47. Jahrqanft. — Nr. 6S
Mtlwoch, 22. März 1SV5.
Grftes Matt.
drsch« int tüglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familienvlättern monatlich SO P-fg. in'S Hau» gebracht, b«i L», Expedition und den Kveigtstationsn abgeholt 4V
Durch di» Post bezogen vierteljkhrlich 1.35 Mk. auSschließlich ZustellgeHühr.
«s.
^nzeig«7,px«isi 20 Pfg. für die Ifpaltig« Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts» u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von AnzeiA»
^ bestimmten Tagen wird keine Perantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Insernie ccus den Plaknttnfeln der .Heidelberger Zeitun-g u. den städt. Anschlugstellen. Fe-rnspr. 88.
Deutfcher Reichstag.
BerIin, 21. März.
Das Haus ist mäßig bssetzt.
N, i^r Tagesordnung stcht zunächst der Etat des Reichs -
1,7,. " t ä r g e r i ch te s , der debattclos angcnommen wird,
Potti' ^nnahme des Kommissionsantrages auf Streichung der
-uit N " r ^rste Rate zur Errichtung des Gerichtsdienstgebäudes
^Präsikxntenwohnung.
«ttni Militäretat licgcn drei Resolutioncn vor:
Resotution des Abg. M ü lle r - Meiningen (fr. Vp.)
ti^. eine Militärstraifgesehreform mit vorhcriger Besei-
ttisses^ der grötzten Härten, besondcrs infolge des Mitzvcrhält-
gctz,,^ Strafbestimmungen übcr Lie Verfehlungen Unter-
g«s-gegen Borgcsehte zu densenigen für Dclikte von Vor-
^'Ne livgen Untcrgebenc. Die Nesolution verlangt ferner
Djj. ^tatistit über die praktische Anwendung der Normen der
keii^^l^lrafgesetzordnung über den Ausschlutz der Oeffentlich-
ivast ^ttd iÄnatzt, datz uicht durch Matzregeln der Militärver-
Nii'lü^ bie GesetzcsbestimM'Ungen über die Oeffentlichkeit der
rnrgerichtsverhand'lungen illusorisch gemacht wcrden.
An, ^ ResolutioN' Gröbcr und Gen. wünfcht von der all-
injr^'rie-n Militärstrafgesctzreform einen 'Gesehentwurf, wodurch
tr^^rnde Umstäirde mit gcringerer Mindeststrafe zugelassen
ttttru^ Resolution Erzberger und Gen. wünscht in der
hi7,^'lhcn Heeresstatistik eine Scheidung nach Herkunft auch da-
Ausgehobenen zweijährige oder dreijährige Dienst-
M ü l l e r - Meiningen (fr. Bp.) begründet in längeren
'^hrungen feine Refolution und betont, datz die Strafen
^fAchtungsverletzung dringcnd reforinbcdürftig seien. Rcö-
^xch/^iifcht Beseitigung des Systems der Nerbositat und der
d-i« ^?.^stcherheit vezüglich der Pensioncn und protestiert gegen
(ünst"chtachturig der Presse bei Militärgerichtsvcrhandlungeu.
G r ö b e r (Ztr.) 'begründet seine Resolution, die umso
schg7l^äiger ftj, im .viilitärstrafgesctz allgemeine Strafver-
^Bllgsgründe zugelassen seicn:
"st' Himburg (kons.) meint, wegen einzelner Fälle sollte
bin lange bestehendes Geseh nicht ändern. Verfehlungen
, 'uilltärische Vorgesetzte gehörcn zu den allersch'ocrstcn
^ keine mildernden Umstände zu.
Dr. Gradnauer (Soz.) führt eine Reihe von Mih-
hc»
fgh^^chsfällen an; die Oeffentlichkeit des Militärgerichtsver-
^kisticrc kaum noch; vor allcn Dingen möge hicr Wandel
- werden.
süx (chl- Hagemann (natl.) erklärt, seine FrcunLe würdcn
sti7„^ Punkte 1, 8 und 4 der Resolution Müller-Meiningcn
Distt^u, 77iM aber für Punkt 2, der von der Gefährdung der
L'plin Landle.
Krie
^n^^sminiswr v.
zi, ^ auf die verschie'deneu
Einem erwidert in längeren Ausfüh-,
. . ...,., e'denen Darlegungeu der Vorredner. Sich
^PIjn" Pesolutioncn wendend, erklärt der Ministcr, die Dis-
ttjcht^ ^üsse unter allcn Umständen ausrccht evhalten werdeu,
ll^'tzttr im KrieM, sondern auch im Frieden. Wo'mildernde
N ttorlägrm, gebe es ja noch cin Begnadigungsrecht.
le> wsti tveiterer De'batte wird -dann über dic Resolution- Mül-
.... . ...
mingen abgestimnit, die in allen vier Punkten ange -
«n wird, ebeuso die Resolution Gröber.
>Nin^?sUi mird die Deibatte erösfnet über den Titel Kriegs-
die ttnd eine Resolution Erzberger betr. Uebcrsicht übcr
Tchtj7,s8ebnisse des Heeres-ErgänzungSgeschästes durch eine
Hoho^ln» über zwei- und dreijährige Dienstzeit dcr Nusge-
Nr>
orgen 1 Uhr Fortsetzuug.
