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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0317

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PABLO PICASSO, MUTTER UND KIND. 1921

MIT ERLAUBNIS DER D. D. A. AUSGESTELLT IN DER GALERIE FLECHTHEIM. BERLIN

Generationen, indem sie Künstler, deren To-
desjahr nach 1900 liegt, mit einbezieht. So
kann sie eine Reihe der klassischen Meister-
blätter der Lithographie zeigen, die Toulouse-
Lautrec geschaffen hat, sie kann Bildnisse
von Carriere, Allegorien von Fantin-Latour
und Odilon Redon anschließen, und sie kann
mit Proben der Kunst von Degas und Renoir,
von Pissarro und Rodin die große Generation
des Impressionismus heraufbeschwören.

Die Kunst der Gegenwart hat neben einer
solchen Vergangenheit keinen ganz leichten
Stand. Aber unter der Fülle des Gebotenen
gibt es auch in dieser Ausstellung genug Ar-
beiten von künstlerischem Rang und sicherem
Geschmack für die Wirkungen des Schwarz-
Weiß. Eine Reihe außerordentlich tonschöner
und reich bewegter Lithographien von Dufy
fällt besonders auf. Matisse ist mit ernsten
und klar gezeichneten Frauenbildnissen gut
vertreten. Von Derain sieht man Radierun-
gen, die eine sehr persönliche Anschauung be-
kunden, von Vlaminck große, tonreiche Land-
schaften, von Maria Laurencin kapriziös ge-
zeichnete und gefärbte Mädchenbilder, von
Dunoyer de Segonzac an Corot gemahnende,
leicht und luftig hingeschriebene Waldstudien.

In ihrer Gesamtheit wirkt diese Ausstel-
lung vergleichsweise bescheiden und zurück-
haltend, wenn man daran denkt, wie etwa
eine Ausstellung deutscher graphischer Arbei-
ten der letzten drei Jahrzehnte sich darbieten
würde. Man hat bei uns der Graphik sowohl
dem Inhalt wie den Ausdrucksmitteln nach mehr
zugemutet. Eine Ausstellung wird notwendig
grell erscheinen, doppelt grell vermutlich in
Paris, wo man an leisere Töne des Schwarz-
Weiß gewöhnt ist. Aber trotz Herrn Uhdes
Warnung ist es notwendig, draußen das zu
zeigen, was daheim als die beste Leistung ge-
wertet wird. Glaser.

und es gibt eine Kaste von Sammlern, die sich der tech-
nischen Vollendung solcher Blätter erfreuen, denen die
Radierung eine Kunst besonderer Art bedeutet.

In dieses Reich der eigentlichen Radierung, in dem zuletzt
Künstler wie Bracquemond, Lepere, Heyman herrschten,
sind von Zeit zu Zeit die Maler eingebrochen, zuerst die
Meister von Barbizon, dann die Impressionisten, schließlich
die jüngere Generation, die jetzt in Paris die Führung hält.
Pissarro, Renoir, Rodin unter den Älteren, Matisse, Derain,
Vlaminck, Dufy unter den heute Lebenden gelten uns als
die eigentlichen Meister auch im Reiche der Graphik, das
alle Techniken der Vervielfältigung, neben Radierung und
kalter Nadel vor allem auch die Lithographie umfaßt.

Die Ausstellung zeitgenössischer französischer Graphik,
die jetzt im Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbemuseums
gezeigt wird, und der in Kürze eine Ausstellung deutscher
Graphik in Paris in den Räumen der Bibliotheque Nationale
folgen soll, zeigt Arbeiten der Meister jener zwei letzten

LEIPZIG

Nach einer allzu umfänglichen Kollektivausstellung Willi
Geigers, der, an die Akademie berufen, sich den Leipzigern
vorstellen wollte, bringt der Kunstverein jetzt zwei inter-
essante Ausstellungen von Künstlern, die bisher nur mit einzel-
nen Arbeiten hier vertreten waren. Einige dreißig Bilder
van Goghs, die als geschlossene Sammlung im Besitz des
Neffen des Künstlers sind, geben einen guten Über-
blick der künstlerischen Entwicklung dieses genialen Außen-
seiters. Aus allen Entwicklungsperioden sind charakte-
ristische Bilder da, besonders reich aber ist die Pariser Zeit
vertreten.

Daneben wird das plastische Werk des Belgiers George
Minne gezeigt, das in mancher Beziehung Merkmale eines
gewissen Fanatismus erkennen läßt. Rodins Alterstraum von
einer neuen Gotik ist von Minne in einer romantischen Weise
weitergesponnen worden. Max Schwimmer.

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