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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Abrest, Paul d': Der Salon, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0286

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X. JalMang.
Sntriigc

!uld anvr.C.V.Lü^ow
> Vien,Theresianumgasse
^5)od.andieVerlasiSV.
lLeipzig, Königsstr. 3),
zu richten.

l8. 3u»i

Nr. 36.
Znscratc

L 25 Ps. sür die drci
Mal gcspaltenc Pctitzeilc
wcrden von jeder Buch-
uud Kunfthandlung an-
genonunen.

1875.

Beiblatt zur Zcitschrist sür bildendc Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Freitag erscheinend, erhalten die Abonnenten der „Zeitschrift für bildeitde Kunst" gratis; für sich allcin bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

^nhalt: Der Salon. ll. — Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlnng (Schluß). — Berichte vom ^nnstmarkt: London; Auktion Galichon. —
Zeitschriften. — Jnserate.

Der Lnlon.

ii.

Die Schlachienmalerei hat heuer wenige Sensations-
bilder aufzuweisen, und ich zweifle sehr, ob die ausge-
stellten die Ehre der Reproduktion in dem Maße ge-
nießen werden, wie die „Letzte Ladung" oder der „Kampf
auf dem Eisenbahndamm", der jüngst so sehr im Kurse
gesunken ist, wie es sich im Hotel des Ventes herans-
stellte. Die Tendcnz, die historischc Kriegsmalerei zum
gewöhnlichen Genrebild zu degradiren, tritt immer deut-
licher zu Tage. Ein solches Schlachtenbild behandelt
diese oder jene kleine Episoce ganz im Genre eines
Äagdereignisses oder eiuer Gartenscene. Die meisten
Künstler richten ihr Werk selber dadurch, daß sie auf
das Gelingen des Porträts den Hauplwerth legen; es
steht bei gewissen Bildern ganz sv aus, als wären sie
Nur geschafsen worden, um die Züge einiger, dem Ver-
fasser bekannten und befreundeten Personen, welche der
Aufall zeitweilig in den Kriegsrock gesteckt hatte, der
Nachwelt zu erhalten.

Das „offizielle" Gemälde, welches den politischen,
aber durchaus nicht den küustlerischen Ehrenplatz ein-
>ü»uut, ist das „Lu uvuut" von Bcaucs. Mittel-
stunkt und Hanptmotiv desselben ist die Gcstalt Mac
Mahon's hoch zu Noß, cinen Säbel schwingend, der
stch nicht viel länger ausnimmt als ein Küchenmesser.
bi»i den Marschall herum, dcssen Gesichtszüge ziemlich
genau getroffen sind, der aber dabei eine Grimasse
fchneidet, die fürchterlicher ist als nöthig, so daß sie eher
a» eine krankhaftc, nervöse Kontraktion mahnt, als an
bie innere Aufregung im Kampfgetümmel, hat der Maler

die banalste, militärische Umgebung grnppirt. Wie oft
sahen wir nicht — und nicht immer im „Salon", son-
dern auch auf der Aushängeleinwand von Jahrmarkt-
buden — den nämlichen Zuaven in die Trompete
blasen, den nämlichen Offizier im lichten Rocke mit der
einen Hand nach Borwärts zeigen, die andere mit dem
Revolver bewaffnet, denselben Todten in der nämlichen
Positnr u. s. w- Ein gutes Porträt dcs Marschalls
im Stile Nelie Jacquemart's wäre nützlicher und ästhe-
tischer gewesen als diese falsche Kopie Mon's. Das
„Ilu uvLnt", welches über die Lippen des Marschalls
kommcn sollre, da es der Ausgangspunkt der Kompo-
sition gewesen, sucht man vergebens auf dem ganzen
Bilde — man findet nichts als ein ganz gewöhnliches
Getümmel in einer Staubwolke.

Weit ruhiger, fast zu ruhig dem „Vu uvuut"
gegenüber ist die „Einnahme des Pei Ho", die wich-
tigste Episode des chinesischen Krieges. General Cousin
de Montanban, der Befehlshaber der Expedition, be-
schließt, nachdem er in einigen partiellen Kämpfen die
Streitkräfte der Söhne des Himmels auf's Haupt ge-
schlagen, gegen Peking vorzurücken. Die Chinesen ver-
thcidigen den Weg zn ihrer Hauptstadt hinter den be-
sestigten Linien des Kanals Pci Ho und verschanzen sich
besonders stark an dcr Brücke von Palikao. General
Montauban läßt die Raketenbatterien vorfahren, um
vic Position zu nchmcu. Beaucs wählte dcn Mo-
ment, in dem der Obergeneral den entscheidenden Befehl
an den Chef der Artillerie richtet. Diese Gruppe bildet
den Mittelpunkt. General Montauban, der seinem Stab
auf einem Braunen um wenige Schritte voran reitet,
deutet mit der Rechten auf dic Brücke. Der bis an den
 
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