Deutsches ReLch.
Dem Berliner „Lokalanzeiger" zufolge ist dem
^ ^^alinajor z. D. Meckel in Groß-Lichterfelde vom
Bl i ? a d o in Anerkennung der großen Verdienste, die
er sich um die japanische Armee als Lehrer der
Taktik erworben hat, das Großkreuz des Ordens des hei-
ligen Schatzes oerlish'en worden.
— Die Kaiserin fahrt am 23. März mittags
über Frankfnrt-Mannheinr-Basel nach 'Jtalien, um von da
mit Äem Kaiser die Mittelmeerreise anzutreten.
Baden.
K a r l s r u h e, 20. März. Hier Verlautet, wie man
der „'Frankfurter Zeitnng" meldet, nenerdings, Staats-
rat und Doniänendirektor Reinhard wolle aus Ge-
sundheitsrücksichten in dsn R u h e st a n d treten. Als
sein Nachfolger Wird Mnisterialrat Landeskommissär
Krems in Konstanz genannt, der noch nicht lange aus
dem Ministerium nach Konstanz versetzt wurde.
Karlsru h e, 21. Bkärz. Di-e L a n d t a g s w a h l-
bewegung hat schon recht kräftig eingesetzt, trotzdem
wir noch weit von den Wahlen entfernt strtd. Wie ver-
lautet, woll-en auch die A n t i s e m i t e n in einigen
Wahlkreisen des Unterlandes eigene Kandidaten ausstel-
len. Zu Agitationszwecken sollen mehrere ihrer Reichs-
tagsabgeordneten, darunter der bekannte Graf v. R e -
v e n t l o w, ihren Wohnsitz sür einige Zeit nach Baden
verlegen. 'Daß die deutsch-soziale Reformpartsi aus
eigener Kraft nichts zu erreichen vermag, bedarf keiner
weiteren Ausführung. 'Jhr einziger Vertreter im letzten
Landtag, der Landwirt Mamp est, stegte seinerzeit mit
Hilfe des Bundes der Landwirte und vor allem des Z s n-
trums, zu dessen Grundsätzen er sich rn der Zweiten
Kamnier wiederholt offen bekannt hat. Man wird auch
die nenen Kandidaken der deutsch-sozialen Refornipartei
o'hne weiteres als Hörige und Schützlinge des Zentrums
an'sprechen dürfen uNd danach behandeln müssen.
Preußen.
— Die n a t i o n a l l i b e r a I e Fraktion des Aü-
geovdnetenhauses hat in einer Fraktionssitzung den Ge-
setzentwnrf über die Stillegung der Zechen be-
raten. Das öffentliche 'Jnteresse, das der Entwurf zur
Regelnng der Stillegung der Zechen betont, wurde wn
der Fraktion anerkannt. Die weitece Aussprache ergab,
daß die Stellungnahme der Fvaktion in drei Punkten
von der Vorlage abweicht: 1. hinfichtlich der Kostenfrage,
2. in der Frage der Abtretung der betr. Z-eche an den
Staat; dem Bergwerksbesitzer, dessen Zeche nicht mehr
rentabel ist, niutz die Möglichkeit gegeben werden, die
Zeche gegen Erstgelt an den Staat abzutrettz'n, unb 3. in
der Rekursfrage; hier zieht die Fräktion die endgültige
Entscheidung durch das V.erwaltungsgerichtsverfähren
vor. Bei der Besprechunig über die B e r g g e s e tz n o °
velle machten sich Bedeüken gegen einzelne Bestim-
mungen geltend. Die Fraktion wird für Kommissions-
beratung stimmen und in der Kommission die Vorlage zu
verbessern suchen.
AuH der Karlsrufter Heitrmg.
— Seine Königtiche Hohcit der Grotzherzog haben
dcm Hostvertmeister Philemon Sommer in Karlsruhe das
Verdicnstkreuz des Ordens vom Zä'hringer Lötven verliohen und
denselben auf scin Ansuchcn wcgen leidendcr Gesund-Heii und
untcr Anerkennung seiner treu gelcistetcn Dienste in Len Ruhc-
stand versetzt.
— Katastergeometer Egon Siebold in Kreidurg wurde
wegen vorgerückten Alters und leidcndcr Gesundheit untcr An-
erkenriung seiner langjährigen treu geleisteten Dienjte in den
Ruhestand versctzt.
— Betriebsassistent Adolf Hauck in Mannheim wuvdc nach
Pforzheim versetzt.
K a r l s r u h e, 21. März. Der Großherzog nahm
heut-e Bormittag den Vortrag des Flügeladjutanten
Obersten Dürr entgegen und empfing um 11 Uhr den
Präfidenten des Ministeriunis des Großherzoglichen Hau-
ses und der auswärtigen Angetegenheiten Gcheimerat
Freiherrn von Ma-rsckMll zur Vortragserstattung. Um
12 Uhr meldeten sich eine Anzahl Offiziere. Darnach
hörte Seine Königliche Hoheit den Vortrag des Geheims-
rats Dr. Freiherrn von Babo. An der Frühstückstafel
nahmen die Erbgroßherzoglichen Herrfchaften teil, wslche
nachnstttags für einige Tage nach Luxemburg reisen.
