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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1905 - 28.Februar 1905)
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Tamstag, 4. Febrmar 1W5,

Erttes Blaii.

47. Aahraang. — Rr. 30.

t»GAtch, Smmtaa» «Üchuvmm«». Wm» «« d«W,ttieEtt«rn Mmaktlch Sö Pfg. in'« -auS geb«»cht, b«i L«r «rp»diii»n w» d«n Kw«igstati°n«n abgeholt 40 Pf«^

Dnrch di« Post be-ogen vterteljahrlich 1,Sö M. auSschließlich Lustellgobühr.

^>E^G«KpLOir: L6 Pftz. für ds« tfpakti-e Pet^tHCikch oder deven R<mm. Reklamezeile 40 Pfg. Aür hiefige GeschästA- U. PrivcrtanAetgen ermätzitzt. — Für die Aufnahme von BnFeigek
EM Krfttvrmten Lagen wird keine VerantwortlichkeiL übernomm>en. — Vnschlag der Jnserate auf Len PlcckMafeln der HeideA»»tzer Aeitung u. den städt. Anschlcrgstellen. Fernspr. M



Deutscher Reichstag.

Berlin, 3. ?iebruar.

6weite Beratung des Etats des Reichsarntes des Jn--
eri^' «^rtsetznng, Reso-lution Auer betrefsend Berg-
^terausstand.

Eotheru (fr -8er.): Die Resoluticm eutspreche den
der WerwiicM'iirden Mehrheit des Hauscs auf reichs-
i>l Regelun-g des Bcvgrechts. Das VorMhen Preutzem?

sei u-n-geeignet. Die bestehenden Lücken mütztcn
-EZ LUr an.de.rc Arbeitisyruppen- ansgefüllt wevden, wic Redner
Äl^suheren ausführt. Rcdner geht 'dann auf die Klagen dcr
ein und fayt: Wir b-rcruchen nicht eine Reform aus-
!v^.tv>»ck, für die Bergarbeiter, srm>dern eine Reform der Ge-
«rj>s/^^)nun.g. Wi-r boantragen' zunächst zu § 11ü ider Gewctbc-
datz inr Falle der Auflösung des Arbeitsverhältnisses
lass^ ^beiter auf Vcirlaingen dic ihin vonr Avbcltge'ber über-
tt'ii iw ^"bunng bis zunr Schlusse dcs der Kündigung fo>gen-
der^^'uts gegen- Bezahlumg der Miicte bclassen wird. Rodner

für FaLrilen und Bergwerie mit minideftcns 100 Ar-
ir, der dw Anbeiter in genieinfvmen Fragen vertreten nnd
hestfifi Gefahren Vcrbunidvnen Bctrieben aus der Zahl der Ar-
sog ^ Sur Ucderwachnng des Betriebs -Kontrolleure bestcllen

Dr. Spahn (Ztr.): Durch die geäutzerten Kompe-
IqA^enten sollten wir uns uicht beiirren lastcn, den Anträgcr',
E>er A bercchtigt sind, zuzustimmen.. Wir sind nach wic vor
zOfinsrcht. datz das Bergrecht reichsgcfetzlich zu regeln ist.

l^rtritt für dein arhtstünditzen MaximalaivbeitZtag cin.
8e»^?Mischer BundeSintsbcvMmächtigter Fiischer erklärt,
jstifi Gvthein, dor Abgcordnete -sachse habe sich bei Dar-
^ bevgbaiülichen Verhältmisse in Sachsen startc Ucber-
^Zfileu zu Sckullden kommeni I-asscn.

^Utzü> d. Richthafen (konf.): Fm Llachbarland be-

bic Arbcitrr dic Notlage des Vaterlandes, unr mit
^ vorzugehen, das fei cin Verbrcchen ami Vaterland; cc
sej^. datz k«i uns fv etwas me eintreten werde. Bei uns
dxj. ^bie Arbeiterführer nicht selbst Aübeiter, sondern Bemnic
^^rTanisatton nnd verfol-gcn poli-tifche Jn-ierefsen. Mit dcm.
z?i^»bhein sei er nicht einverftandein. Er werde gegen


G othein stiimimcn.
Dv- Mugdan (freis.

