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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 27-50 (1. Februar 1905 - 28.Februar 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0297

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Freitag, 10. Februar 1005.

Erstes Blatt.

47. Zahrgang. — Slr. 35.

tch. Gomrtag» ««-«««««. m« FamittenblLttern momrtM SS Pfg. tn'» HauS geLracht, b«t Ler Expeditton und dsn ZwetMationen abgebolt 4V Pstz.

Durch die Post bezogen vlertLljährlich 1,Sb Mk. «uSschlietzttch LustellgcLLHr.

2V Pfg. für Ae IspaLtiye PeE-etl» oder deven Vstnrm. Reklamezelle 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS- n. Pvitxrtanseigen emnStzigl. — Für die Aufnahme von An-ei^M
^ ^sttvrmten Lagen wirüd Leine VerantwoVtlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidelbrdr Zeitun-g u. den städr. Anschlagstellen. Fernspr.


Deutscher Neichstag.

BerIin, 9. Febr.

Ballestrem eröfftiet die Sitzung

G«f

d eHaus beginnt die 1. Beratung derHan -
Ätaii ^ rträge mit Oefterrtzich-Ungarn, Rußland,
^n, der Schweiz, Belgien, Rumänien nnd Serbien.
A^d.Haus ist gut besucht.

dieleK^.^."(3tr.): Die Hanbelstierträge feien, oksvohl
>ej Kvar? - öoch n-icht Lefriedigen-. Die LanLwirtschaft
nn s?chucksichttgt wovben, abcr Rutzland halte nvch irnrncr
geht ^..^s^nndiMn Festsetzung lder Aussuhrtarise fest. Redirer
^"'Äelne der Tarisc ein unü betont besonders, die
'snng des Vcrhältnisses zwischen üen Getrcide- und
itrte^!^." bedeute eiiw fchwcrr Geftchr füi

.----7- ...» schwere Geftchr für die Mühlemndu-
nicht "^uüich sür lleine MLHlen. Dic neuen Biechzölle seien
'Einzelnc Puntte des konrplizierten Wcrkes
S'-'tlärt^uvKoinnrission, sür deren Einsetzung er sei, aus-
^nrlicke, Schutzzölle dcr Jnduftrien feien im wc-

'^otzen i ?'^echt erhalten uird zum Teil erhöht worden. I'in
ganzen sei eine Beroesserung zu konstatiereÄ. Ein
iionsb-.». ^otum werdc setne Partet erst nach Ler Kommis-
Abft^ung abgebcn.

gebain' ^^k.ustein (Soz.)i Tic Hanidelsverträge feien aus-
l'chästs„^5 einem Taris, der durch Bcrgcwaltigung der Ge-
erkljj^t zustande kam. (Präsident Graf B alle st r e in

Äusdruck sür uuzulässig. Lärm bci dcu' Sozial-
'vrjjss^ Cine Mihernte eines der grotzen Gctreideländer

ijölle ä. -4 ^utervrückung der ArbeiterAasse sührcn. Die neurn
set nnr ^suerten die BolksnLhrunjA Auch bci den Bichzöllcn
^ur dc» Vorteil der Prvduzenten gesorgt, nicht auch

denk ^ Kvnfumenten. Die Präve'ntivspcrre erfchtvcre umer
eine R.l.l^utcl der Seuchenizesahr die Einsuhr; hingegen wurde
rrcige sg>Uu^ftner Jlndustrieinteressen' freigoMchcn. Dic Ver-
^laitiin » uicht vor künftigen Hungcrprcifcn und grausamer
teich bcr ^Jnduftrie. Wir fagen droinial: Neinl (Wäh-
'dülow d ' usführungen Bernsteins hat Ler Rcichskanzler Graf

>ual betreten.)

iiche«?"?^5kretLr Dr. Graf v. Pvfadowsky: Einc wcsent-
^Ne» -s^'mrur^warüie Erfetzung'deS veralteten Tarifs durch
d<rtz sij, 5^ differenzierten. Weitere Schwierigkenen waren,
tvix msi ebenfalls neuc Tarife auft'tsllten »nd dah

