Samstag. 17. Juni 1905.
Erstes Blatt.
47. Jahrgang. — Nr. 140.
^rscheint täglich, Sonntag» aurgenommrn. PreiS mit Famillenblättern monatlich 5V Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Erpedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
^"zeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hicsige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
-5" bestimmten Tagen wirb keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den stadtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Hermann von Wißmann
. Der, wie gestern gemeldet, durch einen Unglücksfall auf
^ ^ Jagd um's Leben gekommene frühere Gouverneur
" Ostafrika, Wißmaun, war eine der sympathischsten
, estalten aus der Schar unserer Afrikaner. Mehrmals
er Jghrx hjndurch anf dem schwarzenKontinent gcweilt,
^ " immer ist er, dem Rate Bismarcks treu, mit einer
'ßen Weste aus dem gefährlichen Erdteil, der. den
^ ftMer mit dem Tropenkoller bedroht, herausgekommen,
^ bei aller seiner Energie und seiner Lebenslust
^ uiemals moralisch beschmutzt.
^ Geboren im Jahre 1853 zu Frankfurt a. d. Oder, hat
svi-" "rm nur das 52. Lebensjahr errcicht. Er war ur-
^ Ungljch Offizier, abcr schon früh interessierte er sich sür
den dem Afrikaforscher Pogge, einem Manne, auf
« die deutsche Afrikaforschung auch stolz sein darf, untcr-
stcki ^ ^ 3«hre 1880 seine erste Reise nach Afrika, die
^ dcr ersten Durchquerung Afrikas durch einen Deutschen
^ltete, und zwar von West nach Ost, von Loanda an
r Küste des portugiesischen Besitzes zunächst nach Nyangwe,
, ^ «rabischen Handelsemporium am oberen Kongo, von
der nach Loanda zurückkehrte. Das Hauptergebnis
g/. ^orschung, welche die beiden Reisendcn bis dahiu,
^rigens mit sehr bcschränkten Mitteln und unter großen
, chwjerigkeiten vollbracht hatten, war die weitere Erkundung
- ? ^andschaft Lunda. Jhr Verkehrsmittel war der Reit-
h'i/' und die Abbildung Wißmanns auf einem solchen ge-
de Derc ist allgemein bekannt. Dcr schwierigste Teil
^ufgabe, die nun Wißmann oblag, war der Zug vom
über den Tanganjikasee zur Ostküste, die er am
, - November 1882 in Saadani erreichte. Wenige Monate
d ^u^ erstattete er in Berlin einen Bericht über die Reise,
h ^ ipäter das Buch folgte: „Unter deutscher'Flagge quer
in ^ ^'ka von West nach Ost". Nach kurzem Aufenthalt
Ei-n^. Hcimat brach Wißmann 1883 zu einer neuen
l..?^ition auf, die er im Auftrage des Königs der Belgier
beck ' . ^ galt die Erforschung des südlichen Kongo-
^ ^us spcziell die Verfolgung des Laufes des Kassai bis
. Kongo, wobci die Verbindung beider Flüsse zum ersten
sein ^stgestellt wurde. Hier machte das afrikanische Klima
böse Wirkung auf Wißmann geltend, er mußte zur
Und ^ ^ Madeira, kehrte aber 1886 zum Kongo zurück
ind "U^stuerte abermals unter großen Mühseligkeiten Afrika,
er zum Tanganyika und von da über den Nyassa
^ Uach Mozambique an die Ostküste gelangte. 1888 wollte
^ an der Expcdition zum Entsatze von Emin Pascha teil-
der^m Der große Araberaufstand in Deutsch-Ostafrika,
anl b Vbstand dieses Schutzgebietes in Frage stellte, ver-
crfad uber den Fürsten Bismarck, Wißmann, den damals
usten und bewährtesten Afrikaner, mit der Nieder-
jro^ung hjxsxz Aufstandes und Leitung der Kolonie zu be-
Osto^'- wurde Wißmann als Reichskommissar nach
tyaxs entsandt und mit einer rasch geworbenen Truppe
Laol ^ ^u schnellen Schlägen den Aufstand nieder; das
zty^^cs Araberhäuptlings Buschiri wurde erstürmt. Nur
ciiien blieb er Reichskommissar. Nachdem er noch
Ustcki ^ufstand am Kilimandscharo niedergeworfen hatte,
l8gV^ dem Assessorismus und trat 1891 zurück. Jm Jahre
uuternahm er dann im Auftrage des Antisklaverei-
groß^^ ."ne Expedition nach dem Nyassa-See, um einen
Uran^n, "scrnen Dampfer dorthin zu bringen. 1895 zog
Itzg^un wiedcr in den praktischen Kolonialdienst; am 1. Mai
Nar,,,-.^urde er zum Gouverncur von Deutsch-Ostafrika er-
cr ! aber nnr l'/r Jahre, bis zum Dezember 1896, ist
dst 5cr Stellung geblieben. Er war in dieser Zeit um
2lbsü, ^ blle Erschließung des Landes bemüht und hielt nach
töristg Friedens mit den Wahehe die Zeit der mili-
uichj > - ^kstcditionen für abgeschlossen, was sich dann freilich
ans hat. Teils wegen des Bureaukratismns, teils
Uud s^.uudheitsrücksichten trat er von seinem Posten zurück
uirs. ^ ^uuiit vou der praktischen kolonialen Betätigung
er sich mit einer Tochter des bekannten
heiraj.s Gwßindustriellen Geh. Kommerzienrats Laugen ver-
steirjs^ Zug er ftch 1899 auf die von ihm erworbene
iu De, rr?Esttzung zurück. Sein früher Tod wird allgemein
^ "ichland lebhaftes Bedauern wachrufen.