Die Grotzherzogin fuhr u-ach 3 Uhr nach Baden-Baden
zum Besuch des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten
des Herzogtums Brauuschweig und traf danu init dem
Großherzog in Oos zur Weikerreise zusamm-en. Der
Großherzog hörte uachmittags noch den Bortrag dss
Prästdeuten Dr. Nicolai uüd trat 4 Uhr 40 Mimsten di«
Reise nach Cap Martin an.
Ausltmd»
Frankreich.
Paris, 21. März. Ju- der „Humamtä" tritt der
sozialisttsche Mg. Francis de Pre s s enss niit Ent-
schie-denheit dafür ein, daß Frankreich ohne alle Um--
schweife, sei es selbsi „nstt roher Offenheit und ohne sich
an die Hofsitte zu halteu", dsm Zaren per-sönlich be-
greiflich mache, Rußlan 'd m ü s f e mit tzapan Friederr
schließen. Zug-leich warnt er die französifckie Diplomcstie
davor, irgeüdwelche Pläne ins Auge zu fassen oder zu
begüiistigen, die zum Ziele hätten, durch einen Zufam--
menfchluß mehrerer Mächte Japan um die gerechtesten
Früchte seines Sieges zu bringen. „Es wäre ein Ver-
br-echen und der Gipfel der Torheit", erklärt Herr de
Prefsenss, „irgendwelche drohende Vermittlung der Neu-
tralen oder eimger Neutralen gegen Japan zu versuchen,
anftatt Rußland die Annäh-me des Unvermeidlichen anzu-
enrpfehlen. Heute das Spiel von 1895 geg-en Japan
wiederholen, hieße, leichten Herzens unisonst und zweck-
los die berechtigte und unverföhnlich-e Feindfchaft JapanA
gegen Frankreich herausfordern."
Rußland.
Petersb n r g, 21. Dcärz. Di-e Zeitung „Kawkas"
veröffeistlicht heute Morgen folgende Nachrichten: Jir
der Nacht zum 18. MLrz wurde im Bezirk Scharopau auf
fiinf GiiternFeuer angezündet. Jn dec
Nacht zum 19. März leistete aus der Besitzun-g der Prin-
zessin Murcst im Bezirk Zugdid eins Menge von 300
Bauern den Polizeikommissaren und den Polizeiwachen
bewaffneten Widerstand. Nach Festnaihme von fänf
Aufwieglern umringte die Menge die Polizeibeansten und
Vortrag über Maxim Gorki.
, Di- . HeidelLerg, 22. MLrz.
^anme des Kau.fmännischen Vereins warcn bis auf dcn
^tter -tstwh gcfüllt, ein Beweis, welch' reichcs Jntercsse man
Rchtxxz ttrterung über Persönlichkeit nnd Werk des Nachtasyl-
„ ^tttgegenbrachte. Herr Eugen Levine auZ Peters-
ttrit zOttttinn durch seine schlichte, knappe, eindringliche Weise,
'die Züge des Menschen und DichterS Gorki sichtbar
gak, ttollc Aufnierksamkeit des dankbarcn Auditoriums.
ttiornr, . tticht eine biographi'sche Aufzählung dcr Bcrufsmeta-
i?tt, die Gorki, an dcr Peripherie dcr Gcsellschaft sich
ttlz hurchmachte. Er wics nur kurz hin auf scin Leben
tteij ^ittjungc, Bäckergeselle uud Arbetter in einem Salzberg-
tt>ig „ tt-f' kennzeichncte üas Neue an Gorki: die Weltanschau-
^edqi,.o vns stoffgebiet. Fn erster Hinsicht bewegt sich das
.ttlcben des Dichters zwischcn 2 Polen: ein-mäl crscheint
Hrjstij .,tt Nachfolger Nietzsches, zum auderen ist er cin Adept der
E^ttge 'Und Lumancn Mcuschenlicbc. Häufig erörtcrt cr die
"tttt'lr'<z?tt Man Lcn Leutcn ihre Jllusionen lasscn odcr ist das
O De. ttbot dcr Wahrheit als allgcmein aufrccht zu crhalten.
