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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0201

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größeres mit einem lesenden Mädchen 45 000 fr. Ein
Pastell von Degas mit vier Tänzerinnen war für 46000 fr
zu haben. Ein großes Bild von Bonnard mit einem Paar in
südlicher Landschaft kostete 60000 fr. Die höchsten Preise er-
zielte von lebenden Malern wie gewöhnlich Matisse. 152000 fr
für das Brustbild einer maurischen Frau im Format 3 5 X 24
ist ein erstaunlicher Preis. Es gibt keinen deutschen Maler,
dessen Bilder auch nur annähernd so hoch bezahlt wurden.
Ein stehender Halbakt (46X38) brachte 91 000, ein Stilleben
auf einem Tisch 55 100 fr. In einigem Abstände folgt Derain.
Eine frühe Landschaft mit einer Brücke wurde mit 87000,
ein sitzender Halbakt mit 46 500 fr bewertet. Ein Mädchen-
bildnis der Laurencin kostete 30000, ein Bild mit Akten von
Marquet 20000, ein Akt von Segonzac 15500, ein Blumen-
stilleben von Vlaminck 12200 fr. Für pointillistische Land-
schaften von Signac wurden 53000 und 41000fr bezahlt,
für seine Aquarelle durchschnittlich 2000 bis 5000 fr. Gute
Preise erzielten auch Bilder von Dufy, die bis auf 17000
und 19000 fr stiegen, ebenso wie seine artistischen farbigen
Aquarelle, die mit 5—8000 fr erstaunlich hoch eingeschätzt
wurden. Man darf überzeugt sein, daß der Eigentümer, der
die Sammlung erst im Laufe der letzten Jahre erworben haben
kann, mit ihrem Verkauf einen erheblichen Nutzen erzielte.

Von anderen Versteigerungen verdient eine Sammlung
alter Bilder Erwähnung wegen eines wahrhaft sensationellen
Preises für den Halbakt einer Lukretia des Lukas Cranach
(79X64), das Friedländer als ein authentisches Werk des
Meisters um 1525 bezeichnet hat. Das Bild kostete 425000 fr,
also mit den Zuschlägen umgerechnet etwa 85000 Mark. Da-
gegen mußte der Preis, zu dem das Metropolitan-Museum
durch die Firma Cassirer in der Nemes-Versteigerung des
Paris-Urteil des Cranach erwarb, sehr niedrig erscheinen.

Bemerkenswert ist das steigende Interesse des Pariser
Marktes für amerikanische Altertümer, die im Hotel Drouot
der altchinesischen Kunst den Rang abzulaufen beginnen.
Eine reichhaltige Sammlung wurde am 14. November ver-
steigert. Figürliche Totenurnen aus Mexiko stiegen im Preise
bis zu 21000 fr. Ebenso teuer war eine sehr merkwürdige
Obsidiangruppe, eine Statuette in grünem Jadeit kostete
34000 fr. Eine prachtvolle Zeremonialaxt in Kopfform brachte
14000, eine nackte Gottheit in Stein (80 cm hoch) 21000 fr.
Eine schöne goldene Halskette kostete 14000, ein kleines
goldenes Schmuckstück in Gestalt eines Vogelkopfes 15 000 fr,
ebensoviel ein sehr merkwürdiges, filigrangeschmücktes
Priesterabzeichen mit einer Menschenfigur.

— r.

GEORGES MINNE, BADENDE

AUSGESTELLT IN DER GALERIE FLECHTHEIM, DÜSSELDORF

SIEBENUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, VIERTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 15. DEZEMBER, AUSGABE AM 1. JANUAR
NEUNZEHNHUNDERTNEUNUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER G.M.B.H., LEIPZIG
 
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