Deutsches Reich.
X, T- Ter „Frankf. Ztg." meldct wan aus Berlin: Har-
s'us „Zukunft" weiß zu erzählen, datz der bekannte ober-
chlesischx Mognat nnd Großindustrielle Furst Gurdo
^u ckel von Donnersmarck in Virbindung mst dem
.clchsbankprnsidcnten Dr. Koch, dcr allerdmgs m der
s^unziehung von Banken und Bankiers zu srelwilligen Lei-
U'Mgen sür öffentliche und wohltätige Zwecke einigc Uebung
ll ' iungst xjue Besprechung von Bankdirektoren, Fcnanz
männern und anderen reichen Leuten veranlaßt hat, und daß
dabei der Plan erörtert worden ist, einen Fonds von 10
Millionen zusammenzubringen und dem Kaiser zu über-
weisen, damit er daraus unb emittelten Offizieren
Zulagen gewähren und so die Offizierslaufbahn der Söhne
solcher Familien erleichtern und sichern könne, aus denen
sich traditionell das Offizierkorps rekrutiert, die aber nicht
bemittelt genug sind, um ohne Entbehrungen die Laufbahn
verfolgen zu können. Es ist richtig. Dieser Plan hat be-
standen, er besteht vielleicht noch. Es hat auch bereits die
Besprechung stattgefunden, aber diese hat, so viel wir gehört
haben, doch einen Verlauf genommen, der die Ausführnng
des Planes sehr fraglich erscheinen läßt.
Baden.
— Wie verlantet, ist der Termin für die Landtags-
wahlen auf den 23. Oktober festgesetzt.
Württernberg.
— Die am 14. ds. in Eßlingen vollzogene Land-
tagswahl bedeutet einen schweren Schlag vor allem für
die nationalliberale Partei, dann aber für die bürgerlichen
Parteien überhaupt. Die deutsche Partei hatte den Sitz ih-
res Nestors und bei allen Fraktionen des Landtags gleich
sehr geachteten und beliebten Führers, des Reichsgerichtsrats
v. Gaß, zu verteidigen, und sie hat ihn an die Sozial-
demokratie, die Gaß noch 1900 aus dem Felde schlug, ver-
loren. Das ist tief bedauerlich; die Fraktion ist damit auf
zehn Mitglieder zusammengeschmolzen, ein Siebentel der Ge-
samtzahl, und sie hat in Gaß, der vermöge seiner umfassenden
Bildung in allen Fragen ein gewichtiges Urteil hatte und
juristisch besonders geschult war, ihren einen Arm eingebüßt.
Da aber diese Niederlage trotz des Zusammenwirkens aller
bürgerlichen Parteien cintrat, sind diese insgesamt mitbesiegt,
und daß sie nur 2952 gegen 4521 Stimmen aufbrachten,
verschärft die Niederlage, wie auch außer Zweifcl steht, daß
die Anhänger dcs Eßlinger Oberbürgermeisters Mülberger,
dessrn Kandidatur von den leitenden Kreisen abgelehnt wurde,
durch Wahlenthaltung den Sieg des Sozialdemokraten er-
möglicht oder doch vergrößert haben.
Aus -er Karlsruher Zeiturrg.
Karlsruhe, 16. Juni. Der Großherzog und die
Großherzogin feierten den gestrigen Hochzeitstag ihres lieben
Enkels, des Prinzen Gustaf Adols von Schweden und Nor-
wegen, in stiller Beglückung. Jhre Königlichen Hoheiten
erhielten gegen Abend von dcm König und der Königin
von Großbritannien und Jrland ein sehr liebreiches Tele-
gramm über die Feier der Trauung und das Glück des
jungen Ehepaares. Auch das letztere selbst saudte liebevolle
Nachrichten. Ebenso trafen von dem Erbgroßherzog und
der Kronprinzessin Viktoria Telegramme bci den höchsten
Herrschaften ein. Das neuvermählte Pacst reiste bald nach
der Trauung nach Jrland. Der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Schweden und Norwegen begaben sich mit
den Erbgroßherzoglichen H'errschaften zu mehrtägigem Auf-
enthalt nach London. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm
von Schweden und Norwegen reisen am 17. nach Stockholm
zurück, wohin die Kronprinzessin etwas später folgen wird.
