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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-125 (1. Mai 1905 - 29. Mai 1905)
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https://doi.org/10.11588/diglit.16473#0994

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uni> man darf der Karlsruhcr Polizeiverwaltung die Anerlen-
nung nicht versagcn, daf; ste ihres Amtes mit Takt und Umstcht
gewaltet hat.

I' Karlsruhe, 10. Mai. (Etne Güterlotterie frü-
herer Zeit.) Der „Baul. B." berichtet von einem Zeitungs-
blatt von 1825, in dem Lose zu der grotzen Güterlotterie des
Grotzherzogtums Baden angeboten werden, das Los zu 11 fl.
Als Hauptgewinne werden genannt: 1. die Herrschaft Stein bei
Mcersburg, geschätzt zu 182 349 fl., 2. ein Haus mit 5 Morgen
grotzem Garten in Mannheim, Anschlag 44 727 fl., 3. ein Land-
gut in Käferthal bei Mannhelm, Anschlag 34 037 fl. 30 kr. Lose
zu haben bei dem „Wechslerhause" W. A. Ladenburg ri. Söhne
in Mannheim. Die erste Herrschaft gehört jetzt dem Prinzen
Max von Baden, was ist aus 2 und 3 geworden? Jedenfalls ist
der Wert der Güter heute mindestens das zehnfache und das
„Wechslerhaus Ladenburg" ist heute das größte Finanzhaus
des Landes. So ändern stch die Zeiten.

L Bonndorf, 10. Mai. (Wirtschaftsankäu f e.) Nach
dem „Säck. Volksblatt" hat die Staatsbrauerei Rothaus vor
kurzem das sog. Merhaus in Bernau-Dorf um den Kauspreis
bon 16 000 Mark erworben. Es ist dies die vierte Wirtschaft,
welche die Domäne innerhalb Jahresfrist ankaufte, nämlich die
„Sonne" in Bonndorf, „Deli" in Thingen und den „Hirschen"
in Grafenhausen. Kürzlich bereiste Domänenrat Reinhard in
Begleitung des Oberdomäneninspektors Odenwald in Bonndorf
Teile der Bezirke Bonndorf, St. Blasien, um weitere Wirt-
schaften und Kunden für den Rothauser Bierabsatz zu gcwinnen.
Der Staat tritt hier als Konkurrent einer Privatindustrie
auf. Die Sache hat freilich ihre zwei >Seiten. Die Landwirte
dort oben stnd froh, wenn ihnen die Rothauser Staatsbrauerei
Gerste abkauft. Und das Rothauser Bier, das übrigens ganz
vorzüglich ist, wird nur aus badischer Gerste gebraut. Wenn
die Brauerei aber Gerste kaufen soll, so mutz sie Bier absetzen
können und um das zu erreichen, mutz sie es eben machen, wie
die anderen Gxotzbrauereien. Ueber die Grenze der Notwen-
digkeit wird dieses Goschäft wohl nicht ausgedehnt werden.

I, Konstanz, 8. Mai. (Generalmajor Leutwein),
der frühere Gouverneur von Deutschsüdwestafrika, traf gestern
Nachmittag hier ein und nahm beim Jnselhotel Absteigequar-
tier. Herr Leutwein will sich lt. „Konst. Ztg." in Ueberlingen
niederlassen; sein Besuch galt der Erledigung von Geschäften in
dieser Angelegenheit.

Handel und Verkehr.

Mannheim, 10. Mai, Overrlieiniiche Bank —. B 108.50 G.
Rhein. Creditbank —B., 144.40 G. Sibein. Hypothekrnbank
—.— B 205.50 G- Brauerei Kleinlcln, Heidelberg —.— B.
200—G. Schroedl'sche Biaucrei B., 205.— G. Portland-

Zementwerk Heidelberg —B., 136.50 G-

Börsen-Bericht vom 10. Mai 1905.

(F r a n k f n r t.)

8"/« Deutsche Reichsanl. 90.25
30-°/« DeutscheReichsanl. 101.20
8"/« Preuß. ConsolS
3^/-°/° Preuß. Consols
3'/-°/« abgest. Baden
4°/» Russische Staatsanl.

