ivürLe, ivetm die Kurie ihn in seiirer Freiheit beschrän-
ken sollte. Will Herr Wacker sonach unbedingten Mau-
ben dafür ftnden, daß er durch seine Entschließung
ohne jede Beeinflussung durch die Kurie getroffen hat.
so kann er dies in der uncmfechtbarsten- Weise durch die
Bekanntgabe dessen tun, was die Kurie demi Mi-
nisterium erwidert hat.
Dieser zweimalige Hinweis auf die Erwide-
rung der F r e i b u r g e r K u r i e legt die Auffassung
sehr nahe, daß die Kurie dem Ansuchen des Kultusmini-
sters entsprochen hat. Bermutlich ist das geschohen,
nachdem Wacker von sekbst eingelenkt hatte.
Sachsen-Wcimar.
Weimar, 3. Februar. Fn der heutigen Sitzung
dss Landtages richtet der Vizepräisident Müller nachfob-
gende Anfrage an die Staatsregierung: „Will die Groß-
herzogliche Staatsregierung ihren Einfluß im Bundes-
rat dahin geltend machen, daß der fortgesetzten
Vermehtung t^er R e i ch s s ch u l de n !vorge -
beugt und vielmehr eine allmähliche Verminderung
angestrebt wird." Die Beantwortung ist heute nicht
erfolgt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Hauptlehrer Josef Strigel in Schiftung bas Verdienst-
kreuz vom Zähriuger Lötven vLrtiehen.
— Reviideint Karl Bühler beim Grotzherzoglichen Dcr-
waltmrgshof wurde znm Revifor bei dieser Behörde ernannt.
— Die BetriieüsafsistenteNi Ludwiy T ch m i r l in- Kcrrls-
rnhe, Ftiedrich Deschncr in KcmLsruhei, August Tröndle
kn Basi< Ulbert Brvnn in Heidelbeng, Henmanm, Erne in
Zcll i. W., Philipp Scheerer in Jmmerldrngen, Emil Rec-
tanns tn Karlsrnhc, PHT-ipp Lntzweiler in Dinglingen
urch Heinrich Werner 177 Osterburcken wurden zu Betrieds-
seirctären, fowie Betriielbs-' Ttnd TelcgrasihenassistLnlt Karl
iGaus in Lauda zum! TÄeyraphensekretär ernaamr.
— Betrrebsassistent Heinrich Seel von Karlsruhe wurde
nach Bergjhausen veTsietzt.
Aus Stadt und Land.
X Bortrag in französischer Sprache zu Gunsien des Fröbel-
vereins. Wir erfahren zu unserer Freude, datz Herw I. I.
Olivier am 18. Fesiriuar, pünktlich halb 8 Uhr, im Katninrer-
nrusiksaale der Stadthalle eine,r Bortrag zu Grmsien des Frö-
bellveireins halten wtrd. Das T^ma lantet: l.'operL-eomigue
troneais au XVIIIe siecle. Fräulein Elles, welche ihrc
Mitwirkung freinndlichsi zngesagt hat, wird zur Eharatterisie-
nuntz der Mnsik jener Zeit zahlreiche Gesangsstücke aus den
Werten von Favart, d'Anfeanme, und de Sedaine (Musik von
Dunii, Gretrh nnd -MonsrWY) zum Vortrag bringen. Die Ma-
vievbegleituTrtz wird iHeiw Wladimie Czernikoff ans
Werlin üibernehnren. Preis der Plätze Mk. 1.— und Mk. —.80.
Der Ertrag wird, wie bereits oben erwähnt, dem Fröbelverein
Msirllen.
Mannheirn, 4. Fsbr. (K 0 h len a rb e i t er st r e i k r n
Mannheim - L u d w i g s h a fe n.) Scit hente srüh strei-
'ken särntliche Kohlenarbeiter in Mannheim nnd LudwigAhafen.
Elwa 000 Mann. Diefelben haben sich in einer geftern Ab<nd
ftatttzefundeneni VerfammluTTtz mit den wesifälifchen Bergarbei-
tern soli-darisch erklärt urrd befchlofsen, keine Hand zur Liefe-
rnntz von Kohlerr nach Westfalen zu dieten.
Konstanz, 4. Febr. (Der österrcichische Salon-
bampfer „Kaiserin Elisabeth") snhr in Ler Nacht
zwiffchen Lindau U7id Bregenz auf und wnrde hintcn leck. Der
Hasen wurdc noch erreicht nnd die Reisendcn konnten ansstei-
tzen. Der Dampfer ist gesunkän urrd das Borderteil ragt über
Wasser.
Theater- und Kunstnachrichten.
6. Karlsruhe, 4. Febr. (Hoftheater.) Jm Hoftheater
zn 'Karlsrnihe gaib es arn Freitag ige'letzcntlich 'des Fesispiel's ides
Frl. Slavik vcxm böhmifchen Nationaltheater in Prag eine
dorzügliche Anffühvung des „Fliegenden Holländer".
Die gastierende Danre zeigte nach Ueberw'indnng einer anfchei-
areinden Bcfan'genhert eine überaus weiche und saftige, wcnn
vnch nicht gvotze Stimme, der auch in derr obersten Lagen ein
fchönes, ruhitzes Piano znr Verfügung steht. Wemn im Duett
«nit Erik noch ein wenig das Flackern im For-te gestört hatte,
fo war die Rolle wom grotzen Dnett mit idern Holländer an
ganz tadeWos 'gesnngen. Erfreulich war ibesonders, datz sie im
driften Akt nicht die geringste Abspa77nung zeigte., sondevn die
notwcndige Kraft äntzerte umd ^das 'hohe h sieghaft erklingen
lietz. Jm Spiel verrict sie eine fehr rnhitze und pasfive Anf-
fafsuny, vor'nehm und konsequent fefttzehalwn zun 'Markierung
der Seelenkvanken. Die Senta dürfte in Anlbetracht des dra-
Matischon Jnhaltes an der Grenze 'des Repertoires der Dame
stehen, 'deren Haupffach das Lhrhisch-Dramatffche fein tisirrlll Hr.
Bei Tisch, als sie sich eNdlich entschlotz, hinunterzugehen
waren sie sehr lebhaft, die Taiite Pa und Klara und i7i-«inand
hatte geweint.
Das e'Mpörte sie, und sie beschäftigte sich ansschliehlich mit
lFohnmy, üem sre es wsnitzstens nicht verarAe, wenn er keinen
Trennnntzsschmerz empfan>d.
