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Heidelberger Zeitung (47) — 1905 (Januar bis Juni)

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Nr. 138-150 (15. Juni 1905 - 30. Juni 1905)
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Erstes Blatt.

47. Jahrgang. — Nr. 138.

ttchrint tägllch, SonntagS auSgenommen. Prei» mit Famillenblättern monatlich 50 Pfg. in'S Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstationen abgekolt 4V Pfg. Durch die Post

bczogen vierteljährlich 1,85 Mk. anSschließlich Znstellgebühr.

^ieigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- nnd Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen
^ bestimmten Tagen wlrd keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate anf den Plackattafeln der Heidelberger Zeitnng nnd den städtischen Anschlagstellen. Ferniprecher 82.

B

Deutsches Neich.


,°erlin, 14. Juni-

'Der Kaiser wird sich am
8 e n2uni, friih morgens, von S i g m arin -
^eai Hannover begeben, 'das Königsulanen-

besichtigen, im Ofsizierkasino frühstücken und
^ai?^ Automobil nach Hamburg sahren. .Die
stz^lrrin gedenkt, dein Vernehmen nach, mit ihrem
«in Hamburg zusa.mmenzutreffen und mit ihm

! llex Nachmittag das Pferdercnnen des Hambur-

^rnnklubs zu besuchen. Das Kaiserpaar wird dann
^er '-Lrbrachten sportlichen Vorspiel zur Kieler Woche,
6>ai,' ^"'^relbe-Regattci, seine Teilnahme schenken. Der
^klbst gedenkt die einkommenden Jachten der Wett-
^ber-Helgoland, wic in den srüheren Jahren, bei
i ^oland zn erwarten.

Baden.

I «p^?^^^^uhe, 14. Juni. Wie verlautet, hat sich
! s ^. ber Großherzog entschlossen, an der Bei -
Eeil- " " ^ des F ü r ste n L e o p o I d von Hohenzollern
'tzxjs "^len. Die Teilnahme der Großherzogin an der
Fij ^bugsseier stand sogleich fest. Der verstorbene
ist bekanntlich der Sohn einer badischen Prinzessin.

Finanzminister a. D. Ellstätter

Ik I ^ ^ r u h e, 14. Juni. 'Nnanzminister a. D.
Hvh b ^ tter ist heute srüh nach längerer Krankheit im
Alj-br von 78 Jahren gestorben- Ileber ein
h°,od^nium durste sich de-r Verdiente Staatsmann in selte-
- .Frische de

bes Körpers und Geistes einer ungetrübten
dx>. ^ksireuen, nachdem er volle 25 Jahre hindurch an
Itz-,^bitze der badischen Fina-nzverwaltung gestandcn.
db^^end s-einer langen Amtstätigkeit hat er es verstan-
Lxu "ie Amortisationskasse in geordnete Balhnen zu
^rn und durch günstigen Abschluß der Eisenbahn--
zu bon die Finanzlag-e 'dieser Kasse soweit als möglich
Asern. Ilnter seiner Leitung sind die meisten Steu-
dix^riieitig umgestaltet worden. Hier ist namentlich
U^^reiwigung der unt-er seinem Vorgänger schon begon-
^u^z Neueinschätzung des landwirtschaftlichen Geländes
tzjO ber Gebäude und die Einführung einer allgemeinen
ci^ "'uniensteuer Zu uenneu (1886), wodurch Baden
üchu ^^bildliche Gesetzgebnng geschaffen hat. Durch vor-
tcxAusstellung des Staatsvoranschlags hat Ellstät-
bud 'o badischen Finanzen stets ini Gleichgewicht erhalten
^kuieinen Bstriebsfonds angesam-melt, dsr es
U>ch-s^hbe ermöglichte, ohne Staatsschulden machen zu
kritische Zeiten hinwegzukommen. Jn seiuer
'Uj-, - T'ienstzeit als Fiiianzminister hat er cigentlich
Mßerfolg erlitten. Der Plan, die bad. Eisen-
djg mr eine Gesellschaft zu verkaufen, der merkwür-
W-n - . ^ise einmal in ihm ausgestiegen war, kam zum

sci^^ug.^^ Bei der Volksvertretung erfreute er sich all

siil,7s lür sein Anschen als Staatsmann, nicht zur Ans-
scit.""S- Bei der Vo

^rtschätzung. Moritz Ellstätter war im Jahre
^ur d-!" Karlsruhe gchoren, wnrde 1854 Rcserendär,
^bn cinige Zeit, und zwar zugleich niik Mathy, der