4"/« Ungar. Staatsrente
4°/« äutzere Argent. 1897

5°/y innere Mexikaner

90.40
101.25
100.-

88.20

98.40
89.-

„ ,, . 51.40

Rhein. Kreditbank-Aktien 144.75
Oberrheln. Bank-Aktien 108.40
Heidelbg. Zement Äktien 187.50
Allg. Elektr.-Ges.-A'tien 237.—
Oesterr. Kredit-Aktim 208.80
Oestr-StaatsbahnAktien 143.20
Oesterr. Südbahn-Akiien 16.10
4°/« Heidelberger v- 1901 100.40
4°/« Mannheimer v 1901 —.—
(Londo n.)

4°/° Japaner 83'/«

Goerz Shares 30,„

Geduld Shares 7°/,g

Great Fingall Shares 70.
Jvanhoe Sbares 7"/„

Baltimoreu.Ohio Shares 109'/.
Canada Pacific Chares 152.—

(B e r l i n.)

40-°/« Chinesen 96.—

Diskonto Komm.-Aktien 186.60
Dentsche Bank-Aktien 237.20
Berl. Hand.-Ges.-Attien 167.20
Darmst. Bank-Aktien 141.20
Dresdener Bank-Aktlen 154.60
Nat.-Bank fiir D.-Akticn 128.70
Schaaffhaus. Vankv.-Akt. 144.50
Bochnmer Gnß-Aktien 243.40
Dortmunder Union C.-Akt. 90.—
Gelsenk. Bergw.-Aktien 228.50
Harpener-Aktien 215.10

Hilbernia-Aktien —.—

Kölner Bergwerk-Aktien 4S4.-
Laura-Aktien :66.10

Privat-Diskont 2°//»

Reichsbank-Diskont 3°/„

Gelvsorten.

20 Franks-Stllcke 16.25

Dollars in Gold 4.190,

Engl. Sovereigns 20.40

Oesterr. Noten 85.10

Russtsche Noten 215.—

Amerikanische Noten 4.190,
Englische Noten 20.46'/,

Wasserstandsnachrichten.
Ne ckar.

Heidelberg 11.. 134-s- 0 00 m
Hrildrorm. 1".. 0,69 — 0 0k w
Mannbei« 10., 4,35 — 0,01 m

Rh e i n.

L mterbttrg 10. 4 69 — 0,01 m
Maxan 10. 4 82 — 0,02 m
Rannheir» 10. 4 37 — 0,03 m

Personalnachrichten.

Aus dem Bereichc bes Grotzh. Ministeriums der Finanzen.

— Zollverwaltung. —

Versetzt: die Finangassistenten Johann Frey in Konstanz
nach Karlsruhe, Joseph Fuggitz in Donaueschingen nach Singen
zur Versehung ciner Hauptamtsgehilfenstelle, Karl Fischer in
Baden nach Säckingen; Revisionsaufseher Peter Albiez in Leo-
poldshöhe nach Baden.

Aus bem Bereiche des Schulwesens.

