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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 2
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0103

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DER HEILTGE GEORG. HOLZ ARNOLD MARX, BILDNIS EVA HEINITZ

ENDE DES 15. JAHRHUNDERTS. SÜDDEUTSCH ausgestellt in der

AUSGESTELLT IM BERLINER KÜNSTLE RH AUS (lIINRICHSEN UND LINDPAINTNF r) GALERIE VICTOR HARTBERG, BERLIN

liehen Versuchen und Schülerarbeiten keine besondere Be-
deutung zukommt. Mit fünfundzwanzig Jahren in Rom, ver-
ehrt Hofer Marees und Böcklin. Schon hier Bemühung um
Beruhigung in einem umfassenden lyrischen Gehalt, der be-
stimmend in Hofers Wesen liegt, Tendenz nach der Figur,
der etwas Bildnerisch-Plastisches anhaftet. In Paris hellt sich
die Farbe auf, der Vortrag wird flüssig, die Komposition wird
bewegt. Man fühlt, daß Cczanne und Greco sehr ernst ver-
arbeitet wurden.

Während des Krieges ist Hofer lange interniert. Der Zu-
sammenstoß mit dieser schreckhaften Trostlosigkeit muß ent-
scheidend gewirkt haben. Noch nach dem Krieg, als Hofer
schon in Berlin ist, reagiert er darauf mit dumpf-grellen
Farben, die kreidig aufliegen und den nahgesehenen Gegen-
stand in flache Raumschichten zwängen. Man gewinnt den
Eindruck, als wäre in diese Auseinandersetzung jener ursprüng-
liche Lyrismus hereingewachsen. Die Kraßheit der Welt wird
dadurch ins Traumhafte verbannt, in die Form des zweiten
Gesichtes. Selbstbildnis mit Dämonen, die schwarzen Zimmer,
Yellow dog blue heißen solche Bilder, in denen sich diese
Träume auswirken. Ihr Gegensatz: die Geschwister, die
Näherin, das wundervolle Paar am Fenster, alle in jener
stillen Traurigkeit erlebt, deren Ruhe so empfindsam ist, daß
die geringste Aktion dieses gleichnishafte Dasein stören müßte.
Hofers Äußerungen sind innerhalb dieses Gebietes fast ein-
seitig und ohne den weiten Reichtum inhaltlicher Gestaltung,
aber seine Lyrik ist echt, hauptsächlich bei der Darstellung
von Frauen.

Der bildnerische Intellekt Hofers, seine Sicherheit der
Komposition, das außerordentliche malerische Können sind
so unbestreitbar, daß sie in diesem Zusammenhang nicht
interessieren. Wesentlicher scheint mir die Regie der Raum-
gestaltung zu sein, für die er schon früh die Formel des Vor-

hanges als raumtrennendes Motiv findet. Das mag der Sinn
der häufigen Bildausschnitte sein, jener zahlreichen Fenster,
die nicht so sehr darstellerische Mittel sind, als Vorstöße in
einen zweiten, befreienden Raum. Wir glauben damit eine
der Tiefen, einen Ort dauernder Auseinandersetzung bei Hofer
berührt zu haben, aus dem gelegentlich etwas Gezwungenes,
Dissonierendes in die Haltung seiner Bilder übergeht. Das
bestätigen die Landschaften, die luftlos nah gefaßt sind, die
sich nur selten einfach und räumlich selbstverständlich aus-
breiten. Daß aber vor der Natur einzelne Bilder entstehen,
denen man sich vollkommen hingeben kann, möchte darauf
deuten, daß in der Landschaft ein Weg zu wirklich befreiter
Äußerung betreten worden ist.

Die Mannheimer Ausstellung ist hervorragend zusammen-
gefaßt; sie läßt an der Bedeutung Hofers keinen Zweifel.

K. Martin.

MÜNCHEN
Beckmann - Ausstellung
Wir sind in München allmählich in die ärgste Verlegen-
heit um außermünchnerische Kunst gekommen. Die großen
Galerien wurden es müde, sich für ein Publikum anzustrengen,
das nicht kam und also wohl nicht mehr da war; Thann-
hauser und Caspari, denen nach dem Brauch ihrer Häuser
die Aufgabe zustand, sahen begreiflicherweise auf die Dauer
nicht ein, weshalb sie für dreißig Besucher im Monat die
Spesen großer moderner Ausstellungen tragen sollten. Nun
ist es dahin gekommen, daß Thannhauser sein Münchner
Stammhaus (das in Wahrheit schon Filiale, Stieffiliale ge-
worden war) vollständig auflöst. Das geschieht, nachdem
Hans Goltz gestorben ist: nachdem die kunsthändlerische
Aussteller-Initiative für Modernes mit diesem Tod ohnehin
einen schweren Schlag erfahren hat. Unter diesen Umständen

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