Ueven N. Staaten gleichzcitig verhandeln mutztein Tie

führen abcr keineAvegs eincn Umsiurz unserer
den. Beziehungcn herbei. Unsere Einsnhr auS

sind i^",^rtraysstaatcn bcträgt 2133 Millionen Mark, oavon
^ ftolle bei 87 Prozent erhöht, bei 10si> Prozeni er

-Ai«t,dL

sür

»Nen 'iüft) ^uu^e Rest blei'bt unvcränüert. Von d--r 1500 Mil-

hgn^kMcnden 'landwirtschaftlichen Einfuhr sind die Zölle
herzj»,, 'uy. Millionen crhöht, daS mögen d'e äanvwirte Lc-
träqt gtzi . Jechrcsausfuhr nach den Bertragsstaaten bc-
48 -Aillionen Mark, davon stnd 7 Prozeut erniätzigt,

istoawn 'ft-'böht und 47 Prozent unverändert. Die VertragZ-
'ü-Uch tz'urdcn öie Erhöhung des Schutzes für ihre Jndnstrie
(frttest biiben, wenn wir die Getrcidezölle nicht erhöht

düitz Kanitz (kons.) sit dem ReichSkangler Lmikbar,

friftiq» 'L-n-^ Lurrdwirtschaft gcforgt habe. Doch wärcn kurz-
Abö TD-chköeMinstigungsverträge bcsfcr gcwesen.

Abo ^ (natl.) steht den Vertirägen, freiindlich gegenüber.
^r>,nz chu ^ >n p s (freif. Ver.): Gnte Vcrträge waren auf
Hundel-!^ sihütarifs von 1902 über'haupt nicht möglich. D-iese
fultqj find Verträge gogen den Handel. Das Re-

TtnL?-.^sue gänzliche Ignorierung Ler Konsumentcn.

Dr. Graf v. Posadowsky: Die Berträge
^e» als Bestiin-mungen, die für den Handcl günlstiger

^uvreLnr , ^ öisherigen; cr behalte sich eine Wicderlegung des
icrs Punkt für Punkt für mvrgen vor.

Haus vertagt sich auf morge». 1 Uhr.

Klavierabend Edouard Risler.

>. Nmr iiv . HeidelLcrg, 10. Februar.

oie trei,. ui meinLin slillen Zimimer. Langsam brcnnen

ulles Kerzcn herunter. Ter Teekeffel hat 'ausgesirrrt und
ri- . u maustot. " ' ..

lis

Ja, ma-ustot. Nur inwendigs da klingts —:

Die wH und um die lcere Quinte dreht sich eine Welt.

'iiiAcj.'.PvU Rauchjvolken nwiner lieben Mexiko wollen nlcht
stiich we> ^ cinc Traumwelt bersten 'lassen. Lust, öffnct
^U Heid-m, ' ' ' ' Das also war der Abend, da Herr Risler
'Sonach sp-L Nsmvll-Adagio aus Bcethovcnis groher B-dur-

'äl davon schrcibcn. Von jcncr Musik, dic das
unL schneller schlagen hettzk, die das Blut jagt und
VoN' jL ^H,..die die Gliedcr vindet nnd mit Blei besckkwert.
öervom! ^Eck, -Las ich mir nur alle halde. Jahre. einmal
iiich " getrau«. wcil tch mich fürchte, die Geiister zu rusen

Ne» .-^O ^imer dic Formcl vergessen habe, sie wicder zu ban-
loll iiö schrciben? Angenvmmien, hier stünden
'ichchstcn krauien Phantafien darü'bcr, dann kommt in den
iiiitstjch Zsskien irgend ein licber Freund 'lächelnd, ein tvenig
ösiel^. "tchvlnd ans mich zn unü ftxrgt rnanches. Und was
ückx-s Enttveder-puterrot zu werden oder etwas Abscheu-

'd zu mgen. Also lieber nicht.