Sie war sehr froh, ans diefem Hau.se fortznkoMmen: zmn
'l. Oktober siedelte sie zu FräulÄN Brockhau'sen über, die cinen
Kursus für Töchter angesehener FaMmlien hielt.
Tante Cilly hatte der Schwägerin Rat, Ruth in b-.scheidener
iSp'häre zu ecziehen, nicht befolgt. Bci Fräulein Brockhausen
traren nur Töchteu aus den reichsten uuo vornehrnsterr Fa-
r>nilicri.
Sie hiölt es aTTtzefichts ider neTreften Ereignisse für nötig,
Ruth in die Kreise zu 'brrnigen, in die ihre Schwestcr Klara
trat. S-ie gehörtem doch von Gcbnrt zusammen.
Wenn «s auch sehr fraglich war, wcrs aus Ruth wurde, fte
gewann doch so wenigstens Beziehuugen zu den vbeven Fa-
mÄiew Von Mercedes war cs wieder eine Belleiditzunig ge-
lwesen, solch einen Rat in Vezug auf Ruth zu geben.
Frwu Cillv schrvanikte iin.iner zwifchen Extvemen, Liebe oder
'Hcrtz, Frenndschast oder Feinidfchaft. So hcrhte fie auch Mer-
eedes ohne haltbare Grüride.
Die VerhaNdluntzeN ntit Fräulein Brockhaufen waren schwie-
ritz gewefen. Die sehr exklusive Und vorfichtige Dame ft-ellte
allerlci nnbcqueme Fragen. Dcr Ncrme ArMftrong ftimmte sie
tzünistitz, 'besonders crnch die ETwähnuntz deN DonNa Merce-des.
Der Ncwne .äonmiann hatte rhr wentger grrten Kläng.
Zuletzt gab Rnth se'Ibft, die schliehlich präsentiert wurde,
L>en Ansfchlag.
Die Prüfuntz, der sie sich zu unterziehen hatte, eTcgchb frmlich,
datz ihr Wisien' in allen Fäcbern gleich Null war, aber das Kind
!n«rchte in feiner Eigenart eineni tzewissen Eindruck auf die seihr
rrfährenv VorsteheriNi.
Dazn kami nvch ein Mfälliger Urnftand: Fräulein Bwck-
haufen hcrtte sich aus sehr gewichtigen Gründen beftimmmr
Ba 'lling, der dor trrrzem zum ersten Kapellnreister crnannt
ift, leiftete gcmz Herrlichcs. Seinen O'Uverturerwortrag rech-
nen wir zn den besteni, die wir gehört haben. Erinnert sei nur
an dre wie von der Ovgel ertönenden gefchlossenen HolMäser-
einsätze in der EnglischhornLantilene. Anch die Chöre hatte er
tüchtig in der Hcrnd. Wenn einmcrl ein Teno>rist im Matrosen-
chor sich bedenklich zu tief einfchätzte, trifft den Kapellmeifter ja
keime Schuld. Vcrmieden hätite im> Dueff Holländer-Senta >das
Tmfchöne tzleichzeititze Poftarnento (von unten herauf und von
obeln herab auf den Worten „zu Teil") werden müssen. Das
übrige war die altc Besetzung. Neberv Büttners tüchtigem
HolläiTder nnd dern idealschönen Stenerimanm Bussards ver-
dient besonderes Lob der prächtitze, horzliche Erik Pauli's.
Die heikle. Slelle z. B. „Sag' Senta, wer dairtn für mich spticht"
kann nicht vollendeter gesunyen werden
Geschäftliches.
Einsichtsvollc Elte. rn, denerr Las Wohl ihrer
K.inder am Herzen ffctzt, künneN' nicht oft genug auf
die Wichtigkeit etner rativNellcrTi Zahnpflege hiNtzcwieserr wer-
dcni. Schlecht gehaltane Zährre erzeuigeni Schmorzsn, welche es
dem Kirride nnrnöglich nmchen, in der Schule die nötige Auf-
rnerksamkeit zn haben, es paht nicht ans, versteht falsch usw. nnd
schlechte Zeugnrffe, Acvger zu Hause, UnwillitzkÄt des Kindes
im Lernen srnd auf diefe Weife di« Fvlgeu einer Verrrcrchlässi-
guntz, die rnan leicht dnrch eine forAÄtige Pfloge der ZLyne
und des Muntes vermeiden könrrtc. Unter vielen Zahüputznrit-
teln hat sich seit Jcrhren für eine ratiionelle Zahnpflege „Sa>rg's
Kcrlodont", eine Zahncreme in Tuben, als unentbehrlich crwie.
fen 7md kann idasselbe nicht tzenug den Eltern bci der Pslege
ihrer LieMinge eTripfohlein weNden.
Kleine Zeitung.
— Frankfurt, 1. Februar. Der t 0 te S ü dwe st-
afrikaner meldet sich. Aus Deutschi-Südwest-
afrika erhielt der Homburger „Taunusbote" von Leut-
nant Wagner, eiuem Homburger, von dem die Nachricht
vevbreitet tvar, daß er im Kampfe gegen die Hereros ge-
fallen sei, folgende Feldpostkarte:
Kalkf 0 ntein, 6. Dez. 04.
Mt grotzem Vergnügen habe ich meine Todes-
cmzeige in der Zeitung gelesen. — Es ist noch nicht so
weit!! Jch bin im Gegenterl gesund und frrsch und
hoffe, ebenso wie ich die Hereros bis ins Sandfeld —
beincche nach Mekfontein — verfolgt habe, auch noch
den Witboi-Foldz.ug mitzumacksen.
Wagner, Lt. 4. Komp. 2. F.-R.
.— München, 1. Febr. Das >Oberlandesge-
richt hat, der „Franksurter Zeitung" zufolge, ausge-
sprochen, daß ein Arzt auf Werlangeu verpflichtet ift,
seine Rechnungenzu s p e z i f i z i e r e n.