^Ioss«^tteue Stoft, Lcn Gorki der künstlerischen Gestaltung er-
xm rntft:? der Barfützler, der armcn Wanderer und Vagabun-
cttirt ttittle rein menschliche Elemente, die des JnteresscS
das Lebcu dcr geweseneu Lcute, der gro-
ttchen'")?'..Das sind die .Lcute, .dic keine regclmätzig« Ar'beit
paid tzL-i- Lald La schaffen und ihr Heil auf der
^ttd rrm
AttgaK,.,!. ttnden wird deutlich, z. B. in der Geschichte von dem
r.'ijMLL
bald
Ter
Gegcnsatz zwischen den Wohnenden
u^tt^odca^st"!^ dein Banern, die gemeinsam auf Raub aus-
ttd«xOF ui der Erzählung von dem Nachtwächtcr, der einen
^ktttZh^. uichen arrctiert »nd in diesem den Sohn seines
m>s-»^üLer findct. Die Wandernden rekrutieren slch
Der Romau Foma Gordi-
aii« findct.
ttllen SchichteN' Rutzlands.
jejeto schildert deu Zcrfall des Kaufmannssiandes. Ein >Lwhn
des Hauses geht unter die Barfützler. Der 'Schustcr ln der
Geschichte: „Ehcpaar Orlow" gibt während der C'holerazeit sei-
nen Beruf auf und wirü Krankcnpfleger, ender abcr schlietzlich
doch auf Ler Landstratze. Bauern, die Land pachlen, mit Ler
Pacht rückständig bleibcn, werden Rotzdiebe.
'Als Gorki von Korolcnkv für die Literatur entdcckt wurde,
kam er iri die Kreisc dcr Studenten. Er tvandte sich ihnen mit
Enthusiasluus zu. Llber cr sah, üatz dte akademischeu Kreise
darnals dcn rechten Elan für die Politik noch nicht 'hatten.
Jn den letzten- Jahren ist dtes wesentlich auders geworden. Wo
mau früher sich mit Protestcn in akademischcn Angelegenhciten
bcg:uügtc, hat sich jetzt der volle Ernst, die Teilnahme an den
Schlcksaleu dcs Vatcrlandes eu-twickelt. Der Minister der
VolksaufMrung erschien, als Gorki seine „Kleinbürger" ein-
studierte, auf dcn Proben und strich Las ganze Stück zu Zensur-
zwcckeu zusam.men. Rutzlandi
Ter Redner gab noch eine Analyse des Stückes „Dic Som-
mergästc", erörtcrtc die Dichtung „Nachtasyl" mid kam dann
auf die charakteristische Dichtung „Jm Kcrker" zu 'sprechcn.
Ein junger, völlig tndiffercnter Student wird wcgcn Betei-
ligung an eincr Demoustratlon verhaftet uud -gcfangen gesetz^.
Er beobachtct die Beamten, cr bcginnt über sich nachzudenken,
tritt durch Klopfen in Verkehr mit einem gleichfalls gefangencn
Revolutionär, der ihn in dtc Klassengogenfätze einwetht. Gibt
es kcine Zwischenstufen? Sind auf Erden nur 'Herreu nud
Knechte? — Das ist das Symbol. Der Dichter nnter unnor-
rnalen. zersetzcniden Verhältnissen, umgeben von Gleichgültigen
und Verzwciseltcn, emporgerüttelt durch Revolutionäre, ver-
lätzt die Bahn der Phantasie nnd steigt tn die polttische Arena.
Seinc stetige künstlerische Entwicklung ist gestört. „Niemand
ist in Rutzland, der die Wahrhcit sageri kann, autzer dem
Dichter."
An den überaus lichtvollen Vortrag des Herrn Leoine
schlotz sich eine Rezitation der Erzählun-g „Brrsenfreunde" durch
Herrn Karl Haatz. (Jrl. Wagner war leider erkrank.) Herr
Haatz gab die Geschichte einfach unid plästisch. Es havcclt sich
uiu zwei Vagabundeu, eiueu kräftigcn und eiircn schwind-
süchttgen, die wandern und einen Pfcrdediebstahl planen. Dcr
Schwindsüchtige er'liegt seinem Leidcn. Hcrr Haatz las die
Naturstimmungen und den Dialog mit schöncm, natürlichcu'.
Ausdruck und gutcr Charaktcristik. Man-chcm Zuhörcr war die
Sache wohl zu kratz. Glcichwoh'l hatte die Wahl dcs Stückcs
ihrc Bercchtigung, dcnn allcs ist darin voll Kraft und Ausdruck.
Ein Stück Wclt sichtbar gcmacht! — K. W.
Die heutige Nummer umfaßt drei Vlätter zusammen 14
Kleins ^eitung.
— Frankfurt a. M., 21. März. Gestern- Abend stieß
auf der Forschausstraße ein Automobil der Firmc»
L. Peter mit einem Fuh-rwerk zusammen. Der Chauffeu«
wurde fv schwer verletzt, dah er bald darauf st a r b.
— Artolsheim (Kr. Schletfftadt), 21. März. Heute
früh 8 llhr wurde der ledige Landwirt Joses Loß, 48
Jahre alt, der allein wohute, in seinem Wohnzimmev
ernrordet aufgefuuden. !Er lag neben dem Ofen,
Kopf und Brust vornübergeneigt. Die rechte hintere
Schädelhälfte war i'hlu mit seiner eigenen iist Zimmer
stehenden Axt -eingeschlagen, an- der beim Auffiuden viel
Blut benierkt wurde. Ileber die Ursache des Mordes isl
man sich nicht klar, es richtet sich aber der Verdacht auf
defsen Derwanbtschaft, uud zwar aus folgenden Gründen:
Loß war ein Sonderling, der niemand eüvas göunte; e«
Seiten.
