^d^^ph, den er anführt, bestimmt, datz in der
ein besonderer Rüligionsunterricht vom
mrjj^vergütet wird, ivenn die Sömlerga-Hl 25 oder


beträgb Uusnahmen sind alsto zuläsfi-g und nach

Aeir "^tlaut des Gesetzes selbst vorgesch-en. Jm llebri-
?°lk „Beobachter" doch sonst so sehr dafür, datz dem
^Egion -echalten bleibt; -er fällt also sehr aus
b' lvenn er gegen die staatlii'he Vergütung für Re-
^ 'nterricht eifert.

«i ^bri^ Wahlkreis Tr iberg-Wolfach,
^>t Rücksicht auf seins ernstlich an-gegriffene
l,-, l^t, die nach ärztlichem' Aussprnch den Verzicht
,, ^HIkreis Triberg-Wolfachattgenommene Kan-
^wgend' zur Pflicht macht, sah sich Herr Apo-
^chmidt in St. Georgen zum lebhaftem Be-
^userer Pavteifreunde genöiigt, von der Kandi-

datur z u r ü ck z u t r e t e n. An seiner Stellc wurde
gestei'n von einer nationalliib-eralen Vertvauensmänner-
versani'mlung in Tribevg einstimniig! Herr Notar Alfred
Mevr in Lahr zum Kandidaten ge-wählt. Herr Meyr,
der die Ka-üdidatur annahm, war früher in Schiltach
und Wolfach tätig; er erwarb sich im ganAen Bezirk leb-
haste Sympathie, w-elche fllr seine Kcmdidatur dis 'besten
Aussichten evöffnen.

.K a rIs -r u h e, 3. Apvil. 'Oberstltallmeister Exz. Adolf
fl-rsiherr v. H o l z i n g - B e r st e t t ist heute Nachmit-
tag nach läng-erer Krankheit im hohen Alier v-on 86 J-ahren
g e st orbe n. Exz. Holzin-g wurde 1819 zu 'Karlsruhe
gcboren, 1838 Leutnant in der Artillerie, 1843 Ober-
leutnant des Depots dsr reitenden Artillerie, 1850 H-cmpt-
mann und Kommandeur der reitenden Batterie der Ar-
tillerieprigade, 1856 Major und Flügelad-jutant auch
Reisestallm-eister des Grvhherzogs, 1860 Oberstleutnant,
1862 Oberst, 1864 Vizeoberstallmeisier, 1872 Oberstall-
meister m-it dem Prädikat Exzellsnz, 1881 Öberststall-
meister. 1898 Freiherr. Aülätzlich scmes 80jährigen Ge-
bultstaaes wurd-sn dem im Dienste vnjeres Fürstenh-ofes
erg"auten Manne Ehrun-gen aller Art zuteil. Frau
Stnatsminister v. Brauer ist die Tochter des Ver-
storbenen. Außerdem hinterläßt derselbe zwei Söhne.
Hi-rr un'd Frau v. Brauer sind Mitte voriger Woche hier-
her zurückgekehrt.

Karlsruh-e, 3. April. Gestcrn faud hier der
4. S ii 'd w e st d e u t s ch e H a n d l u n g s g eh i l f e n -
t a g statt, der aus dem Gau Südwest außerordentlich
zahlreich besu-cht war. Mit großer Genugtuun'g begrüßte
die Versamniluug in ihrer Mitte den Vertreter der n a -
t i o n a I l i b e r a I e n P a r t e i Badens, Herrn Städt-
rat O st erta g, der die Glückwünsche der Partei übermit-
telte uud betonte, daß sie die Bestrebungen nachi mate-
riccker Besserstellung uud Hebun-g des Kaufmannsstaudes
gerne und kräftig unterstützen werde. Die Verhand-
lun-gen betrafen die Errichtung von Handlungsgehilfen-
kammern, den 8 Uhr-Ladenschlutz, und das kaufmännische
Fortbildungsschulwesen. Der nächste Verbandstag fin-
det in K a i s e r s l a u t e r n statt.