— Konist, 1. Februar. An eiue dunkle Angelegen-
heit erinnert folgende Bekanntmachung im „Reichs-
anzeiger": „Auf den Bericht vom 31. Dezem-ber v. I.
will Jch der Stadt Konitz auf Grund des Gesetzes vom
11. Juni 1874 (Gesetzsamml. S. 221) das Recht ver-
leihen, zuni Zwecke der Zuschüttung des nördlrchen
Teiles' des Mönchsee s, die in diesem dem Schmiede-
meister Ernst Splett als Eigentümer des Grundstücks
Konitz Blatt 189 zustetzende Spülgerechtigkeit im Wege
der Enteignung zu erwerben. Berlin, deu 9. Januar
1995. WiHelm R. Frhr. v. Hammerstein." Jm Mönch-
see wurden bekanntlich zu verschiedenen Zeiten die Teile
der Leiche des ermvrdetsn Gymnasrasten Wintev ge-
funden. Mtt der Zuschüttung des nördlichen Terles des
Mönchsees wird vrellercht nun auf imnierdar auch das
Geheimnts begraben, rnit dem der Tod des Winter um>-
hüllt ist.
— Berlin, 2. FÄruar. Eine allgemein e A k a-
d em i k e r - B e r sa mm l u n g wurde gestevn in der
Tonhalle abgohalten, deren Tagesordnung „akademische
Freiheit" lautete. Die bekannten^ jüngsten Dorkomm-
nisse an der technischen Hochschule zu Hannover gaben die
Unterlage für die teikwerse sehr stürmischen Verhand-
lungen. Es wtirde die Annahme einer Resolution nnd
die Absendung eines offenen Brieses an den Kultusmip
nister Studt, rn dessen Vorgchen die Versammlung einen
Eingriff rn die akademtsche Freiheit erblickt, beantragt
und mit Mvhcheit cmgenommen.
— Eine ncuc Kartoffelsortc. Aus Berlin berichtet
der „Börs.-Kour.": Schwarzer Kartoffelsalat ist jetzt das
neueste Berliner Gericht. Ein Kartoffelgrostst hat zum
evsten Male die 'sogenannten „Mohvenkartoffeln" — ihr
'lassen., eme jri'Ntzc asrikaineriin crufzunehwen — Tochter ciner
'NMidcrWssffchcni Priuzeffin-, wclche, brrrstkvank u-ach Englcmid ge-
schiickt, 'Lort verstovben war.
Queen Mctvricr hatte sich da-nn der verlassenc'N Waife an-
geNiomjmen und wünschte sie iü- Norddeiuffchlanid cvusöÄden zu
lasseni. Da wcrr crlso idie Anfratze vcm, sehr hvher Stelle cvus-
igecMitzen und schwer aLzuschlayen tzewesen.
Dennoch war Fräuleln Brockhansen schon auf -dem Punkt,
biefe ihre Zusatze bitter zu bereucni; idenn die verwöhnten, crm-
spruchsvollen kleinvn Dämchen in ihrem Jnstitut rncrichten ener-
tzifch Front getzcn -die Schwarze. Jhr Negerlblut erregte ent-
schiedene Abne-rgurilg,
Da gsirübtie rrun iihr geübter Blick in diesem e'benfalls unge-
wöhrrlichen Kiinide e-inr. passende Gefährtin für die Afrikcmeriin
zu entdecken, rmd so willigte sie ein. die beiden Zurückgebliebenen
vorläufig crllein unterrichten zu laffen. Der Erfolg mutzte dann
'lehren, ob eine hervorvatzen-de Begabung und grvtzer Flcitz dcn
nötitzerr Austzlcich bewirken würdeN.
Ruth lietz passiv über sich verfügen. Src war magcr gc-
luorden, trwrtkartz, hohlänsti-g. Erne stille Trauer lag üiber
'ihrem Wesen und dämpfte thr Tompevcmncnt. Nur ihre Augen
sprcrchen biswe'ilen.
Der Abscksied cvus >dsm Hcm.se der Tarrte wuride ihr nicht
schwer, nur der dom Brüder Johnny veraTilätzte noch einmal
eitre lebhcrfte G>.',rrhlsäutze77U!ng.
Er sollte rn seine Voribeveitn-ngSschule eintreten, er war ihr
in der lehten Zeit schvn enffrem-dct wordcm. Er wcrr leichtererr
Si-NTr-os cffs sie, schrckte sich rafch in die neuen Verhältnffse und
hatte in der Nachbarschaft Gespieilen gefunden.
-Ilnkindlich ernst wcrr der Mick, mtt dem Ruth des Bvuders
bloriÄen Kopf zwischen ihre brcmnen nraigeren Hänbe nähm, ihn
anschcmend, als tvolle. sie cms sciinem Kimd-srtzesicht seine Zuknnft
lesen. Donn uwschlang sie rhn mit einwn Ausibrnch ihrer
frichwvn WiWheit uvd kützte ihn, bis er sich sträubte, „My
briother, mh brotherl" waren die einzitzen- Wvrtr, die über ihre
'Lippen katnen.
eigentlichev Name ist '„Cetewayo" — in dev. ZLNtral--
markthalle 'zum Verkauf ausgestellt. Die neue Kartoffel
hat nicht nur eine kohlfchwarze 'Scksale, soudern auch« thr
Weisch ist dunkel schwarz-rot. Sie stammt aus ,Süd-
afrika, wird jetzt -ckber mit gutem Erfolg in Deutschland,
'besonders in der Uckermark, angebaut. Wegen ihres ge-
ringen Vorkommens ist der Prets der Mohrentartoffel
in Deuffchland bis jetzt noch höher als der anderer 'Kar-
tofseln; doch dürste sich das bei zunehmender Derbrei-
tung ändern. Die neue Karto-ffel wird besonders gern
zu Salaten und garnierten Schüsselu verwandt. Jhr
Geschmack unterscheidet sich wenig von dem an-derer Mr-
toffeln.
— Weimar, 3. Jebruar. Die Stadt Weimar ge-
uehmigte h-eute Abend in öffenfficher Gemeinderats-
sitzung einsffmmig 309 000 Mark als Beffrag für die
Kosten zum Bau des neuen H 0 f t h e a t e r s. Die
-Gesamtkosten belaufen sich anf 1500 000 Mavk. Der
Großherzog gibt 800 000 Mark, der Landtag 400 000
Mark. Letzterer Posten ist noch zu böwtlligstn. Die Vor-
lage wird sofort zur definitiven Erledigung an dsN
Landtag gehen. Der Neubau tst an der alten Stelle
geplant.
