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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1905 - 31. Januar 1905)
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Donnerstag, 26. tzanuar 1WL.

Eriles Blntt. 47. Aahrgaug. — Nr. 22.

lÜKlich, chmmtagL «rAgenvm-rn«», HkeÄ «v ya«Ä«Mtttern moMrtlrch Sö Pfg, in'S HmiV Mbracht, d«i üer Gzpedition unL den Zweigstarionen abgeholi 46 Pfü

Drrrch di« Pop bezogen v-isrteljährlich i.W M. mlsschkeWch ZuMgeSühx.

eo Pfg. für tte Ifpaltiye Petchzei!« »ber deren Naum. SleÜamezelle 40 Pfg. Für hiestge GeschäftS- u. Privatarqotgen «rmStzigt. — Wr die Aufnahm« von An-cige«
^ftimmten Tagen w-ird teine Berantwortlichkeit Lbernmnmen. — Anschlag der Jnserate anf den Plakattafeln der tzeidelberger Zeiiung u. den städt Airschlagstellen. Fernspr. W.





Der deutsch-österreichische HandelSvertrag.

Berlin, 25. Jan. Die Paraphicrung des
^Mes deuts ch-ö sterreichis ch-u ngarischen
^ ^ s v e r t r a g e s uebst Annexen durch die deut-
sar die österreichijch-ungarischen Vertragskommis-

, ^ >st gestern Abend hier erfolgt und gegen Mitternacht
^sidetworden.

löi Wien gehen der „Frankf. Ztg." folgende vor-
nge Mitteilnngen über den Vertrag zu:

Bertrag gilt bis 1918, wobei mit Rücksicht aus
des ^^^^^ch^ch°ungarischc Zollbündnis die Auflösung
Bertrags schon mit 1916 als möglich angenommen
o ' Der Roheisenzoll Ocsterreichs wurde blotz ab-
iielt^obE don 155 auf 150 Heller, in Teerfarbstoffen er-
^ Deutschland eine ansehnliche Ermätzigung des pro-
^Een Wertzolles und .des Maximalzollbetrages.
^ Ichlanü ermätzigt den Malzzoll auf 5.75, den Mehl-
Get ^ ^0-20, Hopfen auf 20 Mark. Gerste und andere
^„.^Elniiidestzölle bleiben unverändert nebst 2 Mark
Futt^'^^^' die Unterscheidung von Brau- und
Und wnrden eine Gewichtsgrenze von 65 Kilo

iür Kontrollmaßregeln vereinbart, ferner wurde

öut ^^^^^infuhrschciue die Zollrückvergütung von vier
zwei Mark herabgesetzt. Außerdem für Gerste und
iak,-^ "" Außenhandcl die Wahl des Zollrestitutionsver-
sstit Jdentilätsnachweis unter zollamtlicher Aus-
der'' Rohholz gilt der auch im russischen Vertrag
l.,nbarte Zwölfmarksatz. Zwischen dem Roh- und
ist eine Spannung von eins zu sechs, also
kick ^ der Zoll auf 72 Mark festgesetzt. Bezüg-

3olle Buttcr, Eicr sind ebeusalls von Deutschland

klöbe ^^Pungen gewährt, dennoch sind die Zollsätze
StreO'^.^ Wtzigen Vertragssätze. Für zolltarifarische
bcid "^^^en wurde ein Schiedsgericht zwischen
keiten^ .^^ragsstaatcn vorgcsehen, ebenso für Streitig-
EZ die Handhabung der Veterinär-Konvention.

Stam Sachverständigen-Kommission, die von beiden
ist. ^ unter Vorsitz neutraler Schiedsrichter zu bilden
stirnii^'E Veterinär-Konvention enthält Be-
Zuse?^^^ über die Tilgung gewisser Seuchen, sowie die
die ^kialer Handhabung. Genauere Fassung bekamen
dmachungen über den Eisenbahnverkehr.

Derrtschex Reichstag.

^ Berlin, 25. Jan.

^ Haus ist schwach besucht.