Die Großherzogin reist heute abend 7 Uhr von Sigmaringen
ab und trifft nachts 11 Uhr 47 Minuten in Badcn ein.
Ansland.
Oefterreich-Ungarn.
— Die Gründung einer zweiten katholisch-konfessio-
nellcn studentischen Verbindung „Vandalia" in Prag und
die offene Parteinahme der Regierungsorgane für diese, die
jüngst die Auflösung eines Festkommerses der im V.O. ver-
einigten Prager deutsch-nationalen Burschenschaften herbeiführte.
hat die ohnehin in deutsch-nationalen Studentenkreisen vor-
handene anti-römische Strömung verstärkt und eine Agitation
in Fluß gebracht, die auf einen Massenaustritt der
Studenten aus der kathol. Kirche und den Ucbertritt zur
evangelisch-lutherischen Kirche abzielt. Die Zahl derjenigen
Studenten, die diesen Schritt zu tun bestimmt erklärten, soll
jetzt schon 80 betragen.
Frankreich.
Paris, 16. Juni. Der Abgeordnete Jaures erhebt
in der „Humanite" dagegen Einspruch, daß die eng-
lischeRegierung so eilig dem Sultan von Marokko
bekannt gegeben habe. daß sie sich weigere, an einer
interuationaleu Konferenz teilzunehmen, und fährt dann
fort, der Schritt sei nicht geeignet, die Aufgabe des
Ministerpräsidenten Rouvier zu erleichtern und die Lösung
des Konfliktes zu fördern. Das französisch-eng-
lische Abkommen sei nicht im Spiele; der Vorteil, den
England daraus gezogen, sei nicht bedroht. Frankreich
sei nach wie vor 'überzeugt, daß es in seinem wie im
Jnteresse des Weltfriedeus liege, daß es mit England
freundschaftlich verbunden sei. Welcher Engländer könne
aber Frankreich einen Vorwurf daraus machen, daß es
die marokkanischen Schwierigkeiten mit
Deutschland imGeiste derVersöhnlichkeit regeln
wolle? Wenn Frankreich mit Deutschland bezüglich
Marokkos verhandle, so könne dies das englisch - stan-
zösische Abkoinmen in keiner Weise verletzen. Frankreich
benütze lediglich im Jnteresse des Weltsriedens die ihm
durch das Abkommen zuerkannte Aktionsfreiheit. Wenn
Frankreich überzeugt sei, daß es seinen Einfluß in Marokko
nur im Einverständnis mit allen Mächten und im Wege
einer internationalen Regelung cntwickeln könne, so sehe
man nicht ein, wie England das hindern wolle, ohne
diesem Abkommen direkt zuwider zu handeln. England
möge sich durch seine Rivalität gegen Deutschland nicht
verleiten lassen, die zwischen Deutschland und Frankreich
entstandenen Schwierigkeiten zu vermehren. Die englische
Regierung würde ein schweres Odium auf sich laden,
wenn sie aus dem englisch-stanzösischen Abkommen einen
Fallftrick für Deutschland und eine Gefahr für den ge-
samten Frieden machen wolle. Frankreich müsse dies mit
aller Festigkeit erklären.
Aus Stadt und Land.
Heidel berg. 15. Juni.
Von der Univcrsität. Privatdozent Lic. Niebergall
verösfentlicht soeben als Hest 3 ber „Zeitschrift für Theologie
und Kirche" seinen vor -Jahresfrist iin babischenl wiffenschast-
lichen Predigervercin! zn Karlsruhe gehaltenen Vortrag über
„Die moderne Predigt" in erweiterter Faffumg (69 Seitenh.
Er spricht darin auch von Lebensauffassung seines Kollegen
Henry Thode, dem neuen Glauben voll Kraft der Erlösnng,
den dieser im Ramen der Kunst ersehnt. Niebergall hält dasür,
die Dh'ode'sche Sehnsucht werde sich noch, aus der.<Sphäre der
..intereffantcn Stimmung" herauszuentwickeln haben, „ehe sie
für unsere Ausgabe in Betracht kommen lann."
