Dienstag, 23. Mai 1805
Erstes Vlatt.
47. Jahrgaug. — Nr. 120.
^cheint täglich, Sonntags auSgenommen. Preis mit Familierrblättern rnonatlich 50 Pfg. in'» Hau» gebracht, bei der Expebition unb ben Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.
^ Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b Ml. auSschlietzlich Zuftellgebühr.
an ^/'.^Enpreis: 20 Pfg. für Lie Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Rellamezeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäft». u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
^ stimrnten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
a» _ -
nationalllrberalen Delegiertentag in
Dresben.
Dresden, 21. Mai.
s e Helltigen Versamnilung sprach der Al>g. B a s-
L'«« U"
n sipcn: di^ politische Lage; er bekührte dabei
ovagen der auswärtigen wie ber inneren P-oli-
, ^Senwärtig Gegenstand dcs Jntoresses sind.
reniip -^öpe niit wenigen Strich>en scharf charakterisie.
Äur fand allgemeinen Beifall.
»ve g ^ ^ chulfxage und der a k a d e mi sch e n B e-
Unbtzi>j ^ ^Ete sich Bvssermann in ersterer Beziehung
<Zinn>lt^-^^ ^ Ansrechterhattung uiid Anbahnung der
charE<^"!^"^ und die Bewvgung auf den Unwersitäten
Angriss?^^ iw als sturmzeichen und wies scharf die
Nur ^j» ^ Zentrums ab, welches in dieser Bewegung
llebep ^^vlul-wurfsarbeit der Presse zu erblicken vor-
saiump^-^^e Ausfnhrungen iib-er die innere Lage zu-
in unsriv ^llte Bassermann. Vieles beschwert uns
^chicksw ^ ^^bren 'Lage. Mit Besorgnis sehen wir d-em
berei^t Gesetze entgegen. Der Reichstag
stet^ R, - 7^ traurigste Schauspiel durch setne
Nchch-j ^^unfähigkeit un'd deren traurige Folgen: der
Wie i„ unter der Signatur von Rot und Schwarz.
teriellr st anderen Ländern drängen sich bei uns ina-
idecsiby' ^^chastfiche Fragen in den Vordergrund — die
der werden weiter zurückgedrängt. Aber trotz
^kssii,,i^^°?En Zustände wollen wir uns nicht vom
^chts übermannen lassen, besonders nscht ange-
Ausblühens üer Jndustrie, der Besserung der
Äebens^ ^uinft und hauptsächlich der Bessergestaltung der
I-en Evme'"Ü der Arbeiter und der Stärkung des sozia-
^chulo ^-^b' — Wenn leider Fragen, wie die des
ft a ^ ^^0^1 e tz e s unb derBerggesetznovelle
ievs A -, ^ ^ i n u n g s v er s ch ie de n h ei t e n in un-
Fdegjo üetragen haben, so halten uns doch die 'hohen
den ^j^ ^ st?^bei unzertrenubar zusammen uNd wir fin-
8NNg ^"^chfigen Bundesgenossen in 'der Jugendbewe-
^UrnZ ^uvo.) Das Anwachsen der Macht des Zen-
^^rale B ^ Sozialdemokratie müssen nnsere national-
Pornon )u ununterbrochener politischer Arbeit an-
^abinE ^u^ichonde vorlas alsdann >das ans dem Zivil-
^ujestä^^ungene Dankestelegrainui des Kaisers: „Se.
chp Verli-^ ^uiser und König lassen den 'dort versammel-
^eunxii/^^un der nationalliberalen Pariei sür
fchl. Gruß bestens danken.
- u- Lukanus"
den
Auf Mvrhöchsten Be°
^vgchst unmittelibar anschlietzenden Erörterung
^>Ne Moldenhoner-Köln die S chu l f r a g e als
ivs sei'stj^^ü^o Partei angehende Sache zur Sprache.
Psrtr^- ^ biuer liberalen Partei, in dieser Frage
fesst.7^ern ber SimÄtaMule mit denen der K°w
der ^chule volle GleickcherechitVung zu gewahren. Zu
das.^udto>gsfraktion hsge er zwar das volle Vertrauen,
«uf dem Boden dieser Gleickcherechtigung ,tchc: eS
ÄL' -- «wim» I°m. R- A",'i,,mnm» d-ST-I-.
des zu dieser Stellung zu erfaliren. Tw Gegner
der ^ulanstags wollten durchaus nicht dre Relrgwn aus
entsernen-, nur solle 'die Schule, dre erne An-
Staates sei, nicht 'der Herrschaft der
fchst
Kir
des
ch<
^ ^ V. - 'V ^ tzj-e Dor-
. - ^ie ausgebiesert werden. , .^^chMaufiickst "Eivies
vmmiung «uch sür 'fachnwuu'ü ^ Jngend
Au. Fm Namen deS Reichsverbanve^ ^ ^ zwrM"
Sberlch-rer Botz-Duisburg W Zentralvorstau-
^ Schul-cmtrag und der Refolutwn c ^sertrgtedw
d„ xiatti«» ouS " ' ai'. Mle»li»>- bdi-
sewordenen Verhältnissen ^E^vönktein Nmsange ser
vung tzcn Ssmultanschule in ^ I.ststerielle Belrebei.