- .. »

üüer ein Motiv von> Bach, ein wundervoüeS
^utzarrw' söftütc Herr Risler zuerft. NncrreickKar

o?r >-i^' ^uchsril iu der reinsten Form Ivar die Wiedergabe
''''dn.,,», ^chU'N'wäffigcn Partie. Selten war ich von einer
?öri„n»>??V D-arstellung so ergriffen, datz ich HLtte auf-
-fitzt otz». ^vllen. uin zu sehen, ob da vorne wirklich ein Mensch
hinabsübrr -.'ämon, der in dic letztcn Urgründe dc.r Kläuge
Vluz»j^?s .tu>e in der iibermenfchlichen, 'leibensgesteigericn
Uocrjetzung mit Thcma und Ttimnrmig vor dem zu-

Aus der Karlsruher Zeiruug.

K arlsru h e, 9. Febr. Der Großherzog em-
psittg h'eute Vormittag 11 Uhr den Minifter Dr. Schenkel
zur Vortragserstattung uttd hörte nachmittags die Vor-
träge des Geheimerats Dr. Frei'herrn von Babo und des
Lsgationsrats Dr. Seyb. Die Großherzogin erschieu
nachmittags o Ilhr mit der Prinzessiu Hermine Reutz zum
Tee bei den Erbgrotzherzoglichen Herrfchaften.

Aus Stadt u?id LauL.

Hcidelberg, 10. Februnr.

—Kirchcnkonzert. KvmmMden Sonntag, den 12. Febr.,
nachm. 5 U'hr, fitiidct in der Johanneskirchc des Stadt-
tcils Neucnheim ein Orgclionzert statt, gegcben
von dcm O r ga n i ste n v o n de r A u , unter Mitwirkunig deS
Celliste n Weinschcnt ans Mainz. Der Vortragende ist
auf der Künigl. Akadsmie der Künstr zn iBerlin ansgebildet mid
bestrebt, die reichen Schähe der klassischen- gcistlichen Litcratnr
den weitcsten Lchichten unseres Volkcs zugängli'ch zu machcu.
Das Programm entchält Stücke von Buxtechude, Bach, Hän-del,
Fifcher, Schumarm, Liszt und- Lux. Zwischen die Orgelstücke
sind CcllvvorträAi eingeschoben. Um den Befuch des 'Konzertes
recht vielen zü crnnäglichen, wird kein Eintritt crhoben, son-
dcrn nur üie Prograinme werden- zmn Vcrkaufe angcboten, mn
die Unkosten zu decken, Wir wollen dcshalb alle, die solchcr
Mustk Teilnahme eirtgegenbringcn, anf diesen Volksvovtrag be-
sonders a-ufmerksam. machen und seinen Besuch einpfehlien.

X Der Berein Frauenbildung—Fraueustudium wird
seine nächstc Zm'am'mcnkunst am Montag, 13. d. M., haben,
um 4)4 Uhr im oberen Saale des Restaurant der Stadthalle.
Das Rcserat „Wesen unü Wert der Rechtsfchutzstellen" hat
Fran Professor Jellincck übernoinmen, d-ie Leiterin der hie-
sigen Rechtsschntzstelle. Nicht nur die Mitglieder, auch Gäste
sind bcstens willkommen.