Mtlwoch, 22. März 1SV5.
Grftes Matt.
drsch« int tüglich, Sonntags ausgenommen. PreiS mit Familienvlättern monatlich SO P-fg. in'S Hau» gebracht, b«i L», Expedition und den Kveigtstationsn abgeholt 4V
Durch di» Post bezogen vierteljkhrlich 1.35 Mk. auSschließlich ZustellgeHühr.
«s.
^nzeig«7,px«isi 20 Pfg. für die Ifpaltig« Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts» u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von AnzeiA»
^ bestimmten Tagen wird keine Perantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Insernie ccus den Plaknttnfeln der .Heidelberger Zeitun-g u. den städt. Anschlugstellen. Fe-rnspr. 88.
Deutfcher Reichstag.
BerIin, 21. März.
Das Haus ist mäßig bssetzt.
N, i^r Tagesordnung stcht zunächst der Etat des Reichs -
1,7,. " t ä r g e r i ch te s , der debattclos angcnommen wird,
Potti' ^nnahme des Kommissionsantrages auf Streichung der
-uit N " r ^rste Rate zur Errichtung des Gerichtsdienstgebäudes
^Präsikxntenwohnung.
«ttni Militäretat licgcn drei Resolutioncn vor:
Resotution des Abg. M ü lle r - Meiningen (fr. Vp.)
ti^. eine Militärstraifgesehreform mit vorhcriger Besei-
ttisses^ der grötzten Härten, besondcrs infolge des Mitzvcrhält-
gctz,,^ Strafbestimmungen übcr Lie Verfehlungen Unter-
g«s-gegen Borgcsehte zu densenigen für Dclikte von Vor-
^'Ne livgen Untcrgebenc. Die Nesolution verlangt ferner
Djj. ^tatistit über die praktische Anwendung der Normen der
keii^^l^lrafgesetzordnung über den Ausschlutz der Oeffentlich-
ivast ^ttd iÄnatzt, datz uicht durch Matzregeln der Militärver-
Nii'lü^ bie GesetzcsbestimM'Ungen über die Oeffentlichkeit der
rnrgerichtsverhand'lungen illusorisch gemacht wcrden.
An, ^ ResolutioN' Gröbcr und Gen. wünfcht von der all-
injr^'rie-n Militärstrafgesctzreform einen 'Gesehentwurf, wodurch
tr^^rnde Umstäirde mit gcringerer Mindeststrafe zugelassen
ttttru^ Resolution Erzberger und Gen. wünscht in der
hi7,^'lhcn Heeresstatistik eine Scheidung nach Herkunft auch da-
Ausgehobenen zweijährige oder dreijährige Dienst-
M ü l l e r - Meiningen (fr. Bp.) begründet in längeren
'^hrungen feine Refolution und betont, datz die Strafen
^fAchtungsverletzung dringcnd reforinbcdürftig seien. Rcö-
^xch/^iifcht Beseitigung des Systems der Nerbositat und der
d-i« ^?.^stcherheit vezüglich der Pensioncn und protestiert gegen
(ünst"chtachturig der Presse bei Militärgerichtsvcrhandlungeu.
G r ö b e r (Ztr.) 'begründet seine Resolution, die umso
schg7l^äiger ftj, im .viilitärstrafgesctz allgemeine Strafver-
^Bllgsgründe zugelassen seicn:
"st' Himburg (kons.) meint, wegen einzelner Fälle sollte
bin lange bestehendes Geseh nicht ändern. Verfehlungen
, 'uilltärische Vorgesetzte gehörcn zu den allersch'ocrstcn
^ keine mildernden Umstände zu.
Dr. Gradnauer (Soz.) führt eine Reihe von Mih-
hc»
fgh^^chsfällen an; die Oeffentlichkeit des Militärgerichtsver-
^kisticrc kaum noch; vor allcn Dingen möge hicr Wandel
- werden.
süx (chl- Hagemann (natl.) erklärt, seine FrcunLe würdcn
sti7„^ Punkte 1, 8 und 4 der Resolution Müller-Meiningcn
Distt^u, 77iM aber für Punkt 2, der von der Gefährdung der
L'plin Landle.
Krie
^n^^sminiswr v.
zi, ^ auf die verschie'deneu
Einem erwidert in längeren Ausfüh-,
. . ...,., e'denen Darlegungeu der Vorredner. Sich
^PIjn" Pesolutioncn wendend, erklärt der Ministcr, die Dis-
ttjcht^ ^üsse unter allcn Umständen ausrccht evhalten werdeu,
ll^'tzttr im KrieM, sondern auch im Frieden. Wo'mildernde
N ttorlägrm, gebe es ja noch cin Begnadigungsrecht.
le> wsti tveiterer De'batte wird -dann über dic Resolution- Mül-
.... . ...
mingen abgestimnit, die in allen vier Punkten ange -
«n wird, ebeuso die Resolution Gröber.
>Nin^?sUi mird die Deibatte erösfnet über den Titel Kriegs-
die ttnd eine Resolution Erzberger betr. Uebcrsicht übcr
Tchtj7,s8ebnisse des Heeres-ErgänzungSgeschästes durch eine
Hoho^ln» über zwei- und dreijährige Dienstzeit dcr Nusge-
Nr>
orgen 1 Uhr Fortsetzuug.
