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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 1-26 (2. Januar 1905 - 31. Januar 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0124

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obssleich dieser ih-n mehrnMs abwechrte. Jetzt läßt die
„Landpost" eirmn Versuchsballon steigen, irrdem sie
schreibt: „Dürfte die nationalliberale Partei ftch wun-
-dern, wenn wir der Not gehorchend Bündnisse suchten, die
nns taktische Dorteile brächten?" Soweit man indessen
die Stimmung in den konservativen Wählerkreisen kennt,
ist ihnen der lGedanke, rnrt dem Zentrum zusamrnenzm
gehen, zuwider, zumal in einer Zeit, da die Zentrums-
macht im Auffteigen ist. Die Konservativen mützten sich
nach unserer Meinung darüber freuen, daß die Liberalen
sich zusammentun, um mit gemeinsamen lKrästen die Zen-
trumsflut einzu'dämmen, und sie sollten nach ihrer gcm-
zen Anschauungsweise den Liberalen dabei nicht in den
Arm fallen, sondern sie sollten mithelfen, damit uns eine
Zentrumsherrschast erspart bleibt. Alles, was nicht ul-
tramontan ist, muß zusammenstehen, wenn Baden nicht in
das gleiche Fährwasser geraten soll, in dem Bayern heute
treibt. Wenn die Konservativen in diesem Sinne die ge-
genwärtigen Vorgänge auf denr Gebiete des Parteilebens
auffassen, dann können sis darin unmöglich einen Zwang
sehen, der sie in die Arme des Zentrunrs treibt.

— Die „Badische Presse" erfährt, daß die Mitteilun-
gen der „Bad. Korrespondsnz" über bevosstehende Mi-
nisterveränderungen auf steier Erfindung be-
ruhen.

Sachseu-Wcimar.

Weimar, 17. Jan. Ueber die letzten Stunden der
-entschlafenen Großh-erzogin wird noch gemeldet: Nach
-gestern Mend eiNgetretener kleiner Besserung trat Be-
wußtlosigkeit ein, und die junge Fürsttn ist heute Morgen,
ohns das Dewußtsein wieder erlangt zu haben, um 6.10
llhr sanft entschlafen. Um 8 Uhr läuteten die Glocken
sämtlicher Kirchen Weimars, alle öffentlichen und viele
Privatgebäude hatten Halbmast geflaggt. Die Th-eater
sind bis auf weiteres geschlossen. Hoftrauer ist auf sechs
Mouate angeordnet. Bis nrorgen Abend wird die Leiche
in offenem Sarge irn Weißsn Saale des Residenzschlosses
aufgebahrt; am Mittwoch wird sie nach der Hofkirche
übergeführt und am Samstag Mitiag findet die Bei-
setzung statt.

Weimar, 17. Jan. Der amtliche Bericht über derr
Tod derGroßherzogin Karoline lautet: Ge-
stern Nacht 11 Uhr begann der Todeskampf der hvhen
Patientin. Schon während der ganzen Krankheit statteie
der Großherzog der hohen Gemahlin häufig Besuche crb,
worüber die Großherzogin wiederholt ihre Freude aus-
drückte. Am Sterbebett weilten außer den beiden behan-
delnden Aerzten Dr. Pfeiffsr und Dr. Stinzig, 3 Schwe-
stern des Sofienhauses und die Kammerstau. Um 3 Uhr
morgens von der bedrohlichen Wendung benachrichttgt,
erschienen auch der Großherzog und die Prinzessinnen
Hermine und Jda von Reuß, die beiden jüngsten Schwe-
stern der Entschlafenen am Sterbebette. Trotz der fort-
schreitenden Benommenheit hat die stekbende Großherzogin
die Anverwandten bei i'hrem Eintritt mit sichrbarer Freude
erkannt und begrüßt.

Aus der Karlsruder ZeiLuug.

Hof-Ansagc.

Wegen des am 17. ds. Mts. erfolgten Ablebens Jhrer Kö-
rliglichen Hoheit der Grotzherzogtn- Carolrne von
Sachsen - Weimar - Eisenach, Prinzessin Reuh ä. L.,
-egt der Grohherzogltche Hof von heutc an die Trauer auf 3
Wochen und zwar auf 11 Tage vom 18. Januar bis 28. Januar
uach der dritten Stufc der Trauerordnung an.