V. „Japau-Abend" dcs Nationalsoziale« Vereins. Aus den

nnt so ungcwöhnlich grotzem Jntercssc anfgcTuunimicTicn „Ame-
rika-A'bend" voin 20. Jammr lätzt der Nationalsozial-c Vercin
Heidclbcrg am Fveitag, dcn 17. Februar eincn „Japan-
Abc n d" folgcn. Der russisch-japaniifchc Kriog 'hat dcn ferncn
Ost-en in den Mittelpunkt des politifchen Jnitcresses gerückt,
und so wird die Bchandlnnig dcs grotzcn Thcmas „Japan" mit
Spannung crwartct. Dcr NationÄlsoziale Verein hat denn
auch einen Redncr gewonn>2n, der zu den anerkanntesten und
kompctcmteften Beurbeilern Japans gechört, Herrn Professor
Dr. Karl Rathgen. Gaben am „Amerika-Abend" die süns
Rcdner im lvesent'lichen ihre persönlichen Eindrücke von längcrcn
odcr kürzeven Studien-reisen wieder, so wird Herr Prof. Dr.
Rathgcn ans cincr Erfahrung vielcr Jahre herans vcdcn.
War cr dach von 1882 bis 1890 alS ordcntlicher Prosessvr drr
Staatswissenfchafstn an dcr iapanifchen Reichsuniversität
Tokro tätig und also in der Lage, iin Lande selbst den un-
geheuren Umschwung initzuerleben, dcr Japan auf seine jehige
Höhc gcbracht hat. Auch- seit seiner Rückkehr in dic Hesinat
yat Hcrr Pros. Rathgcn die fermere Entwicklung Japans scharf-
blickend verfo'lgt; fein! vor eintgen Tagen erschnenenes neuestes
Wert: „Dic Japaner nnd ihre wirtschastliche Entwicklung"
(Leipzig, Teubner, 1905) ist cin glängender Beleg dafür. Fm
Mittclpnnkt der Japan-Rede Rathgens wivd die sogen. „GeDe
Gefähr" stchen, und in einer Besprechung der politifchcn Kon-
sequenzen ftir nns wird die Rede ausMnigen, Es wird sich
wiedcr eine freie Ausfprache anschlietzen, die wohl auch zu
mancherlei Anifragen Gelegenhoit geben wird. Ter „Japan-
Tlbend" fiiidet wieder rm' grotzeni Saal des „Tannhäus e. r"
statt; os wird aber diefesmal noch mehr Rawm vorhanden sein,
da der Borstand befch-lossen hat, dic Tische in der Mitte 'des
Saales ganz wegzulassen. Auf vielseitigen Wunsch wird auiher-
dem eine beschränkte Zahl niichtn-umcrierter, refevvierter Plähe
zu 1 Mk. ausgegcbcn lvevden, um -denen, die nicht früh genng

vcvsichtlickien, im fcsten F-Lur-Gewande herschreitenden Choral.
'Jch sah, dah es den andern ähnlich, ging.

Dann crklang die grotze -sonatc. Jm crftcn Satz einige
Freiheiten, die boim ersten Anstreten überrafchten (z. B. das
StringcnLo in dem Sturm hinauf vor dem dritten (Canürbile-)
Thema), dann einhcitlich wirkten. Das Scherzo auffallcnd
'langsam und durchaus romiantifch das Tvio in schöncr Weisc,
n-icht -mit Betonen des Kanons, fondern träumienid; tief erfaht
uriid innig packend die wuniderfamo Stelle mit den frenidcn
Kreuzcn (gegen Schlutz), jcner Hinweis, diei Vorahnung des
iFisntvll-ALagio. Von diesenn n-ur die Evwähnung, datz »ran
'nicht geklatscht hah, weil alle wnhtcn, datz man vor dem- Gött-
lichen nicht Spektakel macht, sondern das Hcmpt nieigt. Die
Fuge wirkte genialisch schäumend, nsit den unheimlichen Trr'l-
lern und jähen Uebevgrrffon der Händc. und 'dem bis zur
Gvausaqnkeit strengcn Ausleben' der Stimnien. Höhepunkt: der
ftürmende Abschlutz vor de-m dritten Fugcnsubjekt (str v). Hier
ist cinmial cin Stück, bci dcnv man selbst in nnserer Zeit dcr
GumnsifinMr und Oktaventzangens schon 'di-o tcchnische Be-
ivältigung anstaunen mutz, und gar noch bei auswendigem
Bortrag. Vor Jahren konnte der 22sährige Frarrz Wüllner als
'voi'nehmste Empfehluntz miitbringcn.: „Spielt die grotzc B-dur-
Sonate auswcndig, nsit der Fuge". Tas wäre auch heute
noch so.

iBei Chopins Cs-dur-Nocturne hab ich incht anfgepatzt. Tic
tändelnd-vcrträumten Rhythinen der A-moll-Mazurbr stelltcn
inir dic klcine Jfadora wiedcr vor Augen-, wie sic den schöncn
Nackcn schmiegt und nsit MunLwinkelri! und Augcn es fertig
bringt, datz höchstes Raffinem'ent wieder Naturgcanch gibt. Tas
E-dur-Schcrzo rauschte in brillanter Bvavour km Mirtelsätz
zu hcrzlichem Gefang »crweilend. So war für diesmäl ausge-
rechnet Ehopin bestcllt, die notwcndige Kühlung zu brmycn.