Deutsches ReLch.
Dem Berliner „Lokalanzeiger" zufolge ist dem
^ ^^alinajor z. D. Meckel in Groß-Lichterfelde vom
Bl i ? a d o in Anerkennung der großen Verdienste, die
er sich um die japanische Armee als Lehrer der
Taktik erworben hat, das Großkreuz des Ordens des hei-
ligen Schatzes oerlish'en worden.
— Die Kaiserin fahrt am 23. März mittags
über Frankfnrt-Mannheinr-Basel nach 'Jtalien, um von da
mit Äem Kaiser die Mittelmeerreise anzutreten.
Baden.
K a r l s r u h e, 20. März. Hier Verlautet, wie man
der „'Frankfurter Zeitnng" meldet, nenerdings, Staats-
rat und Doniänendirektor Reinhard wolle aus Ge-
sundheitsrücksichten in dsn R u h e st a n d treten. Als
sein Nachfolger Wird Mnisterialrat Landeskommissär
Krems in Konstanz genannt, der noch nicht lange aus
dem Ministerium nach Konstanz versetzt wurde.
Karlsru h e, 21. Bkärz. Di-e L a n d t a g s w a h l-
bewegung hat schon recht kräftig eingesetzt, trotzdem
wir noch weit von den Wahlen entfernt strtd. Wie ver-
lautet, woll-en auch die A n t i s e m i t e n in einigen
Wahlkreisen des Unterlandes eigene Kandidaten ausstel-
len. Zu Agitationszwecken sollen mehrere ihrer Reichs-
tagsabgeordneten, darunter der bekannte Graf v. R e -
v e n t l o w, ihren Wohnsitz sür einige Zeit nach Baden
verlegen. 'Daß die deutsch-soziale Reformpartsi aus
eigener Kraft nichts zu erreichen vermag, bedarf keiner
weiteren Ausführung. 'Jhr einziger Vertreter im letzten
Landtag, der Landwirt Mamp est, stegte seinerzeit mit
Hilfe des Bundes der Landwirte und vor allem des Z s n-
trums, zu dessen Grundsätzen er sich rn der Zweiten
Kamnier wiederholt offen bekannt hat. Man wird auch
die nenen Kandidaken der deutsch-sozialen Refornipartei
o'hne weiteres als Hörige und Schützlinge des Zentrums
an'sprechen dürfen uNd danach behandeln müssen.
Preußen.
— Die n a t i o n a l l i b e r a I e Fraktion des Aü-
geovdnetenhauses hat in einer Fraktionssitzung den Ge-
setzentwnrf über die Stillegung der Zechen be-
raten. Das öffentliche 'Jnteresse, das der Entwurf zur
Regelnng der Stillegung der Zechen betont, wurde wn
der Fraktion anerkannt. Die weitece Aussprache ergab,
daß die Stellungnahme der Fvaktion in drei Punkten
von der Vorlage abweicht: 1. hinfichtlich der Kostenfrage,
2. in der Frage der Abtretung der betr. Z-eche an den
Staat; dem Bergwerksbesitzer, dessen Zeche nicht mehr
rentabel ist, niutz die Möglichkeit gegeben werden, die
Zeche gegen Erstgelt an den Staat abzutrettz'n, unb 3. in
der Rekursfrage; hier zieht die Fräktion die endgültige
Entscheidung durch das V.erwaltungsgerichtsverfähren
vor. Bei der Besprechunig über die B e r g g e s e tz n o °
velle machten sich Bedeüken gegen einzelne Bestim-
mungen geltend. Die Fraktion wird für Kommissions-
beratung stimmen und in der Kommission die Vorlage zu
verbessern suchen.
AuH der Karlsrufter Heitrmg.
— Seine Königtiche Hohcit der Grotzherzog haben
dcm Hostvertmeister Philemon Sommer in Karlsruhe das
Verdicnstkreuz des Ordens vom Zä'hringer Lötven verliohen und
denselben auf scin Ansuchcn wcgen leidendcr Gesund-Heii und
untcr Anerkennung seiner treu gelcistetcn Dienste in Len Ruhc-
stand versetzt.
— Katastergeometer Egon Siebold in Kreidurg wurde
wegen vorgerückten Alters und leidcndcr Gesundheit untcr An-
erkenriung seiner langjährigen treu geleisteten Dienjte in den
Ruhestand versctzt.
— Betriebsassistent Adolf Hauck in Mannheim wuvdc nach
Pforzheim versetzt.
K a r l s r u h e, 21. März. Der Großherzog nahm
heut-e Bormittag den Vortrag des Flügeladjutanten
Obersten Dürr entgegen und empfing um 11 Uhr den
Präfidenten des Ministeriunis des Großherzoglichen Hau-
ses und der auswärtigen Angetegenheiten Gcheimerat
Freiherrn von Ma-rsckMll zur Vortragserstattung. Um
12 Uhr meldeten sich eine Anzahl Offiziere. Darnach
hörte Seine Königliche Hoheit den Vortrag des Geheims-
rats Dr. Freiherrn von Babo. An der Frühstückstafel
nahmen die Erbgroßherzoglichen Herrfchaften teil, wslche
nachnstttags für einige Tage nach Luxemburg reisen.
