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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Woltmann, Alfred: Der neue Katalog der Suermondt'schen Sammlung, [3]
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Verschiedenes und Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4970#0290

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Berichte vom Kunstmarkt.

570

k>tst,

^olle; die letzre, welche eben in Waagen's „Kleinen
^chriften" wicderabgedrnckt worden ist, aber den Verfassern
^uch vorhcr bekannt sein konnte, darf als das Muster
kirier Künstlerbiographie innerhalb des einmal gegebenen
diahmens gelten. Derartige kritische Abfertigungen kommen,
uußer an dieser einen Stelle, im Katalog nicht vor, sie

sind bci der .bloßcn Aufzählung der lliteratur auch kaum
am Platze. Um so lebhafter müssen wir bedauern, daß
sie an dieser Stelle gcrade den früheren Dircktor der
Berliner Galerie, und zwar ungerechterwcise, treffen.
Seine Nachfolger hättcn alle Ursache, mit Achtung und
mit Pietät auf ihn zurückzublicken. Alfred Woltman».

Oericlite vvin Aun^tmur^t.

Loudon, im Moi t875.

Seit Jahren haben hier nicht so viele und so
buchtige Auktionen von Gemälden und anderen Kunst-
Segenständen stattgefunden, wie in der gegenwärtigen
Zeit. Hauptsächlich sind sie veranlaßt durch die Zer-
!plitterung einiger namhafter Privatsammlungen, und
^genthümlich ist es, daß drei große Verkäufe, nicht wie
!o oft nach dem Ableben, sondern vielmehr bei Lebzeiten
chrer begüterten Besitzer stattgefunden haben. Berschie-
^nartig sind die Motive zur Veräußerung solcher mit
^lebe und Sorgfalt während eines langen Lrbens ge-
!ammelter Schätze. Oftmals wird ein Kunstkenner seines
^esitzes müde, er hat sich satt daran gesehen und ver-
kauft denselben, um Geld flüssig zu machen, das er zu
^uen Kunstankäufen verwenden möchte; ein andermal
lühlt sich ein Sammler der dem menschlichen Dasein
gestecktcn Grenze nahe und verkauft lieber bei Leb-
^iten, als daß er diese Geschäftsangelegenheit scincn
^rben überließe; zuwcilen anch mögen finanzielle Ver-
iuste es räthlich erschcinen lassen, Gemälde, die eincn
^erth von vielleicht 100,000 ^ repräsentiren, in baares
^eld umzusetzen-

Iüngst bot Mr. Bohn, seines Zeichens ein Ver-
^ger, der viel für die Kunstliteratur gewirkt hat, seine
"usgedehnte Sammlung von altem englischen Porzellan
^ud Thongefäßen zum Verkauf an. Der Katalog be-
3Umt mit eincr Art autobiographischer Skizze. Mr. Bohn
!^gt: es sei behauptet worden, daß Sammler gewöhnlich
^ues langen Lebens sich zu erfreuen Pflegten, und daß
wohl erklärlich fände, wie sehr die anregende Be-
^hätigung von Körper und Geist, welche mit diesen Be-
^rebungen verbunden ist, diese Behauptung rechtfertige.
fügt hinzu, daß das Studium dcr schönen Künste
ihren verschiedenen Zweigen eine Quelle steten Ge-
^usses in seinen Mußestunden und oftmals ein großer
Q'ost und Erqnickung in schwcren Prüfungstagen für
^hu gewesen sei. Dennoch glaubte Mr. Bohn, daß mit
!rinem 80. Lebensjahre auch die Zeit gekommen sei, wo
^ seine keramischen Schätze in Gold umzusetzen habe.
^er Erlös erreichte kaum die Summe, auf welche der
^rsitzer nach den bei früheren Verkäufen bezahlten hohen
-hreistn rechncn durfte. Dcnnoch beweisen die folgenden

Ziffern, wie sehr man in England die Kunsterzeugnisst
nationaler Keramik zu schätzen weiß. Bristol Thon-
waaren, die scit cinigen Jahren sehr im Werthe gesticgen
sind, wurden zu niedrigeren Preisen als sonst verkauft,
doch erreichte ein Stück 65 und eine schöne Miniatur
34 F. Battersea Email verkaufte sich gut, eine kleine
Vase kam auf 25 F, zwei rosarothe Körbchen anf 30 F".
Unter anderen englischen Poterien zeichneten sich die-
jenigcn von Plymvuth, Bow und Chelsea aus. Einc
Chelsea geriefelte Vasc, tiefes Blau nnd Gold mit Mc-
daillons, erreichte den Preis von 157 F; ein paar
Vasen, karmoisinrothe und blaue Streifen mit einem
Fries tanzender Figuren 110 ein anderes Paar
mit abwechselnden Streifen von tiefem Blau und Weiß
18 l F. Unter den Statuetten, hinsichtlich deren Chelsea
so berühmt war, wurde eine Figur, „Lord Camden",
mit 107 ^ bezahlt, Quie als Falstaff mit 24 F.
Zwei Jäger mit Büchsen und eine Frau mit einem
Korbe wnrden für 60 ^ und „ikil^rims ok I,c>vo"
für 32 vcrkauft. Bei dem ganzen Aufstrich kam dic
Summe von 6500 heraus.

Die Quilter'sche Aquarellsammlung, welche an-
fangS April bei Christie vcrsteigcrt wurde, gchörte zu
den bedeutendsten Sammlungen Englands; die Verstei-
gerung derselben lockte ein großes enthusiastisches Pu-
blikum herbei und lieferte einen schlagenden Beweis
sür die außerordentliche Zunahme der Preise. Die er-
zielte Totalsumme belief sich auf 71,000 F, da die
Preise zumeist über die bei andern öffentlichen Verstei-
gerungen erzielten hinausgingen. Die am meisten auf-
fallenden Posten waren folgende: De Wint, ein vor-
züglichcr Aquarellmaler, geb. 1784, gest. 1849, wurdc
vor allem begehrt. Demgemäß erreichte die „Ansicht
der Stadt Lancaster" den Preis von 950 -§ und ein
Pendant dazu, „Southall in der Grafschaft Notts", die
Summe von 1732 Für diese beiden Stücke erhielt
der Künstler 25 Jahre vorher nur 36 F, welche Snmme
ungefähr ren durchschnittlichen Preis eines Bildes wäh-
rend des Malers Lebzeiten ausmachte. So erhielt er
für die „Hirschjagd in Bolton Park" nur 30 Mr.
Quilter brachte sie für 250 an sich und erhielt jetzt
dafür nicht weniger als 997 F. Als ein anderes Bei-
 
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