— Leipzig, 27. Jan. Appetitliche Wurst-
Vor dem Schwurgreicht stand der retchste Fleischermstster
des Landftädtchens Mügeln, Hermann Otto Söldner,
unter der AnNage, in drei verschiedenen Fällen ffiber-
kulöse Lebern, welche dür Fleischbeschauer verwo-rfen
hatte, wieder aus denr Düngerhaufen ausgegraben und
zu Lsberwurst verwertet zu haben! Söldner leugnete,
seine beiden srüheren Lehrlinge aber bestätigten den Jn-
halt der Anklage — ste waren mit-angeNagt, wurden
aber freigesprochen, da sie nicht die erforderlichs Cinsicht
besaßen und unter d-em Zwange des Meisters gchandelt
haben. Wegen Dergehens gegen 8 10 des Nahrungs-
mittelgesetzes ward Söldner zu d r e i M 0 n a t e n G S"
fängnis und 300 Mark Geldstrafe verurtefft. Nur
ein Fall wurde als erwiesen angenommen.
— Neiße, 4. Febrnar. Anf dew P 0 sten betw
Pillverhanse des Forts 2 wurden 2 scharfeSchüss^
abgegchen. Ein Kugel flog dicht am Kopfe des Postens
vorbei. Der Täter ist nicht ermtttelt.
— Danzig, 4. Febr. Der zur Dienstleistung beiM
128. Jnfanterie-Regiment auf ein Jahr kommandierte
rnmänische Leutnant Veseli ist nach Verüibung gro-
ßer Schwindeleien flüchtig, wodurch vornchmlich- eine
Juwelierfirma geschädigt wurde.
— Hermann Landois, der am 29. Januast M'stor-
bene Professor der Zoologie an der Universität Münster,
war (wie die „Köln. Ztg." schreibt) eine der eigencrrtig-
sten Erschemungen unter den d-euffchen Hochschullehrern
Geboren in Münster 1835, widmee er sich, ohne innecen
Berus, durch Familienverhältuisse gezwuugen, deiN
geisffichen Stande, studierte dann in Greifswald Ncffur-
wissens-chasten und wurde am Gymnasium in Münster
als Lehrer angestellt. Nebenbei war er als Privatdozenr,
später als Professor an der Akademie tätig, bis er sich iM
Jahrs 1876 auss'chließlich dteser Tätigkeff widmete. ffrn
diese Zeit wurde er vom Bischof suspendiert, da evi
in seinem äußeren Lebenswandel den Anforderungeu, die
d-ie katho'lische Kirche an ihre Geistlichen stellt, nicht sü'
gen konnte und wollte. Seine bedeutendsten wtsst-st
schastlichen Werke sind Westfälens Tierleben in drei
! Bänden und „Tierstimmen". Jn seinem satrrisch-humo-
ristisch-en plattdeutschen Roman „Frans Essink" schrldert
er zum Teil eigene Jugenderlebnisse und entwirft eir-
höchst anWehen'des Bffd der Kulturverhältntsse Münsters
um die Mitte des vorigen Jährhunderts. Jn Münster
wird Landois Namen unvergänglich verknüpst bleiben
mit dem Zo-ologischen Garten, seincr ureigensten Schöpf*
ung. Jeder Besucher des Gartens kannte auch dsn
„Professor", wie er schlechtweg hieß, in Zylinder urid
schjtvarzem Gehrock, der, die lange Pfeife im Munde urrd
den Knotenstock in der Hand, überall nach dem RschteN
säh. Reiche Erträge für den Ausbau des Gartens ue«
ferten ihm die größtenteils von ihm gedichteten un-d von
der Zoologischen Abendgesellschast in jedsm Winter aufge-
Der Wschied vcmn Vcrtcr gcsicfftete sich kürzer Ti-ird lcichter.
Mit emer- herbcri, kühteTr MieTie reichte sie ihm- die HcriTid.
Mr. Alfreid, dessen Züge immncr crrrftzeidTmsener tvurden,
die Mu-gein rvt imderlmrfcn, wamdto fich ein wcnrg zur 'Seite-
Jhn> genierite der Dlick seines Kirndes, sie erirmerte ihn zu fthr
cm Faine, u-nld er geidachte der Toten nicht gerTr, wie er übcr-
-hcmpt der B-ergcrnigeiN'heit nicht gern tzeidachte. Wozu?
Kebcin, war eiin- Jcrmimertäl, seiine törichkrwcife noch enrnnai
rmfgeflamlmtcn Hoffmrn-gerr airf ciTie bcssere Existenz hafffN
sich cruch nicht or'füllt. Er vovwünschte s-chon, lan-ge die ZwckW"
sacke, drv m-an ihm hier, seiner Mcimmg n-ach, cmlegte.
„J-a, old tzirl," sagte er halb griimmiitz, „nun spcom«n ste
Dich cmch iriS 'Joch, Bettz diie Zäh7i.e gusaM'Mieni, levn- dais 'StiU-
sitzcm unid we-rd' fo, wie sie Dich halbon- wollen."
Sie bli-eb stu»mn. Das Mand zwifche-n 'ihr 7m,d dem Vater
hiielt -nicht rniehr. ,.
llnd 77UN war sie dcr in dern gr'otzen, hcllcn Hcru-se drautzeN
in St. Geovg, rintzs ir-mher ein fr-eier Plcitz, grünor Rafeu,
höhe Bäumie, alles ilustig urvd weit, rrud lautev fremidei Ge--
si-ckster.
Sie wäre so 'gcrn- noch eiln-mäl rriach der Uhlenhofft gewcrn°-
dcrt, z-u Tortnrr Merccdes, zu Lev. Aber es wcrr keirre
idävou gewesen, -man hatte sie niicht eingelcriden und so viel haff'0
sic schon geilernt — sie durfte nicht wieder heimlich und uns^
WÜTrscht geheni.
Es waren lauter MLdchen in- i-hrem- Alter bei FräuleM
Wrockbi-ufeu, etwa scchAehn, -und ihr w-urden alle die Nam«u
tzeNannt. Sie behiclt keinen- ei-nlzitzen davon, sie sah cMtetffo^
dem Getreibe der cmideren zu.
i Fortietzunq folgt.)