T-er Rest von 10 Tagen nach der vierten Stufe wird in die
gleil^eitig bestehen-de Traner für die veAvitwete Herzogin
Alexandrine vcm Sachsen-Coburg un-d Gotha, Prinzessin und
Markgräfin von Baden, Grohherzogltche Hoheit, eingeschlosscn.

Karlsruhe, dcn 18. Januar 1905.

Grohherzogliches Obcrstkammernherrn-Amt.

Karlsruhe, 17. Fan. Der Großhsrzog empffng
heute Mrttag halb 12 IHr den Staatsminister Dr. von
Brauer zur Vorstagserstattung. Nachmittags gegen 3
Uhr empfingen die Höchsien Herrschasten den Besuch des
Prinzen Karl und Gemahlin, Gräfin Rhena. Jm Lanfe

Außer thm wirkten Umbreä, Hundeshagen, Schen-kel, deren
N<un«n nvch heute etnen guteni Klang haben.

Jn der medizimschen Fakultät las der alte Tiedemann nicht
mehr. Chelius vertrat bie Chirurgie, Arnold (der Bater) dic
Anatomie, Lange die Gynäkologie, Delffs medtzinische Chemie;
Puchelt las Geschichte dcr Medizin und Hafse leitete die Mcdi-
zinische Klinik. Unter den Prtvatdozenten war Jakob Mole -
schott, der holländische Jude, der Freund des Aesthetikers
Hermann Hettner, schon darnals durch seine Ltebig-Polemik im
.^kreislauf des LebeuS" ein weitbekannter Mann; aber für sei-
n«n kraffen — wir sagen heute: dogmattschen — Materialis-
mus war kein Aufrücken an der Ruperto-Carola rn der Maien-
blüte der Reakttoir zu denken. Er ist dekamMich vor cin paar
Jahren als Profeffor der Phhsiologie an der Uni-Versität Rom
i^storben.

Drei Semester zuvor war der Prwatdozent der Philosophie
Dr. Kuno Fischer von diefer Reaktion gemaßregelt worden.
Am 1. Juli 1853 war ihm, der seit November 1850 unter ftci-
gendein Zulauf im größten Hörsaal las, eine Verfügung der
badischen Regierung zugcstellt ivorden, unterzetchnet vom Mini-
ster des Jnnern von Wechmar, welche ihm, ohne irgend welche
Untersuchung, sclbst ohne Angabe von Gvünden, die venia le-
gendi vom nächsten Semester ab, als eine widerruflich erteilte
Bewilligung, entzog; infolge einer Jntrigue dcs — damals noch
otthodoxen — Direktors dcs Predigerfeminars Damel Schen-
kel und um glcic^eittg den wegen Vorfällen an der Freiburger
Universität verschnupften Ultramontanen ein Pslästerchen zu
verabveichen. Kuno Fischer wohnte darnals noch in Hetdel-berg
weiter als Privatmann in glücklicher, eben -begründeter Häus-
Itchkeit, im Unrgang mit Tavid Friedttch Sttauh, dem in
gleicher Vetteherung vom Universitätskatheder Ferngehaltenen,
mit Lndwig Häußer, Gervtnns, und schrieb in üer arbeits-
retchen, unfreiwilligen Muhe eincs Trienniums —- der irn De-
zember 1856 die Berustng nach Jena ein Ende bereitete —
seine Werke übcr Spinoza, über Letbniz und die dcuffchc Aus-
Kgrung, über Baco, die Realphilosophie und ihr Zettaltcr, nicht
gn vergeffen seiner dialektffch metsterhaften Streitschriften pro
rdomo.

Dte Milosophte war so im- Wintersernester 1854—55 «n der
Univeffirüt nur (wirklich „nur") vettrcten durch die Profes-

des NcrchmittagL hörte der Gro-ßherzog die Vorträge des
Präsidertten Dr. Nicolai, des Geheimerats Drs Freiherrn
von Bcrbo ünd des Legatiorrsrats Dr. Seyb. Prinz Gnstav
von Schwederr und Norwegen fft, einer den Großherz-og-
lichen Herrfchasten zugekornmenen Nachricht znfolge, ge-
stern in Cairo eingestoffen.

Aus Stadt urrd Lrmd.

Heidelberg, 18. Janu-rr.