Die Grotzherzogin fuhr u-ach 3 Uhr nach Baden-Baden
zum Besuch des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten
des Herzogtums Brauuschweig und traf danu init dem
Großherzog in Oos zur Weikerreise zusamm-en. Der
Großherzog hörte uachmittags noch den Bortrag dss
Prästdeuten Dr. Nicolai uüd trat 4 Uhr 40 Mimsten di«
Reise nach Cap Martin an.
Ausltmd»
Frankreich.
Paris, 21. März. Ju- der „Humamtä" tritt der
sozialisttsche Mg. Francis de Pre s s enss niit Ent-
schie-denheit dafür ein, daß Frankreich ohne alle Um--
schweife, sei es selbsi „nstt roher Offenheit und ohne sich
an die Hofsitte zu halteu", dsm Zaren per-sönlich be-
greiflich mache, Rußlan 'd m ü s f e mit tzapan Friederr
schließen. Zug-leich warnt er die französifckie Diplomcstie
davor, irgeüdwelche Pläne ins Auge zu fassen oder zu
begüiistigen, die zum Ziele hätten, durch einen Zufam--
menfchluß mehrerer Mächte Japan um die gerechtesten
Früchte seines Sieges zu bringen. „Es wäre ein Ver-
br-echen und der Gipfel der Torheit", erklärt Herr de
Prefsenss, „irgendwelche drohende Vermittlung der Neu-
tralen oder eimger Neutralen gegen Japan zu versuchen,
anftatt Rußland die Annäh-me des Unvermeidlichen anzu-
enrpfehlen. Heute das Spiel von 1895 geg-en Japan
wiederholen, hieße, leichten Herzens unisonst und zweck-
los die berechtigte und unverföhnlich-e Feindfchaft JapanA
gegen Frankreich herausfordern."
Rußland.
Petersb n r g, 21. Dcärz. Di-e Zeitung „Kawkas"
veröffeistlicht heute Morgen folgende Nachrichten: Jir
der Nacht zum 18. MLrz wurde im Bezirk Scharopau auf
fiinf GiiternFeuer angezündet. Jn dec
Nacht zum 19. März leistete aus der Besitzun-g der Prin-
zessin Murcst im Bezirk Zugdid eins Menge von 300
Bauern den Polizeikommissaren und den Polizeiwachen
bewaffneten Widerstand. Nach Festnaihme von fänf
Aufwieglern umringte die Menge die Polizeibeansten und
Vortrag über Maxim Gorki.
, Di- . HeidelLerg, 22. MLrz.
^anme des Kau.fmännischen Vereins warcn bis auf dcn
^tter -tstwh gcfüllt, ein Beweis, welch' reichcs Jntercsse man
Rchtxxz ttrterung über Persönlichkeit nnd Werk des Nachtasyl-
„ ^tttgegenbrachte. Herr Eugen Levine auZ Peters-
ttrit zOttttinn durch seine schlichte, knappe, eindringliche Weise,
'die Züge des Menschen und DichterS Gorki sichtbar
gak, ttollc Aufnierksamkeit des dankbarcn Auditoriums.
ttiornr, . tticht eine biographi'sche Aufzählung dcr Bcrufsmeta-
i?tt, die Gorki, an dcr Peripherie dcr Gcsellschaft sich
ttlz hurchmachte. Er wics nur kurz hin auf scin Leben
tteij ^ittjungc, Bäckergeselle uud Arbetter in einem Salzberg-
tt>ig „ tt-f' kennzeichncte üas Neue an Gorki: die Weltanschau-
^edqi,.o vns stoffgebiet. Fn erster Hinsicht bewegt sich das
.ttlcben des Dichters zwischcn 2 Polen: ein-mäl crscheint
Hrjstij .,tt Nachfolger Nietzsches, zum auderen ist er cin Adept der
E^ttge 'Und Lumancn Mcuschenlicbc. Häufig erörtcrt cr die
"tttt'lr'<z?tt Man Lcn Leutcn ihre Jllusionen lasscn odcr ist das
O De. ttbot dcr Wahrheit als allgcmein aufrccht zu crhalten.