^ der französtschen Anfführung im Stadt-
kyeater Regnard s „^ltenävr-moi 8v»8
l'vrmo"

von Prof. F. M. Schncegans.
srn^.is..'ui vorigcn Jahre bercitcn Mitglicdcr dcr hicsigcn
Ehel,u,ÜIchcn Kolonic cincn dramatischcn Akcnd im Stadt-
d»n A»f dcm Prhgrannn steht ncbcn »I-s pstit KStsI«

idsihx^ Whac, cinc Paulomime, ein interessanter Bcrsuch die
W belicbtc, jctzt mit Unrccht Pernachlässi-gtc Gattung
»nd mcnschliche Schwächcn und Lcidcnschaftcn
^ri^g^. wdringlichcs, stu-mmes Gcbärdcnspicl zum Ausdruck zu
stca' Rcgnards Einaktcr 4ttsncks2-moi sous I'Orws-
Uiitt»N'°arancois Rcgnavd, dcr hcrvorragendste unte-r dcn un-
vo^^oarcn Nachfolgcrn Moliercs, wurde zu Paris 1655 gc-
Atalh„ ^rmögcnd und tvanderlustig, bcgab fich Rcgnard nach
hsttx ' drachtc 10 000 Dukatcn, dic cr bcim Spicl gcwonncn
stbta'tzj zog bald darauf wiedcr über die Alpen und er-
A ci^, s.IfHs-amstcn Abcntcuer. Jn Bologna vcrliebtc er sich
Ro ' 'E Provenzalin, wanderte mit i-hr nnd ihrcm Gattcn
Rit n,: kehrte übcr Florenz und Gcnua zurück und wurde

iDankreVi," Acisegcfährtcn auf -dcr Fahrk von Genua nach
"o» Sceräubern übcrfallcn und nach Algicr in die
ssNd fei/ ^srkauft. Durch seinen lieLcnswürd'igen Charaktcr
Herr,, kulinari-schan Künftc gctvann cr die Gunst seincs
'^^bcr' » seine von ihrem Gattcn gctrcnn-te Frcundin
4b>ci 'aü ihr nach -Konstautinopcl vcrschickt, wo cr

sihd rnit 5 Haft vcrbrachte, bis er losgekauft wurdc

Hicr wolii Provenzalin nach Marscille zurückkchrtc.

rcholh-« er seine treue Gcfächrtin hciraten, als der ver-
--dgNcirt,-."!!. .kür tot gchaltcne Gattc plötzlich erschicn nnd
)?chrnexz", ?Esglück störtc. Rcgnard suchte Trost in seinom
'm»d, Berstreuung auf wcitcn Rcisen, die ihn nach Hol-

^ vcdcn, Lappland, wo er das Endc dcr Wclt crrctcht

ihn nachmcils ins Nmmzministerium berief, in der
Discontogesellschaft täkig, 1859 wurde er Rechts-
anwalt in Durlach, 1863 in Karlsruhe, 1864
Kreisgerichtsassessor in Mannheim, 1865 Kreisgerichts-
rat daselbst, 1866 Ministerialrat im Finanzministerinm,
1868 Präsident des Nnanzministeriums, 1871 Bövoll-
mächtigter zum Bundesrat, 1872 Staatsrat, 1876 Geh.
Rat erster Klasse. Ani 7. März 1893 trat Exz. Ellstätter
in den wohlverdienten Ruhestand, den er in feiner Vater-
städt Karlsrühe verbrachte- Er tvar ein Mann von er-
probter liberaler Gesinnung, -ein liebenswürdiger Gesell-
schafter und großer Freund des Jagdsports, dem er mit
Eifer bis in 'die letzten- J-ahre seines Löb-ens huldigte.
Vor 7 Wochen machten sich die Gebrechen des Alters in
verstärktem Maßc gelten'd, und eine Krankheit fesfelte chn
ans Bett, bis ihn heute früh ein sanfter Tod erlöste. Ein
ehrend-es Andenken bleibt dem verdimten Staatsmann
gesichert. — Der Großherzog hat ' der Witwe
'EllsMters sein Beileid ausgedrückt.

Aus der Karlsruher ^eitung.

— Sciuc Köuiglichc Hohcit dcr Grotz-Hcrzog haben
dcm Kassicr bci ücr Lan-dcshauptkassc, Oberrechnungsrat Lud-
wig Koch, das Mittcrkrcuz zwcitcr Klasse mit Eichcnlaub dcs
Ordcus vom Zähringcr Löwcn vcrlichcn und denselben auf sein
Ansuchcn lvcgen vorgcrücktcn Alters und leidender Gesundhcit
untcr Ancrkcnnung seiner langjährigcn, treugeleistctcn Dienste
in dcu Ruhcstand vcrsctzt; fcrncr dcm Rcchnungsrat Fridolin
Bosch bei dcr Landcshauptkassc dic Stellc -dcs Kassicrs bei
dicscr Kcissc übcrtragcn und dcn Buchhaltcr Konstantin Hor -
n ung bci dcr Landcshauptkassc zum Oherbuchhattcr bei dicscr
Stclle eruannt.