„Was mrrst ich hüren?" rief der wild aussetzende
tiker, „Sie hcrben in Jhrem Vlatte einen Artikel gübracht, vs
dem ich crils Spitzbnbe bezeichnet bin." — „Da find Sie uribe^
dingt falsch beffchtet", erwrderte der Zeiturrgshercmsgetzer»
„unser Blatt bffngt nämlich nur NeuigkLiten." ' '
ken sollte. Will Herr Wacker sonach unbedingten Mau-
ben dafür ftnden, daß er durch seine Entschließung
ohne jede Beeinflussung durch die Kurie getroffen hat.
so kann er dies in der uncmfechtbarsten- Weise durch die
Bekanntgabe dessen tun, was die Kurie demi Mi-
nisterium erwidert hat.
Dieser zweimalige Hinweis auf die Erwide-
rung der F r e i b u r g e r K u r i e legt die Auffassung
sehr nahe, daß die Kurie dem Ansuchen des Kultusmini-
sters entsprochen hat. Bermutlich ist das geschohen,
nachdem Wacker von sekbst eingelenkt hatte.
Sachsen-Wcimar.
Weimar, 3. Februar. Fn der heutigen Sitzung
dss Landtages richtet der Vizepräisident Müller nachfob-
gende Anfrage an die Staatsregierung: „Will die Groß-
herzogliche Staatsregierung ihren Einfluß im Bundes-
rat dahin geltend machen, daß der fortgesetzten
Vermehtung t^er R e i ch s s ch u l de n !vorge -
beugt und vielmehr eine allmähliche Verminderung
angestrebt wird." Die Beantwortung ist heute nicht
erfolgt.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
dem Hauptlehrer Josef Strigel in Schiftung bas Verdienst-
kreuz vom Zähriuger Lötven vLrtiehen.
— Reviideint Karl Bühler beim Grotzherzoglichen Dcr-
waltmrgshof wurde znm Revifor bei dieser Behörde ernannt.
— Die BetriieüsafsistenteNi Ludwiy T ch m i r l in- Kcrrls-
rnhe, Ftiedrich Deschncr in KcmLsruhei, August Tröndle
kn Basi< Ulbert Brvnn in Heidelbeng, Henmanm, Erne in
Zcll i. W., Philipp Scheerer in Jmmerldrngen, Emil Rec-
tanns tn Karlsrnhc, PHT-ipp Lntzweiler in Dinglingen
urch Heinrich Werner 177 Osterburcken wurden zu Betrieds-
seirctären, fowie Betriielbs-' Ttnd TelcgrasihenassistLnlt Karl
iGaus in Lauda zum! TÄeyraphensekretär ernaamr.
— Betrrebsassistent Heinrich Seel von Karlsruhe wurde
nach Bergjhausen veTsietzt.
Aus Stadt und Land.
X Bortrag in französischer Sprache zu Gunsien des Fröbel-
vereins. Wir erfahren zu unserer Freude, datz Herw I. I.
Olivier am 18. Fesiriuar, pünktlich halb 8 Uhr, im Katninrer-
nrusiksaale der Stadthalle eine,r Bortrag zu Grmsien des Frö-
bellveireins halten wtrd. Das T^ma lantet: l.'operL-eomigue
troneais au XVIIIe siecle. Fräulein Elles, welche ihrc
Mitwirkung freinndlichsi zngesagt hat, wird zur Eharatterisie-
nuntz der Mnsik jener Zeit zahlreiche Gesangsstücke aus den
Werten von Favart, d'Anfeanme, und de Sedaine (Musik von
Dunii, Gretrh nnd -MonsrWY) zum Vortrag bringen. Die Ma-
vievbegleituTrtz wird iHeiw Wladimie Czernikoff ans
Werlin üibernehnren. Preis der Plätze Mk. 1.— und Mk. —.80.
Der Ertrag wird, wie bereits oben erwähnt, dem Fröbelverein
Msirllen.
Mannheirn, 4. Fsbr. (K 0 h len a rb e i t er st r e i k r n
Mannheim - L u d w i g s h a fe n.) Scit hente srüh strei-
'ken särntliche Kohlenarbeiter in Mannheim nnd LudwigAhafen.
Elwa 000 Mann. Diefelben haben sich in einer geftern Ab<nd
ftatttzefundeneni VerfammluTTtz mit den wesifälifchen Bergarbei-
tern soli-darisch erklärt urrd befchlofsen, keine Hand zur Liefe-
rnntz von Kohlerr nach Westfalen zu dieten.
Konstanz, 4. Febr. (Der österrcichische Salon-
bampfer „Kaiserin Elisabeth") snhr in Ler Nacht
zwiffchen Lindau U7id Bregenz auf und wnrde hintcn leck. Der
Hasen wurdc noch erreicht nnd die Reisendcn konnten ansstei-
tzen. Der Dampfer ist gesunkän urrd das Borderteil ragt über
Wasser.
Theater- und Kunstnachrichten.
6. Karlsruhe, 4. Febr. (Hoftheater.) Jm Hoftheater
zn 'Karlsrnihe gaib es arn Freitag ige'letzcntlich 'des Fesispiel's ides
Frl. Slavik vcxm böhmifchen Nationaltheater in Prag eine
dorzügliche Anffühvung des „Fliegenden Holländer".
Die gastierende Danre zeigte nach Ueberw'indnng einer anfchei-
areinden Bcfan'genhert eine überaus weiche und saftige, wcnn
vnch nicht gvotze Stimme, der auch in derr obersten Lagen ein
fchönes, ruhitzes Piano znr Verfügung steht. Wemn im Duett
«nit Erik noch ein wenig das Flackern im For-te gestört hatte,
fo war die Rolle wom grotzen Dnett mit idern Holländer an
ganz tadeWos 'gesnngen. Erfreulich war ibesonders, datz sie im
driften Akt nicht die geringste Abspa77nung zeigte., sondevn die
notwcndige Kraft äntzerte umd ^das 'hohe h sieghaft erklingen
lietz. Jm Spiel verrict sie eine fehr rnhitze und pasfive Anf-
fafsuny, vor'nehm und konsequent fefttzehalwn zun 'Markierung
der Seelenkvanken. Die Senta dürfte in Anlbetracht des dra-
Matischon Jnhaltes an der Grenze 'des Repertoires der Dame
stehen, 'deren Haupffach das Lhrhisch-Dramatffche fein tisirrlll Hr.
Bei Tisch, als sie sich eNdlich entschlotz, hinunterzugehen
waren sie sehr lebhaft, die Taiite Pa und Klara und i7i-«inand
hatte geweint.
Das e'Mpörte sie, und sie beschäftigte sich ansschliehlich mit
lFohnmy, üem sre es wsnitzstens nicht verarAe, wenn er keinen
Trennnntzsschmerz empfan>d.