^effer, als ihre AuSIieserung an das . ^ ^ allerdvng
Fassung des KonipromNfe, i
u^cht glückl'^-
tanschust
i ch gewählt. Wenn man die Simul-
hch' 7. seien diefe
aus „besonderen Gründen angesi'chfieu
Ueiondern Gründe nicht aus dre uuu beschrank-en.
chstortschen und nationalen ^rhaltun^ ^jnrrchtung
em allen Gegenden der Monarckne >^n. fÜedaktei
U^u Simultanschulen ermogfimt lli g.
.TsUvudel-Bochum trat sür die K-ons N nädagogifcheu ^ ,
^ottger wtes aus die sinanziellcn ^ ^ndgertchisrat
^enken gegenüber 'dem Schulantrag l . Asinultanfchulv
'Lcherer erklärte, in der Beurteilung r m ^ „nd dem
üerrsche zwischen den badischien ie,ung ^ Feiedbcrg
Reichsverstcinde volle Uebereinstmmiung. - ^j^snien
betoute noch einmal. datz das Koiupromrg Grüder-
Lebe und eine niiglückliche Fassimg m' fu
Franksurt a. M. >erklärte, datz auch die alten National-
liberalen in Frankfurt Anhänger der Simultanschule
seien. Schlietzlich- san'd eins von Äandgerichtsrat Hirsch-
berg-Eberswalde eing-ebrachte Res 01 u t.i 0 n einstim-
mige Annahme, wonach der Delegi-ertentag den voni
Zentralvorstand am 12. Jüni 1904 eingenom-
menen Standpunkt billi g t und die Erwartung aus-
spricht, >d-aß 'die Fraktion nur einem >diesemStan d-
punkt entsprechenden Gesetze zustimmen und weiter nach
wie vor nachdrücklich für die sachrnännische S ch u l-
aufsicht eintreten werde.
Die weiteren Verhandlungeu' drehen sich hauptsächlich
um 'dis B er g g e s e tz n 0 v e l I e n und die Handels-
verträge, in denen die entgegenstchenden Meinun-
gen oft schars g e g eu e i n a n d e r geltend gemacht
werden. Gegen Vorwürfe, die namentlich sächsische Dsle-
gierte gegeu das Verhalten 'dsr 'Fraktion bei den Han -
d el s v e r t r ä g e n erhchen, verteidigen- Graf Qri-ola
und Ge-Heimrat Paasche das Verhalten der Fraktion, die
mit E-rsolig noch Schlim'meres verhütet habe. Jn den
Fragen, welche die B er g g e s e tz n 0 v e l I e n b-er>ühren,
erKärte der Abgeordnete Friedberg, daß es in diesen Fra-
gen mchvere Meinungen in der Partei gebe.
Delegierter Hirschberg bödauert das Resultat der Ab-
stimmung über d-as Bevggesetz. Der Rei'chskanzler hat
gesagt: Preußen in Deutschlaud voran! Diefes Wort
scheint besonders dort Geltung zu erlangen, wo das
„voran" ein „zurück" bedeutet. Schlietzlich> verwahrt sich
noch der Redner geg>en die Angriffe des „Berliusr Tag-e-
blatts" -auf den Parteitag unld b-ittst um Amiah-me seines
Antrags.
Delegierter Bode-Dortmnnd richtet als Arb>ester an die
Laüdtagsfraktion dis Ditte, bei dsr Bemtung dsr Berg-
ges-etze für Errichtung vv-n Arböitorausschüssen mit ösfent-
licher Wahl einzutreten. (Brav-o.)
Abg. Patzig spricht iden Wunsch aus, daß die Fraktron
des preußischen Abgeorduetenhauses sich über 'die Gestal-
tung- der Berggesetznovelle einigen möge. Redner legt
bann- -eine scharfs Kritik a-n dem Dorgehsn der Regi-erung
und den Sympathiekun-dge'bungen sur deu Bergarbeiter-
streik an. 'Für berufliche Arbeiterausschüsse trstt Rsdner,
wie Bässermann, eb-enfalls sin. Aber man müsse vermei-
den, was offensichtlich dre Machtsphäre -d-er Sozialdemo-
istatie erweitsre.