— Scine Königlichc Hohcit 'der Grohhcrzog habcn
dcm Obcrbuchhaltcr Hugo Vögclc bci der cvangelisch-tirch-
lichcn Stiftungsnvcrtvaltung Offcnburg dic erbetene Entlassung
aus dcm Dienstc dcr evangelisch-kirchlichen Vermögensverwal-
tung crtcilt.

KarlsxI! he, 14. Juni. Der Großherzog unib die
Großherzogin sind- gestern Abend halb 9 Uhr in Baden
eingetroffen. Am Bahnhof waren Jhre Durchlanchk Prin-
zessin Amelie Zu Fürstenberg, ferner Amtmann Dr. Hart-
mann und Oberbürgermeister Dr. Gönnor zur Vegrüßung
anwesend. An der heutigen Frnhstückstafel der Höchsten
Herrschasten in Schloß Baden nahm Prinzessin Wilhelm
teil.

Ausland.

Griechenland.

A t h e n , 14- Iuni. Der heutige Ministerrat nnter
dem Vorsitz des Königs beschloß, wie der „Frankf. Ztg."
telegraphiert wird, den Verbleib 'bes Ministe-
r i u m s im Amt. Wer als Nachfolger des ermordeten
Delyannis die Führnng der Partei übern'immt, soll
morgen oder übermorgen eine Versammlung der Partei-
abgevrdneten beschließ-en. Der Mördeit' Gerakaris
war Diener in einem kürzlich auf Befehl von Delyannis
polizeilich geschlossenen Spielhanse; cr erklärt, ohne Mit-
schuldige den Mord aus Rache sür den Verlust seines
Unterhaltes vericht zu häben. Die Untersuchung nimmt
Mitschuldige an.

zu habcn glaubte, Polen, dcr Türkei, Ungarn und Deutschland
führtcn. Scinc Eindrückc hat er in eincr Reihc von Reisc-
-berichtcn nicdcrgelcgt. Scin abenteucrliches Schicksal bot ihm
dcn Stoff zn einer Novclle »lla krocsnxkils«, in der er sich
untcr dcm Namen Zelmis als eincn Kavalicr von Geist un-d
bcstrickcndcr Kicbenswürbigkcit schitdcrt. 1682 ist Regnard in
Paris zurück, wird töniglicher Schatzmcister und führt im
rcgen- Wcrkehr mit glcichgcsinnten Frcnndcn aus allen Gesell-
schaftskrcisen bald in Paris, bald in dcm schöncn Schlotz Gril-
lon cin sorgcnloscs Epicuräcrdasein. Ein Mann von so heiterer
Lebcnsauftassung tonnte tcine Fcindc haben. Er hatte sich
vorübcrgchcnd mit dcm Satirikcr Boileau entzwcit und auf die
Satire Boilcaus gcgcn dic Frauen mit cincm geharnischtcn
Angriff aus bic böscn Männer geantwortet und Boilcau hatte
tn einer Epistel Regnard ein Dentmal in ber Eckc ber schlcchten
Dichtcr errichtct. Gemeinsame Frcundc versöhntcn bie beidcn
Gegner. Regnard widmete Boileau seine Komödie »I-ss
Nönsobmes« und Boileau charakterisierte dic Werke Regnards, in-
dcm- cr jemandem, der, um Lcm strengcn Kritiker zu gefallen,
Rcgnard nls »poöts möciioers« bezcichncte, witzig antwortetc:
»il n'sst p»s msäioorsmsnt gsi." Regnard ist den 1. Sept. 1709
gcstorbcn.

Abenteuer, wie sie Regnard erlebte, sind in der Biographie
cincs Di-chtcrs uur insofern von Jntcresse, als er befähigt ist,
Lie einpfangcncn Eindrückc künstlcrisch zu verarbciten. Ein
trockencr Retscbericht wir'd cincm Äünstlcr von regcr Phantasie
genügcn, um dic Märchcnwclt -dcs Oricnts hcrvorzi^aubern.
RegnarLs Komödien lassen- nicht ahnen, datz dcr Dichter dic
scltsamstcn Abcntcuer erlcbt, üie entlegcnstcn Länder besucht
hat. Er ist ein Kind jener Zcit hochentwickelter Knltur, die
selbstbcwuht und in sich geschloffen teinc Lust vcrspürt, sich in
frcmdcs Dcnken nnd Fühlcn liebevoll zu verfcnken. Scine
erstcn Komödien nnd Poffen schricb Rcgnard für die Bühne dcr
italicnischen Schauspieler. Mezzctm, Arleguin, der lächcrliche
Doctcur, Colombine und Jsabclle, Zaubcrer und Olhmpischc

Aus StadL und Land.