Sie war sehr froh, ans diefem Hau.se fortznkoMmen: zmn
'l. Oktober siedelte sie zu FräulÄN Brockhau'sen über, die cinen
Kursus für Töchter angesehener FaMmlien hielt.
Tante Cilly hatte der Schwägerin Rat, Ruth in b-.scheidener
iSp'häre zu ecziehen, nicht befolgt. Bci Fräulein Brockhausen
traren nur Töchteu aus den reichsten uuo vornehrnsterr Fa-
r>nilicri.
Sie hiölt es aTTtzefichts ider neTreften Ereignisse für nötig,
Ruth in die Kreise zu 'brrnigen, in die ihre Schwestcr Klara
trat. S-ie gehörtem doch von Gcbnrt zusammen.
Wenn «s auch sehr fraglich war, wcrs aus Ruth wurde, fte
gewann doch so wenigstens Beziehuugen zu den vbeven Fa-
mÄiew Von Mercedes war cs wieder eine Belleiditzunig ge-
lwesen, solch einen Rat in Vezug auf Ruth zu geben.
Frwu Cillv schrvanikte iin.iner zwifchen Extvemen, Liebe oder
'Hcrtz, Frenndschast oder Feinidfchaft. So hcrhte fie auch Mer-
eedes ohne haltbare Grüride.
Die VerhaNdluntzeN ntit Fräulein Brockhaufen waren schwie-
ritz gewefen. Die sehr exklusive Und vorfichtige Dame ft-ellte
allerlci nnbcqueme Fragen. Dcr Ncrme ArMftrong ftimmte sie
tzünistitz, 'besonders crnch die ETwähnuntz deN DonNa Merce-des.
Der Ncwne .äonmiann hatte rhr wentger grrten Kläng.
Zuletzt gab Rnth se'Ibft, die schliehlich präsentiert wurde,
L>en Ansfchlag.
Die Prüfuntz, der sie sich zu unterziehen hatte, eTcgchb frmlich,
datz ihr Wisien' in allen Fäcbern gleich Null war, aber das Kind
!n«rchte in feiner Eigenart eineni tzewissen Eindruck auf die seihr
rrfährenv VorsteheriNi.
Dazn kami nvch ein Mfälliger Urnftand: Fräulein Bwck-
haufen hcrtte sich aus sehr gewichtigen Gründen beftimmmr
Ba 'lling, der dor trrrzem zum ersten Kapellnreister crnannt
ift, leiftete gcmz Herrlichcs. Seinen O'Uverturerwortrag rech-
nen wir zn den besteni, die wir gehört haben. Erinnert sei nur
an dre wie von der Ovgel ertönenden gefchlossenen HolMäser-
einsätze in der EnglischhornLantilene. Anch die Chöre hatte er
tüchtig in der Hcrnd. Wenn einmcrl ein Teno>rist im Matrosen-
chor sich bedenklich zu tief einfchätzte, trifft den Kapellmeifter ja
keime Schuld. Vcrmieden hätite im> Dueff Holländer-Senta >das
Tmfchöne tzleichzeititze Poftarnento (von unten herauf und von
obeln herab auf den Worten „zu Teil") werden müssen. Das
übrige war die altc Besetzung. Neberv Büttners tüchtigem
HolläiTder nnd dern idealschönen Stenerimanm Bussards ver-
dient besonderes Lob der prächtitze, horzliche Erik Pauli's.
Die heikle. Slelle z. B. „Sag' Senta, wer dairtn für mich spticht"
kann nicht vollendeter gesunyen werden
Geschäftliches.
Einsichtsvollc Elte. rn, denerr Las Wohl ihrer
K.inder am Herzen ffctzt, künneN' nicht oft genug auf
die Wichtigkeit etner rativNellcrTi Zahnpflege hiNtzcwieserr wer-
dcni. Schlecht gehaltane Zährre erzeuigeni Schmorzsn, welche es
dem Kirride nnrnöglich nmchen, in der Schule die nötige Auf-
rnerksamkeit zn haben, es paht nicht ans, versteht falsch usw. nnd
schlechte Zeugnrffe, Acvger zu Hause, UnwillitzkÄt des Kindes
im Lernen srnd auf diefe Weife di« Fvlgeu einer Verrrcrchlässi-
guntz, die rnan leicht dnrch eine forAÄtige Pfloge der ZLyne
und des Muntes vermeiden könrrtc. Unter vielen Zahüputznrit-
teln hat sich seit Jcrhren für eine ratiionelle Zahnpflege „Sa>rg's
Kcrlodont", eine Zahncreme in Tuben, als unentbehrlich crwie.
fen 7md kann idasselbe nicht tzenug den Eltern bci der Pslege
ihrer LieMinge eTripfohlein weNden.
Kleine Zeitung.
— Frankfurt, 1. Februar. Der t 0 te S ü dwe st-
afrikaner meldet sich. Aus Deutschi-Südwest-
afrika erhielt der Homburger „Taunusbote" von Leut-
nant Wagner, eiuem Homburger, von dem die Nachricht
vevbreitet tvar, daß er im Kampfe gegen die Hereros ge-
fallen sei, folgende Feldpostkarte:
Kalkf 0 ntein, 6. Dez. 04.
Mt grotzem Vergnügen habe ich meine Todes-
cmzeige in der Zeitung gelesen. — Es ist noch nicht so
weit!! Jch bin im Gegenterl gesund und frrsch und
hoffe, ebenso wie ich die Hereros bis ins Sandfeld —
beincche nach Mekfontein — verfolgt habe, auch noch
den Witboi-Foldz.ug mitzumacksen.
Wagner, Lt. 4. Komp. 2. F.-R.
.— München, 1. Febr. Das >Oberlandesge-
richt hat, der „Franksurter Zeitung" zufolge, ausge-
sprochen, daß ein Arzt auf Werlangeu verpflichtet ift,
seine Rechnungenzu s p e z i f i z i e r e n.