hest sei berechtigt; für das Reichsbenggesetz ser cine Ntchr-
Hanse vorhandeni. Die in Prentzen eingclcitvtc Aktion
dicsen Strcik gar keincn Wert. Eine Vorlage auf
'dfxs 7? bvr Anträqe Auer nnd Gvthein- würdc vom Reichstog in
^^geu erlcdigt sein.

gesD^^Frhr. Hchl z u Herrnsheim (natl.): Die Berg-
Uir^^uug -stehe dcMi Reiche zu. Eine grü-nMche Untcrsuch-
Verbältnifse in allen de-utschcn Bergwerken durch eine
sth^Mtotistifchc Kommission sci nötig. Der Friede liege jetzt
Weüigcn Fnteresse.

H^r^Wisfekretäv Dr. Graf v. Posadowskh: Eine grotzc
U ich.bon AnzeigeN übcr Bcläftiginnigcn Arbe-Uswilligxr hat sich
üachwcifcn tastem ErftauTÄich sei der fcste Wille dcr
- ^ Ruhe zu wahren.

Rat Mcitzncr rechtfcrtigt das Verhaltcn der preu-
Regiarung bei dcn VermittlungsvcrhaiMungen.

Bebel (Soz.): Matznahmen seicn zum Schiiitz der
sei nöti-g, dcnn anf ste sei geschossen wovdcn. Ricmals

Eäveik mit svlchcr Rühe Vcrlaufvn. Dcr Erlatz dcs Kai-
1890 sci mit Fützen getretcn worden.
sti^^U-dcnt Grrrf Ballestrem ruft den Redncr znr Orü-

Behe l (fvrtfahrend): -Tine cinheitlichc Rcgclung der
Matcrie durch RcichSgcfctz sei notig. Sämtlichc- Far-
der Bergaribeiter seicn än-tze-rft matzvoll. Dcn tlntrag
" ^hnen- wir ab.

(freis. Dolksp.): Das Mitztraucn ücr

Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: llnser aüer
Beftrcben m-u-tz sein, nicht aufreizend zu reden, denm wir wis-
sen nicht, was für Folgen unfer« Reden hcrben werden. Wollben
wir allcs aufs Reich übernc'hmen, so würden wir die Einzelstaa-
tcn zu Provimen degrvdierc-n.. Die Ze-utriailisterung ivürde zu
wi-rtscha-füichen und ku-ltürellen Schädcn führen. Die preutzi-
sche RcWevung will für das Bergrccht kompcdsnt ble.ibcn und
wi-rd die notwendigcn Aendcrungcn dieses Rechtcs, wenn ste
erforderlich geworden sind, herbcisühren. Der ReicbSkanzle-r
habe nuir seine Pflicht erfüllt, cils er vor Ausfchvoitunigen
warnte. Mochten alle zur rnögilichst raschen Beeudligung des
Stveiks beitvaigein zumi Segen des Vaterlandes. Jn kürzcster
Zeit wird Prcutzen seine Novelle vorlegen.

Nach einer nickts Neues bringenden Erörterung und per-
fönlichen. Bemcrkungcn wird dtc Resolutiou Hehl abgclchnt, die
-Resölutionen Auer und Gvthein werden aEnommen.

Morgcn 1 Uhr: Toleranzantrag >des Zentrums.

B e r l i n, 3. Februar. Der Seniorenkonvent
des Reichstags vereinbarte folgende Tagesordnung:
Montag Jntevpellatron übÄ Schiffahrtsabgaben, Diens-
tag Jnterpellation über den Zehnstundentag, Mittw-och
Schwerinstag, Donnerstag beginnt die Beratung
der H a n d e l s v e r t r ä ge. Der Präsident bsmerkte,
er habe gehört, daß eine Mehrheit dafür sei, die Handels-
verträge einer Kommission zu überweisen.

Deutsches Reich.