Heidelberg, 15. Juni-

) I( Von der Universität. Auf dcm Kongrehdes Vcr-
e-ins bayerischcr Psychiater in Münchcn hielt
Prof. Dr. Nihl vorgestern einen Vortrag übcr dic „psychiatri-
schen Fehldiognosen". Er verteidigtc die Doktrin Kracpelins,
datz über jedc Kraiikheitssorm eine Diagnose aufzustcllen sei,
auch wcnu üie Krankheit sich unter die bcstehenden Krantheits-
schemcn nicht cinrcihcn laffc; dic Diagnose müsse ftcts auch als
ein Mittel zur Förderung dcr Forschung Lctrachtct werden.
Von srüheren Angchörigen des hicsigcn Lchrkörpers nahmcn
an dem Kongresse teil Hosrat Prof. Dr. Kraepclin und
Privatdozent Dr. G a u p p. Erstercr referierte übcr „Frage-
stcllnngen in der klinischcn Psychiatric" und crläuterte die Ein-
richt-img dcr neuen, seiner Lcitung unterstchcndcn 'Münchener
Psychiatrischcn Klinik. Dr. Gaupp sprach über „Deprcssions-
zustände dcs höheren Alters" und wurdc von idcr Vcrsammtung
bcauftragt, a,uf -dem 1ö07-er Kongretz über dcn klinischen Teil
dcr stationärcn Paralyse zu refcrieren.

(*) Aus dcr Studcntenschaft. Der „Verci n D e utscher
Stndentcn" an dcr hiesigen Univcrsttät crnanntc Herrn
Geh. Hofrat Prof. Dr. Erich Marcks zu scincm Ehrcn-
mitglied. Jn gleichcr Eigenschaft gehörcn ihm scit einer
Reihe doü 'Jähren aus dcm hie-stgen Lchrkörper an die Pro-
fcssoren Gch. Kirchcnrat v. Lcnime und Dr. v. Kirchenheim.
— Bei dcr Scmcstcr-Antr.ittskncipc dcs „V. D. St." wics
Professor Dr. Ansch ü tz , wic wir in den „Akadcm. Bläitcrn"
lescn, mit markigcn Wortcn darauf hin, dah dcr deutsche
Studcnt nicht nur das Rccht, sondcrn dic Pflicht hätte,
sich mit Politit zu bcfaffcn und datz man ihm dicscs Recht,
ein gut Teil scincr akademischcn Freiheit, nicht vcrküm -
mcrn dürfc.

(?) Jnformatiousrcise. Vom preuhischen Min-istcrium dcs
Jnncrn zu Studienzwcckcn an die Frankfurtcr Zentralc sür
private Fürsorgc entsandtc höhere Regiernngsbeamte Lcsuchtcn
gestern das „Jugcndhcim" dcs -Herrn Dr. Cron dahier.
Jn mehrstündigem Aufcnthali nahmcn sic Einblick in das spe-
zielle Arbcitsgcbiet dicser Familicnschule für Bchindcrtc odcr
einscitig veranlagtc Jugcndliche.

* Hcidelbrrger Festredcn. Jm Vcrlag von- Carl W i n-
ters UniversitätZbuchhandlung hier sind im Druck erschicnen
un-d zum Preisc don je 60 Psg. durch alle Wuchhandlungen zu
beziehen: Dic Festrcde von Proscssor Gothein übcr „Bis-
marck in dcr inneren Politik", Lie Gedachtuisrcde von Pros.
Rösiger bei der städtischen Schillerscicr und die ptaidemischc
Gedächtnisrede von Geih. Nat Windclband „Schiller und
d-ic Gcgenwart."