— Konist, 1. Februar. An eiue dunkle Angelegen-
heit erinnert folgende Bekanntmachung im „Reichs-
anzeiger": „Auf den Bericht vom 31. Dezem-ber v. I.
will Jch der Stadt Konitz auf Grund des Gesetzes vom
11. Juni 1874 (Gesetzsamml. S. 221) das Recht ver-
leihen, zuni Zwecke der Zuschüttung des nördlrchen
Teiles' des Mönchsee s, die in diesem dem Schmiede-
meister Ernst Splett als Eigentümer des Grundstücks
Konitz Blatt 189 zustetzende Spülgerechtigkeit im Wege
der Enteignung zu erwerben. Berlin, deu 9. Januar
1995. WiHelm R. Frhr. v. Hammerstein." Jm Mönch-
see wurden bekanntlich zu verschiedenen Zeiten die Teile
der Leiche des ermvrdetsn Gymnasrasten Wintev ge-
funden. Mtt der Zuschüttung des nördlichen Terles des
Mönchsees wird vrellercht nun auf imnierdar auch das
Geheimnts begraben, rnit dem der Tod des Winter um>-
hüllt ist.
— Berlin, 2. FÄruar. Eine allgemein e A k a-
d em i k e r - B e r sa mm l u n g wurde gestevn in der
Tonhalle abgohalten, deren Tagesordnung „akademische
Freiheit" lautete. Die bekannten^ jüngsten Dorkomm-
nisse an der technischen Hochschule zu Hannover gaben die
Unterlage für die teikwerse sehr stürmischen Verhand-
lungen. Es wtirde die Annahme einer Resolution nnd
die Absendung eines offenen Brieses an den Kultusmip
nister Studt, rn dessen Vorgchen die Versammlung einen
Eingriff rn die akademtsche Freiheit erblickt, beantragt
und mit Mvhcheit cmgenommen.
— Eine ncuc Kartoffelsortc. Aus Berlin berichtet
der „Börs.-Kour.": Schwarzer Kartoffelsalat ist jetzt das
neueste Berliner Gericht. Ein Kartoffelgrostst hat zum
evsten Male die 'sogenannten „Mohvenkartoffeln" — ihr
'lassen., eme jri'Ntzc asrikaineriin crufzunehwen — Tochter ciner
'NMidcrWssffchcni Priuzeffin-, wclche, brrrstkvank u-ach Englcmid ge-
schiickt, 'Lort verstovben war.
Queen Mctvricr hatte sich da-nn der verlassenc'N Waife an-
geNiomjmen und wünschte sie iü- Norddeiuffchlanid cvusöÄden zu
lasseni. Da wcrr crlso idie Anfratze vcm, sehr hvher Stelle cvus-
igecMitzen und schwer aLzuschlayen tzewesen.
Dennoch war Fräuleln Brockhansen schon auf -dem Punkt,
biefe ihre Zusatze bitter zu bereucni; idenn die verwöhnten, crm-
spruchsvollen kleinvn Dämchen in ihrem Jnstitut rncrichten ener-
tzifch Front getzcn -die Schwarze. Jhr Negerlblut erregte ent-
schiedene Abne-rgurilg,
Da gsirübtie rrun iihr geübter Blick in diesem e'benfalls unge-
wöhrrlichen Kiinide e-inr. passende Gefährtin für die Afrikcmeriin
zu entdecken, rmd so willigte sie ein. die beiden Zurückgebliebenen
vorläufig crllein unterrichten zu laffen. Der Erfolg mutzte dann
'lehren, ob eine hervorvatzen-de Begabung und grvtzer Flcitz dcn
nötitzerr Austzlcich bewirken würdeN.
Ruth lietz passiv über sich verfügen. Src war magcr gc-
luorden, trwrtkartz, hohlänsti-g. Erne stille Trauer lag üiber
'ihrem Wesen und dämpfte thr Tompevcmncnt. Nur ihre Augen
sprcrchen biswe'ilen.
Der Abscksied cvus >dsm Hcm.se der Tarrte wuride ihr nicht
schwer, nur der dom Brüder Johnny veraTilätzte noch einmal
eitre lebhcrfte G>.',rrhlsäutze77U!ng.
Er sollte rn seine Voribeveitn-ngSschule eintreten, er war ihr
in der lehten Zeit schvn enffrem-dct wordcm. Er wcrr leichtererr
Si-NTr-os cffs sie, schrckte sich rafch in die neuen Verhältnffse und
hatte in der Nachbarschaft Gespieilen gefunden.
-Ilnkindlich ernst wcrr der Mick, mtt dem Ruth des Bvuders
bloriÄen Kopf zwischen ihre brcmnen nraigeren Hänbe nähm, ihn
anschcmend, als tvolle. sie cms sciinem Kimd-srtzesicht seine Zuknnft
lesen. Donn uwschlang sie rhn mit einwn Ausibrnch ihrer
frichwvn WiWheit uvd kützte ihn, bis er sich sträubte, „My
briother, mh brotherl" waren die einzitzen- Wvrtr, die über ihre
'Lippen katnen.
eigentlichev Name ist '„Cetewayo" — in dev. ZLNtral--
markthalle 'zum Verkauf ausgestellt. Die neue Kartoffel
hat nicht nur eine kohlfchwarze 'Scksale, soudern auch« thr
Weisch ist dunkel schwarz-rot. Sie stammt aus ,Süd-
afrika, wird jetzt -ckber mit gutem Erfolg in Deutschland,
'besonders in der Uckermark, angebaut. Wegen ihres ge-
ringen Vorkommens ist der Prets der Mohrentartoffel
in Deuffchland bis jetzt noch höher als der anderer 'Kar-
tofseln; doch dürste sich das bei zunehmender Derbrei-
tung ändern. Die neue Karto-ffel wird besonders gern
zu Salaten und garnierten Schüsselu verwandt. Jhr
Geschmack unterscheidet sich wenig von dem an-derer Mr-
toffeln.
— Weimar, 3. Jebruar. Die Stadt Weimar ge-
uehmigte h-eute Abend in öffenfficher Gemeinderats-
sitzung einsffmmig 309 000 Mark als Beffrag für die
Kosten zum Bau des neuen H 0 f t h e a t e r s. Die
-Gesamtkosten belaufen sich anf 1500 000 Mavk. Der
Großherzog gibt 800 000 Mark, der Landtag 400 000
Mark. Letzterer Posten ist noch zu böwtlligstn. Die Vor-
lage wird sofort zur definitiven Erledigung an dsN
Landtag gehen. Der Neubau tst an der alten Stelle
geplant.