1. Versetzt: Anderer, Ernst, Unterlchrer, von Konstanz an
Höh. Büvgerschule Metzkirch, Beierle, Hermann, Unterlehrcr in
Ewattingen, als Schulverwalter nach Eberfingen, Amts Walds-
hut, Biercr, Hermann, Schulverwalter in Hausen i. Tal, als
Unterlehrer nach Friesenheim, Amts Lahr, Bonauer, Adolf,
Schulkandidat, als Untcrlehrer nach Unterkirnach, Amts Vil-
lingen, Boos, Johann, Schulkandidat, als Hilfslchrer nach
Helmstadt, Amts Sinshcim, Boser, Erwin„ Schulkanüidat, als
Hilfslehrcr nach Willaringen, Amts Säckingen, Brendle, Anna,
Unterlehrerin, vön Nutzbach nach Stetten, Aints Lörrach, Eble,
Eugen, Unterlöhrer, von Heitcrsheim nach Konstanz, Eck, Eu-
gen, Unterlehrer in Kappel, Amts Ettcnheim, wird Schulver-
walter dafelbst, Ehrler, Arthur, Hilfslehrer in Rohrbach, Amts
Eppingen, als Unterlehrer nach Ewattingen, Amts Bonndorf,
Grätzlin, Elsa, Schulkandidat, als Unterlehrerin nach Oüer-
wolfach b. d. K., Amts Wolfach, Greiner, Wilhelm, Schulver-
walter in Mengen, als Unterlehrer nach Wüsingen, Amts Kon-
stanz, Hambrecht, Emma, als Unterlehrerin nach Kirchzarten,
Amts Freiburg, Hammer, Josef, Untcrlchrer in Unterkirnnch,
als Hilfslehrer nach Bühl, Amts Waldshut, Hugle, Rudolf,
Unterlehrer, von Büsingen nach Gaggenau, Amts Rastatt, Hutz,
Friedrich, als Unterlehrer nach Pforzheim, Jörg, Heinrich,
Hilfslehrer in Sandhofen, Amts Mannheim, wird Unterleh-
rer daselbst, Joos, Alfons, Schnlkandidat, als Hilfslehrer nach
Jttersbach, Amts Pforzheim, Kittel, Stefan, Hilfslehrer in
Berolzheim, Amts Boxberg, wird Unterlehrcr daselbst, Klotz,
Emil, Schulkandidat, als Unterlehrer nach Obcrimsingen, A.
Breisach, Krieg, Robert, Schulkandidat, als Unterlehrer nach
Kürnbach, Amts Bretten, Kull, Max, Schulkandidat, als Unter-
lehrer nach Karlsruhe, Kurz, Hermann, Hilfslehrcr in Sas-
bach, Amts Achern, wird Schulvcrwalter daselbst, Kury, Frieda,
Schullandidatin, als Unterlehrerin nach Brühl, Amts Schwetz-
ingen, Lienhard, Josef, Schulverwalter in Haagen, Amts Lör-
rach, wird Unterlehrer daselbst, Linden, Josef, Unterlehrer,
von Höh. Bürgerschule Metzkirch nach Gottmadingen, Amts
Konstanz, Ott, Hermann, Schulverwalter in Steinach, als Un-
terlehrer nach Mundelfingen, Amts Donaueschingen, Restle,
Oskar, Schulkandidat, als HilfÄehrer nach Dill-iWeitzenstein,
Amts Pforzheim, Ruff, Georg, Hilfslehrer in Oberkirch, wird
Schulverwalter daselbst, Sandrock, Auguste, Schulkandidatin,
als Unterlehrerin nach Pforzheim, Schächner, Karl, Hilfslchrer,
von Gymnasium Badcn an Volksschule Karlsruhe, Schädler,
Barbara, Hilfslehrerin in Herbolzheim, als Unterlehrerin nach
Nutzbach, Amts Triberg, Schnörr, Maximilian, Unterlehrer,
von Kürnbach nach Karlsrnhe, Spony, Max, Schulkandidat, als
Unterlehrer nach Gochsheim, Amts Bretten, Stang, Älois, Un-
terlehrer, von Krautheim nach Freiburg, Straub, Karl, S-chul-
kandidat, als Unterlehrer nach Hundheim, Amts Wertheim,
Weitzenberger, Albert, Unterlehrer in Mundelsingen, als-Schul-
verwalter nach Nordhalden, Amts Engen, Wingler, Else, Unter-
lehrcrin in Kirchzarten, als Hilfslehrerin nach Baüen, Wörthle,
Johanna, Schulkandidatin, als Unterlehrerin nach Baden, Zäh-
ringer, Adolf, Unterlehrer in Oberimfingen, als Hilfslehrer
nach Offenburg.

2. Aus dem Schuldienst tritt aus: Wehrle, Emilie, Unter-
lehrerin in Brühl.

Lde Zeriik Zcdooi oj Qugvrger.

llsuptslr»«»« 84, 1 1'reppO.

Jrstitut zum Awecke des Stu-
diums fremder Sprachen, für
Erwachfene, Herren u. Damen,
unter Oberleitung des Herrn
Professors

L. v. Rerliln.

Lrvvl xoickone Ueäailien »nk cker kurisvr IVellÄusstslIanss.

Französtsch, Englisch, Ztalieuisch, Nusstsch, Spanisck,
Detttsch für «uslättder: n»r Lehrer der detreffenden Nation.
Konversation -K K o r r e s p o n d e n z ^ Literaiur
Ueber 230 Zweigschulen. A Prospekte gratis u. franko.

Theater- und Kiurstnachrichten.