Richard Strautzcns geniäle Orchostergrotcskc, Till Enlen-
spietzels lnstige Streichc, gab Herr RiÄer zumii Beschlntz. Er
hät es unübcrtreffsich übcrtragcn. Da fehlt nichts an- der

loimnen können, aber eincn sicheren Platz -häben wollen, die
Mögsichkcit dazn zu gewähren. Jm übritzen ist dcr Eintrrtt,
sowcit Rauin vor-handen ist, vollstänidig srei für jedermann.
Damcn und Hcrren sind willkonimcn. Wc-gcn dcr 'Kartcn für
die reservicrtcn Plätze wendc man- sich an die Winterfche Unt-
versitätsbuchhaiMnng (Jnhaber Herr F. W. Rochow).

— Dossenheim, 8. Februar. (Elektrizitätswerk.)
Unser für die hiosize Gemeinde allein erstelltes und be-
stehendes Vlektrizitätswcrk hat sich in der kurzen Zeit seines
Beftchens recht gut rentiert. Jn der letzteU' Bürgerausfchutz-
sitzung wurde mitgeteilt, datz sich bis setzt ein namhafter
Ueberschutz herausstellte. Unser Licht stellt sich erheblich bil-
liger als in anderen Werken; die Kilowattstu'nde stellt sich
bei uns auf nur 35 Pfg., ein Preis, dcr seiner Billigkeit we-
gen wohl einzig dastehen dürfte. Die herrliche, tageshelle
Ortsbeleuchtung ist eine währe Pvacht ge-genüüer der fvüheren
erüärmsichen Beleuchtung mit Petroleuni. Jnsolge dcr Bil-
sigkeit schlietzen sich immer noch mehr Teilnchmer an, auch
solche, die anfangs glaubten, das Licht sei gefährsich und un-
bequem und käme zu teuer. Und währlich, nichts geht über
die Bequemlichkeit mit diesem Lichte. Jn nächfter Zeit soll
noch eine Hilfsmaschine austzestellt wevden, welche dann in
Funktion treten soll, wenn an der großcn Maschine im Por--
phtivwerk etivas vorkommen sollte, oder der Kessel gereinigt
wird, damit keine Untevbrechung in 'der Beleuchtung statt-
finden kann. Kcin- einziger, der das Licht sich hat etnrichten,
lassen, würde es ebenfowenig mehr hergeben, wic devjenige, der
die Wöhltat einer Wasserlcitung besitzt un'd sich hat einrichten
lassen.

— Schtvcyingcn, 9. Febr. (D cr Bezi r ksra k) verhan-
de'lte heute den gangen Tag in- -dem DienstenthebU'Ngsverfahren
gogen Bürgermcifter Dehouft und Ratfchrcibcr Tvunk von
F r i e d r i ch s f e l d in Hin'sicht anf dic unhaittbaren Zustände
auf dem. Rathausc dortse'Ibst. Der Büvgermeister hattc dcir
Antvag auf Entlassung TrunkS gcstellt, der Vorsitzende, Hevr
Obcranrtma'Mi Wcndt, hiclt es sedoch N'ach Darlcgung der
iganzcn Verhättnisse sür einen Akt der Billigkeit dem Rat-
schreiber gegcnüber, datz auch Deihoust von seincni Posten ent-
hoben wcrdc, da er ebenfalls zum guten Teil au den Znständen
di-e Schuld tragc. Die bciden Fälle wurdcn getrcnnt verÜLN-
delt, bci'de Parteien hatten juristifche Vertrcter. Die Bs»-
handlung erfolgte nicht auf Grund des Z 25, sondern emf
Gvnnd des 8 26 -der Genieindeordnnng, das 'Msziplinavder-
fahrcn' gegen Tvunk und Dehoust wurde also cingcstcllt. Die
-Beratung im Falle Tvunt, der zuevst Vevhaudelt wurdc, endete
mit dem Entschcide der Dienstentlassung; sin Falle Dchonst,
der in der Nachmittagssitzung vevhandelt wurde, glanbte der
Bezirksrat auf Grund des 8 26 G.-O. von einer Dienstent-
lassung absehen zu müssen. Es soll jedoch seinc Dirnstcntlafsnng
auf andcrem Wegc angestrcbt wevdcn.