(I) Der diesjährige Verbandstag des badischen Stenogra-
Phen-Vrrbandes Gabclsberger sindet wie nun ewdgükstg fest-
steht, am 8., ö. und 10 Juili in F reib u r g i. Br. ..statt. Mit
-dcmselbe.n verbunden, ist ein Wettschreiben für die -Mitglieder
der Vcrbandsvcremc. Das Grotzh. Mintstcrium der Justiz,
des Kultus und Untcrrichts hat dem Vovort dcs Vcrbandes zur
Anschaffung von Prciscn für Idas Wcttschreibcn die Summe von
150 Mark zur Verfügung gestellt. Da nun diesmal auher
den son'st üblichen Diplomen auch ansehnliche Wertpreisc angc-
sctzt -werden, so steht zu erivartcn, dah dic Beteiligung, dic in
den letzten Jahren schon iMmer eine außerordentlich rege war,
noch grützeres Jntcressc gcirnnnt. Auch die Vcreine aus Nord-
badcn dürften nicht ermangelü, trotz der grotzcn Entfernung
ihre Schncllschrciber nach -Frciburg zu entsendcn, um an Lcr
Konkurrcnz tcilzunehmen. Jn den hiesigen Bervinen wird.
z. Zt., ungsachtet der oft unerträglichen Hitze fleißig geübt.
Die -A-Lsahrt der Vcrtretcr zur Delegicrteßversamm'lung er-
folgt Samstags, die der Temiehmer am Wettschreiben Sonn-
tags imd zwar mit Lein Eilzug, der Hcidelbcrg morgcns 5 Uhr
85 Mnuten bcrläßt und in Frciburg gegen 9 U'hr eintrisst.

Bad. Pfarrverein. Unter dem Vorsih -dcs Hcrrn Siadt-
pfarrers Ludwig von Wadcn-Badcn tagte am 13. d. M. die
diesjährige Hauptversammlung dcs badischcn
Psarrvereins im Gasthaus „zum Schifs" in Ncuenheim.

Göttcr, dcrbe Charakterfigurcn dcr Zcit, bcwcgcn sich bunt
durcheinander in dicscn ausgclassenen, rasch improvistcrtcn, von
dem Ztvang der Rcgcln und des Anstandcs srcicn Bildern nnd
Szxncn, die cin Grundmotiv nur losc zu einem Ganzen vcr-
einigt. Durch den Erfolg dicser Stückc crnmtigt, schrieb Rcg-
nard 1694—1696 zunächst drei Einaktcr für dic lSchguspiclcr
dcs Theätre Fran?ais: „Atteudcz-moi sous l'orine", „La
Serenadc" und „le Bal". Die Farben des Moliereschen- Possen
sind hicr gcdämpst zu seinen, gcistreichen Jntrignenkomödicn;
jugendliche Liebha'ber verbinden sich mit -verschlagencn Dicncrn,
älte, tnauserige Rivalcn wcrdcn uni ihr >Gcld gcprcllt, als
Musikant verkleidct, in einer Baßgcige vcrstcckt, dringt siegrcich
der schönc Valere m das Haus der Gcliebtcn ein. Statt dcr
breitangelcgtcn und vertieftcn Charatterfiguren Moliärcs, bc-
wegen sich bei Rcgnard in dcm konventioncllen Rahmen dcr
Jntriguenkomüdie rasch, stchcr und humorvoll skizzicrtc Fignrcn
nnd lustigc Karrikaturen, dcr weinselige Lakai Champagne,
ein normannischcr Landiwclmann, zierliche Kavalicrc, vcr-
schmitzte Dicncr und Zoscn. M.it „Lc Joucur" (1696), „le
Distrail" (1697), „Les Folies amoureuscs" (1704), „Les Mc-
nechmcs" (1705), „Lc Legatairc nniversel" (1708), dcn be-
dentendstcn Wcrkcn Regnards, bctritt dcr Dichtcr dcn Bodcn
dcr Charakterkomödic. Molierc war cs crnst um scinc Sache,
mit den Wafscn- scincs nncrbittlichcn Spottcs kämpftc cr gcgen
allcs Unwahrc, Unnatürliche, cin herbcr Zug umspiclr scine
Lippxn; scine Grötzc un-d die übcrzeugcnde Krafr scincr Wcrke
licgt in der Sclbstzucht, -ie ihn befähigt, das übcrströmcnde
Gefühl zu beherrschen und objcttiv und schcinbar leidcnschafts-
los das Trei-ben dcr Mrcnschcn zu schildcrn. Für Ncgnard ist
die Kunst ein heiteres Spicl. Nicht die verhecrende Macht dcr
Spielwut schildcrt er im „Joueur"; scin Spicler ist ein leicht-
stnniger Kavalicr, -der von dem Hause der Gcliebten zum «piel-
tisch eilt, im Glück Angelique vergitzt, m Liebesseuszer «us-
ibricht, sobald er im Spiel vcrliert. Seinc mclanchol'schen An-
wandlungen, seine ctvige Geldnot nchmen wir nicht crnst, auch
 
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