Delegierter Bode-Dortun-d ri-chtet als Arbeiter an die
Fraktion, für Einführung- 'der ge'heimen Wahl für dte Ar-
beiter-ausschüsse einzutreten. Del-egierter Laib-Augsburg
beklagt die Haltung der norddeutschen Liberalen, die es
ihnen im Südeu erschwere, für die liberalen Ziele einzu-
treten. Man möge sich nicht durch kleinliche Bedenken be-
einflussen lassen, denn dadurch liefere man 'den Arbeiter
denr Zentrum und der S-ozialdemokrätie aus. Zum
Schluß bittet Rödnsr 'dafür -zu wirken, daß die Dergünsst-
gungen, die d-en Bergarbeitern dnrch das Derggesetz zuieil
w-erden follen, auch dsn übrtgen A-rbeitern Möglichst bal-d
zuteil werden.
Delegierter Dr. Gvldschmit-Mü.nchen bespricht das
Berggesetz uud tadelt das Borgchsn der preutz. Landtags-
fraktion in Sachen der Arbeiterausschüsse unb stellt sich auf
den Boden des Abg. Bassermau-n, der die soziale Gesetz-
-gebun-g als sine soziale -Micht bezeichnete. Es bästeht
eine Klust zwischen d-en Anschauungen der Abgeor'dueten
Bassermann, Freih-err von Heyl un!d Graf von Orio-la im
Reichstage und der preutzischen Landtagsfraktion.
Abg, Dr. Friedberg tritt 'den Angriffen -Gold-
schmits entgegen und sucht die Haltung- 'der Fraktion hin-
sich-tlich der Arb-eiteransschüsse zu rechtfertigen-. Der Ain-
trag der Fraktion im Plsnu-m -des preutzischen- Abgeordne-
tenhauses deckt sich mit den Beschlüssen des Berliner Ar-
beiterkongresses; es sei die Frage der öffentlichen und ge-
h>eimen Wahl 'hinzugekommen. Er sel-bst werds für -die
geheim e Wahl wie vielc s-ein-er Parteifr-eund-e stimmsri
und dafür zn w-irken versuchen, dvß die Berggesetznovelle
Zustande komme. (Deifall.)
Um 4f^ Uh-r w-ird- die Deba-tte ges-chlossen, nachdem
n-och eine von d-em Führer der Jugendver-eine, Mscher-
Köln, «ingebr-achte S y m p a t h i e - R est 0 l u t i 0 n sür
die st u 'd- enti s ch e I u g. e n d in ihrem Kampfe um> die
ak-ädemifche Freiheit einstimmig angenomm>en worden war.
Na-ch .einer Ansprache des Vorsitzenden ersolgte der Schluß
der Tagung.
Deutscher Reichstaq,
Berlin, 22. Mai.
Am Bundesratstisch-e Kolonia-Id-irektor StMel und
Staatssekretär Dr. Niebsrding.
Ein- von Mitgliedern aller -Parteien unterzeichneter Antrag
Blell (freis. Volksp.) auf Aenderung des § 44 der Ge-
werbeordnung wird nach kurzer Begrnndung in erster
nnd zweiter Lesung angenommen. Der Antrag will d-ie
Handelsagenten von ider Erfordernis des Handel-sgewerbeschei--
nes befreien.
Jn der dritten Beratnng der ille-bersicht -der Einnahmen
und Ausgaben der verschiedenen Schutzgebiete trägt
Abg. Storz (südd. Volksp.) verschiedene Umstände ln Len
Kolonien vor und wünscht eine rationelle Bewrrtschaftung.
Abg. 'Erzberger (Ztr.) hosft, datz die lolonialpolitischen
'Anschauungen des Vorredners bei Lessen Parteifreunden immer
weiteren Boden gewinnen werden.
Nach kurzer Erwiderung des Abg. Storz werden die Ueber-
sichten genehmigt.
Sodann wird der Gesetzentwurf ü'ber die Bildnng. deut-
scher Kom-munalverbände in den Konsularge-
richtsbezirken ohne Erörterung endgülstg angenommen.
Jn der fortgesetzten Beratnng der Vorlage über dje Ent -
lastung des Reichsgerichts wird die namentliche Ab-
sstmmung über die Erhöhung der Revision wiederholt.
Für die Erhöhung sstmmen 97, dagegen 48 Abgeordnete,.
antzerdem 5 Stimmenthaltungen. Das Haus ist somit be-
s ch l u h u n f ä h i g.
Der Prästdent beraumt die nächste -Sitzung auf Dienstag.