Vortrag Frühauf. Fn aner vou 8em> hiesigen Frei-
finnigen Beretn einiberusenen, von Herrn Mechtsanw. Kans-
mann gÄerteten Versammrluug sprach gestern Abend Herr
Landtagsabgeordnetev F r ü lh a u f über das Dhema : Vorn
Kilometerhest zur vrertcn Wagcnklassc. An-
wesend waren 60—70 Zuhörer; die Wichtigkest der Angelegen-
hest und die Persönlichkeit des Redners, der sich rn die Fragvn'
der Eisenbahnpolistk und der Msenbahntarisreform ties
hinein Marbeitet hat, hätten einen stärkeren Besuch- -der Ver-
sammlung verdient. Herr Frühvus ist dnrchaus sür die
Eisenbahnbetstebsmittel-Gemeiinschaft, abcr die Tarisresorm»
wie sie gleichzeitg .damst vorgeichlagxn wiod, verwi-ft er auss
Enstchliedenste. Diese sog. Resorm> würde sür nns in jeder
Beziehnng eine Verschlechternntz bodeuten. BesoNders hob
dcr Redner das sozialpolistsche Momcnt hervor, das die Ein-
führung der vierteü WagenAasse bei uns veMetet. Mit
großer Anerkenmmg sprvch er von dein, was dcr Wahlausruf
der nationalliberalen Partei zur Eisenbahnpolitik sagt: „Die
iSelbständigkett unseres ^Ba'HNwesen's wvllen wir auch in Zu-
kunft erhalten wiffen. Eine VereinfaHung des Betriebes durch
Errichtung ciner Betriebsmstte>lgemeinschiast nnter dcn dent-
schen Bahnverwaltungen könnten wir nur ivillkommen heißen.
Eine Personentastsresorm hängt nicht Notwendig damit zu-
sammen. Allein auch diese ist dringend erwünscht. Aber ihr
Ziel dars nicht eine Erhöhung der bestehendeN Taxen seinx
vielmehr muß zunächst die Vevalljgemeineruntz der Sätze un-
seres Kilomeierhcstes unter Wegsall lder lSchnellzugszuschläge
und Rückfahrkarten erstrebt werden. Wenn daneben deo
Zweipsennigtarif im Lokglzngsverkehr feffgehalten wird, so-
entbehrt die> Einsührung einer vicrten Wagenklaffe der Be-
rechtigung. Diese Ncnerung würde den im> Lande bestehen-
den Anschauungen und Gewohmhesten widersprechen uNd wäre
namentlich auch vom sozialen Standpnnkt wns zu bean-
standen." Reimer könne nuv empfehlen, diese Sätze in
die "Gestalt einer Resoluston zn bringen und als solche der
Versaimnlnng zur Annähine vorznlcgen. >Jn der DiskuffioN
-bemerkte -Herr Kavl Ueberle, daff die Reyierung in disser
Eiscnbähnsache die HandelÄammern missallendcr Weise noch
gar nicht besragt habe; es besteht die Wesürchtung, >datz sie»
ohne die Jntereffentenkreise zu hören, vorgehen wolle; da-
rum sei >das Ausammcnirete-n- des Handelstages ange-regt
wordcn, damit dieser ffch über die Sache ansspreche. Herr
Redakteur Mvntua fvagt, indem cr dem> Reserenten bei-
psltchtet, an, wie dieser sich deN weiteren Verlauf der Dinge
nach dem Scheitern der jetzigen Verhvndlungen denke; viel--
sach höre man die Befürchtung, dah Baden, wenn es auf diä
pventzischen Vorschläge nicht eingehe, devart cingeschnüvt wer->
den würde, daß es schlietzlich noch unter schlechteren Bed-in-
gungen zugreifen müffe. Herr Hassemer machte als
ehemaliger prcußischer Soldat daraus ausmcrksam, daß ein
Soldat in' Preußen! nicht in> de-r vierten Klaffe fähre. Davan
erken'ne män, welche Wertschätzung dieser Klvfse in WirMch--
kcit -beigelegt werde. Statt der Renomierwagen viester
Klafse, die man jetzt an den Uebergangsstationen sehe, würde
man in Bäden> >bald Uusschutzwa-gen haben. Herr C h r i st -
mann meint, man solle doch die Möglichkest im Auge be-
halten, dah man nachgeben müsse uud- deshälb dafür sorgen.
datz die vieste K'laffe so austzestattet wevde, daß män ste als
menschenwürdiges Besü-rdernngsmittc-l betvachten dürfe. Jn
seinem Schlutzwort sührte Herr Frühauf ans. oatz 8äs
Scheitern der Reform. nicht gefähvlich wäre, v-iel wichstger
sei, daß das Jntereffe des Volkes an Eisenbvhnsachen estvache.
Das badischc Eisenbahnnetz sei- ein Großbetriebsnnternehmen
im- Werte von 600—700 Millionen Mark mit Monopolrechten
und demi Prinzip der Barzählnng. Wenn ein solches Unter-
liehmen sich nicht selbständig erhalten könnte. we'Iches Unter-
nehmen sollte -dann bestehen können? Wer man müffe käm-
pfen- u>nd zwar mtt affchr >Mttteln; letzteres sei mdessen bis
jetzt noch mcht geschehen. Man dürfe nicht abwasten, ob etwa
die 4. Klaffe menschenlvürdig gemacüt werde. Die 4. Klaffe
sei ü b e r fl ü s si g. Wo sie existiere, wevde sie nicht in
Die heutige Nummer umfaßt drei Btätter zusammeu 14 Seiten.
Erstes Blatt.