— Mannheim, 10. Mai. Das Grotzh. Hof- und Rational-
theater Mannheim wird die dramatischen Werke Schi-llers in der
Zeit vom 20. Mai bis Ende Juni ds. Js. an 11 Abenden noch-
mals in chronologischer Reihenfolge zur Aufführung brin-gen.
Die Vorstellungen finden zu ermätzigten Preisen statt und wer-
den in der Regel auf Mittwoch oder Samstag festgefetzt werden.
Anmeldungcn zu dem Lesonderen Abonnement auf diesen Schil-
ler-Zyklus nimmt die Hoftheaterkasse entgegen.

Verlosungen.

Darmstadt, 10. Mai. Wegen Ausbruchs der Maul- und
Klanenseuche in Len Stallungen des Darmstädter Pferde-Zucht-
Vereins ist polizeilicherseits Gehöftsperre angeordnet -worden.
Jnfolgedeffen mutzte der auf den 15., 16. und 17. Mai angesetzt
gewesene Pferdemarkt auf den 29. und 30. Mai verschoben wer-
den. Die Ziehung findet am 30. Mai, nachm. 2 Uhr, statt.

— Pa-ris, 8. Mai. Jn dem Dorfe Uss eau b-ei Cha-
tellerault herrscht seit mchezu einer Woche ein wchrer
Kriegszustaud. Dort hat sich nämlich ein gewisser R o y,
ein gefährlicher Verbrecher, ber kürzlich im Fähzorn
einen Morb beging, in seinem Hause fest verschanzt und
leistet allen 'Versuchen der Gendavmerie nnd der herbei-
beorderten Soldaten, ihn festzunehmen, verzweifelten und
wirksamen Widevstand. Er hat bereits sünf Personen,
die sich dem Hauss nähern wollten, um ihn zu überwälti-
gen, angeschossen und teilweise schwer verwundet, darunter
einen Sergeanten, der einen Schutz in den Kopf erhalten
hat, so datz sein Zustand zu ernsten Besorgnissen Veran-
lajssung bietet. Das Haus wird regelrecht belagert, da
Roy üb'er zahlreiche Munision und Waffen verfügt, mit
denen er sehr gut umzugehen weiß. Man wagt keinen
Sturm zu untevnehmen, da behauptet wird, er habe
mehrere Minen gelegt, die er beim Vordringen der Sol-
doten springNn lassen würde.

— Petersburg, 10. Mai: Jn verschisdenen Gegen-
den, an der Westgrenze wie im Jnnern des Landes, tritt
ldie Genickstarre auf. Auch in Trflis ist sie ausge-
treten ; dort wurden in den letzten zwei Monaten 30 Wlle
heobachtet.

Der Krieg m Ostasien.

Paris, 10. Mai. (Frankf. Jtg.) Der „Demps"
gibt den Jnhalt sämtlicher Beschwerden wieder,
welche die japanische Reg- ierung an Frank°
reich während der Fcchrt des r u s s i s ch e n G es chwa-
ders nach Osiasien gevichtet hat. Diese Beschwerden
wiedevholen sich un-unterbrochen seit Ende Oktober. Sie
betreffen den Aufenthalt der russischen Schifs-e in Cher-
bourg, Algier, Dsch-ibuti, Madagaskar und J-ndo-ch-ina.
Japan ist der Ansicht, datz das russische Geschwader nicht
wie ein einzelnes Fahrzeug beh-and'elt wevden dürfe und
daß jede Gelegenh'eit, iihm Kohlen un-d Nahrungsmittel
zuzuführen oder R-eparaturen rornehmen zu lassen, als
eine Bechilfe in der Kriegsführung anzusdhen sei. Ja-
pan bestreitet nicht, datz Frankreich Bef-LhI-e gab, die Neu-
tralität zu sichern, es bedauert jedoch, daß diese Befehle
nicht in genügender Weise ausgeführt wurden, insbeson-
dere, daß trotz wiederholter Vovstellungen Japans die
geeigneten Vorsichts- und Ueberwachungsmaßregeln un-
terblieben seien, um überhaupt zu verhindern, daß das
russische Geschwader in Madagaskar u. Jndochimr in dsr
unmittelbaren Nähe der Küste statiomerte. Der „Temps"
kündigt an, datz er morgen den Standpunkt präzisieren
werde, den Frankreich gegenüber d-er Ansicht un-d den
B-eschwerden der japanischen R-egierung annehme.

