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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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91 Kunsthandel. — Personalnachrichten. — Kunstvereine. — Sammlungen und Ausstellungen.

Bermischte Nachrichtcri. 92

üunsthaiidrl.

D. V. kl. Photographische Aufnahmen nach Gemälden
der Augsburger Galeric. Einem dringenden Bedürfnisse für
das Knnststud'lum ist in jiingster Zeit durch phowgraphische
Abbildungen der Augsburger Galerie abgeholfen worden, welche
von der Kunst-Anstalt sür Lichtdruck nnd Photographie von
Nöhring öe Frisch in Lübeck, gemäß erhaltencr Erlaubniß
des k. b. Staatsministeriums für Kirchen- und Schulangelegen-
heiten, ausgeführt wurden. Die genannte Knnstanstalt hat sich
schon durch meisterliche Aufnahmcn der Galericn in Florenz,
Kassel, Frankfnrt a. M., dcs St. Johannes-Spitals in Brüggc,
des Memling'schen Bildes in Lübeck, vieler Antiken in Rom,
Florenz und Neapel, der Domschätze in Aachen, Trier und
Hildesheim, wie der Kunstschätze des Kasseler Musenms, und
italienischer, belgischer und deutscher Architekturen einen ehren- ^
vollen Ruf errungen und nun auch die dadurch berechtigten
Erwartungen in Augsburg auf erfreuliche Weise ersüllt.
Nöhring L Frisch vermögen ihre Aufnahmen im Lokale der
Gemälde selbst, ohne deren Abnahme von der Wand, zu be-
werkstelligen und bieten damit den vielen Galerie-Verwaltungen,
die gerechtes Bedenken gegen rasche Temperatur-Veränderung
bei der Empfindlichkeit von Holztafeln und spröden Firnissen
tragen, vollkommene Sicherheit. Die gewonnenen sünfund-
fünfzig Abbildungen schwanken zwischeii 28—30 Centimeter j
Größe und zeichnen sich durch Klarheit und schönen Ton aus.
Bei feinster Modellirung der hellsten Partien, selbst im Weiß,
sind auch die dunklen Theile in genauester Durchbildung er-
schienen. Tresflich ist das Relief der Bildflache, die Handschrist I
des Meisters, mit den vorhandenen Sprüngen und Znfällig-
keiten wiedergegeben. Um nur einige Abbildungen hervorzn-
heben, ist die Kreuzigung Christi von A. Altdorfer (47—49), i
dieses farbenprächtige Bild, in einer Harmonie erreicht, wie es
nur durch die größte Vcrvollkommnnng der Photcgraphie
möglich ist. Würdig schließen sich Bacth. Zeitblom's Scenen i
aus St. Valentin's Leben (79—82), St. Anna selb dritt mit
den dazu gehörigen Bildern (673—676) dem vorigen an. Eben
so der bekannte, dem Lionardo da Vinci zuqeschriebene weib-
liche Kopf (383) mit seiner wundervollen Modellirung, nnd
die Maria mit dem Kinde von Parmegianino (388), des ver-
storbenen Otto Mündler's Lieblingsbild. Doch es würde zu
weit führen, alle Aufnahmen hier zu nennen, weßhalb ich aus
den Katalog Nöhring's verweise. Jn demselben !sind noch
Aufnahmen nach Originalen im Privat-Besitz aufgezählt, wovon
eines dem Or. Hossmann gehört, und die kostbare Handzeich-
nung von Holbein d. I., Christi Kreuzigung mit den Porträ- !
ten des W. Merz und der Afra Rehm, vom Augsburger
Musenm. Letztere werden daselbst noch immer Holbein d. I-
genannt; während sie schon längst durch Woltinaiin in Meyer's
Künstler-Lexikon als Ambergcr bestimmt sind. Sämmtliche Ab-
bildungen werden nicht nur in Photographie, sonderu auch im
Lichtdruck, den Nöhring L Frisch zii großer Vollkommenheit !
brachten, vervielfältigt, was besonders für öffentliche Samm-
lungen von Bedeutung ist, da viele derselben schon Anstand
nehmcn, Photographien wegen ihrec zweiselhaften Daner an-
zukausen. Es liegen Proben dieser ersten Lichtdrncke von direk-
ten Aufnahmen nach Oelgemälden alter Meister vor uns,
welche von Photographien nicht zu nnterscheiden sind, ja die-
selben durch Feinheit und Schärfe noch übertreffen.

pcrloiilililachrichtni.

L. Prof. Carl Hübner aus Düsseldors, auf einer Er-
hvlungsreise in den Ver. Staaten begriffen, befindet sich gegen-
wärtig (im Oktober) in Boston. 'Zu gleicher Zeit hat die
Kunsthandlung von Williams u. Everett eine Ausstelluug von
einer Anzahl seiner neneren Werke veraustaltet.

Lunstocrciiic.