47. Jahrgang. — Nr. 140.
^rscheint täglich, Sonntag» aurgenommrn. PreiS mit Famillenblättern monatlich 5V Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Erpedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post
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^"zeigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hicsige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
-5" bestimmten Tagen wirb keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitung nnd den stadtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Hermann von Wißmann
. Der, wie gestern gemeldet, durch einen Unglücksfall auf
^ ^ Jagd um's Leben gekommene frühere Gouverneur
" Ostafrika, Wißmaun, war eine der sympathischsten
, estalten aus der Schar unserer Afrikaner. Mehrmals
er Jghrx hjndurch anf dem schwarzenKontinent gcweilt,
^ " immer ist er, dem Rate Bismarcks treu, mit einer
'ßen Weste aus dem gefährlichen Erdteil, der. den
^ ftMer mit dem Tropenkoller bedroht, herausgekommen,
^ bei aller seiner Energie und seiner Lebenslust
^ uiemals moralisch beschmutzt.
^ Geboren im Jahre 1853 zu Frankfurt a. d. Oder, hat
svi-" "rm nur das 52. Lebensjahr errcicht. Er war ur-
^ Ungljch Offizier, abcr schon früh interessierte er sich sür
den dem Afrikaforscher Pogge, einem Manne, auf
« die deutsche Afrikaforschung auch stolz sein darf, untcr-
stcki ^ ^ 3«hre 1880 seine erste Reise nach Afrika, die
^ dcr ersten Durchquerung Afrikas durch einen Deutschen
^ltete, und zwar von West nach Ost, von Loanda an
r Küste des portugiesischen Besitzes zunächst nach Nyangwe,
, ^ «rabischen Handelsemporium am oberen Kongo, von
der nach Loanda zurückkehrte. Das Hauptergebnis
g/. ^orschung, welche die beiden Reisendcn bis dahiu,
^rigens mit sehr bcschränkten Mitteln und unter großen
, chwjerigkeiten vollbracht hatten, war die weitere Erkundung
- ? ^andschaft Lunda. Jhr Verkehrsmittel war der Reit-
h'i/' und die Abbildung Wißmanns auf einem solchen ge-
de Derc ist allgemein bekannt. Dcr schwierigste Teil
^ufgabe, die nun Wißmann oblag, war der Zug vom
über den Tanganjikasee zur Ostküste, die er am
, - November 1882 in Saadani erreichte. Wenige Monate
d ^u^ erstattete er in Berlin einen Bericht über die Reise,
h ^ ipäter das Buch folgte: „Unter deutscher'Flagge quer
in ^ ^'ka von West nach Ost". Nach kurzem Aufenthalt
Ei-n^. Hcimat brach Wißmann 1883 zu einer neuen
l..?^ition auf, die er im Auftrage des Königs der Belgier
beck ' . ^ galt die Erforschung des südlichen Kongo-
^ ^us spcziell die Verfolgung des Laufes des Kassai bis
. Kongo, wobci die Verbindung beider Flüsse zum ersten
sein ^stgestellt wurde. Hier machte das afrikanische Klima
böse Wirkung auf Wißmann geltend, er mußte zur
Und ^ ^ Madeira, kehrte aber 1886 zum Kongo zurück
ind "U^stuerte abermals unter großen Mühseligkeiten Afrika,
er zum Tanganyika und von da über den Nyassa
^ Uach Mozambique an die Ostküste gelangte. 1888 wollte
^ an der Expcdition zum Entsatze von Emin Pascha teil-
der^m Der große Araberaufstand in Deutsch-Ostafrika,
anl b Vbstand dieses Schutzgebietes in Frage stellte, ver-
crfad uber den Fürsten Bismarck, Wißmann, den damals
usten und bewährtesten Afrikaner, mit der Nieder-
jro^ung hjxsxz Aufstandes und Leitung der Kolonie zu be-
Osto^'- wurde Wißmann als Reichskommissar nach
tyaxs entsandt und mit einer rasch geworbenen Truppe
Laol ^ ^u schnellen Schlägen den Aufstand nieder; das
zty^^cs Araberhäuptlings Buschiri wurde erstürmt. Nur
ciiien blieb er Reichskommissar. Nachdem er noch
Ustcki ^ufstand am Kilimandscharo niedergeworfen hatte,
l8gV^ dem Assessorismus und trat 1891 zurück. Jm Jahre
uuternahm er dann im Auftrage des Antisklaverei-
groß^^ ."ne Expedition nach dem Nyassa-See, um einen
Uran^n, "scrnen Dampfer dorthin zu bringen. 1895 zog
Itzg^un wiedcr in den praktischen Kolonialdienst; am 1. Mai
Nar,,,-.^urde er zum Gouverncur von Deutsch-Ostafrika er-
cr ! aber nnr l'/r Jahre, bis zum Dezember 1896, ist
dst 5cr Stellung geblieben. Er war in dieser Zeit um
2lbsü, ^ blle Erschließung des Landes bemüht und hielt nach
töristg Friedens mit den Wahehe die Zeit der mili-
uichj > - ^kstcditionen für abgeschlossen, was sich dann freilich
ans hat. Teils wegen des Bureaukratismns, teils
Uud s^.uudheitsrücksichten trat er von seinem Posten zurück
uirs. ^ ^uuiit vou der praktischen kolonialen Betätigung
er sich mit einer Tochter des bekannten
heiraj.s Gwßindustriellen Geh. Kommerzienrats Laugen ver-
steirjs^ Zug er ftch 1899 auf die von ihm erworbene
iu De, rr?Esttzung zurück. Sein früher Tod wird allgemein
^ "ichland lebhaftes Bedauern wachrufen.