Chi ' der fortgesetzlen Be«rtung des Postetats sührt Abg.
gen Beschwcrde gegcn das Vorgehen dcr Post gc-

nung polnische Adressierung und Äie polnische Ortsbezeich-

dhren (Ztr.): Die Postverwaltung sollc mit solchen
werWx Zlexungsversuchen aufhören. Reduer spricht sodann

Sta^-^'^ ^ns, auf dic

^wts^kretär Kractkc


e erklärt, mit der Beschränkung

reits Iv^^^dicnstes m der Paketbcstellung sei in Berlin be-
sachen wordem Die Fragc dcr Versendung dcr Druck-

Aufrück-" .^ountag bedürfc eincr sorgfältigen Prüfung. Das
— m höherc Stellen crfolgc nur nach dcr Lcistuiigs-

Zum GeburtStage deS KaiserS.

(27. Januar 1905.)

Der Wnd weht über die Hei-de
Der Wind so vauh, so hart. —

-Än srostigen Wintertleide
Smd Baum und Strauch erstarrt.

Die Blumeii schlummern verborgen,
Boni schützenden Laub bedeckt,

Bis sie ein Fvühlingsmorgen
Riit kosendem Hauche erweckt. —

Und stürmisch weht durch die Lawde
Der kärnvienden Geister Streit.

Wohl lockern sich alle Bande,

Wohl drängt zum> stleuen die Zeit.
rFest aber stehcn die Eichen,

Bis in das Mark gcsund:

Sig werdeni denr Sturm nicht weichen,
^ie stehen auf guiem Grund.

Uu-d wüten fern die Orkane —

W-ir lassen es still gescheh'n:

Wir sehen des Friedens Fähne
Vom Turme Germanias wehn.

Wir richten den Blick nach oben,

Aufs gute Schwert gestützt:

Wir fehen den Schild erhoben,

Der unsern Frieden schützt.

fähigkeit. Die Dienstzulagen seien abhängig von der guten
Führung dcr Beamtcn. Die Dienstzulagen bei disziplinarisch
bcstraften Beamten könntcn deshalb zurückgestellt werden.

Abg. Eickhosf (freis. -Ver.) stimmt dcn Bcschwerdcn des
Abgeordneten Chlapowski zu.

Staatsselrctär Krätkc: Weiblichc Beamten finden jich :m
Postdienst fast gar nicht, dagegen in ausgedehntcm Mätzc im
Telephondienst, wo sie sich bcwährt haben, weil ihre Stimmcn,
höher sind, wcil sie ruhigcr und weniger grob sind, als Män-
ner, Die achtstündigc Arbeitszcit crstrcben auch wir, Ein
Einhcitsporto für 10 Kilopakete müssen wir ablehnen,

Nachdem Abg, Erzberger (Ztr,) verschiedene Wünsche
vorgebracht und Staatssckretär Krätke und Unterstaats-
sekretär Sydow die entgcgenkommende Haltung dcr Verwal-
tung dargelcgt hatten, vertagt das Haus die Weiterberatung
auf morgen, _

Deutsches Reich.

Wie ein Parlamentsberichterstatter aus kolonialen
Kreisen crfährt, soll die Schutztruppe in Süd-
westafrika nach Beendigung des Aufstandes in Stärke
von mindestens 3500 Mann in der Kolonie verbleiben,
ioas ein Mehr Von 1250 Mann gegen die Stärke bei Be-
ginn des Aufstandes bedeuten würde. Für 1906 soll nach
derselben Quelle eine neue Ordnung der Schutztruppe
von Ostafrik'a geplant sein.

Badcn.

Aus Baden, 25. Jan. Fünfzig Jaihre siird nun-
mehr verslossen, seitdem- die badis ch e n Staats -
bahnen die normale Svurweite an-genommen
haben. Beka-n-ntlich hatte unser Staat uxsprünglich beim
Bau der ersten Bahnlini-en eine Spurwette von 1,6 Meter
angenommen. iDurch- die Verhältwisse gezwungen mußte
zu dem höchst kostspieligen Umbau der Bcchm und sämt-
licher Fahrbetriebsmittel geschritten werden. Am 7. Fe-
bruar 1856 sänd, wie die „Stratzb. Post" eriunert, eine
Probefahirt auf der umgebauten Strecke Freiburg-Basel
stott, und von dem Tage an wurde die Strecke mit neuem
Materiail besahren. Jm Laufe des Jahres erfolgte- dann
der Umb-au cruf den anderen Strecken.