-i- Bienenwirtschaftltches. Am Nachmittag des 15. ds. fand
im Rfftaurant „zum Römer" hier die alljä-hrliche Generalver-
lnng des Bienenznchtvereins Hetdelberg statt, welche sehr zahl-
reich von seinen Mitglicdern besucht war. Herr Kampp, üer
2. Vorstand, hieh die Mitglieder herzlich willkoinmen, warf eiven
kurzen Rückblick anf das vefflossene Vereinsjahr, das im Allge-
meinen in vielen Landesteilen als ein gutes bezeichnet werden
daff und erstattete dann den Rechenfchastsbericht übcr daS ver-
floffene Jahr. Man überzeugte sich, dah die Rechnuug richtig
gesthrt, kcine Beanstarchung ergab unid es wurbe dem neucn
Äechner Entlajtung etteilt. Dem früheren Rechner, Herrn
Fries, wurde der Dank str seine langjährigc, stets präzise und
gute Rechnungsführunß abgestattet und -bcschlffsen, dcinselben
als dankbare Anerkennung seiner effprichlichen Dienste für den
Veretn ern Präsent zukommcn zu lassen, das noch näher be-
stimntt werden soll. Dem zurückgetretenen fettherigen Vorstan-d
Herrn Haupttnann a. D. Puhhard von Handschuhsheim wird
für seine uneigennühige energische Führung und Vettretung des
Veretns der gÄbührende Dank ausgcsprochen und allgcgiein be-
dauert, datz er sein Amt niedergelegt stt und Mar aus Grün-
den, die sehr bedauerlich sirch. Als neuer Vorstand wurde mit
45 Stinimen der seitherige 2. Vofftand, Herr Hauptlehrer
Kampp aus Neckargemünd, gffvählt. Zur Zeit zählt dcr Verein
158 Mitglieder. Mit der nächstcn Zusammcnkunft tm März,
die abermals in Heidelberg statffindet, soll eine Verlosung von
allerlei Bienengeräffchaften unter den Mitgliedern stattsinden.
Also auf fröhliches Wiedersehen im schünen Monat März.

— Polizcibcricht. Verhaftet wurden 2 Taglöhner znr
Straferstehuug, ein Taglöhner un-d ffn Schlosser wcgen Bct-
telns und 2 Frauenzimmer wegen Ilmherziehens. Zur An-
zeige kamen ein Taglöhner wegen Körperverletziing und ein
Fuhrmann -wegen Ticrquälerff.

Neckat'gemüird, 16. Fan. (De r M i l i t ä r v e r e i n) hat
in sciner gfftern Nachrntttag im- Gasthaus „zunr Hiffch" abge-
haltenen Generalversamnttung als 1. Vofftand ffnstimmig Hrn.
Bürgernierster Heeg und als 2. Vorstand tzerrn INaurermcistcr
Aug. Bauer gewählt; der -Schrifffühver, Herr Oppel, und der
Kassicr, Herr Lffst, wnrden mtt grohcr Majorität wicder ge-
wählt.

6 Weinheim, 16. Jan. (Unfal l.) Gfftern Abend gegen
7 Uhr ereignete sich in Heddesheim ein Automobilunfall.
Der herffchende heftige Nordffffturnr, hatte eine Seite der am
Bahnhof besindlichen Barttere der Main-Neckarbahn in ,'ffe
Höhe getrieben, als von Grohsachsen her ffn Autoinobil ange-
saust kain und mit solcher Wucht gegen die noch gffchlffsene
Seite anrannte, datz die Barriere in der Mitte durchgeschnitten
wnrde. Das Fahrzeug rannte sodcmn wider die gegenüber-
liegende Bahnhofsivittschast von Schenk. Wie das „Ncue
Mannh. Volksbl." Hött, foll üer Führer schwer vcrletzt sein.
Außerdem soll das Vehikel ruxh mit 4 Peffonen beseht gewesen
sffn. Das Automobil sclbst ist zettrünnnert.

— Weinhcim, 17. Jan. (T o d e s f ä l le.) Dem Ge-
meinderat Ebert, der heute beerdigt wurde, tst kaum cinen Tag
später ein zweites Gemeinderatsmitglied, Hcrr
Zinkgräf, zuglffch Stellvertreter des Bürgermffsters, im
Tode gefolgt. Wie Herr Ebert, ivar auch cr eiu flffhiger und
tüchtiger Geschäftsmann. Seinc irdifchen Ueberreste wcrdcn
rnorgen nach Hffdelbevg verbracht, um inr dottigcn Kremato-
rinm verbrannt zn werden.

0 Bretten, 17. Jan. (B ü r ge rm e i ste r w a h l.) Bff
der gestrigen zlveiten Wahl wurde Herr Falbttkant Dr. Gil -
lardon zum Bürgcrnreister hiefiger Stadt gewählt.