Deutsches Reich.
X, T- Ter „Frankf. Ztg." meldct wan aus Berlin: Har-
s'us „Zukunft" weiß zu erzählen, datz der bekannte ober-
chlesischx Mognat nnd Großindustrielle Furst Gurdo
^u ckel von Donnersmarck in Virbindung mst dem
.clchsbankprnsidcnten Dr. Koch, dcr allerdmgs m der
s^unziehung von Banken und Bankiers zu srelwilligen Lei-
U'Mgen sür öffentliche und wohltätige Zwecke einigc Uebung
ll ' iungst xjue Besprechung von Bankdirektoren, Fcnanz
männern und anderen reichen Leuten veranlaßt hat, und daß
dabei der Plan erörtert worden ist, einen Fonds von 10
Millionen zusammenzubringen und dem Kaiser zu über-
weisen, damit er daraus unb emittelten Offizieren
Zulagen gewähren und so die Offizierslaufbahn der Söhne
solcher Familien erleichtern und sichern könne, aus denen
sich traditionell das Offizierkorps rekrutiert, die aber nicht
bemittelt genug sind, um ohne Entbehrungen die Laufbahn
verfolgen zu können. Es ist richtig. Dieser Plan hat be-
standen, er besteht vielleicht noch. Es hat auch bereits die
Besprechung stattgefunden, aber diese hat, so viel wir gehört
haben, doch einen Verlauf genommen, der die Ausführnng
des Planes sehr fraglich erscheinen läßt.
Baden.
— Wie verlantet, ist der Termin für die Landtags-
wahlen auf den 23. Oktober festgesetzt.
Württernberg.
— Die am 14. ds. in Eßlingen vollzogene Land-
tagswahl bedeutet einen schweren Schlag vor allem für
die nationalliberale Partei, dann aber für die bürgerlichen
Parteien überhaupt. Die deutsche Partei hatte den Sitz ih-
res Nestors und bei allen Fraktionen des Landtags gleich
sehr geachteten und beliebten Führers, des Reichsgerichtsrats
v. Gaß, zu verteidigen, und sie hat ihn an die Sozial-
demokratie, die Gaß noch 1900 aus dem Felde schlug, ver-
loren. Das ist tief bedauerlich; die Fraktion ist damit auf
zehn Mitglieder zusammengeschmolzen, ein Siebentel der Ge-
samtzahl, und sie hat in Gaß, der vermöge seiner umfassenden
Bildung in allen Fragen ein gewichtiges Urteil hatte und
juristisch besonders geschult war, ihren einen Arm eingebüßt.
Da aber diese Niederlage trotz des Zusammenwirkens aller
bürgerlichen Parteien cintrat, sind diese insgesamt mitbesiegt,
und daß sie nur 2952 gegen 4521 Stimmen aufbrachten,
verschärft die Niederlage, wie auch außer Zweifcl steht, daß
die Anhänger dcs Eßlinger Oberbürgermeisters Mülberger,
dessrn Kandidatur von den leitenden Kreisen abgelehnt wurde,
durch Wahlenthaltung den Sieg des Sozialdemokraten er-
möglicht oder doch vergrößert haben.
Aus -er Karlsruher Zeiturrg.
Karlsruhe, 16. Juni. Der Großherzog und die
Großherzogin feierten den gestrigen Hochzeitstag ihres lieben
Enkels, des Prinzen Gustaf Adols von Schweden und Nor-
wegen, in stiller Beglückung. Jhre Königlichen Hoheiten
erhielten gegen Abend von dcm König und der Königin
von Großbritannien und Jrland ein sehr liebreiches Tele-
gramm über die Feier der Trauung und das Glück des
jungen Ehepaares. Auch das letztere selbst saudte liebevolle
Nachrichten. Ebenso trafen von dem Erbgroßherzog und
der Kronprinzessin Viktoria Telegramme bci den höchsten
Herrschaften ein. Das neuvermählte Pacst reiste bald nach
der Trauung nach Jrland. Der Kronprinz und die Kron-
prinzessin von Schweden und Norwegen begaben sich mit
den Erbgroßherzoglichen H'errschaften zu mehrtägigem Auf-
enthalt nach London. Der Kronprinz und Prinz Wilhelm
von Schweden und Norwegen reisen am 17. nach Stockholm
zurück, wohin die Kronprinzessin etwas später folgen wird.