KarIsruh e, 25. Jcm. Der VorstanL des hiesigen
nationalliberalen Vereins beschlotz eine S y m-
p a t h i e k u n d g e b u n g für die streikenden Berg-
arbeiter zu veranstalten und den Gegenstand in der
nächsten Mitgliederversammlung zu besprechen.

Karlsruh e, 26. Jan. Der Grotzherzog hat dem
Badischen Landesvhrein vom Roten Kreuz zum
Zwecke der Durchsührung seiner erweiterten Bestrebungen
auf dem Gebiete der Krankenpflege die Genehmigung
erteilt, eine Geldlottcrie zu veranstalten, wobei
in drei Ziehungen jewerls 120 000 Lose im Betrage von
je 1 Mark zur Verausgabung und jeweils 3388 Geldge-
winne im Gesamtbetrage von 44 000 Mk. zur Ausspie-
lun-g gelangen sollen.

A g l a st e r h a u s e n (A. Mosbach), 24. Jan. Unser
rühriger I i b e r a I e r V e r e i n, der über 100 zahlende
Mitglieder zählt, wählte zu seinem 1. Vorsitzenden Apo-
theker Gerichten, zum 2. Vorsitzenden Gemeinderechner
K. Rüdinger und zum 3. Vorsitzenden Landwirt Ludwig
Gruppenbacher.

Uud heut' am sestlichen Tage
Naht sich Alldeutschland Dir,

Mein Kaiser, datz es Dir sage:

„O Herr, Dir danten wir!

Wir danken nicht m:s dem Munde
Dir, nicht mit Liedcrn alltzin:

Wir wollen in dieser Stunde
'Dir unsere Herzen werh'n!"

Die Munren schlummern geborgen,

Von schirniender Hand gedeckt.

Heut scch sie der 'onnige Morgen

Zum froheu Lebsn erweckt. , ?

Nun schmücke, was in uus glühte,

Des Vaterlandes Altar: :

Wir bringen als schönsts Blüte
Dir Treue und Liebe dar.

Und braust es über die Heide
Und stürrnt es im deutschen Hain:

Wrr wollen in Lust und Leide
Fesi wie die Eichen sein.

Ob -auch mit Singer und Klingen
Der Wind die Gaue durchweht:

Er trägt auf rauschenden Schwingen
Empor eines Volkes Gebet. —

Erich zu Schirfeld.

Bayern.

Bamberg , 25. Jan. Erzbischof Dr. v. S chorck
ist heute Nacht gestorben.

Preußen.

Berlin, 24. Jan. Fm Abgeordnetenhause erklärte
Frhr. v. Zedlitz (frcikons.), seine Freunde wücden
nicht vor dem 3. Februar in die Beratung der K a --
nalvorlage cintreten. Dsr Jnhalt der Handels-
verträge müsse vorher bekannt sein.

A«s der KKrlsruhes Zeitrmg.

— Seme Königliche Hohcit der Grotzherzog !>abcu
dcn Reallehrer Frang Wang an dcr Taubftummenmrstalt
Meersburg dis zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in dcn
Ruhestand versetzt.

— Zeichenlehrerkandidaten Ernst Kirchner an der Ober-
rcalschule in Frciburg wurde die etatmäßige Amtsstelle eines
Zeichenlehrers an üiescr Anstalt übertragen.

— Jn gleichcr Eigenschaft wurdcn versetzt die Finanzastes-
soren: Franz Göpferich in Säckingen zum Hauptfteueramt
Stühlingen un-d Friedrich Lcnz in Stühlingcn zum Haupt-
steueramt Säckingen.

— Betriebsassistent Adolf Knöbel in Himmelreich wurde
nach Freiburg vcrsetzt.

— Der Buchhalter Julius Müller bei Grotzh. FinMigamL
Rastatt wurde zum Revidenten bei der Steuerdirektion eruannt.

Karlsruhe, 25. Jan. Der Grotzherzog empsing
heute Mitta>g halb 1 Uhr den Generaladjutanteu Geueral
der Artillerie von Müller zur Vortragserstattung. Aw
der Frühstückstafel nahmen die Erbgrotzherzoglichen Herr-
schaften teil. J-m Lanfe bes Nachmittags hörte der Groß--
herzog die Vorträge -des Geheimerats Dr. Freiherrn von
Vabo und des Legationsrats Dr. Seyb. Der Erbgrotz-
herzog und die Erbgrotzherzogin- reis-en heute Wend halb
9 Uhr, begleitet von der Hofdame Freiin von Reck, dem
Hofmarschall Freiherrn von Freystedt und dem Ordon-
nanzoffizier Fr-eiherrn von Goeler nach Berlin.

