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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Fortuny-Ausstellung
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Atkinson, Joseph Beavington: Ausstellung alter Meister in der Londoner Akademie, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0168

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Ausstellung alter Meister in der Londouer Akademie.

^5

'»chtkrast!, so daß man sich, wie die in dem Blumen-


^» sitzende Dame, die Augen verhalten möchte.
Gleich nebenan, welch' ein Kontrast! Bei herab-
»»>endem Negen kommt ans einer Kirche ein Leichenzug
Dieses Bild ist nur auf die Leinwand skizzirt,
^ ^ȧ von einer Charakteristik noch keine Rede sein

Mi,

Essant^

es ist nur ein reizender Aarbenfleck, ein inter-
er Akkord, der in unzählige graue Varianten auf-

Ein

^er Leichenzug scheint zu den aufgegebenen Bil-

»e stärkste Kontrast von Schwarz und Weiß.
"»derov ... .... .. ....

gehören, denn er ist aus Fortnny's früherer

^»»- etwa gleichzeitig mit dcr „Schlacht von Tanger."
' Schuex tanzende Masken, an denen ein Leichen-

ein

^9 vorübergeht, die Leiche

iu

im offenen Sarg,

Treller Kontrast, wie sie Fortunh sonst nicht liebte.

Bftd ist noch unter dem Einflnsse von Goya's
^eckensbildern begonnen und glücklich fallen gelassen.
Dahersprengende Araber", und die genannte
H '^ucht von Tanger" sind Bilder in größcren Di-
^»sionen, die aber, wie es scheint, auch Fortuny's
. Eschniack nicht zusagten; odcr sollte es wahr sein, was
. »» sich in hiesigen Künstlerkreisen erzählt, daß For-
- i nur mit Widerstreben dem heutigen Pariser Ge-
^»lack huldigte und nach großen Aufgaben seufzte?

»ß die beiden größcren Bilder an Werth den späteren
^»chcn, löst die Frage nicht, denn letztere sind eben
, d späterer Zeit, während die crsteren frühe Ver-
sind.

n ^ioch zwei unfertige Bilder von hervorragendem
^ »terxssx brachte die Ausstellung: „Der Metzger" und

„ ^ ^ariante der „Vicaria", mit welcher Fortuny sein
dlii"

zendl

»E Machte. Ersteres wirkte trotz dem eben nicht rei-

"l Gegenstand wie ein Bouquet, in welchem die
^»geiveide und das Blnt des Thiercs die schönsten
' ^benblmnen bilden. Dcr halbnackte arabische Metzger,
s^lir sich das Blut mit vcrkehrter Hand aus dem
,^slchte wischt, ist cine köstlichc Gestalt, und hätte zu
^.^»»Y's besten gezählt, wäre das Bild fertig geworden.

^den der angefangenen „Vicaria" stand die Photo-
:^»bhie des fertigen Bildes. Nach letztcrer zu schlicßen,
»»s ausgestellte Bild vor dcm fertig gewordencn be-
i»^»en und unvollendet gelassen worden, denn cs ist
i>n ^»Eigen Bildc zur prächtigen Gruppe gewvrden, was
.. . »»gefangenen nur Motiv war; das Jnterieur ist
'cher, schöner und malerischer. Doch war das begvn-
<1^ Bild ein höchst schätzenswerther Kommentar zur
9»tvgruphic, da anf demselben einige Figuren fcrtig
i ^»»lt siud, z. B. der köstliche Geistliche beim Kontrakt-
"'Erzeichnen.

^ Gbenfalls nur iu Photographie vorhanden war eines
^ bctzten Bilder, die der Meister vollcndete, doch in
^r Photographie, so groß wie das Original: „Die
^aterprobe." Es ist ein Bild, in dem Fortuny's viel-

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seitiges Talent nach allen Richtungen sich glänzend be-
thätigte. Jn einem Garten versammelt sich zu An-
fang dieses Jahrhunderts eine Gesellschaft von Kennern,
um einer Probe zu irgend einem Melodrania eines Haus-
theaters beizuwohnen. „Sie", eine reizende, üppige, hoch-
gewachsene Schöne, ist soeben in Ohnmacht gefallen.
„Er" liest, die Dame mit deni rechten Arm haltend,
aus einem großen Manuskript die Verse sciner Rolle.
Mit Kennermiene horchen einige Herrn auf und tauschen
Bemerküngen aus; Einer schließt die Augen, um ganz
aufmerksam zu hören, — oder um zu schlummern? Die
Köpfe dieser Herren gehören zu dem Besten, was For-
tuny gemacht hat, sowohl was malerische Behandlung,
als Charakteristik anbelangt. Das Kolorit des Bildes
ist durch jene feine Abendstimmung, die alle Lokal-
farben zu so hoher Geltung bringt, besonders ausge-
zeichnet; leider konnte die Photographie deni Beschauer,
der das Bild nicht gesehen, diesen Reiz nur ahnen
lassen.

Wie in allen Bildern Fortuny's, so ist auch in
diesem die Raumeintheilung eine ganz originelle. Ab-
weichend überhaupt von Allem, was konventionell und
althergebracht ist, bindet sich Fortuny ebensowenig, wie
die besten alten Meister, an irgend eine Regel betreffs
der Beschränkung des Raumes. Er läßt seine Phantasie
und seinen Geschmack völlig frei walten und giebt uns,
wie die Natur, Freude und Genuß, auch wenn wir
unser Auge von der Hauptaktion abwenden. Ohne
die Aufmerksamkeit zu zersplittern (Fortnny hat ebcn
genügende Mittel, sie an die Hauptsache zu fesseln), ge-
währt er durch diese Freiheit seinen Bildern eine Groß-
räumigkeit, die dem Ganzen zu besonderer Zierde gereicht.

Erwähne ich noch die „Tänzerin", eine Scene aus
dem spanischen Leben, dann das Porträt einer Dame
in Aquarell, so habe ich Alles erschöpft.

Nach einigen Wochen soll der Rest des Fortuny'schen
Nachlasses in Rom versteigert werden, und zwar nur
dasjenige, was gewissermaßen den Ausschuß bildet. Es
wird dies das letzre Kräuseln der Wellen sein; glatt
und ruhig wird der Strom der Alltäglichkeit auch über
dieses Grab dahinfließen; nur in den Herzen der Künstler
und Kunstfreundc, die Zeugen von Fortuny's Schaffen
waren, wird dessen Name unauslöschlich eingeschrieben
bleiben. vr. Jsidor.

ÄusKellung alter Meister in der Londaner
Äkademie.

Diese sechste Jahresausstellung liefert den erneuerten
Beweis von der Bedeutung der englischen Privatsamm-
lungen in Ansehung sowohl der Qualität als auch der
Quantität. Die Royal Akademy, welche eine Körper-
schaft lebender Künstler zur Pflege und Förderung der
 
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