— Leipzig, 27. Jan. Appetitliche Wurst-
Vor dem Schwurgreicht stand der retchste Fleischermstster
des Landftädtchens Mügeln, Hermann Otto Söldner,
unter der AnNage, in drei verschiedenen Fällen ffiber-
kulöse Lebern, welche dür Fleischbeschauer verwo-rfen
hatte, wieder aus denr Düngerhaufen ausgegraben und
zu Lsberwurst verwertet zu haben! Söldner leugnete,
seine beiden srüheren Lehrlinge aber bestätigten den Jn-
halt der Anklage — ste waren mit-angeNagt, wurden
aber freigesprochen, da sie nicht die erforderlichs Cinsicht
besaßen und unter d-em Zwange des Meisters gchandelt
haben. Wegen Dergehens gegen 8 10 des Nahrungs-
mittelgesetzes ward Söldner zu d r e i M 0 n a t e n G S"
fängnis und 300 Mark Geldstrafe verurtefft. Nur
ein Fall wurde als erwiesen angenommen.
— Neiße, 4. Febrnar. Anf dew P 0 sten betw
Pillverhanse des Forts 2 wurden 2 scharfeSchüss^
abgegchen. Ein Kugel flog dicht am Kopfe des Postens
vorbei. Der Täter ist nicht ermtttelt.
— Danzig, 4. Febr. Der zur Dienstleistung beiM
128. Jnfanterie-Regiment auf ein Jahr kommandierte
rnmänische Leutnant Veseli ist nach Verüibung gro-
ßer Schwindeleien flüchtig, wodurch vornchmlich- eine
Juwelierfirma geschädigt wurde.
— Hermann Landois, der am 29. Januast M'stor-
bene Professor der Zoologie an der Universität Münster,
war (wie die „Köln. Ztg." schreibt) eine der eigencrrtig-
sten Erschemungen unter den d-euffchen Hochschullehrern
Geboren in Münster 1835, widmee er sich, ohne innecen
Berus, durch Familienverhältuisse gezwuugen, deiN
geisffichen Stande, studierte dann in Greifswald Ncffur-
wissens-chasten und wurde am Gymnasium in Münster
als Lehrer angestellt. Nebenbei war er als Privatdozenr,
später als Professor an der Akademie tätig, bis er sich iM
Jahrs 1876 auss'chließlich dteser Tätigkeff widmete. ffrn
diese Zeit wurde er vom Bischof suspendiert, da evi
in seinem äußeren Lebenswandel den Anforderungeu, die
d-ie katho'lische Kirche an ihre Geistlichen stellt, nicht sü'
gen konnte und wollte. Seine bedeutendsten wtsst-st
schastlichen Werke sind Westfälens Tierleben in drei
! Bänden und „Tierstimmen". Jn seinem satrrisch-humo-
ristisch-en plattdeutschen Roman „Frans Essink" schrldert
er zum Teil eigene Jugenderlebnisse und entwirft eir-
höchst anWehen'des Bffd der Kulturverhältntsse Münsters
um die Mitte des vorigen Jährhunderts. Jn Münster
wird Landois Namen unvergänglich verknüpst bleiben
mit dem Zo-ologischen Garten, seincr ureigensten Schöpf*
ung. Jeder Besucher des Gartens kannte auch dsn
„Professor", wie er schlechtweg hieß, in Zylinder urid
schjtvarzem Gehrock, der, die lange Pfeife im Munde urrd
den Knotenstock in der Hand, überall nach dem RschteN
säh. Reiche Erträge für den Ausbau des Gartens ue«
ferten ihm die größtenteils von ihm gedichteten un-d von
der Zoologischen Abendgesellschast in jedsm Winter aufge-
Der Wschied vcmn Vcrtcr gcsicfftete sich kürzer Ti-ird lcichter.
Mit emer- herbcri, kühteTr MieTie reichte sie ihm- die HcriTid.
Mr. Alfreid, dessen Züge immncr crrrftzeidTmsener tvurden,
die Mu-gein rvt imderlmrfcn, wamdto fich ein wcnrg zur 'Seite-
Jhn> genierite der Dlick seines Kirndes, sie erirmerte ihn zu fthr
cm Faine, u-nld er geidachte der Toten nicht gerTr, wie er übcr-
-hcmpt der B-ergcrnigeiN'heit nicht gern tzeidachte. Wozu?
Kebcin, war eiin- Jcrmimertäl, seiine törichkrwcife noch enrnnai
rmfgeflamlmtcn Hoffmrn-gerr airf ciTie bcssere Existenz hafffN
sich cruch nicht or'füllt. Er vovwünschte s-chon, lan-ge die ZwckW"
sacke, drv m-an ihm hier, seiner Mcimmg n-ach, cmlegte.
„J-a, old tzirl," sagte er halb griimmiitz, „nun spcom«n ste
Dich cmch iriS 'Joch, Bettz diie Zäh7i.e gusaM'Mieni, levn- dais 'StiU-
sitzcm unid we-rd' fo, wie sie Dich halbon- wollen."
Sie bli-eb stu»mn. Das Mand zwifche-n 'ihr 7m,d dem Vater
hiielt -nicht rniehr. ,.
llnd 77UN war sie dcr in dern gr'otzen, hcllcn Hcru-se drautzeN
in St. Geovg, rintzs ir-mher ein fr-eier Plcitz, grünor Rafeu,
höhe Bäumie, alles ilustig urvd weit, rrud lautev fremidei Ge--
si-ckster.
Sie wäre so 'gcrn- noch eiln-mäl rriach der Uhlenhofft gewcrn°-
dcrt, z-u Tortnrr Merccdes, zu Lev. Aber es wcrr keirre
idävou gewesen, -man hatte sie niicht eingelcriden und so viel haff'0
sic schon geilernt — sie durfte nicht wieder heimlich und uns^
WÜTrscht geheni.
Es waren lauter MLdchen in- i-hrem- Alter bei FräuleM
Wrockbi-ufeu, etwa scchAehn, -und ihr w-urden alle die Nam«u
tzeNannt. Sie behiclt keinen- ei-nlzitzen davon, sie sah cMtetffo^
dem Getreibe der cmideren zu.
i Fortietzunq folgt.)
„Was mrrst ich hüren?" rief der wild aussetzende
tiker, „Sie hcrben in Jhrem Vlatte einen Artikel gübracht, vs
dem ich crils Spitzbnbe bezeichnet bin." — „Da find Sie uribe^
dingt falsch beffchtet", erwrderte der Zeiturrgshercmsgetzer»
„unser Blatt bffngt nämlich nur NeuigkLiten." ' '