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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 6.1926

DOI Heft:
Heft 9 (September 1926)
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Müller, F.: Schul-Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.23685#0200

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177

Die Exploflon. Papierschnitt

mußken, so verstehen wir die Bereitwilligkeit auf
dieser Seite, die Berbindung mit der Schule einzu-
gchL»,

I^Aeußerlich beskeht diese Berbindung darin, datz in
den meisten Fällen die Schule einen geeigneten
Raum, Aula oder Turnhalle, zur Unterbringung der
Ausstellung hergibt und, ebenso äußerlich, daß die
Schüler die Möglichkeit gewinnen, einmal eine
größere Zahl von Originalwerken bildender Kunst
betrachten zu können, wozu sie in kleinen Städten
selten Gelegenheit haben, Es wird aber auch ver-
sucht, ihnen die Kunstwerke innerlich näherzubringen,
sie werden durch ihre Lehrer in das Verständnis der
Bildwerke eingeführt, ja die Lehrenden selbst werden
durch einen in der Sache stehenden Pädagogen dazu
angeregt und instand gesehk. Somik scheint die Kette
der Bedingungen geschlossen, die eine Auswerkung
dcr Kunstwerke für die Schule gewährleisten.

Zunächst müsien wir anerkennen, dah den Schülern
Originalwerke geboken werden statk der Reproduk-
tionen, die das Origlnal nie ersetzen können, worüber
nicht weiter zu reden ist. Auch ist es guk, daß Zeit-
kunst geboten wird, dah also die Schüler „mikken
hineingestellt werden in das Kunstschaffen unserer
Zeit". Was Menschen unserer Zeit schaffen, dte mit
uns fühlen, mik uns ringen, wird naturgemäß ver-
trauter zu uns sprechen, als was Menschen früherer
Zeiken hervorgebrachk haben. Bon der Gegenwark
sollen wir den Anschlutz an die Vergangenheit ge-
winnen auch in der Kunfl. Wenn dieser Grundsah
richtig ist, dann dürfen in der Ausstellung nicht
Werke gezeigt werden, die den Eindruck machen, als
seien sie von einem mittelmäßigen Maler des 15.
iiahrhunderts gemalt, dann ist der Grundsah der künst-
lerischen Ilnparkeilichkeik enksprechend zu begrenzen.
Zwar kann man gegen die Beschränkung auf zeik-
gemäßes Kunstschaffen einwenden, daß es sich in
einer Schul-Kunstausstellung auch darum handelk, den
Schülern die verschiedenen künstlerischen „Rich-

Res.» Realgymnafluur Stnttgart (Afleffor Fnchs)

tungen" zu zeigen, ihnen begreiflich zu machen, wie
die einzelnen Künstlerpersönlichkeiten die Eindrücke
ihrer Ümwelt verschieden auswerten und auf lhre
besondere Ark gestalten. Das würde Gelegenheik zu
kunsthistorischen Belehrungen geben, die nakürlich
besier in einem Museum angestellk werden könnten.
Soll die Schul-Kunstausstellung ein Museum ersehen?
Kann sie es, wenn sie Zeikkunst bieten will? Es liegk
im Begriff „Zeitkunst" nichk, daß ste nur gleiche
künstlerische „Auffaflungen" zelgk, das wäre nakur-
gemäß nichk angängig, aber es liegk darin, daß ste
ein kypischer Ausdruck unsers Zeikempfindens ist, ein
Niederschlag aus dem unaufhalksamen brelten Strom
unsers modernen Denkens, Fühlens und Wollens.
Wenn dle Ausstellungen „die gestaltenden Kräfte"
in den Schülern auslösen wollen, -ann müsien fle
ihnen die Möglichkeik bieken, in diesen Skrom ein-
zutauchen und sich darin zu tuyrmeln.

Wichtiger noch scheink die Bedingung, datz nur
guke Zeitkunst geboken werden darf. Nuu das
Beste ist für unsere Schüler gerade guk genug.War-
auf wurde auch schon in dem obey erwähnken-Äufsatz
hingewiesen. Es geht nichk an, datz mltkelmäßige Ar-
beiten, die bisher in einer Akellerecke ein beschau-
liches Stillebendasein führken, nun auf die Relse ge-
schickk werden, da es flch nur um eine „Schul-Kunst-
ausstellung" handelt. Sobald solches Verfahren ge-
bräuchlich werden sollke, müssen -ie Schul-Kunstaus-
stellungen notwendig versanden, fle werden dann
weder den Schülern noch den Erwachsenen ekwas
von Belang sagen, ste werden einfach kot sein.
Sprechen, lauk und eindringlich, werben und locken
kann nur das starke Kunstwerk, besonders im Hin-
blick auf dle Schüler und auf — Provinzlalen, für
die man vielleicht — in falscher BorallsMung —
Mittelware für angemesiene Kost hälk. /Mtt der
Qualikäk fällk und stehk das ganze UnkernrMen. Da
es schwer halten wird, unsere besten Künstler, vlel-
leichk auch unsere Museumsleikungen, zur Hergabe
 
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