— Manuheiin, 9. Fcbr. 'Seit gcstcrn, habcu wir einen
veritablcn Streik der A r b e i t sl o s e n, ein in dcr Ge-
schichte dev Arbeiierbeweguntz vollständig ncnes Eveigni's. Ca.
20 Ävbeitslofe cvhiclten beim Ausladen von Stcinen für die
Städt MN Rh-einvorländ cinen so niedvigcn Akkordlohn, datz sie
in zwei Tagen noch nicht 4 Mark Vevdienten. A'ls Nachmittags
der Stratzenmeistcv crklärte, datz die versprochene Lohncrhöhuny
auf 70 Kubikmetier nicht stattftnden kön-ne, legtsn fämitliche
Arbeitslosen die Arbeit nteder. — Die sogialdemokratischen
Stadtrüte befchlossen, im! Städtrate -den Antrag aus Bewilligung.
einer Su'MNie von 1000 Mark sür die Strcikenden im
Ruhrgebiet eingubrinWm

Karlsruhe, 8. Febr. (L a n d e s k r i c g e r. t a g.) Der
Bad. MilitärvcveinsvevLand Leabsichtigt, zuv Je'ier dcr Wjähr.
Wicderkchr des Tages, an wclchcnr dcr Grotzhergog 'das Protek-
torat übcr den Vevband übcrnommcni hat, am 4. Juni d. I.,
Lahicr einen Lan'deskviegei'tLg zu vcranstalten, zn welchem
etwa 10 000 frühcre Soldaten erivartet werden.

Vom Oberlande, 9. Febr. Der in- Basel wegeni Verdachts
der Teilnahme an dem Schellha'asschcn Mordc in München
vörHa-stcte Oberschastner Marder wurde ausgesiefert und-
wivd nach Münchcn verbracht tverdcn.

Töniung, wic die gefchjivätzitzcn Fagotte brave Pfäffletn m.
fronuner Debate an^ieihcn lassen, wie das Geschivr dcr Markt-
weiber tlirrend- zerklappert, und wic sie den guten Till die
Leikcv hinauftteigen lassen uikd sein -lctztcs Flattern und
SchiiaPpen am Seil. D« fehlt auch nicht die nmjcstätische Apo-
thevse: der deuftche. Humor 'lebt noch. -Sonst hätte Strautz
das nicht schreiben können.

Das also war -er Abend, da Herr Risler in Heidclbcvg das
Fismvll-Udagio ans Beethovens grotzer B-dur-Sonate spiette.

Kleine ZeiLmrg

— Brcslau, 9. Februar. Jm Konkurs des Land-
gerichtsdirektors Hasse, teikt der Verttralter mit, die Er»
pressungen betrügen 40 000 Mark, die gesamien Ver-
bindlichkeiten 140 000 Mark; merkwürdiger Weise seien
nur 36 000 Bftk. Forderun-gen angemeldet.

— Drrsdcn, 4. Febr. (W o h nsii n g s ü b e r p r o -
dnktion nnd M i e t e r i n t e r e s s e n.) Die Stadt-
verwaltung beabsichtigt, der Errichtung weiterer Stratzen-
viertel vorzubeugen, um die Ueberproduktion von Woh-
nungcn einzudämmen, die schon zu schweren Krisen auf
dem Grundstücksmarkt geführt hat. Hiergegen prote-
stierte eine von 4000 Personen besuchte Mieterversamm-
lung mit dem Hinweis, daß billige Baustellen und kleine
Wohnnngen dnrchaus nicht im Ueberfluß vorhanden seien.
Soweit ein Ueberschuß an Wohnnngen in mittleren unS
 
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