1 Kenzingen, 17. Jan. (Feuer.) Heute Nachmittag um
-K4 Uhr ertönte Feueffignal. Jm. Hinterhause des Anwesens
von Geschwtster Sasoli war Feuer ausgebrochcn, das sich mit
rafender Schnelligkeit infolge des herrschenden Nordwindes auf
die anstohenden Häuser und Scheunen, die leichter Bauatt -wa-
ren, verbreitffe. Die hiesige Feuerwehr, sowie diejenige von
Herbolzheim waren alsbald znr Stellc und taten ihr müglichstes,
um dcm Feuer Einhcttt zu bieten. Dasselbe war erst um )48
Uhr abends gelöscht. Niedergebramtt sind die Anwesen von
Gffchwister Sasoli, Bäckermeister Fuchs, Katt Hauler, die
Scheune des Karl Held urtd der Wttwe Emmenegger. Das
Vorderhaus des Held wurde beschädigt. Das Vtch konnte ge-
rettet werden. Verbrannt sind dic Heu- und Holzvorräte. Aus
dem Anlvefen der Geschwttter Sasoli konnten nur wenige Fahr-
nisse gerettet werden, während die anderen Brandbeschädigten
ihre Habc gröhtcnteils in Sicherheit bttngen kamtten. Der
Schaden, der für die Sasoli ani c m p f i n d l i ch st e n
sein wird, dürfte sicher insgesammt die Smnme von 100 000
Mark erreichen. Jnwiffvcit dersclbe durch Vefficherung gedeckt

soren von Retchlin-Meldegg, Roeth und ffnen Privatdozenten
Dr. Cornill. Reichlin-Meldegg, las in jenem Semester u. a.
„Aesthetiscch: Vorträge über dcn 1. und 2. Teil von Goethe's
Faust". Man -hött ttr Hcidelbcrger Memorabilien jcncr Zeit
nichts gutes über dteses Kolleg, tm Gegentffl. — Die Geheim-
räte Georg Frtedttch Crenzer, der „Symbolikcr", und der Hsito-
ttker Friedrich Christoph Schlosscr toaren von dcr dlbhaltung
von Vottefnngen damals schon entbunden. Der „Honorarpro-
fessor" Gervinus las nicht. Bon den übrigen Professoren seien
die bedeutenden Philologen Baehr (klassifchcr Phttologe),
Holtzmann (Germanist) und Weil (Ottentalist) gcnannt, der
Nationalökonom Rau, der Phffiker Jolly, der Dhemiker Robert
Bunsen (sfft 1852 hier), der Mineraloge von Leonhard. Lnd-
wig Häuher , der Liebling der Bürger und Studentcn, dessen
Auditorium stets bis zunr Erdrücken voll War, laS vor 100 Se-
mestern: „Ileuere Geschichte der europäischen Staaten von der
Reformation bis auf dic franzöfischci Rcvolution (1517—1789)"
an den vier efften Wochentagen von 4—5 Uhr und an denfelbcn
Tagen von 6—7 Uhr „Deutschc Geschichtc feit dem wcsffälifchen
Ftteden bis auf die Gegenwart". Jn der philosophischen Fakul-
tät hattc der Prtvatdozent Dr. Kiehelbach „Dentsche Wirt-
schastsgeschichte seit der Unabhängigkeit dcr Vereinigten Staa-
ten von Nordamettka" angekündtgt. Er las zwar nicht, aber
scine Angetge wurde die Veranlassuny, dah Heinrich von
Treitschke — Häuher's Nachsolger fpäterhin — Freibucg
verlieh und im Uebergang zum „Philisteriuin" im- Winter 1854
bis 185s, als eben promovietter Dottor, hier den letzten Raufch
des Burschenlebens genoh.

Heinrich v. Treitschke's crster Heidelberger Aufenthalt
wird, als Semisäknlar-Erttmerung, den Gegenstand eines zivci-
ten Artikels bilden. Heinrich Heinz.

KLeine ZeitnnK.

— Bcrlin, 16. Jan. Eine D e m o n st r a t i o n der
Pückler-Verehrer gab es gestern bor dem Moa-
biter Gefängnis, aus dem Graf Pückler entlassen tvurde,
der dort die ihm! wegen Ungebühr voc Gecicht auferlegte

ist, ist bis jetzt noch nicht bekamtt. Auch ist die Brauduffache-
noch nicht festgestellt.