B erIi n, 3. Febr. Der „Reichsanzeiger" »eröfsent-
licht einen Erlaß des Kaisers an den Reichs -
kanzler, welcher folgendermaßen lautet: Gottes
Gnade hat mich wiederum ein Lebensjahr in Gesundheit
vollenden lassen; leider ist die Festesfrende, die fonft mei-
nen Gebnrtstag beherrscht, dnrch die ernfte Erkrankung
meines geliebten Sohnes, des Prinzen Eitel Friedrich,
sehr getrübt worden. Jn meiner Sorge um den teuren
Kranken ist es mir aber ein herzlicher Troft gewesen, aus
den mir in großer Zahl telegraphisch und schriftlich zuge-
gangenen Segensw-ünschen, die besonders auch auf die
baldige Wiedergenesung des Prinzen gerichtet waren, er°
neut zu erfahren, mit welcher herzlichen Teil-
n a h m e d a s d e u t s ch e V o l k in allen seinen Schich.
ten und Berufen Frende und Leid meines Hanses beglei-
tet. Nicht nur aus deutschen Gaucn, fast aus allen Län-
dern des Erdballs find mir Glückwünsche zu Teil gewor-
den. Wo immer Deutfche Fuß gefaßt haben, da haben sie
meines Geburtstages als nationalen Festtages frendig
gedacht und mir ihre treue Gesinnung bekundet. Von dem
Wunsche beseelt, allen, welche mir an meinem Geburts-
tag so freundliche und teilnahmsvolle Wünsche gewidmet
haben, meinen herzlichen Dank zum Ausdruck zu bringen,
ersuche ich Sie, diefen Erlaß alsbald zur öffentlichen
Kenntnis zu bringen.

Baden.

— B.ei der Neuwahl des Ausschusses der
Aerzte für die vierjährige Amtsperiode 1W6—08
fielen die meisten Stimmen im Wablkreise Mosbach anf
Medizinalrat Karl Brenzinger, Bezirksarzt in Buchen,
im Wahlkreise Heidelberg auf Dr. Wilhelm Werner, pr.
Arzt in Heidelbsrg, im Wahlkreise Mannhsim auf Me-

dizinalrat Dr. Jstdor Lindmann, pr. Arzt in Mann-
heim, im Wahlkreise Karlsrnhe auf Dr. Alphons Bvn-
gartz, pr. Arzt in Karlsruhe, im Wählkreise Baden-
Offenbn-rg auf Geh. Hofvat Dr. Julius Schenck in Lau-
tenbach, im Wahlkreise Freiburg auf Dr. Oskar Efch-
bacher, pr. Arzt in Freiburg, im Wahl-kreise Lörrach--
Waldshut auf Alfred Roßwoog, pr. Arzt in Schliengen,
im Wahlkveise Konstanz-Villingen auf Medizinalrat Dr.
Jofef Anton Steffan in Donauefchingen.

— Die Mannheimer „V o I k s st i m m e" ist ttef be-
leidigt und gerät ganz außer fich über die Tatsache, daß
die Freifinnigen und die Demokraten mit llnterstützu ng
der Nationalliberalen in Mannheim ihr Glnck bei den
nächsten Landtagswahlen verfuchen u. dort je einen Kan-
didaten aufstellen wollen. Däs sozsaldemokvatische BlatL
ist dev Meinung, daß insbesondere die Demokratte schlecht-
weg zu Gunsten der Sozialdemokratie auf einen Wettbe-
werb um die Mannheimer Mandate verzichten sollte.
Das ist doch eme recht eigentümliche und ganz unhaltbare
Auffassung. Weshalb soll den Demokraten verwehrt
sein, fich an dem WettLewerb zu beteiligen, zumal da sie
sich dabei im Einverständms mit den beiden anderen libe-
ralen Parteren befinden? Zu Sklaven der Sozialdemo-
kratie werden sich die Demokraten nicht mvchen lassen,
zumal in einer Zeit, da die Jdeen des bürgerlichen Libe-
ralismus in entschiedner Vorwärtsbewegung begriffen
sind. Unter folchen Umständen verfehlt die Drohung der
Sozialdemokratie, sie würde in etwaigen Sttchwahlen mit
dem Zentrum die Demokraten nicht unterstützm ihre Wir-
kung. Tie Liberalen müssen es öer Sozialdemokratie
anheimftellen, was sie in einem solchen Fall tun will.

Aris der Karlsruher Aeitung.