- - Au einem Ks s s eI t r e i b e n gegen die Simu l°
tanschule fordert der „Bad, Beob." „die chrisüichen
Eltern beider Konfessionen" auf; er bittet sie nämlich, da-
rans zn achten, ivas ihre Kind-er etwa über räligionsfeind-
l'chs Reden ihrer Lchrer zu Hause Ilerichtsn, u. darüber
Anzeige bei der Behörde zu ruachen, „daüiit diesem Unfug
gesieuert wird." Uud was bogeistert dsn „Beobachter" zu
diefer Aufforderung, die Schuljugsnd zum pl-anmäßigdn
DeimnziantLntume her-anzuziehen?

EZ sind Eltern von in Karlsruhe dcn Unterricht besuch-eNden
Kindcrn — so schreibt das ultramontane Blatt — die auf
Grunb von Erzählungcn chrer Kinder über die Art und Weise
klagcn, wie manche, besonders junge Leutc, <tls Löhrer ihr
Unterrichtsrecht »nd i-hre Le'hrpflicht mitzbrauchen. Eltern, die
ihrc Kinder in positiv chvistlichenr Geist erziehen, können es
sich unmöglich bieten lassen, daß ein junger Lehvamtspraktikant
odcr auch eini Professor in Ler Literaturstunde oder sonst z. B.
folgende Anschanungen entwickelt: Einen- persönlicheN Gott gibt
es nick-t. Der Gott, an den tvir glauben, ist der Geist der Welt.
Unsterblich ist Luft! Selbstverständlich gibt es auch keine Auf-

erstchung, auch- keine- 'Sünde. Christus ist nicht Gott, fonderrr
cin Jdealmensch" etc.

Es ist uns sehr zweifelhaft, ob die Angaben über die
Aentzerungen des jungen Lohrers richtig sind, sollte es der
Fall sein, sollte er iu pädagogischer Unreife gesündig't ha-
Len, so wäre es der richtige W-eg gewesen, den Schulvor-
star.d zu b-enachrichtigen, der sichsrUH Abhilfe geschaffen
hätte. Di-e Auffor'derun-g des „Beobachters." zur Einrich-
tung eines Spionag-esystems ist sehr häßlich und Pädago-
gisch mindestens ebens-o falsch wie jene angMiche aber
durckwus noch nicht erwiesene Versehlnng eines jungen
Lehrers.

Mis der KarLsruher ZeiLung.

— Seine Köniigliche Hoheit der Grotzherzog habcn dem
Montenr Wilhelm Hayer am städtischcn Elektrizitätsmcrk
Pforzheim dic silberne Nettnngsniedaille verliehen.

— Aktuar Philipp Moll beim Anrtsgcricht Karlsrühe tvurde
zum Gerichtsschreiber bei-m Amtsgericht Pfullendorf ernannr.

Aus StadL uud Lüuo.

Heidclberg, 4. April.

Mit eincr Petition haben sich in Mannheim und in
Ludwigshafen wöhn-hafte Heidelberger Stu-
dierendean die Gr. Generaldirektion gcwandt. Die Her-
rcn präscnticrcn- einen großcn Wunschzettcl, albcr es mutz an-
erkannt werden, daß im- allgemeinen dic Beschwerden nich-t un-
berccbtigt sin-d. Vor allem wird- gewünscht, daß die Züge von
Mannheim nach Hcidelberg womöglich 14 Stunde'vor Kolleg-
anftmg (das akademksch-L Viertel abgerechnet) in Heide-lberg
ankommen bezw. datz die Züge ab Heidelberg so gelegt werdcn,
datz sie ohne Zeitverlust nach Kollegschlutz zu erreichen sind.
Ferucr wird empföhlcni: 'Schaffung cines Einganges zum
Ba'hnsteig des Manuheimer Ba'hnhofes auf der Seite des Lin-
denhofübergangs und 'des -LucKanals, Anbringun-g von Vor-
richrunWU zur Regulierung 'der Heizung in jedein Wagen und
Abtcilc; An-weisung an die Schaffner, die Vorrichtungen zur
Ventitation imincr g-cöffnet zu halten; Vcrmchrung- der Nicht-
rauchera-btcile; Umüvandlung der Frauenabteile ini Nicht-
ra-ucheraibteile; An'bringung vou Klei-dcrhaken in jedem M-
te'-le; häufiges und grün'dliches Reinigen der Wagen, Aborte
und Wafch'Lecken; Spuckverb-ot und> womöglich- Anschasfung von
Spucknäpscn; Einführung «lektrischcr Bc'lcuchtnng; Nnschaf-
fung von Klosettpapier und Han-dtüchcrn.