Nachmistag l Uhr, mit der Tagesordnung: Fortsctzung der
heutigen Weratnng, an.
Deutsches Reich.
Wiesba 'deri, 22. Mai. Der Unsall ber Kaiserirr
hat sich, nach Ler „Fvankf. Ztg.", folgendermatzen abge-
spielt: Die Kaiserin ging gsgsn 5 Uhr Mer die schmale
Wenldsltrepps, welche d-ie käiserlichen Gemächer miteinan-
der verbindet. Hierbei -geriot sis mit einem Fntze in Äie
Faltsn Hres Kleides und fiel mit dier Sfirne auf si-ne
eiserne Röhre, wodurch sie sich eins Wnnde ans der rechten
Sfirnseite zuzog. Da dis Kaiserin Papiere in der Hand
trug, konnts sie fich uicht festjhalt-en. Der Unfall wurde
begünsfigt durch eins gewisfe Schwäche im Fuhgslenk,
die die Kaiserin von einem frühsren Unfall zurückbehal-
ten hat.
— Der preutzischs Unterstaatssekretär Frhr. von
S e ck e n d 0 r f f ist zum Präsidsntsn des Rsichs-
gerichts ernannt worden, als Idachsolger dss kürzlich
verstor-bensn Dr. Gutbrod. Der nsue Rei-chs'gerichtsprä-
sident ist am 22. Novsmber 1844 in- Köln als Sv-Hn des-
späteren Ober-Rsichsanwalts am Reichsgericht geboren.
Er begann ssine 'Lansbähn als präktischer Juri-st im Be-
zirk dss Kammergerichts in Berlin und wurde im De-
zember 1871 Gerichtsassessor. Demnächst wurde er zum
Hilfsrichter am Kreisgericht in Duisburg ernannt und
war dann Staatsprokurator beim Landgsricht in Metz,
spät-er bei 'der Generalprokuratur in Kolmar. Jm Jähre
1879 kam er als Hilfsarbeiter ins Reichsjusfizamt, wurde
1883 dort vortragsnder Rat und war hauptsä-chlich mit
Fragen des' Staats- und Völkerrechts, des Urheberrechts
und dss Zivilprozssses bsfatzt. Gch>eimrat v. Seckendorff
vertrat Deutschland im Haag auf!dsn- ersten- internationa-
-len Konferenzen Mer internafiouales Pfivatrecht, di-e zu
dem wichtigen Mkommen zur Reg-elung von Fragen des
internationalen Privatrechts vom 14. November 1896
führten. Jm Jahre 1899 wur'd-e er Unterstaatssekretär
im StaatsministerinM, dansben war -er Mtglied des Dis-
ziplinarhoss in Leipzig, dem auch der Präsident und
mshrere Räte des Reichsgerichts angchören, wödurch er in
steter FMIung mit dem Reichsg-ericht bfieb. Seckendorff
genistzt den Ruf eines ungewöh-nlich geschäftsg-ewandten
Beamten von weitem Blick, mit angsnchimkn Formen und
wo-HIwollender, vioruehmer Gesinnung. Er ist unver-
'hssratet.
Baden.
KarIsruhe, 22. Mai. Mit Rücksicht auf das epi-
demische Auftreten Ler G enickstarre in einzelnen
Teilsn 'dss deutschen Reiches und die Gsfahr der Ein-
schleppnng nach Baden, hat das Ministerium des Jnnsrn
sämtlichs Aerzte des Landes aufgefordert, bsi vorliegen-
dem Verdacht von Genickstarre 'das an- beiden Universi-
täten bestehsnde Untersuchungsamt tel e g rap 'h i s ch zu
bena-chrichtigeu und> zugleich dem Ministerium Anzeige
zu erstatten'.
-st Der „Beob-achter" sollte öoch so visl von den
P-r-eßverhältnissen in Ba-den kennen, um zu wissen, datz
dis Blätter uationalliberaler Richtun-g k-einsn Oberzensor
besitzen. Die n-ationalliber-ale Parteileitung kann fur die
Haltung und die Asutzerungen -er d-er Partei gehörigen
„Land-eszeitung" v-erantwortlich gemacht werden, aber es
ist -ein Unfng, den Ch>ef der nationalliberalsn Pafisr
darüber zu Rede zu stellen, wie er sich zu irgend einer
Angabe -eines liberalen Blattes stelle, o-der gar, ob er
dafür sorgeu wvlle, daß dieses oder jenes in einem Blatt
nationalfib. Rtchtung nicht ausg>espro-chsn werde. Die
Erstes Vlatt.