L Münchener Kiinstlcr-Unterstichungsvcrein. Zu den
hervorragendsten nnter den zahlreichen Wohlthätigkeits-Bereinen
Münchens gehört der Verein zur Unterstützung unverschul-
det in Noth gekommener Künstler und deren Hinterlassenen.
Der schon vor Jahren verlebte Genreinaler Friedrich Schoen
und der Schlachtenmaler Feodor Dietz, Ler im Dezember 1870

beim Ritte von einem französischen Schlachtfelde vom H '
schlag getödtct wrrd, waren es, die im Jahre 1844 den eo
Gedankcn faßtcn, die Griindung eincs Künstler-Unterstlltzung

vereins zu veranlassen, und die ersten Satzungen ^

entwarfen. Zahlreiche sürstlichc Personen, an ihrer SPitzs .
warme Frenud der Kunst und der Künstler, König Ludwig i'-
wendctcn dem jungen Vercine Gcschcnke zu, die MitgUE
sllhrten mit lobenswerther Ausdauer ihrc regelmäßigen Äatzre--
bciträge ab, und Dank ihnen Allen nnd ciner musterhali
Geschaftsfllhrung erficut sich der Vercin heute eines so

vcrmögcus von nicht weniger als 120,456 Gulden. Ä.u !
schönem Erfolac führte der kleine, nnscheinbare Anfang- H^.
zählt der Verein etwas über 400 Mitglieder. Jm wtzten Rew^
nungsjahre ward das Stammkapital durch eine Stiftung "
k. Centralgemäldcgalerie-Direktors Phil. Foltz zu 1000 Gulden-
so wie durch namhafte Geschenke des verstorbcnen Oberbau-
rathes v. Ziebland und der Freisrau van Oven erhöht-
Ausstcllung des „Baues der Pyramiden" von G. Richter >
Berlin trug 623 Gulden Eintrittsgebllhren ein.

Sstmmliliigcil iiild Aiisstrlliingrn.

-- Das Städel'sche Jnstitut in Frankfurt a. M. hat
vorigen Jahre wieder einige treffliche Bilder alter Meists^
erworben. Wir geben darüber aus Grnndlage eines Anssatze''
von W. S chmidt (Augsb. Allg. Ztg. vom 4. Nov.) folgends
Notizen: Das erste ist ein Gemälde von Aert van der Nccr-
nnd zwar cine seiner seltenen Tagcslandschasten, kräftig warM-°
braun im Ton und in der Weise der älteren holländische"
Landschafter gemalt, als deren Hauptvertreter Pieter MoM
der Acltere gilt. Dann ein Historienbild Rembrandt'scheU
Schlages von — Jan Steen, bezeichnet und in der niale-
rischen Behandlung, den Typen der Köpfe und in den Gestao
ten einem Bilde in der Darmstädter Galerie (Nr. 442) vcw
wandt, welches Schmidt ebensalls sür Jan Steen in Anspruw
nimmt. Das Franksurter Bild stellt Moses dar, wie er M
der Wüste fllr die verdurstenden Kinder Jsraels Wasser aiw
dem Felsen geschlagen. Die Farbe ist warm und krästig,
Verwandtschaft mit Ostade, die Behandlung recht sorgfältig^
Ju der Auffassung macht sich der Genremaler geltend; auch
sehlt die Poesie, mit welcher Rembrandt solche Gegenstände z"
verklären wußte. Das dritte Bild ist eine Verkündigung
Mariä, von kühlem, in's Bläuliche gehendcn Ton, den Wcr
ken dcs Gerard David verwandt. Endlich ein h. Hieronw
mus mit dem Löwen in einer Landschaft, vor einem Gemälde
dcs Gckreuzigten kniend, welchen Schmidt keinem GeringereN
als Jan van Eyck vindiciren zu dürfen glaubt. Höchstens
P. Christophsen, wenn er sich einmal sclbst übertroffen hältc,
wäre im Stande gewesen, ein solches Wcrk zu schafsen, das
an Jnnigkeit des Ausdrucks, lebendiger und plastischer Mo-(
dellirung, Klarheit des Tons und wundervoller Kenntniß der
Perspektive ein wahres Juwel ist. Jm Täfelchen steht die
Ausschrift: Diemling. Doch ist die freie malerische Art dieses
Bildes nicht die seinige.

vrrmischtc tlachrichtcn.

- Wiencr Parlainentsgebäudc. Jn den Kreisen der
architektonischenFachleute Wiens herrscht nur eine Stimme begeu
sterter Anerkennung über Hansen's Projekt des Parlaments-
gebäudes, welches gegenwärtig in Gestalt eines vom Bildhruer
Hutterer ausgeführtenModells in der Bauhütte am Ring zü
sehen ist. Das unsern Lesern aus früheren Schilderungen iiU
Wesentlichen bekaunte Projekt hat in der letzten Phase seinel
Eiitwickelung noch einige Verbesscrungcn crfahren und darf jetzt
als eine der imposantesten und zugleich schönsten Koncevtionen
bezeichnet werden, deren die moderne Architektur sich rühmeU
kann. Das schwierige Problem, die vielseitigen AnforderungeU
des modernen parlamentarischen Lebens (der Ban umfaßt das
Herren- und das Abgeordnetenhaus) mit den einfachen Formen
des griechischen Stiles in Harmonie zu bringen und eine rciche
Gebäudegruppe zu schaffen, welche bei aller Mannigfaltigkeit
im Einzelnen doch gegen die Grundgesetze der hellenischen Bau-
kunst in keinem Punkte verstößt, ist hier in überraschend glück-
licher Weise gelöst. Eine besondere Schönheit der Anlage
 
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