— Seine Königlichc Hoheit der Grotzherzon hoben
temi! Schaffncr a. D. Karl Weickgenannt tri KarlSrnhe
die kleinc goldcne BerÄicnftmedaille. dem Pribatdo-zcntcn -dcr
phTosoph-ischen Fäku.ltät der Univcrsität Frcibuvg, Dr. AdMert
Wahl aus Mcmnheim, dcn Titvl auherordcii-tlicher Pvofeffo-r
verltehen und d«m Zentralinispettor bci der Oberdirettion ides
Wafser- und St-vcitzenbaucs. Wasserbauinspckto-r Frtcdr. Meh-
thaler, die VmTstanidsstelle der RheinbauiwpekÜcm KarilAruhe
übcrtvagen.

— Es wurdcn die EisenbahnpvaktikE'tcn- Alexandcr K r e b-
mer und Fohatrn Geiger miit -der Amitsbezetchnung Be-
tricbsassisteint zu Expeditionisaffistcintrn crnmmt.

— Dte Zolldircktton hat dcn Revifionstnfpcktor Uriban
KögeI in Konftanz nach Kavlsvuhe veirsetzt.

Karlsruhe, 3. Februar. Der Grotzherzog hörte
heute Vormittag die Vorträge des Geheimerats Becker
und des Präfidenten Dr. Nicolai und nachmittags die-
jenigen des Geheimerats Dr. Freiherrn von Babo unN
des Legattonsrats Dr. Seyb. Die Großherzogin uiM
die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen werden
heute Abend der Oper im Hoftheater anwohnen. Der
Großherzog beauftragte den Präftdenten Dr. Nicolai mit
seiner Vertretung bet der morgen stattfindenden Bei-
setzung des Geheimen Kommerzienrats Lanz- in Mann-
heim.

^en

Heidelberger Kunstverein.

'"E die Entwicklung der doutschen Dla'lerei im
^icht Jahvhundert überschaut, so überrascht bivl-

stn ,-jB^ meisten -die Schnelligkeit, womit dic einzelnen Stu-
A gegenseittg ablösett und die Hefttgkeit, womit sie srch
n.dfen, Mn Vor- und Zurückfluten geisttger Strömungen,
dez nnd Ab der Empfindung; bäld dre gänzliche Loslösung
biz TZfryestelltcn von der natür'lrchen Erfcheinurrg, bald die
^biol^ Klcinlichste beton-te Nachah-rnrrng dcr Natur; bald
Phrlosophische Ab-Hvndlungen, nnr für Kantianer oder
zanz verständlich, bald völliger Vcrzicht auf einen
ttu Farben un-d Linien liegenden Gedanken, bald

l^^cfälllges Plätzchen rrr der Seichtheit büvgerlicher
Ktz^M>en; bald die Hrngabe an dw „Schöriheit", bald die
nn^jede ausgcklügeltr Aesthcttk, bald der Stolz. eiiicn
»Stil" gefunden zn haben; bald der innigste Arr-
Zw die Antike. bald an das Cinqucceniio. bald dic Ver-
tvstv "ä äller Traditron; bald der Siog des Jdeals und bald
r 'drr S-icg der anyeblichen „Währhcit."

Pl^ü^hbnrd anigefichts Äiefor jich in Wrdersprüchen- sortbewc-
Tntwicklung recht vorsrchtig mit allgemeinen- Urtei-len
Argumente, -welche jcde der „neuen" Richtun-
SNt alten ins Gesicht schleu-derte, passen zuwei'len recht
Es chcselbe neue Richtung, w-enn fie alt geworden ist.

natürlich irmner Leute geben, welche eine unbe-
fic .AÄvärtsbewegung unferer Kmrft bejammeru. Die

^d,-ü«^^^^".^iEmern, sind vorhcrrschcnd solche. welche die
Kunst nrcht kennen, odcr nrcht können, -wclchc das
"ud Vorwärts weder zu sehen noch mitzmnachcn
»Es rft eine alte Geschichte, doch blei'bt fie cwig
^ /hiMnd stegt übcr das ALer, Auch wi'r wcvderr eiöit

imuttelnd vor den uns unlbegveiflichen Ergcbniffen der

Eirtwicklung stehen; oder auch nicht; dann rncht, vder folange
niicht, als wit selbst noch «ntwiicklüngs- das heitzt lebens-
fähig find.