Ausland.

Frankreich.

— Von den Neulingen im Kabinett Rou-
vier ist der Minister für Unterricht und Kulte Bien -
venu Martin aus der Beamtenlaufbahn hervorge-
gangen. Er war nacheinander Generalrat, Präfekturrat,
Unterpräfekt, später Direktor im Ministerium der Kolo-
nien nnd ist Mitglied des Staatsrats. Er steht ini 58.
Lebensjahr und gehört dcr Kammer seit 1897 an. Fast
ebenso alt, aber Kammermitglied seit 1877 ist der Ma-
rineminister Thomson, der einst mit Gambetta Re-
daktenr der „Repn-bliqne Franyaise" war. Um einige
Jahre jünger ist der Minister für öffentliche Arbeiten
Ganthier. Er bringt, obwohl er ursprünglich Arzt
war, für sein jetziges Amt jedenfalls Fachkenntnisse mit,
denn er ist Mitglied des Eisenbahnrats und hat ein Buch
über Sekundärbahnen geschrieben. Jhm gleichalterig isi
der neue Handelsminister Dubies, srühcr Direktor der
Jrccnanstalt des Nhone-Lepartements, Depntierter seit
1893 und 1898 1899 Sekretär der Kammer. Clö-
mentel, der neue Minister der Kolonien, ein ehe-
maliger Notar, gehört der Kammer erst wenige Jahre

Literariscyes.

—* Babel und Bibel. Dritter (Schlutz-) Vortrag von
Frie-drlch Delitzsch. Mit 21 Abtildungen. Geheftet Mk. 2.—,
dartoniert Mk. 2.80. (Stuttgart, Deutsche Verlags-Anftalt.)
Jn diesenr Schlutzvortvag macht der bcrühmte Assyrtologe neue
und HLchst interessante Mitteilungcn, uni zu- zei-gen, „wie daL
wiedererstehende lbabylontsch-assyrische Alterrum unsern gei-
stigen Blick weitek, im Verein mit den Errnngenschasten der
alttestanrentlichen Forschung unser Urteil über Wesen und
Wert des althebraischen Schriftrums tiefgehend ändert nnü
über die bedeutsarnsten religiösen Fragen Licht zu verbreiten
beftimmt ist." Um seine grotzen Gesichtspunkte zu verterdigen
und weiter zu enthüllen, brinst Delitzsch abermals eine Menge
wichtiger und -üem gröheren- Pübükum noch nnbekannter Te-
taUs bei; unter vielem andern sci hrer hingswiesen anf die
Teutung der zeheimnisvollen Worte „Mene mcne trkel
nphavstn", auf die Bemerkunzen über den dabylonifchen Cha-
rakter der famarittsch-galiläischen Bcvölkermng, cmf die höchst
auffallen-den Parallelen zwischen der hebräischen und babylo-.
nffch-affyrischen Psalmendichtung. Ein ber aller Knapphert
fein ansgeführtes Bild entlvirst der Gelehrte von der Rcli-
giofität und Sittlichkeit der Baoylonier, unter fortwährender
Dezngnahme auf die qlttestamentüchcn Anschau-nngen, In
eine Verherrlichnng der unvergänglichen nnd unvergleichlichen
Bedeutu-ng der von Jesrrs geschaffenen „wahrhast nenen Re-
ligion" ausklingend, ist dieser drittc Vortrag ein würdiger
Abfchlutz der fefselnden Darftellungen, in benen Professor
Delitzsch dte Ergebniffe seiner Forschung -dem ganzen Äolk
zur Beherzigung und inneven Verlvertirng daMetet.

Bedenklicher Tadel. Sie: „Ms wir uns vor einem, Jahr
hier auf dtefer Bank kützten, herrfchte riugSum noch völlige
Dunkelheit. Jetzt crstrahlt alles im elektrrschcn Lichtc." —
Tr: „Ja, Lic guten Einrichtungen kornmen ffnmer zu spat."
 
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