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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 27.1929

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Heft 10
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7608#0440

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RAFFAEL ZUGESCHRIEBEN, G1ULIANO DE MEDICE 1514

FRÜHER SAMMLUNG O. HULDSCH1NSKY. JETZT AUS DEM BESITZ VON DUVEEN
AN MR. JULES S. BACHE, NEW YORK, VERKAUFT FÜR ÖOOOOO DOLLARS

des Bartolommeo di Laudi brachte 52000, Taddeo Gaddis
Geburt Christi 47000, die Madonna des Nardo di Cione
41000 Mark. Im übrigen bewährte sich in dieser Ver-
steigerung die alte Erfahrung, daß der Abstand zwischen
den Preisen für Bilder, die der Handel als erstklassig be-
wertet, und annehmbaren Bildern zweiten Ranges ein ganz
enormer ist. So brachte bei Cremer eine Anna selbdritt
des Joos van Cleve, die an Qualität hinter dem Bild des
gleichen Meisters bei Spiridon allerdings weit zurückstand,
nur 34000 Mark, eine Madonna von Isenbrant 28000, eine
Pietä von Gerard David 26000, ein Porträt von Orley 25000,
eine Landschaft von Patinier 15 000 Mark.

Auch in den Preisen für Bilder späterer Jahrhunderte
und anderer Schulen drückte sich die gleiche Zurückhaltung
aus. Zwei signierte Landschaften von Salomon Ruysdael
brachten je 19000, ein Bild von Pieter de Hooch 35000,
ein Van Goyen 10000, eine Landschaft von Crome 15000,
ein Raeburn 17000, ein Reynolds 25000. Die Beispiele
mögen genügen. Es sind angemessene und selbst gute
Preise, die nur den enttäuschen konnten, der sich durch
den bekannten Sammlernamen und den großartig aus-
gestatteten Katalog über die durchschnittliche Qualität der
ausgebotenen Bilder täuschen ließ. Immerhin darf man es
als eine der Ungerechtigkeiten des Handels betrachten, wenn
ein großes Gemälde des Rubens um seines peinlichen Gegen-
standes willen für nur 35000 Mark verkauft wurde.

Im Abstand weniger Tage folgte auf Spiridon und Cremer
die zweite große Russen-Auktion bei Lepke. Man folgt

diesem Ausverkauf russischer Museen und Schlösser mit
einigermaßen gemischten Gefühlen. Mag es auch wahr
sein, daß der Verlust eines kleinen Rembrandt angesichts
des ungeheuren Reichtums der russischen Kunstsammlungen
leicht zu verschmerzen ist, man muß fürchten, daß dem
kleinen eines Tages die großen Rembrandts folgen werden,
um so mehr als das Käuferpublikum trotz der ausgezeich-
neten Herkunft für Kunstwerke geringeren Ranges hohe
Preise anzulegen nicht gewillt ist, und Verkäufe für das
Budget eines 'großen Reiches auf die Dauer nur lohnend
sein können, wenn ganz andere Summen erzielt werden als
in dieser Auktion, deren Verlauf in Wirklichkeit noch
weniger glänzend gewesen zu sein scheint, als die Ziffern
glauben machen. Der Zuschlagspreis für den kleinen Christus-
kopf von Rembrandt betrug 130000, für das dem Lorenzo
Lotto zugeschriebene Bildnis eines Ehepaares 310000, für das
Männerporträt des Joos van Cleve 100000. Eine als Tizian
bezeichnete Madonna kam auf 25 000, ein heiliger Hierony-
mus trotz des gleichen Namens auch nur auf 26000 Mark,
ein Bild des Paris Bordone 28000, zwei Landschaften von
Hubert Robert 33000, ein Mädchenbildnis von Greuze
10500, ein Canaletto 14500, ein Guardi 11 500 Mark. Hoch
war der Preis von 23000 Mark für ein Kircheninneres des
Emanuel de Witte.

Der zweite Tag der Auktion brachte das Kunstgewerbe,
das diesmal gegenüber der Gemäldesammlung in den Hinter-
grund trat, immerhin aber eine Reihe gut beglaubigter und
signierter Möbelstücke der großen französischen Meister des
achtzehnten Jahrhunderts auf den Markt brachte, die vom
Handel am meisten gesucht sind und vor allem in Paris
gekauft werden. Rußland ist noch sehr reich an guten
Möbeln der Art. Es ist trotzdem nichts mehr zu bedauern
als gerade die Auflösung alter fürstlicher Interieurs, die in
der ganzen Welt nicht mehr in der gleichen Vollständigkeit
erhalten sind, wie in den russischen Schlössern der kaiser-
lichen Zeit. Wenn jetzt der Schreibsekretär Pauls I. für
38500, wenn zwei Schränkchen mit Türfüllungen aus Gold-
lack für 55000 Mark verkauft werden, so muß man fürchten,
daß solche Preise bald weitere kostbare Möbelstücke über
die Grenze locken und in den Privathotels von Paris und
New York verschwinden lassen werden, während Rußland
sich der Zeugen einer hohen künstlerischen Kultur, die seine
neue Regierung bisher sorgfältig pflegen zu wollen vorgab,
mehr und mehr entäußert.

Der Russenauktion folgte bei Lepke die Versteigerung
einer der wenigen noch bestehenden Sammlungen altdeutscher
Kunst, die Sammlung Loeb auf Caldenhof, die besonders be-
rühmt war wegen ihres Besitzes an Fragmenten des vor
hundert Jahren zerstörten Liesborner Altars, eines der kost-
barsten Werke altwestfälischer Malerei. Gewiß erhöht es
für den heutigen Betrachter den Reiz dieser Bilder, daß sie
kleine Ausschnitte großer Altartafeln sind. Aber auch ab-
gesehen davon handelt es sich um Werke von einer be-
sonderen Feinheit, um Arbeiten einer nicht gewöhnlichen
Meisterhand. So konzentriert sich mit Recht das Interesse auf
diese Täfelchen.

Neben den großen Berliner Auktionen trat diesmal die
Pariser Versteigerungssaison etwas in den Hintergrund. Wir
tragen hier die Hauptergebnisse der Sammlung Alexandre

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