Die Großherzogin reist heute abend 7 Uhr von Sigmaringen
ab und trifft nachts 11 Uhr 47 Minuten in Badcn ein.
Ansland.
Oefterreich-Ungarn.
— Die Gründung einer zweiten katholisch-konfessio-
nellcn studentischen Verbindung „Vandalia" in Prag und
die offene Parteinahme der Regierungsorgane für diese, die
jüngst die Auflösung eines Festkommerses der im V.O. ver-
einigten Prager deutsch-nationalen Burschenschaften herbeiführte.
hat die ohnehin in deutsch-nationalen Studentenkreisen vor-
handene anti-römische Strömung verstärkt und eine Agitation
in Fluß gebracht, die auf einen Massenaustritt der
Studenten aus der kathol. Kirche und den Ucbertritt zur
evangelisch-lutherischen Kirche abzielt. Die Zahl derjenigen
Studenten, die diesen Schritt zu tun bestimmt erklärten, soll
jetzt schon 80 betragen.
Frankreich.
Paris, 16. Juni. Der Abgeordnete Jaures erhebt
in der „Humanite" dagegen Einspruch, daß die eng-
lischeRegierung so eilig dem Sultan von Marokko
bekannt gegeben habe. daß sie sich weigere, an einer
interuationaleu Konferenz teilzunehmen, und fährt dann
fort, der Schritt sei nicht geeignet, die Aufgabe des
Ministerpräsidenten Rouvier zu erleichtern und die Lösung
des Konfliktes zu fördern. Das französisch-eng-
lische Abkommen sei nicht im Spiele; der Vorteil, den
England daraus gezogen, sei nicht bedroht. Frankreich
sei nach wie vor 'überzeugt, daß es in seinem wie im
Jnteresse des Weltfriedeus liege, daß es mit England
freundschaftlich verbunden sei. Welcher Engländer könne
aber Frankreich einen Vorwurf daraus machen, daß es
die marokkanischen Schwierigkeiten mit
Deutschland imGeiste derVersöhnlichkeit regeln
wolle? Wenn Frankreich mit Deutschland bezüglich
Marokkos verhandle, so könne dies das englisch - stan-
zösische Abkoinmen in keiner Weise verletzen. Frankreich
benütze lediglich im Jnteresse des Weltsriedens die ihm
durch das Abkommen zuerkannte Aktionsfreiheit. Wenn
Frankreich überzeugt sei, daß es seinen Einfluß in Marokko
nur im Einverständnis mit allen Mächten und im Wege
einer internationalen Regelung cntwickeln könne, so sehe
man nicht ein, wie England das hindern wolle, ohne
diesem Abkommen direkt zuwider zu handeln. England
möge sich durch seine Rivalität gegen Deutschland nicht
verleiten lassen, die zwischen Deutschland und Frankreich
entstandenen Schwierigkeiten zu vermehren. Die englische
Regierung würde ein schweres Odium auf sich laden,
wenn sie aus dem englisch-stanzösischen Abkommen einen
Fallftrick für Deutschland und eine Gefahr für den ge-
samten Frieden machen wolle. Frankreich müsse dies mit
aller Festigkeit erklären.
Aus Stadt und Land.
Heidel berg. 15. Juni.
Von der Univcrsität. Privatdozent Lic. Niebergall
verösfentlicht soeben als Hest 3 ber „Zeitschrift für Theologie
und Kirche" seinen vor -Jahresfrist iin babischenl wiffenschast-
lichen Predigervercin! zn Karlsruhe gehaltenen Vortrag über
„Die moderne Predigt" in erweiterter Faffumg (69 Seitenh.
Er spricht darin auch von Lebensauffassung seines Kollegen
Henry Thode, dem neuen Glauben voll Kraft der Erlösnng,
den dieser im Ramen der Kunst ersehnt. Niebergall hält dasür,
die Dh'ode'sche Sehnsucht werde sich noch, aus der.<Sphäre der
..intereffantcn Stimmung" herauszuentwickeln haben, „ehe sie
für unsere Ausgabe in Betracht kommen lann."