Nebcr die vicrtc Wagcnklasse sprickst sich cin hc'ssifchcr Ein-
seuder im „Beobachtcr" e-b-cn'so aus, wie es kürzlich cin
Pforzheimer in eincm! Mvnn'heimcr Vlatt getan hat. Er
schreibt: Seitidem die hcssischc Ludwigsbahn in die preutzische
Gemeinschaft einverlcibt ist, haben vir das Vergnügen, vierte
Klasse zn fahven. Jeder, der au-ch ichon in Baden deu eigent-
lichcn Wert des Kilometerhcftes schähen gelernt hat, wird un-
umstnm'den zugeben, datz das Kilometerheft in jeder Hinficht
der vierten Wügcnklafse vorguziehen ist. Die Schilderung
entsprickst der vollen Wahrheit. Sie steht anch nicht als ein-
zelncr Fall da. Die Häl-fte aller Fa'hrten, die ich in vierter
Klasse mitmvchte, cntsprcchcn öbiger Schilberung; män kommt
sich ofi nicht -mehr als Mensch, sondern, gelinde gesagt, als
Vierfußler vor in> der vierteu Klasse. Es trifft dies nicht nur
aut ber Linie Mannheim--Franffurt, sondern auf allen der-
kehrsicichcn Linien zu. Und dabei hat man keinc Berechtigung,
selLst mit Zuschlag, für Schnellzügc. Wir fnhLen früher
3. Kiasse -verhältnismäßig billiger. Wie die Vcrhältnisse in
Norddeutschland liegen, weih ich nicht, aber wir in Hessen, so-
weit wir schon- die Kilometevhefte kennen gelerut haben, wür-
den nur wünschen: Lieber wieder die -vierte Klasse entbehreU
und Kilometerhe'ste einführen. Es lictze sich noch, vieles an-
führen, was man gegen die vierte Klasse schrei'ben könnte,
abcr sür un-s ist sie nun einüial da nud für die anderen süd-

Kleine ZeiLung.

pH 3. April. Jn dsm Tkandalproz'eß g'Sgen

j ckh^rikbeisitzer K r a ch t und st'ine Frau weg-en
anonymer Briefe ist nach 12tägiger Verhand.
^ endlich die ZeugeMernshmung abgeschlossen.



die Gutachtcn dsr Sachberständigen.

kj,.stst"b;els Nachlaß. Aus Berlin wir'd bericht-st:
'"^ischs Hintsrlassenschast Adol' von Menzels,
„ ' tz "^värlig rn> dsr Natwnagalsrls ausgestellt ist, ist
^jtc^ st>»Iossung der Erben einsr genauen Schätzung
w-orden>. Der Nachlaß bestehjt antzer dsn
rund 5000 Matt schwar-z-er unb mshr-
»/st^chnungen. Unter g-ennnsr BNvertun-g, jsdes
^tvttes soll sich dcrbei rund eins Million' Märk
^Mben habsn. Di« Erben lasssn dsr National-
„^orkaufsrecht, und zivar, wis man hört, zu
^?">stigvn Bedingungen. Ob aber bie Galeris
Zp'^trd, jst nach fraglich, denn sie besitzt schon 1700
t. '^^^RNungsn von Menzsl'

r,st> Il- April. Der Eisenbahnunfall bei, Ar-
h'! SiirgD'Er d>en berichtet wurde, ist ans zu schnelles Fah^
sjj' dgj, ^sührsn. Die Orloanser Etstubahn-Gesellschaft
U-- r Rsgierung als Sluszeichnung für den Zug-
>lii ^' der Ehrsulegion erbeteu. Diessr, ob-

derlstzt, konnte sich untsr größten Anstren-
^ t>en Trümmsrn befrsien un8 schlsppte sich

tveit auf den Bahnkörper fort, um den zu er-

wartsndeu Eilzug, wslcher 400 Passagiere mst sich führte,
zu warnen. Dauk dieser 'Aufovfsrung gelang es, dsn
Eilzug rschtz-eiti-g- bis auf wenige Mstsr vor dem verun.
glücktc» Zug zum Steh-en zu bringsn.