47. Jahrgaug. — Nr. 120.
^cheint täglich, Sonntags auSgenommen. Preis mit Familierrblättern rnonatlich 50 Pfg. in'» Hau» gebracht, bei der Expebition unb ben Zweigstationen abgeholt 40 Pfg.
^ Durch die Post bezogen vierteljährlich 1,3b Ml. auSschlietzlich Zuftellgebühr.
an ^/'.^Enpreis: 20 Pfg. für Lie Ifpaltige Petitzeile oder deren Raum. Rellamezeile 40 Pfg. Für hiefige Geschäft». u. Privatanzeigen ermätzigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
^ stimrnten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnferate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung u. den städt. Anschlagstellen. Fernspr. 82.
a» _ -
nationalllrberalen Delegiertentag in
Dresben.
Dresden, 21. Mai.
s e Helltigen Versamnilung sprach der Al>g. B a s-
L'«« U"
n sipcn: di^ politische Lage; er bekührte dabei
ovagen der auswärtigen wie ber inneren P-oli-
, ^Senwärtig Gegenstand dcs Jntoresses sind.
reniip -^öpe niit wenigen Strich>en scharf charakterisie.
Äur fand allgemeinen Beifall.
»ve g ^ ^ chulfxage und der a k a d e mi sch e n B e-
Unbtzi>j ^ ^Ete sich Bvssermann in ersterer Beziehung
<Zinn>lt^-^^ ^ Ansrechterhattung uiid Anbahnung der
charE<^"!^"^ und die Bewvgung auf den Unwersitäten
Angriss?^^ iw als sturmzeichen und wies scharf die
Nur ^j» ^ Zentrums ab, welches in dieser Bewegung
llebep ^^vlul-wurfsarbeit der Presse zu erblicken vor-
saiump^-^^e Ausfnhrungen iib-er die innere Lage zu-
in unsriv ^llte Bassermann. Vieles beschwert uns
^chicksw ^ ^^bren 'Lage. Mit Besorgnis sehen wir d-em
berei^t Gesetze entgegen. Der Reichstag
stet^ R, - 7^ traurigste Schauspiel durch setne
Nchch-j ^^unfähigkeit un'd deren traurige Folgen: der
Wie i„ unter der Signatur von Rot und Schwarz.
teriellr st anderen Ländern drängen sich bei uns ina-
idecsiby' ^^chastfiche Fragen in den Vordergrund — die
der werden weiter zurückgedrängt. Aber trotz
^kssii,,i^^°?En Zustände wollen wir uns nicht vom
^chts übermannen lassen, besonders nscht ange-
Ausblühens üer Jndustrie, der Besserung der
Äebens^ ^uinft und hauptsächlich der Bessergestaltung der
I-en Evme'"Ü der Arbeiter und der Stärkung des sozia-
^chulo ^-^b' — Wenn leider Fragen, wie die des
ft a ^ ^^0^1 e tz e s unb derBerggesetznovelle
ievs A -, ^ ^ i n u n g s v er s ch ie de n h ei t e n in un-
Fdegjo üetragen haben, so halten uns doch die 'hohen
den ^j^ ^ st?^bei unzertrenubar zusammen uNd wir fin-
8NNg ^"^chfigen Bundesgenossen in 'der Jugendbewe-
^UrnZ ^uvo.) Das Anwachsen der Macht des Zen-
^^rale B ^ Sozialdemokratie müssen nnsere national-
Pornon )u ununterbrochener politischer Arbeit an-
^abinE ^u^ichonde vorlas alsdann >das ans dem Zivil-
^ujestä^^ungene Dankestelegrainui des Kaisers: „Se.
chp Verli-^ ^uiser und König lassen den 'dort versammel-
^eunxii/^^un der nationalliberalen Pariei sür
fchl. Gruß bestens danken.
- u- Lukanus"
den
Auf Mvrhöchsten Be°
^vgchst unmittelibar anschlietzenden Erörterung
^>Ne Moldenhoner-Köln die S chu l f r a g e als
ivs sei'stj^^ü^o Partei angehende Sache zur Sprache.