Dami-t s« nicht eincr schwächlichcn Ancmnnndelei das
Wort geredct. Wer jernals in der Kunst lebte, wird seLfft am
'besten wissen, dah zur Uebevwindung eines Entwicklungssta-
diurns Kraft gehört. Dre Hauptsache fit, datz wlr die Werte,
wclche 'in unserer Zeit von allen geschaffen iwerden, und wo-
ran auch wir unser bescherdcn Terl haben, W nützen verstehen.

Wern dieses bsschieden rst, das heitzt, wer künstlerisch mo-
dern em-pfinidet, der wrrd auf besttrnnrte Aeutzerungen über-
wundener Kunstepochen rn ganz Lestimmter Weise reagieren.
Wie jede Zert gegen die rhr unmittellbar Vovangegangcirc und
die mit derselben in Zusammenhang stehende Ent-Wicklungs-
periode am ungercchtesten rst, so find die Moderrren es biel-
leicht gegen den Naturalisnrus. Diese Untzerechtrgkeit Lußert
sich wcrriger darin, dah die Fähigkeit, Äie Na-tuv wredevzugeben
nicht gcforde-vt würde, sonderri rn der gänzlicherr ^ntereffe-
loffgkeiit. dic den Modernen vor der Masse der immerzu hetbci-
'flutcnderi natiiMaliftifchen Bilder befällt. Diefe Jntenffselo-sig-
keit rst abcr zu verstehen; man hat dke höchsterr Möglichkeiten
naturalistischer Wiedergabe längst erreicht gesehcn: alles, was
nicht mchr oder gar weniger bietet, kann nur noch be-
stätrgen.

Keine Brücke aber führt dos Verftändnis des Modernen
hinüber zu dem Schwulst, den grotzen Gäberden un-d der
hoh-len Phrase der Nachfolger Kaulbachs oder Piloth's. Wir
können die Theatralik nrcht einmal meihr auf dem Theater
ertragen. Eine einzigc, empfunden>e Linre, das Verhältnis
zilveier Flächen zu einander sagt uns mehr als das gelehr-
teste griechrsche Shmlbol.

Es ist sehr m-erkwürdig, datz auch die BUdniskunft die
Wandlungen des Zeitgefchmackes mrtmacht. Man follte denken.

die Forderung der getroffenen Charakteristlk solltc schließltch
an alle Bildnisse gestellt werden. Wenn wir lesen, datz
Schwanthalers bester Schüler Hermann- Lossow dic An-
fertigung der Büsten für die Walhalla fich dadurch erleich-terte.
datz er einen Normalkopf bildete, dem dann „nach Bedarf
ve.rschicdene Nasen angepappt" wurdcn (Gurlitt. Die 'Deuifche
Kun-st dcs 19. Iahrhundcrts, Seite 87) so klingt unS dies
herrte wie ein schlechter Witz. Nicht weit entfcrnt alber sind
tvir von dcr Ze-it. da mittels em-cr schön-cn. glch-
ten Mache auch inr Portrait srch alle Lcu-te nnheimlrch ähnlich
sahen: Normalköpfe nttt rofWn Wangen unld srnnrgeu
Augen. Und es gibt auch- heute noch Lcnte Lie frch gcrne als
Puppenköpfe gemalt sehen.

B. Feistel-Rohrrrcder.

Kleine Zeitung.

— Mrinchen, 3. Febr. Sowohl der Staatsamvält
wie der Verterdicier der früheren Anstalts-Vorsteheirjn
Heußler, die tnegen Mordversucks an dem inzvüschen
verstorbenen Dienstmädchen Lrna Wagner (fie soll dem
Mädchen Salzsäure in den Kaffee gsmischt habenf vor
eimgen Vahren zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde,
beautragten dre Wiederaufnabme des Ver-
fahrens gegen- die Heußler, da stch Zcheifel an dersn,
Schuld ergeben haben. Noch zu Lebzeiten der Wagner
angestellte Erbebungen sollen ergeben haben, daß dtese
hochgradtg hyfterisch. stark alkoholfsttsch daher bei krank-

Die heutige Nummer umsaßt drei Blatter, zusammeu 14 Eeiten.
 
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