--- Einen Heringsfang^ wie sr kaum schon dagowesen
ist. macht-en jüngst die Fischer aus Vierhagen an dsr msck-
lenburgischen Küste. Sie hatten beim ersten Zug mit
ihrer Hsringswade, wie der „Täglichen Rundfchau" mit-
ger-nlt wivd, so viel Heringe im Netz, daß es unmöglich
war, das Netz ans Land zn ziehen. Mst Käschern und
Einisrn iMßtsn die Netze erst erleick-tert werden, und
nach stundenlanger Arbeit waren sis noch znm Zerreißen
voll. Dcr Strand bot bei diessm Fischrsichtum einsn
sondcrbarsn Anblick. Daussnde oori Mövenl die den
Heringsschvarm beglestet hattsn, umkreisten schrsiend die
am Sstande liegenden Heringshaufen. Wohin man
blickte und trgt, lagen Hsringe; dsr Strand sah aus, als
wäre cr während der Nacht versilbert worden. Dazwischen
bewegten sich dis Bswohner aus der Uingegend, die sich alle
am Einsammol'N beteiligten und Zum Lohne sv viel He-
ringe mst nach Hauss nehmen konnten, als sis fortzu,
tragcn vermochten.

Der Harem des Gouverneurs. Julio Bronta
schreibt iu seinsn marokkanisckjen Reisebriefen, welche dis
Wiener „Zeit" ver-öffentlicht, über cinen Harsm solgendes:
Auf der Kasbah, dem hvchgelegenen Sitz des Gouver-
neurs in Tangsr, befin'deL sich auch dc-r sogenannte Harem
deS Gouverneurs. Mefen gohsimnisvollen Ort haben I

dis Gemahlin des Schriftstrllers Ernst v. Hesse-Wartegg
und andere schriftstellernde Damen besucht und ibeschrieben
mit tousendund-sinenächtigsr Phantasie ... Wenn man,
wie Sckireiber dieser Zeilen, arabisch vcrsteht und spricht,
wird man bald sines Besseren belehrt. Der „Harem" ist
bloß da, nm däs Bedürfnis der Cooksreisenden nach
Orientalismus zu befrisdigen-, ein ori'entalischer Gimpel-
faui. Alle europäischen Damen, die ncnh Tang-er kommen,
wcrden unfehlbar von den Hotelfühcern nach dem „Ha-
reni" geführt. Der Führer sagt ihnen, der Zutrstt zu
dem Har-em sei zwar schwer, aber doch- vermittelst eins§.
Trinkgeldes an die Türhisterin, sine rissige, iu bunts
Gcwänder gehüllte Negerin, zu erwirken. Na-chdem das
Eintrittsgeld entrichtet, drtngt d'ie suropäischs Dame durch
einen dunkleu Gaug in einen ziemlich geräumigsn Patio,
in dem auf flachen Kissen fünf bis fiLbsii orientalisch aus-
staffiertc Frauen- fitzen. Die trinken Tse und sticken und
nähen. Füße unb Hände >sin!b nüt Henno rotbrann gc-
färbt. Dis Haremsdamen nähern sich der Fremden, hei-
ßen sie sich niedersetzen, beschausn ihre Kleider u. Schmuck-
sachen mst großer Neu-gi-er, fragsn sie aus und lafsen sich
ausfragen. Unter den Haremsdamsn bcfindet fich immsr
ctne, dtc franzöfifch, englisch, deutsch oder spanisch spricht,
je rmchdem die Besucherin sich in der einen vder andcren
Sprache ausdrü-ckt. -Schlisßlich wecdsn der Besuchsrin
kostbare GSvänder, gestickte Pantoffeln, Schmucksachen,
Pärsümfläschchen usw. vorgelegt und zum Kauf angebo-
tsn. Kcmft dis Damr stwas, dann dorf sie längsr blei-
 
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