O Freiburg, 17. Jan. (Geplante Waldbahn.) Die
Stadt Freiburg beabsichtigt, von hier nach Schauinsland eine
15 Kilometer lange Waldbahn zü bauen, die im Sommer -dem
Pcrsonenverkehr und im Winter haupffächltch der Holzbeförde-
rung dienen soll. Es dürfte kaum ein Zwfffel darüber bestehen,
dah die Bahn rentieren würde, denn der Som-rwer- und Win-
tcr-Touristen-Verkghr nach üem Schauinsland und dem Feld-
bcrg ist zu einer gcwalttgen Frequenzziffcr ansgewachssn. An-
derersetts dürste die Holzbeförderung nach der Stodt aus ge-
radezu univegsamen Distrikten nicht unweserttlich verbilligt wer-
den. Die Bahnanlage würde also in gewissem Sinnc auch spe-
zialpolitisch ihre Wtrkung üben.

Theater- und Kunstrmchrichtea.

— Hcidelberg, 18. Jan. (Stadtthcater.) Movgen,
Donnerstag, gelanyt im Stadttheater und zwar als Volksvoc-
stellung die Oper „Margarethe" (Faust) zur Aufführung
mit den Damen Alsen, Satti und den Herren Robert Becker,
Hand, L-avand und Maurel in den Hauptpattieen. Zugleich
wird am selben Abcnd Frl. Ellen Rüwmo von Dresden, eine
talentvolle stimmbegabte -Sängettn, in der Pattie der Marga-
rethe debüttieren.

Heidelverger Bereinsanflelegenheiteu.

tt- Dcr Chorsängerverband Heidelberg hatte aus Mittwoch.
den 11. ds. Mts., zu seiner efften Festlichkfft in den oberen
Räumen der Bürger-Kasino-Gesellschast eingeladen. Da man
von Theaterntttgliedern stets interesiante Darbietungen erwar-
tff, hatte die Fffer einen guten Besuch zu verzeichnen. Nm
9 Uhr waren die Räumlichkeiten schon ziemlich gut besetzt. Der
Orchesterverein leitete die Festlichkeit mtt der Reimqnd-Ouver---
ture ein; hierauf sang der Männerchor die Hynme aü die Nacht
von L. v. Beethoven. Frl. Decarli war so liebenswürdig und
sprach ffnen sehr schönen, der Feier angepahten Prolog, tvelcher
von Herrn Steinmann, Mitglied ües Stadttheaters, ver-
faht war, Herr Hand sang den inelodischen Prolog aus Ba-
gazzo. Hierauf begrühte der Ottsvorstand, I. S t u m p f, die
Anwesenden mit dantbaren Worten. Ein Lied in der Weih-
nachtsnacht wnrde von Herrn Hand vorgffragen und erntete
schr rffchen Beifall; die nächste Nmnmer sühtte der Gesantt-
chor des Stadttheaters aus, indem er dcn Brautchor aus R.
Wagners Lohengttn zum Vottrag brachte; die Zu-Hörer nahmen
denselben mit warrncn Dank entgegen. Frl. Als« n fesielte die
Anwesendcn durch zwff wohlgelungene Lieder, ihre schöne
Altstimme ttef allgemeinen Bcifall hervor. Zum Schluß des
ersteu Teils brachte Herr Schmidt cinige humoristische Vor-
träge, welche zu wahren Lachsalven sühtten. Den zweiten
Teil des Programms eröffnete der Herrenchor mtt R. Wagner's
Pilgerchor aus Tannhäuser, -der auch sehr dankbar von den An-
wesenden aufgenommen wurde. Herr Lange lietz sich wegen
Heiserkeit entschuldigen, dafür brachte Ftt. Sarti einige aus-
gewähltc Lieder zum Vottrag und erntetc etnen nicht cnoen
wollendcn Applaus. Tie nächfte Nummer war ein Lied oon
Herrn Stauffert, welcher durch seinen wo-hlklingenden
Tenor stürmischen Beifall hervorrref. Frl. Oster übcrvaschte
die Zuhörer mtt zwei äuhcrst gelungenen Votträgen, auch thr
gegenüber wuvde von Dankbczcugungen schr ausgiebiger Ge-
brauch gemacht. Mit einigen Volksliedern hielt Frl. Olza
anderMahrdie Anwesenden gefesselt, wofür das Publikuin
ihr sehr dankbar entgegenkam. Das Ueberbrettl von Frl. M e r-
tesu. Herrn Raven kam äuherst glanzvoll zur Gfftung. Die
Zuhörer dankten mit wiedevholtem, stürmischen Beifall unv cie-
sen das llcberbrettlpaar mehrere Male heraus. Endlose Lach-
salven cnffesielte der rühmlichst bckannte Komtker Herr Bauin
mit seinem Vortrage, sodaß cr zu wiederholten Malen von
seiuen Veffen Gebrauch machen muhte. Die Klavierbcglettung
hatten die Herren Musikdirektor P. Radifl und Herr Kapell-
meister Bartosch in liebenswüvdiger Weisc übernommen.
Der Chorsängerverband hatte den Festteilnehmern einen Abend
geschasfen, der ffnzig in seiner Att lxrsteht; man kann darauS
schliehen, dah das Arrangenrent in sehr bewährten Händen la§.