Paris, 10. Mai. Der Konzessionär des Kanrranh-
Strandes leugnet, datz er dem Admiral Roschöestwensky
Kohlen g-eliefert hat. Dagegen behemptet er, die Russen
h-ätten in Saigon Baugrund gekauft, dort grotze
Schuppen ervichtet und mit Kohlen gefüllt. Diess
Kohlen seien damn von russischen Dampfern abgeholt
und der Kriegsflotte zugeführt worden.

Petersburg, 10. Mai. Jn hiesigen Marine-
kreifen ist man überzeugt, dah bis jstzt den beiden
russischen Geschwadern im sernen Ostsn kein
Ilnfall begeg-net ist. Nebogatows Mvisron führt eine Ge-
schwindigkeit von 7 Knoten regelmäßig durch. Der Ad-
miral sit von der Zuversicht erfüllt, datz ev die Lösung der

ihm übertragenen Aufgäbe durchführen wird. Es find
Anz-eichen dafür vorhanden, datz die Vereinigung beider
Geschwader tatsächlich schon stattgefunden hat oder jede
Stundtz stattfinden mutz. Beide Mottesi steh-eu schvn
mittels drahtlos-er Telegraphie in Verbinduug.

— Ileber den Zustand des W I a d i w o st o k - G e-
schwaders sind folgende Mitteilungen eingegan-
gen: „Rossija" und „Gromoboi" sind wieder ausgebessert;
„Bogatyr" befindet sich noch in unbrauchbarem Zustande.
Autzerdem befindeu sich dort neun Torpedoboote und Ma-
terial zum Ba-u dreier Torpedobootszerstörer, doch ist
nicht bekannt, ob letztere schon gebaut sind. Ter Bau
von fünf Ilnterseebooten ist beendet. — Das franzöfischv
Geschwader wird an der Küste von Anna m> zusammen-
gezo'gen. AugenbliMch liegen 23 englische Kriegsschiffe
in Hongkong.

London, 10. Mni. Dem Bureau Laffan wird
aus Hongkong gemel-det: Zwei Kohlenschsise sind
angekommen, die die Honkohe-Bucht am 5. verlassen hat-
ten. Sie berichten, die baltische Flotte sei in
gutern Zustande und werde den- Japanern w-ahrscheirllich
mehr zu schaffen macheu, als ste glaubten. Acht Kriegs-
schiffe w-areu vom Ilfer weniger als 2 Meilen, die Trans-
portschifse und Torpedoboote eine Ha-Ibe Meile ensiernt.
Letztere waren alle gut ausgerüstet, die Maunschaften
schienen faul, dumm, unwsisend und ohne Siegeshoffnung
zu sein. Täglich wurden 250 Tonneu Kohlen eingenom-
men. Die Mannschaft wußte nichts über Ziel Ler Flotte
und bettelte um Whisky und Tabak und bot ein Pfund
Sterling für eine Flafche Whisky. Ostern wurde am 30.
Upril gefeiert, aber kein Urlaub gewährt. Der „Daily
Mail" werden aus Hongkong dazu noch folgende Einzel-
heiten gemel-det: Die Torpedobootszsrstörer giugen am- 4.
nach der Kamranhbucht und kehrten mit Depeschen zu-
rück. Die Transport- und Kriegsschiffe sind sehr rossig.
Wenig Reinigungen wurden vorgenommen, keine unter
Wasser. Alle Kriegsschrffs besatzen volle Borräte em-
schlietzlich Kohlen bei der Abreise am 5. Mai.

Neueste Nachrichten.

Strasiburg, 10. Mai. Der Kaiser empfängt heute
Abend den Oberbürgermeister Kirschner und den Stadt-
baurat Hoffmann von Berlin zur Vorlegung von Plänen,
die die Ausschmückung der Sta-dt Berlin bei ldern Ein -
zuge derBraut desKronprinzen betreffen.

Strasiburg, 10. Mai. Der kaiserliche Bezirksamt-
mann Adolf Meyer ist am 21. April in Deutsch-Qst-
-afrika in semem Bszirke Neu-Langenburg am Nyassasee
am Schwarzwasserfieber gestorben.

