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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 7
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Kunstausstellungen
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MÜNCHEN

Das „Graphische Kabinett" veranstaltete eine sehr nach-
denklich stimmende Ausstellung von Werken des uns durch
den Krieg allzu früh entrissenen August Macke. Man erkannte
besser denn je die selbständige Persönlichkeit des Künstlers,
der, bei weitem nicht so doktrinär wie Marc, offenbar sehr
starke Entwicklungsmöglichkeiten in sich barg. Seine Kunst
wirkt geradezu elegant, ohne daß man von einer französi-
schen Eleganz oder von einer Abhängigkeit französischer
Kunst sprechen könnte. Die spätesten Aquarelle sind von
außerordentlicher Leuchtkraft, wer weiß, ob nicht Macke der
Glasmalerei neue Wege gebahnt hätte.

Frau Caspar-Filser zeigte bei Caspari eine größere Reihe
neuer Arbeiten, alle frisch und temperamentvoll, in der Mehr-
zahl aber doch nicht ganz ausgeglichen, zuweilen etwas zu
unbekümmert hingeschrieben. Sehr dankbar begrüßte man
die Ausstellung von Werken Carl Hofers gleichfalls bei
Caspari. Nicht etwa, daß diese Schau einen besonderen Ge-
nuß vermittelte. Aber Hofer ist zweifelsohne nach wie vor
einer unserer ernstesten Künstler und man möchte auch hier
wissen, welche Probleme ihn in jüngster Zeit beschäftigt
haben. Leider ist aber vieles zu problematisch, zu wenig
klar geformt. Vor allem aber ist diese auch von anderen ge-
pflegte „Armeleutmalerei" sehr unschön im Strich. Dieser
Strich würde bei einer Wandmalerei sich ganz anders aus-
nehmen. Soll man nun diese Ölbilder als einen Ersatz für
Wandgemälde betrachten, darf man ihnen verzeihen und soll
man wünschen, daß Hofer möglichst bald große Aufträge für
monumentale Wandmalerei erhält? Die Geschichte der neue-
ren deutschen Malerei hat uns in solchen Fällen gelehrt, mit
Enttäuschungen zu rechnen. Wünschen möchte man jeden-
falls, daß wir die jüngste Epoche Hofers nur als ein Durch-
gangsstadium zu betrachten haben.

Die Ausstellung von neueren Arbeiten des Landschafters
Giulio Beda in der Galerie Heinemann ließ erkennen, daß
der Künstler die pathetisch-dekorative Note stärker denn je
betont. Die etwas grelle Farbgebung, die sich schon seit
einiger Zeit bemerkbar macht, können wir uns unmöglich
nur aus einem bestimmten koloristisch-stilistischen Drang
des Künstlers heraus erklären. Es scheint hier vielmehr eine
Veränderung der Linse eine erhebliche Rolle zu spielen.

A. L. Mayer,

BERLINER AUSSTELLUNGEN

Galerie Alfred Flechtheim: Max Ernst.
Seine Bildnisphotographie schmückt die erste Katalog-
seite: ein wohlgestalteter Mann von achtunddreißig Jahren,
drei denkerische Sorgenfalten quer über die Stirn gezogen
und mit „seherisch" weit geöffneten Augen. Aus dem
Katalog erfährt man auch noch, daß der Maler zuerst Philo-
sophie studiert hat, daß er jetzt dauernd in Paris lebt und
dort Erfolge hat. Die Franzosen sprechen von ihm als von
einem Magiker und halten diese Art von Romantik — ebenso
wie die geistvollere Paul Klees — offenbar für spezifisch
deutsch.

Die Bilder rechtfertigen diese Annahme nicht. Es sind
gar nicht richtige Bilder, es handelt sich um etwas, das man
mystisches — wenn nicht gar mystagogisches — Kunst-

gewerbe nennen könnte und dessen Unverständlichkeit nicht
selten im Unverstand wurzelt. Max Ernst hat Sinn für tech-
nische und für ornamentale Wirkungen. Er setzt Weiß auf
ein leuchtendes Rot oder Blau, wischt es dann geschickt
wieder ab und erzielt so — oder ähnlich — reizvolle
Materialwirkungen. Von solchen Wirkungen, die zuweilen
nur auf einem Kniff beruhen, geht er aus, sie sind das
Ursprüngliche in vielen Bildideen. Oder er komponiert rein
formalistisch. Die innere Armut dieser Kunst wird deutlich
in dem Bild von 1922 „Le Rendezvous des amis".

*

Kunsthandlung Fritz Gurlitt: Conrad Felixmüller.

Was Felixmüller von den Aufgaben einer guten Malerei
denkt, hat er an dieser Stelle neulich mit schöner Offen-
heit ausgesprochen*. Seine Ausstellung bestätigt alle seine
Worte. Wenn man vergleicht, was er expressionistisch vor
zehn Jahren machte, und wie er heute malt, so erkennt
man, welche Kraft allein schon der gesunden Vernunft auch
in der Kunst innewohnt, wie auch sie ein Bestandteil des
Talents ist und wie sehr es zu wünschen wäre, daß die
ganze Zeit eine solche Metamorphose durchmachte. Felix-
müller beweist jetzt vor der Natur, indem er seine Frau,
seine Kinder, sein Haus, die Landschaft seiner nächsten
Umgebung malt, viel mehr Phantasie als früher, wenn er
Unsagbares ausdrücken wollte. Wie gut ist das „Kind am
Herbstfenster", den Valeurs und Kontrasten nach, studiert;
wie ausdrucksvoll ist die Selbstdarstellung auf dem „Selbst-

* Kunst und Künstler, Jahrgang XXVII, Seite 93 u. ff.

CONRAD FELIXMÜLLER, DAMENBILDNIS

AUSGESTELLT BEI FRITZ GURLITT, BERLIN
 
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