-s- Kanaria-Ausstellung, Prämiierung «nd Berlosung. Dcr
Ausstellung ging ain Samstag eine Prämiterung vorauS, die
durch die Herren Ecksteiu aus Karlsruhe und Niederberger auk
Stuttgatt, Kanarien-Preisttchter, vorgenommen wurde. Nach-
dem die beiden Preisttchter rmch anstrengender TagcSarbeit
gegen 9 Uhr abends mit der Abhörung der 20 Stinnnen fetti-7
waren, gaben dieselben nachverzeichnetes Resultat bekannt und
bemerkten gleichzeitlg, datz sic nur alles Lob über die erzielten
edlen Gesangesleistungen aussprcchen mützten; sic hätten nicht
geglaubt, etn solch' gutes Material hier zu finden, nrit jeder
Konkurrcnz könne der Verein Stand halten. Herr Eckstetn sagte
zum Schlusse: „Fahren Sie so weiter und Sie werdcn nur witt-
lich ganz vollendete Sänger besihcn." Folgende Herren erhifften
Preise: l. Ehrcnpreis A. Kaffeuberger mit 300 Puuiten, §.
Preis F. Schäfer mit 294 P., 3. Preis Gdelmann mit 272 P..
4. Preis Kellcr mit 234 P., 5. Prcis Gg. Neubett mit 208 P.>
6. Preis Tempus mit 197 P., 7. Prcis Hornung intt 194 P.,
8. Preis G. Schlegel mit 187 P., 9. Preis Dittcney mtt 179 P.,

3tägige Haffftrafe verMßt hat. Mehr als 200 Personep
hatten sich z-nm Teil mit Blumenspenden vor dem Portale
cingefurrden und empfingen den Grafen mit lauten-
Hoch- und Hurrarufen. Dom Präsidenten der Pückler-
Vereiniguug, dem mitverurteilten Buchdruckerelbchitzer
Mitsching wurde auf der Straße dem Grafen ein riesiger
Lorb-eertranz überreicht, dessen Schleife die Worie zeigten:
Dem wackeren Vorstunsifer des Deutschtums, Graf P-ückler.
Nachdem in einer Begrüßungs-Ansprache der Graf als
Märtyrer der guten Sache gefeiert worden war, begab
sich der ganze Zu>g> in eiu nahe gelegenes Lokal, wo Grai
Pückler eine Rede hielt. Er gelobte dabet, grade jetzk
mit verd-op-pelter Energie seine Jdeen ins Volk z.u tragen.
Bei dem Em-Pfang auf der Straße gab es einen austegen-
den Zwischenfall. Als der Graf gerade feinen Kranz irs
Empfang genommen hatte, packte chn ein junger Man»
beini- Krageni und juchte dem Grafeu die Lorbeereir
ensteißen. Als dre Anhänger des Grafen auf den Stören-
fried emfchlagen wollten, ergriff er die Flucht. Seink'
Peffönlichkeit konnte nicht festgestellt werden. Närrische
Gesellschast!

— Zürich, 15. Jan. Die Obdu-stion der Lffche d-es
ermordeten Pfarrvrkars Adamer hat ergeben, daß er
nicht effchossen, son-derjr erschlagen worden ist.
Hinterkopf zeigte ffn faustgroßes Loch im Schädel; ffch
Opfer hat entweder mit ernem- Ham-mer oder ffnem klesi
nen Bffl von hinten drff oder vier Schläge erhalten, dw
den soforstgeir Tod zur Folge hatten. Efft nachher wurse
Adamcr in den Kopf gffchossen. Vom Mörder fft ttnrv^
noch kffne Spur gffunden.
 
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