Psrtr^- ^ biuer liberalen Partei, in dieser Frage
fesst.7^ern ber SimÄtaMule mit denen der K°w
der ^chule volle GleickcherechitVung zu gewahren. Zu
das.^udto>gsfraktion hsge er zwar das volle Vertrauen,
«uf dem Boden dieser Gleickcherechtigung ,tchc: eS
ÄL' -- «wim» I°m. R- A",'i,,mnm» d-ST-I-.
des zu dieser Stellung zu erfaliren. Tw Gegner
der ^ulanstags wollten durchaus nicht dre Relrgwn aus
entsernen-, nur solle 'die Schule, dre erne An-
Staates sei, nicht 'der Herrschaft der
fchst
Kir
des
ch<
^ ^ V. - 'V ^ tzj-e Dor-
. - ^ie ausgebiesert werden. , .^^chMaufiickst "Eivies
vmmiung «uch sür 'fachnwuu'ü ^ Jngend
Au. Fm Namen deS Reichsverbanve^ ^ ^ zwrM"
Sberlch-rer Botz-Duisburg W Zentralvorstau-
^ Schul-cmtrag und der Refolutwn c ^sertrgtedw
d„ xiatti«» ouS " ' ai'. Mle»li»>- bdi-
sewordenen Verhältnissen ^E^vönktein Nmsange ser
vung tzcn Ssmultanschule in ^ I.ststerielle Belrebei.
^effer, als ihre AuSIieserung an das . ^ ^ allerdvng
Fassung des KonipromNfe, i
u^cht glückl'^-
tanschust
i ch gewählt. Wenn man die Simul-
hch' 7. seien diefe
aus „besonderen Gründen angesi'chfieu
Ueiondern Gründe nicht aus dre uuu beschrank-en.
chstortschen und nationalen ^rhaltun^ ^jnrrchtung
em allen Gegenden der Monarckne >^n. fÜedaktei
U^u Simultanschulen ermogfimt lli g.
.TsUvudel-Bochum trat sür die K-ons N nädagogifcheu ^ ,
^ottger wtes aus die sinanziellcn ^ ^ndgertchisrat
^enken gegenüber 'dem Schulantrag l . Asinultanfchulv
'Lcherer erklärte, in der Beurteilung r m ^ „nd dem
üerrsche zwischen den badischien ie,ung ^ Feiedbcrg
Reichsverstcinde volle Uebereinstmmiung. - ^j^snien
betoute noch einmal. datz das Koiupromrg Grüder-
Lebe und eine niiglückliche Fassimg m' fu
Franksurt a. M. >erklärte, datz auch die alten National-
liberalen in Frankfurt Anhänger der Simultanschule
seien. Schlietzlich- san'd eins von Äandgerichtsrat Hirsch-
berg-Eberswalde eing-ebrachte Res 01 u t.i 0 n einstim-
mige Annahme, wonach der Delegi-ertentag den voni
Zentralvorstand am 12. Jüni 1904 eingenom-
menen Standpunkt billi g t und die Erwartung aus-
spricht, >d-aß 'die Fraktion nur einem >diesemStan d-
punkt entsprechenden Gesetze zustimmen und weiter nach
wie vor nachdrücklich für die sachrnännische S ch u l-
aufsicht eintreten werde.
Die weiteren Verhandlungeu' drehen sich hauptsächlich
um 'dis B er g g e s e tz n 0 v e l I e n und die Handels-
verträge, in denen die entgegenstchenden Meinun-
gen oft schars g e g eu e i n a n d e r geltend gemacht
werden. Gegen Vorwürfe, die namentlich sächsische Dsle-
gierte gegeu das Verhalten 'dsr 'Fraktion bei den Han -
d el s v e r t r ä g e n erhchen, verteidigen- Graf Qri-ola
und Ge-Heimrat Paasche das Verhalten der Fraktion, die
mit E-rsolig noch Schlim'meres verhütet habe. Jn den
Fragen, welche die B er g g e s e tz n 0 v e l I e n b-er>ühren,
erKärte der Abgeordnete Friedberg, daß es in diesen Fra-
gen mchvere Meinungen in der Partei gebe.
Delegierter Hirschberg bödauert das Resultat der Ab-
stimmung über d-as Bevggesetz. Der Rei'chskanzler hat
gesagt: Preußen in Deutschlaud voran! Diefes Wort
scheint besonders dort Geltung zu erlangen, wo das
„voran" ein „zurück" bedeutet. Schlietzlich> verwahrt sich
noch der Redner geg>en die Angriffe des „Berliusr Tag-e-
blatts" -auf den Parteitag unld b-ittst um Amiah-me seines
Antrags.
Delegierter Bode-Dortmnnd richtet als Arb>ester an die
Laüdtagsfraktion dis Ditte, bei dsr Bemtung dsr Berg-
ges-etze für Errichtung vv-n Arböitorausschüssen mit ösfent-
licher Wahl einzutreten. (Brav-o.)
Abg. Patzig spricht iden Wunsch aus, daß die Fraktron
des preußischen Abgeorduetenhauses sich über 'die Gestal-
tung- der Berggesetznovelle einigen möge. Redner legt
bann- -eine scharfs Kritik a-n dem Dorgehsn der Regi-erung
und den Sympathiekun-dge'bungen sur deu Bergarbeiter-
streik an. 'Für berufliche Arbeiterausschüsse trstt Rsdner,
wie Bässermann, eb-enfalls sin. Aber man müsse vermei-
den, was offensichtlich dre Machtsphäre -d-er Sozialdemo-
istatie erweitsre.
