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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 8
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Mayer, August Liebmann: Die Entkörperlichung des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0348

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Sprache besser, klarer und reicher ausdrücken, was
die Eigenart des Kunstwerks ausmacht, was wir
besonders an ihm schätzen. Aber diese Würdigung
des Kunstwerks selbst, das Sichversenken, der Ge-
nuß des Objekts ist noch immer nicht umfassend
und eindringlich genug, oder besser gesagt: die

Künstler auch zukommt, so ist er doch nur zum
Teil für das Gelingen des Werkes verantwortlich,
denn sein Genie ist ihm angeboren, er hat nur
gepflegt, was ihm von einer höheren Macht ver-
liehen worden ist. Das große Kunstwerk ist im
letzten, wie alles Große des Universums, Emana-

FRANS HALS, DER ROMMELPOTSPIELER

SAMMLUNG W. J. MC ANEENY, DETROIT. LEIH AUSSTELLUNG „FRAUEN UND KINDER", NEW YORK, REINHARDT GALLERIES

Schätzung und der Genuß des Kunstwerks selbst
ist im Laufe der letzten Jahrhunderte durch die
wissenschaftliche Bildung, fast möchte man hier
sagen Verbildung, für sehr viele versperrt und ge-
trübt worden. Man hat sich gegen eine Kunst-
geschichte ohne Namen heftig gewehrt. Sicherlich
ist in der Kunstgeschichte der schöpferische Künst-
ler nicht auszuschalten; aber soviel Verdienst dem

tion jener ungeheuren schöpferischen Kraft, die
wir Gott nennen; und wie alle Erzeugnisse der
Schöpfung allgemeiner Besitz der Menschheit sind,
so ist auch das große Kunstwerk ein Menschheits-
besitz, von dem sich der Schöpfername mit Natur-
kraft loslöst. Wenn uns aber ein Name entgegentritt,
so hat er keine eigentlich einzelmenschliche Bedeutung
mehr, sondern ist förmlich symbolisch geworden.

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