München, 10. Mai. Bei dem Trinkspruch, den der
Prinzregent bei der heutigen Hoftafcl ausbrachte, hietz
er dcn zum Besuch- hier eingetroffenen Kön i- g von Sachsen
in seiner Residenz willkommen, dankte ihm für die Ehre seines
Besuches, knüpfte an die -bestehende Verwandtschaft der Häuser
Wettin und Wittelsbach an und wünschte dem König, scinem
hohen Verbündeten eine lange und gesegnete Regierung. Kö -
nig Friedrich August dankte dem Prinzregenten zu-
nächst sür den glänzenden und herzlichen Empfang, den er und
die Stadt Münchcn ihm bereitet haben. Die seit Alters her
destehende Freundschast seines Hauses mit dem Laherischen
Königshause zu erhalten und noch fester zu knüpfen, werde sein
Mstreben sein. Der König sprach ferner dem- Regenten seinen
Dank aus für die Verleihung des 15. Jnfanterie-Regimentes;
der bayerischen Armee anzugehören, sei ihm eine ho'he Ehve.
Der König schlotz seinen Toast mit cinem Hoch auf den Vrinz-
regenten und das königliche Haus von Bahern.

Weimar, 10. Mai. Heuts begann hier der Ver-
bandstag deutscher S t u de n t e ryv e r e i n e.
Es sind etwa 100 Abgesandte erschi-enen, die fcsit alle Uni-
Versität-en und Technischen Hochschulen Deutschlands ver-
treten. Den Hauptgeg-enstand der Vevhandlungen, die
nicht öffentlich sind, bilden.die Charlottenburger Bor-
gäng-e.

Berlin, 10. Mai. Wie jetzt durch die Deutsche Zeitung
bekannt wird, hat schon am 10. März inHalle eine K o n-
ferenz von Rektoren preußischer Hochschulen getagt, auf
der die Absendung einer Eingabe an das Unterrichts-
mimsterium beschlossen wurde, deren Wortlaut die llniversi-
tät Halle festzustellen überuahm. Aus dieser Eingabe teilt
die gcnanute Zeitung mit, daß die Rtktoren darüi den Wunsch
aussprechen, es möge deni Kultusminister gefallen: 1. Ver-
handlungen mit der Studentenschaft einer Iluiversität prin-
zipiell nur durch die akademischen Behörden führeir
zu lassen, und erst 'bei dercn vollständigem Versagen einen
Eingriff durch andere Beamte anzuorduen; 2. die Stud en-
tenausschüsse keiner generellen Regelnng zn
unterziehen, sondern den einzelneii Uuiversitäten die bisherige
Freiheit der Ausgestaltung zu belassen. im besondern auch
eiue prinzipielle Abgrenzung der Kompetenz der Ausschüsse
nicht vorzuschreiben.

Berlin, 10. Mai. Der „Nordd. Allg. Ztg." wird mit
Bezugnahme auf die obige Eingab-e der Hallenssr Rekto-
renkonserenz mitgeteilt, datz dte Eingabe dem Kultusmi-
nsiterium noch nicht zugegangen und anH ihreM
Jnhalte nach erst a-us ihrer Derösfentlich-ung in der
„Deusichen Zeitung" bekannt geworden ist.

Bcrlin, 10. Mai. (Frcmkf. Ztg.) Jn pavlament-arischen
Kreisen befcstigt sich die Annahme, datz die Tätigkeit des Reichs-
tags mit Pfingsten ihren Abschlutz sinden wird und datz weder
das Militärpensionsgesetz, noch die Börsengesetzreform zustande
kommt. Man glaubt zu wiffen, datz die Regierung nicht wie-
der, wie im vorigen Jahre, anf eine Vertagung der Sefston ein-
ge'hen, sondern sie schlietzen wird. Das Militärpensions-
gesetz, üas in der Kommission noch nicht über eine allgemeine'
Dedatte hinausgÄommen ist, wnrde üann in der nächsten Sesi'
sion natürlich wieder eingebracht werden. Wertvoll sind die
Vorarbeiten, die durch den Sesstonsschlutz verloren würden,
nicht. -Vermutlich würde die Regierung auch die Abänderung
des Börsengcsetzes und der Börsensteuer wieder vorlegen, so we-
nig auch die bisherige .Behandlung, welche d/e Mehrheit des
Reichstags diesem Gesetze seit mehr als eincm Jahre angedeihen
läßt, dazu ermutigt. Man wird es der Regierung nicht ver-
übeln können, wenn sie trotz dieser und einiger anderen kleine»
Vorlagen, die dadurch unter den Tisch fielen, zum Schluffe de»
Session statt zu einer nochmaligen Vertagung schreitet, denr^
 
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