^Ioss«^tteue Stoft, Lcn Gorki der künstlerischen Gestaltung er-
xm rntft:? der Barfützler, der armcn Wanderer und Vagabun-
cttirt ttittle rein menschliche Elemente, die des JnteresscS
das Lebcu dcr geweseneu Lcute, der gro-
ttchen'")?'..Das sind die .Lcute, .dic keine regclmätzig« Ar'beit
paid tzL-i- Lald La schaffen und ihr Heil auf der
^ttd rrm
AttgaK,.,!. ttnden wird deutlich, z. B. in der Geschichte von dem
r.'ijMLL
bald
Ter
Gegcnsatz zwischen den Wohnenden
u^tt^odca^st"!^ dein Banern, die gemeinsam auf Raub aus-
ttd«xOF ui der Erzählung von dem Nachtwächtcr, der einen
^ktttZh^. uichen arrctiert »nd in diesem den Sohn seines
m>s-»^üLer findct. Die Wandernden rekrutieren slch
Der Romau Foma Gordi-
aii« findct.
ttllen SchichteN' Rutzlands.
jejeto schildert deu Zcrfall des Kaufmannssiandes. Ein >Lwhn
des Hauses geht unter die Barfützler. Der 'Schustcr ln der
Geschichte: „Ehcpaar Orlow" gibt während der C'holerazeit sei-
nen Beruf auf und wirü Krankcnpfleger, ender abcr schlietzlich
doch auf Ler Landstratze. Bauern, die Land pachlen, mit Ler
Pacht rückständig bleibcn, werden Rotzdiebe.
'Als Gorki von Korolcnkv für die Literatur entdcckt wurde,
kam er iri die Kreisc dcr Studenten. Er tvandte sich ihnen mit
Enthusiasluus zu. Llber cr sah, üatz dte akademischeu Kreise
darnals dcn rechten Elan für die Politik noch nicht 'hatten.
Jn den letzten- Jahren ist dtes wesentlich auders geworden. Wo
mau früher sich mit Protestcn in akademischcn Angelegenhciten
bcg:uügtc, hat sich jetzt der volle Ernst, die Teilnahme an den
Schlcksaleu dcs Vatcrlandes eu-twickelt. Der Minister der
VolksaufMrung erschien, als Gorki seine „Kleinbürger" ein-
studierte, auf dcn Proben und strich Las ganze Stück zu Zensur-
zwcckeu zusam.men. Rutzlandi
Ter Redner gab noch eine Analyse des Stückes „Dic Som-
mergästc", erörtcrtc die Dichtung „Nachtasyl" mid kam dann
auf die charakteristische Dichtung „Jm Kcrker" zu 'sprechcn.
Ein junger, völlig tndiffercnter Student wird wcgcn Betei-
ligung an eincr Demoustratlon verhaftet uud -gcfangen gesetz^.
Er beobachtct die Beamten, cr bcginnt über sich nachzudenken,
tritt durch Klopfen in Verkehr mit einem gleichfalls gefangencn
Revolutionär, der ihn in dtc Klassengogenfätze einwetht. Gibt
es kcine Zwischenstufen? Sind auf Erden nur 'Herreu nud
Knechte? — Das ist das Symbol. Der Dichter nnter unnor-
rnalen. zersetzcniden Verhältnissen, umgeben von Gleichgültigen
und Verzwciseltcn, emporgerüttelt durch Revolutionäre, ver-
lätzt die Bahn der Phantasie nnd steigt tn die polttische Arena.
Seinc stetige künstlerische Entwicklung ist gestört. „Niemand
ist in Rutzland, der die Wahrhcit sageri kann, autzer dem
Dichter."
An den überaus lichtvollen Vortrag des Herrn Leoine
schlotz sich eine Rezitation der Erzählun-g „Brrsenfreunde" durch
Herrn Karl Haatz. (Jrl. Wagner war leider erkrank.) Herr
Haatz gab die Geschichte einfach unid plästisch. Es havcclt sich
uiu zwei Vagabundeu, eiueu kräftigcn und eiircn schwind-
süchttgen, die wandern und einen Pfcrdediebstahl planen. Dcr
Schwindsüchtige er'liegt seinem Leidcn. Hcrr Haatz las die
Naturstimmungen und den Dialog mit schöncm, natürlichcu'.
Ausdruck und gutcr Charaktcristik. Man-chcm Zuhörcr war die
Sache wohl zu kratz. Glcichwoh'l hatte die Wahl dcs Stückcs
ihrc Bercchtigung, dcnn allcs ist darin voll Kraft und Ausdruck.
Ein Stück Wclt sichtbar gcmacht! — K. W.
Die heutige Nummer umfaßt drei Vlätter zusammen 14
Kleins ^eitung.
— Frankfurt a. M., 21. März. Gestern- Abend stieß
auf der Forschausstraße ein Automobil der Firmc»
L. Peter mit einem Fuh-rwerk zusammen. Der Chauffeu«
wurde fv schwer verletzt, dah er bald darauf st a r b.
— Artolsheim (Kr. Schletfftadt), 21. März. Heute
früh 8 llhr wurde der ledige Landwirt Joses Loß, 48
Jahre alt, der allein wohute, in seinem Wohnzimmev
ernrordet aufgefuuden. !Er lag neben dem Ofen,
Kopf und Brust vornübergeneigt. Die rechte hintere
Schädelhälfte war i'hlu mit seiner eigenen iist Zimmer
stehenden Axt -eingeschlagen, an- der beim Auffiuden viel
Blut benierkt wurde. Ileber die Ursache des Mordes isl
man sich nicht klar, es richtet sich aber der Verdacht auf
defsen Derwanbtschaft, uud zwar aus folgenden Gründen:
Loß war ein Sonderling, der niemand eüvas göunte; e«
Seiten.