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Bund Deutscher Kunsterzieher [Editor]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI issue:
Heft 5 (Mai 1926)
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Gericke, Gustav: Märkische Kachelkunst einst und jetzt
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0109

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Papierschnitt. I) II der vberrealschule Sldesloe (Studienrat Sreve).
Anfgabe: Iesus sttllt den Sturm auf dem Meer.

besiand, di« inzwischen eingingen. Vor der lndu-
striellen Herstellung der Kacheln, also in der Zeit der
Gilden und Zünste, war jeder Töpfermeister sein
eigener Ofenfabrikank, der die Meisterprüfung nur
dann bestand, wenn er neben der Ofensetzkunft auch
die Geschirrtöpferei und die Herstellung von Kacheln
gründlich beherrschke. Die Anfänge der Märkischen
Kachelkunst liegen atso in den vielen Handwerks-
stätten, in denen die Töpfermeister die Geschirrköp-
ferei ausübten. Hier wurden Kacheln ursprünglich
in Form von Blumentöpfen hergestellk, die Man
„Topfkacheln" nannte. Das Mort „Kachel" entstand
aus dem lateinischen Morte: „Cacabus", das soviel
wie Topf bedeutet. Die Römer haben solche Topf-
kacheln zuerst stir chre Wohnungsöfen verwandk. Von
ihnen hatten dte Süddeukschen, Schweizer und Oester-
reicher» und von diesen wieder dle Norddeutschen
und auch unsere Märker die Herstellu^ der ersten
Kacheln gelernt. Durch ilmbiegen der RLnder wur-
den die Topfkacheln zu quadratischen Kacheln um-
gestaltet, aus denen die flachere „Napfkachel" und
noch slacheren „Schüstelkacheln" enkstanden, späker
die „Blattnapfkacheln, bei denen man einen Napf
an das quadratische Kachelblatk anformke. Aus den
quadratischen Kacheln entwickelten stch in der Zett
der Gotik die „Rechteckkacheln", indem man einen
Tonzylinder in zwei Aälften teilte und dadurch halb-
zylindrtsche Kacheln erhielk, dle man „Nischenkacheln"
nannte. Aus diesen entstand von 1500 ab, während
der Zeit des Renaissancestils, eine neue Kachelform,
nämlich die „stehende Rechteckkachel" verschiedenster
Gröhe. Sie bestand aus Blatt und Rumpf, der als
leistenarttger Wulst wie eine Zarge an der Aücksette

des Kachelblastes 1m Mereck, ekwas vom Blattrand^
entfernk, aufgelegk und angeknetet wurde. Für die
Herstellung dieser Kachelrümpfe wurde fpäker dts.
Rumpf- oder Strangpreffe erfunden. Damtt war die>
Scheibenarbeik bei der Kachelherstellung verlaffen.
Die handgeformte, quadrakische Blattkachel und -le
handgeformke stehende Rechteckkachel blldeken ln
ihren verschiedensten Grötzen bls in dle Neuzeik hin-
ein das Aufbaumakerial des Kachelofens. Für die
Formerei dieser qüadrattschen und rechkecklgen Ka-
cheln wurden Mutterformen und Arbeltsformen aus
Holz und fMer aus Gips hergestellk, ebenso für wel-
kere Zubehörkette für die Eckkacheln, Simse, Frlese,
Aufsätze und die verschledensten Ornamentstücke.
Diese Handformerei wird ln vielen Fabrlken selt dem
Ende des vorigen Iahrhunderks dürch -le Maschinen-
arbeik ergänzk. Es wurde die Kachelpreffe erftmden,
durch die Blatt und Rumpf mik elnem Preffedrück
zugleich gefertlgt werden, und zwLr sowohl für Makk-
kacheln wie für Eckkacheln. Durch dle Kachelpreffe s
wurde die billigere Maffenfabrikatton der „Mafchi-
nenkachel" ermöglicht, deren Blatt fett 30 llahren ln
vielen Bekrieben durch dle Kachelschlekfmaschlne glatk
geschliffen wird. Neben den mik der Aand oder der
Maschine geformken Kacheln und Ecken mtt geradem
Blatt (glatte Kachel) hak sich sett der Zeit der Topf-
kachel durch die Zahrhunderke hlndürch auch dle ge-
mufterke Kachel erhalten, um den verschledensten Än-
forderungen ln der Formgebung des Kachelofens
während des MechselS der verschiedenen BauMarken
zu enksprechen. Es entstanden daher Renalffance-
kacheln von 1500 bis 1650, noch heuke „Alkdeutsche
Kacheln" genannk, Barockkacheln von 1650 bis 1715,
 
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