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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung, [2]
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0281

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551

Kunstunterricht und Kunstpflege,

552

Bilv enthalte die gefälschte Jnschrift des Münchener
Exemplars; während es doch nichts enthält als ein
Monogramm, das notorisch erst bei der Restauration
von Herrn Andreas Müller an der Stelle ange-
bracht worden ist, an der er auf dem alten, ganz zer-
rissenen Grunde, welcher dann neu übermalt werden
mußte, die Spuren eines alten Monogrammes bemerkt
hatte.*) Meine subjektive Ansicht von dem Suermondt'-
schen Dürer-Porträt hatte ich früher nur als solche aus-
gesprochen und ausdrücklich bemerkt, daß sie zwar von
manchen Fachgenossen getheilt, aber auch gerade von
namhaften Kennern Dürer's nicht zugegeben werde-
Vorläufig muß ich darauf verzichten, nochmals auf die
Frage einzugehen, bei dem jetzigen hohen Platze des
Bildes habe ich es uicht von neuem untersuchen und
gemeinsam mit Fachgenossen betrachten können. Man
hat lcider überhaupt die meisten Bilder, die man an-
zweifelt, zu hoch gehängt, obgleich gerade bei ihnen ein
Platz, der erneuerte und bequeme Prüfung, fortwährende
Möglichkeit zu vergleichen und zu diskutiren, gestattete,
unbedingt zu wünschen wäre.

Jn einem Falle hat der Katalog den Namen eines
großen Meisters, den ein Gemälde bis zu der Erwer-
bung durch Herrn Suermondt getragen, wieder aufge-
nommen: den Namen Quentin Messys bei der
großen Halbsigur des heiligen Hieronymus in der Zelle.
Herr Suermondt ließ diese Benennung fallen, weil er
sofort erkannte, daß dies Bild überhaupt kein nieder-
ländisches, sondern ein deutsches sei. „Das Bild sührte
von jeher, und unbestritten, den Namen des Q. Messys"
heißt es im Katalog. Von jeher; woher weiß man das?
und unbestritten, in der Sammlung Hafkenscheid zu
Amsterdam**), weiteren Kreisen nicht bekannt; was beweist
das? „Das Bild ist das Original zu den zahlreichen,
mehr oder weniger freien Wiederholungen, die sich in
verschiedenen Sammlungen vorstnden." Bitte um Ver-
zeihung; mit jenen bekannten, auf Quentin Messys
zurückgehenden Bildern hat dieses Gemälde nichts gemein
als den. Gegenstand. Jn jenen wendet sich der Heilige
nach der entgegengesetzten Seite, sein Haupt ist bedeckt,
seine Linke weist mit dem Finger scharf auf den Todten-
kopf hin, während er auf dem Berliner Gemälde ganz
in Sinnen vertieft dasitzt, ohne jede nach außen gerichtete
Beziehung; endlich blickt man in jenen Wiederholungen
meist durch das Fenster des Gemaches in eine Landschaft
hinaus, während hier der Raum ganz geschlossen ist. Die
„mehr oder weniger freien Kopien" stimmen in diesen
Beziehungen miteinander überein, keine hat mit diesem
angeblichen Original das mindeste zu thun; ihr wirk-

*) Bgl. Zeitschrist, IX, S. 199.

**) Jn Waagen's sehr ausstihrlichen, auf zahlreiche Pri-
vatsammlungen eingehenden Rcise-Notizen über Holland kommt
sie nicht vor.

liches Vorbild hat aber Waagen einmal namhaft ge-
macht: „Das ursprüngliche und unzweifelhafte Original
aller dieser Bilder von Q- Messys befindet sich in der
gewählten Sammlung des Grafen b'Arrache zu Turin" *)-
Meyer und Bode fahren fort: „Selbst Q. Massys hat kein
anderes Gemälbe von solchem malerischen Schmelz des
Kolorits hinterlassen: von solcher Pracht der Färbung
bei vollendeter Behandlung des Tons uud Helldunkels
im Zimmerraum." Ganz zutreffenb; aber wo sind denn
nun die Züge, die für seine Urheberschaft sprechen, wenn
seine übrigen Gemälde nicht Ähnliches aufweisen? Von
Quentin besitzt das Berliner Museum ein vorzügliches
Madonnenbild, das mit seinen Hauptwerken in Löwen
und Antwerpen in der Behandlung völlig übereinstimmt;
die Vergleichung ist also leicht. Bei ihm findet man,
bei großer Zartheit und feiner Harmonie der Farben,
doch einen festen, auf emailartige Glätte hinzielenden
Bortrag, niemals aber diese eigenthümliche Flüssigkeit
des Farbenauftrags, der, ganz dünn über der Zeichnung
liegend, dieselbe überall hindurchscheinen läßt. Sodann
ist ihm auch dieser Kopftypus gänzlich fremd. Was
wir mit voller Sicherheit behaupten können, ist, daß
der Hieronymus in Berlin von einem Meister, der'
Dürer nahe steht, herrührt. Mit Dürer's Stil stimmt
die Zeichnung, besonders in den Händen, Dürer's Technik
entspricht die Behandlung von Haar und Bart; ganz
in seinem Geist, direkt von ihm inspirirt ist der Kopf,
in Typus, Haltung und Ausdruck dem berühmten Kupfcr-
stich des Hieronymus in der Zelle und noch mehr dcM
Holzschnitt von 1511 verwandt- Bon diesem sicheren
Resultat wagte ich zu einer Vermuthung fortzuschreiten,
und ich glaube, daß dieselbe eine glückliche war. Jch
sah mich nach dem Künstler des Dürer'schen Kreises
um, dem eine solche Farbe, ein so wunderbares, malerisches
Gefühl zuzutrauen sei, und da dachte ich an Hans
von Kulmbach, namentlich an seine Anbetung der Königr
bei Herrn F. Lippmann in Wien, die einen nahe ver-
wandten Charakter in dem greisen, knieendeu Könige,
einen ähnlichen dünnen Vortrag bei höchster Zartheit
des Tons und Leuchtkraft der Farbe zeigt.

Auch noch in einem andern Falle verwechselt der
Katalog die deutsche und die niederländische Schule.
Ein sicher flandrisches Bildniß (Nr. 15) weist er einein
„deutschen Meister" zu. (Schluß solgt.)

Klliistuiltrrncht und üinistpflrgr.

rx Oeffentliche Kunstpflege in Bayern. Jm bayerischen
Budget für die laufende Finanzperiode (1875—76) sind zuin
ersten Male für Förderung und Pflege der Kunst 25,000 Fl.
Pr. Jahr, im Ganzen also 50,000 Fl. eingesetzt worden, und
der König hat auf Grund gutachtlicher Vorschläge dcr Kom-
mission von Sachverständigen zur Ausführuiig moiiumentaler

*) Handbuch, I, S. 148. — Diese Sammlung existirt
seit einigen Jahren nicht mehr.
 
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