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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 4 (2. Novemberheft 1904)
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Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwart für 1905, [5]: Bildende und angewandte Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0243

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kleines „Handbuch für Eltern und Erzieher". Voran ging diesen Schriften, die
auch Tabellen von Bildern für die Schule enthalten, Spaniers verdienft-
liches Büchlein: „Künstlerischer Bilderschmuck für Schulen" mit ausführlichem
Bilderverzeichnis.

Von Spezialgebieten, aus denen die allgemeine künstlerische Kultur ge-
fördert werden kann, nennen wir hier den ernften künstlerischen Dilettantismus,
die Blumenpflege und die Pflege des Farbensinns. Als Wegweiser können
da dienen Lichtwarks kleine Schriften: „Vom Arbeitsfelde des Dilettantismus",
„Makartbouquet und Blumenstrauß", „Blumenkultus, wilde Blumen", „Er-
ziehung des Farbensinnes". Ueber praktische Farbenlehre ift das befte uns bekannte
Werk „Die Farbenharmonie mit besonderer Rücksicht auf den gleichzeitigen Kon-
trast in Anwendung auf dekorative Kunft, Kostüm und Toilette" von Fr.
Jännicke, die 3. umgearbeitete Auflage von C. Chevreuls Farbenharmonie.
Hugo Magnus hat versucht, durch Tafel und Farbenkärtchen praktisches
Erziehungsmaterial in dieser Richtung zu bieten. Ueber Farbe schrieb auch
W. v. Seidlitz.

Die Fragen des Kunstunterrichts für Künstler erörtert wiederum Paul
Schultze-Naumburg in seinen Schriften: „Der Bildungsgang des modernen
Malers" und „Studium und Ziele der Malerei". Für das Technische der
Malerei ist auch der „Katechismus der Malerei" von K. Raupp zu empfehlen
und für Wassermalerei L. H. Fischers „Technik der Aquarellmalerei". Ein
Hauptwerk ist endlich Ernst Bergers umfangreiche „Entwicklungsgeschichte
der Maltechnik".

Als Anleitung zum Genusse der Kunstwerke kommt — zunächst für
Schulkinder — Alsred Lichtwarks Buch „Uebungen in der Betrachtung
von Kunstwerken" in Betracht; diesem Zwecke vor allem wollen auch die vom
Kunstwart herausgegebenen „Meisterbilder" mit, Texten sast durchgängig von
Avenarius dienen. Eine besondere Seite der Frage behandelt lehrreich
Ludwig Volkmann in dem Buche „Naturprodukt und Kunstwerk", indem
er Kunstwerke neben die Modelle und die Naturansichten stellt und dabei die
künstlerische Tätigkeit des Malers und Bildhauers nachweist. Als Ergänzung
dazu kann ein zweites Buch Volkmanns dienen: „Grenzen der Künste", das
man als praktische Stillehre bezeichnen kann; allgemeiner gehalten ist sein
Vortrag: „Die Erziehung zum Sehen".

Für die alten Kunstwerke Jtaliens ist als „Anleitung zum Genusse
der Kunstwerke" geradezu so genannt Jakob Burckhardts berühmter
„Cicerone", der Antike, Mittelalter und Renaissance umfaßt, allerdings
in seinen späteren Auflagen zahlreiche Zusätze erhalten hat, die zwar nötig
waren, aber nicht immer an Burckhardts geistvolle Darstellung heranreichen.
Gleich Burckhardt geistvoll und höchst anregend ist Wölfslins Werk „Die
Klassische Kunst", das in die künstlerischen Absichten der Maler und Bildhauer
der italienischen Hochrenaissance einführt. „Griechische Götterideale in ihren
Formen erläutert" hat Heinrich Brunn, sreilich waltet in diesen Essays, so
modern sie empfunden sind, eine nicht immer klare Beobachtung und eine geist-
reiche Subsektivität. Nicht nur über die spanische Malerei, sondern auch über
die Begriffe Realismus, Jdealismus, Naturalismus findet man ungemein lehr-
reiche Auseinandersetzungen in Justis „Velazquez". Keine „Einstellung" zum
Genusse bestimmter Kunstwerke, aber sehr nützlich hinsichtlich des vorhergehen-
den „Wegräumens" von Vorurteilen ist Langes „Wesen der Kunst". Jn
dem Grundgedanken der „Jllusions-Aesthetik" stark anfechtbar, ist es doch des-
halb hochwillkommen, weil es schier über alle praktischen ästhetischen Fragen,
die uns heute beschäftigen, sachliche Auskunft in gemeinverständlicher Sprache
gibt. — Ueber die eigentliche ästhetische Literatur sprechen wir ja an anderer
Stelle. Eine Anleitung zur Bilderbetrachtuna versucht auch der Gymnasial-
lehrer Walter Geisel (Glückstadt) in seinem Buche: „Wie ich mit meinen
Jungens Kunstwerke betrachte" (Selbstverlag). „Museen als Volksbildungs-
stätten" werden in Nr. 25 der Schriften der „Zentralstelle für Arbeiter-Wohl-
fahrtseinrichtungen" durch die Vorträge und Diskussionsreden der Mannheimer
Versammlung von 1903 erörtert.

Runstgeschichten. Gehen wir nun zu den Kunstgeschichten über,
d. h. zu den Werken, welche über die Entwicklung der Kunst berichten, so ist
von den allgemeinen dieser Bücher noch immer zuerst Anton Springers

2^0 Runstwart XVIII, lsest H
 
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