Vortrag Frühauf. Fn aner vou 8em> hiesigen Frei-
finnigen Beretn einiberusenen, von Herrn Mechtsanw. Kans-
mann gÄerteten Versammrluug sprach gestern Abend Herr
Landtagsabgeordnetev F r ü lh a u f über das Dhema : Vorn
Kilometerhest zur vrertcn Wagcnklassc. An-
wesend waren 60—70 Zuhörer; die Wichtigkest der Angelegen-
hest und die Persönlichkeit des Redners, der sich rn die Fragvn'
der Eisenbahnpolistk und der Msenbahntarisreform ties
hinein Marbeitet hat, hätten einen stärkeren Besuch- -der Ver-
sammlung verdient. Herr Frühvus ist dnrchaus sür die
Eisenbahnbetstebsmittel-Gemeiinschaft, abcr die Tarisresorm»
wie sie gleichzeitg .damst vorgeichlagxn wiod, verwi-ft er auss
Enstchliedenste. Diese sog. Resorm> würde sür nns in jeder
Beziehnng eine Verschlechternntz bodeuten. BesoNders hob
dcr Redner das sozialpolistsche Momcnt hervor, das die Ein-
führung der vierteü WagenAasse bei uns veMetet. Mit
großer Anerkenmmg sprvch er von dein, was dcr Wahlausruf
der nationalliberalen Partei zur Eisenbahnpolitik sagt: „Die
iSelbständigkett unseres ^Ba'HNwesen's wvllen wir auch in Zu-
kunft erhalten wiffen. Eine VereinfaHung des Betriebes durch
Errichtung ciner Betriebsmstte>lgemeinschiast nnter dcn dent-
schen Bahnverwaltungen könnten wir nur ivillkommen heißen.
Eine Personentastsresorm hängt nicht Notwendig damit zu-
sammen. Allein auch diese ist dringend erwünscht. Aber ihr
Ziel dars nicht eine Erhöhung der bestehendeN Taxen seinx
vielmehr muß zunächst die Vevalljgemeineruntz der Sätze un-
seres Kilomeierhcstes unter Wegsall lder lSchnellzugszuschläge
und Rückfahrkarten erstrebt werden. Wenn daneben deo
Zweipsennigtarif im Lokglzngsverkehr feffgehalten wird, so-
entbehrt die> Einsührung einer vicrten Wagenklaffe der Be-
rechtigung. Diese Ncnerung würde den im> Lande bestehen-
den Anschauungen und Gewohmhesten widersprechen uNd wäre
namentlich auch vom sozialen Standpnnkt wns zu bean-
standen." Reimer könne nuv empfehlen, diese Sätze in
die "Gestalt einer Resoluston zn bringen und als solche der
Versaimnlnng zur Annähine vorznlcgen. >Jn der DiskuffioN
-bemerkte -Herr Kavl Ueberle, daff die Reyierung in disser
Eiscnbähnsache die HandelÄammern missallendcr Weise noch
gar nicht besragt habe; es besteht die Wesürchtung, >datz sie»
ohne die Jntereffentenkreise zu hören, vorgehen wolle; da-
rum sei >das Ausammcnirete-n- des Handelstages ange-regt
wordcn, damit dieser ffch über die Sache ansspreche. Herr
Redakteur Mvntua fvagt, indem cr dem> Reserenten bei-
psltchtet, an, wie dieser sich deN weiteren Verlauf der Dinge
nach dem Scheitern der jetzigen Verhvndlungen denke; viel--
sach höre man die Befürchtung, dah Baden, wenn es auf diä
pventzischen Vorschläge nicht eingehe, devart cingeschnüvt wer->
den würde, daß es schlietzlich noch unter schlechteren Bed-in-
gungen zugreifen müffe. Herr Hassemer machte als
ehemaliger prcußischer Soldat daraus ausmcrksam, daß ein
Soldat in' Preußen! nicht in> de-r vierten Klaffe fähre. Davan
erken'ne män, welche Wertschätzung dieser Klvfse in WirMch--
kcit -beigelegt werde. Statt der Renomierwagen viester
Klafse, die man jetzt an den Uebergangsstationen sehe, würde
man in Bäden> >bald Uusschutzwa-gen haben. Herr C h r i st -
mann meint, man solle doch die Möglichkest im Auge be-
halten, dah man nachgeben müsse uud- deshälb dafür sorgen.
datz die vieste K'laffe so austzestattet wevde, daß män ste als
menschenwürdiges Besü-rdernngsmittc-l betvachten dürfe. Jn
seinem Schlutzwort sührte Herr Frühauf ans. oatz 8äs
Scheitern der Reform. nicht gefähvlich wäre, v-iel wichstger
sei, daß das Jntereffe des Volkes an Eisenbvhnsachen estvache.
Das badischc Eisenbahnnetz sei- ein Großbetriebsnnternehmen
im- Werte von 600—700 Millionen Mark mit Monopolrechten
und demi Prinzip der Barzählnng. Wenn ein solches Unter-
liehmen sich nicht selbständig erhalten könnte. we'Iches Unter-
nehmen sollte -dann bestehen können? Wer man müffe käm-
pfen- u>nd zwar mtt affchr >Mttteln; letzteres sei mdessen bis
jetzt noch mcht geschehen. Man dürfe nicht abwasten, ob etwa
die 4. Klaffe menschenlvürdig gemacüt werde. Die 4. Klaffe
sei ü b e r fl ü s si g. Wo sie existiere, wevde sie nicht in
Die heutige Nummer umfaßt drei Btätter zusammeu 14 Seiten.