Delegierter Bode-Dortun-d ri-chtet als Arbeiter an die
Fraktion, für Einführung- 'der ge'heimen Wahl für dte Ar-
beiter-ausschüsse einzutreten. Del-egierter Laib-Augsburg
beklagt die Haltung der norddeutschen Liberalen, die es
ihnen im Südeu erschwere, für die liberalen Ziele einzu-
treten. Man möge sich nicht durch kleinliche Bedenken be-
einflussen lassen, denn dadurch liefere man 'den Arbeiter
denr Zentrum und der S-ozialdemokrätie aus. Zum
Schluß bittet Rödnsr 'dafür -zu wirken, daß die Dergünsst-
gungen, die d-en Bergarbeitern dnrch das Derggesetz zuieil
w-erden follen, auch dsn übrtgen A-rbeitern Möglichst bal-d
zuteil werden.
Delegierter Dr. Gvldschmit-Mü.nchen bespricht das
Berggesetz uud tadelt das Borgchsn der preutz. Landtags-
fraktion in Sachen der Arbeiterausschüsse unb stellt sich auf
den Boden des Abg. Bassermau-n, der die soziale Gesetz-
-gebun-g als sine soziale -Micht bezeichnete. Es bästeht
eine Klust zwischen d-en Anschauungen der Abgeor'dueten
Bassermann, Freih-err von Heyl un!d Graf von Orio-la im
Reichstage und der preutzischen Landtagsfraktion.
Abg, Dr. Friedberg tritt 'den Angriffen -Gold-
schmits entgegen und sucht die Haltung- 'der Fraktion hin-
sich-tlich der Arb-eiteransschüsse zu rechtfertigen-. Der Ain-
trag der Fraktion im Plsnu-m -des preutzischen- Abgeordne-
tenhauses deckt sich mit den Beschlüssen des Berliner Ar-
beiterkongresses; es sei die Frage der öffentlichen und ge-
h>eimen Wahl 'hinzugekommen. Er sel-bst werds für -die
geheim e Wahl wie vielc s-ein-er Parteifr-eund-e stimmsri
und dafür zn w-irken versuchen, dvß die Berggesetznovelle
Zustande komme. (Deifall.)
Um 4f^ Uh-r w-ird- die Deba-tte ges-chlossen, nachdem
n-och eine von d-em Führer der Jugendver-eine, Mscher-
Köln, «ingebr-achte S y m p a t h i e - R est 0 l u t i 0 n sür
die st u 'd- enti s ch e I u g. e n d in ihrem Kampfe um> die
ak-ädemifche Freiheit einstimmig angenomm>en worden war.
Na-ch .einer Ansprache des Vorsitzenden ersolgte der Schluß
der Tagung.
Deutscher Reichstaq,
Berlin, 22. Mai.
Am Bundesratstisch-e Kolonia-Id-irektor StMel und
Staatssekretär Dr. Niebsrding.
Ein- von Mitgliedern aller -Parteien unterzeichneter Antrag
Blell (freis. Volksp.) auf Aenderung des § 44 der Ge-
werbeordnung wird nach kurzer Begrnndung in erster
nnd zweiter Lesung angenommen. Der Antrag will d-ie
Handelsagenten von ider Erfordernis des Handel-sgewerbeschei--
nes befreien.
Jn der dritten Beratnng der ille-bersicht -der Einnahmen
und Ausgaben der verschiedenen Schutzgebiete trägt
Abg. Storz (südd. Volksp.) verschiedene Umstände ln Len
Kolonien vor und wünscht eine rationelle Bewrrtschaftung.
Abg. 'Erzberger (Ztr.) hosft, datz die lolonialpolitischen
'Anschauungen des Vorredners bei Lessen Parteifreunden immer
weiteren Boden gewinnen werden.
Nach kurzer Erwiderung des Abg. Storz werden die Ueber-
sichten genehmigt.
Sodann wird der Gesetzentwurf ü'ber die Bildnng. deut-
scher Kom-munalverbände in den Konsularge-
richtsbezirken ohne Erörterung endgülstg angenommen.
Jn der fortgesetzten Beratnng der Vorlage über dje Ent -
lastung des Reichsgerichts wird die namentliche Ab-
sstmmung über die Erhöhung der Revision wiederholt.
Für die Erhöhung sstmmen 97, dagegen 48 Abgeordnete,.
antzerdem 5 Stimmenthaltungen. Das Haus ist somit be-
s ch l u h u n f ä h i g.
Der Prästdent beraumt die nächste -Sitzung auf Dienstag.
Nachmistag l Uhr, mit der Tagesordnung: Fortsctzung der
heutigen Weratnng, an.
Deutsches Reich.
Wiesba 'deri, 22. Mai. Der Unsall ber Kaiserirr
hat sich, nach Ler „Fvankf. Ztg.", folgendermatzen abge-
spielt: Die Kaiserin ging gsgsn 5 Uhr Mer die schmale
Wenldsltrepps, welche d-ie käiserlichen Gemächer miteinan-
der verbindet. Hierbei -geriot sis mit einem Fntze in Äie
Faltsn Hres Kleides und fiel mit dier Sfirne auf si-ne
eiserne Röhre, wodurch sie sich eins Wnnde ans der rechten
Sfirnseite zuzog. Da dis Kaiserin Papiere in der Hand
trug, konnts sie fich uicht festjhalt-en. Der Unfall wurde
begünsfigt durch eins gewisfe Schwäche im Fuhgslenk,
die die Kaiserin von einem frühsren Unfall zurückbehal-
ten hat.
— Der preutzischs Unterstaatssekretär Frhr. von
S e ck e n d 0 r f f ist zum Präsidsntsn des Rsichs-
gerichts ernannt worden, als Idachsolger dss kürzlich
verstor-bensn Dr. Gutbrod. Der nsue Rei-chs'gerichtsprä-
sident ist am 22. Novsmber 1844 in- Köln als Sv-Hn des-
späteren Ober-Rsichsanwalts am Reichsgericht geboren.
Er begann ssine 'Lansbähn als präktischer Juri-st im Be-
zirk dss Kammergerichts in Berlin und wurde im De-
zember 1871 Gerichtsassessor. Demnächst wurde er zum
Hilfsrichter am Kreisgericht in Duisburg ernannt und
war dann Staatsprokurator beim Landgsricht in Metz,
spät-er bei 'der Generalprokuratur in Kolmar. Jm Jähre
1879 kam er als Hilfsarbeiter ins Reichsjusfizamt, wurde
1883 dort vortragsnder Rat und war hauptsä-chlich mit
Fragen des' Staats- und Völkerrechts, des Urheberrechts
und dss Zivilprozssses bsfatzt. Gch>eimrat v. Seckendorff
vertrat Deutschland im Haag auf!dsn- ersten- internationa-
-len Konferenzen Mer internafiouales Pfivatrecht, di-e zu
dem wichtigen Mkommen zur Reg-elung von Fragen des
internationalen Privatrechts vom 14. November 1896
führten. Jm Jahre 1899 wur'd-e er Unterstaatssekretär
im StaatsministerinM, dansben war -er Mtglied des Dis-
ziplinarhoss in Leipzig, dem auch der Präsident und
mshrere Räte des Reichsgerichts angchören, wödurch er in
steter FMIung mit dem Reichsg-ericht bfieb. Seckendorff
genistzt den Ruf eines ungewöh-nlich geschäftsg-ewandten
Beamten von weitem Blick, mit angsnchimkn Formen und
wo-HIwollender, vioruehmer Gesinnung. Er ist unver-
'hssratet.
Baden.
KarIsruhe, 22. Mai. Mit Rücksicht auf das epi-
demische Auftreten Ler G enickstarre in einzelnen
Teilsn 'dss deutschen Reiches und die Gsfahr der Ein-
schleppnng nach Baden, hat das Ministerium des Jnnsrn
sämtlichs Aerzte des Landes aufgefordert, bsi vorliegen-
dem Verdacht von Genickstarre 'das an- beiden Universi-
täten bestehsnde Untersuchungsamt tel e g rap 'h i s ch zu
bena-chrichtigeu und> zugleich dem Ministerium Anzeige
zu erstatten'.
-st Der „Beob-achter" sollte öoch so visl von den
P-r-eßverhältnissen in Ba-den kennen, um zu wissen, datz
dis Blätter uationalliberaler Richtun-g k-einsn Oberzensor
besitzen. Die n-ationalliber-ale Parteileitung kann fur die
Haltung und die Asutzerungen -er d-er Partei gehörigen
„Land-eszeitung" v-erantwortlich gemacht werden, aber es
ist -ein Unfng, den Ch>ef der nationalliberalsn Pafisr
darüber zu Rede zu stellen, wie er sich zu irgend einer
Angabe -eines liberalen Blattes stelle, o-der gar, ob er
dafür sorgeu wvlle, daß dieses oder jenes in einem Blatt
nationalfib. Rtchtung nicht ausg>espro-chsn werde. Die