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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1904)
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Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwart für 1905, [10]: Naturwissenschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0327

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ganz verwickelte Versuche deutlich vor sich ausführen sieht. Weniger tief und
mehr für die Jugend geeignet, aber höchst fesselnd geschrieben sind die Bücher
von Agnes Giberne, die tn guten Uebersetzungen vorliegen.

Für Physik erwähnen wir noch Pfaundlers .Physik des täglichen
Lebens' und den endlich vollendeten ersten Band der ^PHysik^ aus dem be-
kannten Sammelwerk „Hausschatz des Wissens*. Hoffentlich lätzt der zweite
Band nicht ebenso lange auf sich warten. Ferner wollen wir noch aufmertsam
machen auf die 6. Auflage von Prof. Or. Julius Kollerts ^Katechismus
der Physik* (einen der bekannten illustrierten Weberschen Katechismen). Alle
neuen Fortschritte der Physik sind darin berücksichtigt, überhaupt ist das Buch
ungemein reichhaltig, so dah es empfohlen werden kann, wenn auch der Druck
zum Teil sehr klein ift. Von allen Zweigen der Physik ist jetzt die Elektrizitäts-
lehre am „attuellsten", und zahlreiche Bücher wollen uns in diese Wissenschaft
einführen. Wir nennen als völlig ausreichend den grotzen und den kleinen
Grätz. Zu Nutz und Frommen derjenigen, die sich mit der drahtlosen Tele-
graphie beschäftigen, verweisen wir auf A- O. Righi und B. Dessau, ,Die
Telegraphie ohne Draht^, ein Buch, das den ganzen Stoff erschöpfend und
leicht faßlich behandelt.

Ungeahnte Schönheiten findet der Naturfreund, der sich mit den kleinsten
Lebewesen beschäftigt- Wi llkomrns Buch „Wunder des Mikroskops" kann ihm
ein guter Ratgeber sein. Weiterstrebende werden sich Friedländers „Mikro-
skopische Technik"' anschaffen, auch Hager, ,Das Mikroskop und seine Anwen-
dung", ist zu empfehlen, letzteres ist mehr für Laien geschrieben. Ein anderes
Spezialgebiet der Physik behundelt Helmholtzens klassisches Werk: ,Die Lehre
von den Tonempfindungen". Man tritt diesem genialen Forscher nicht zu nahe,
wenn man in I. R. Mayer den wahren Entdecker des Satzes von der Er-
haltung der Energie sieht, man studiere den kleinen Band »Mechanik der Wärme",
der Mayers epochemachende Schriften enthält. Will man sich aber einen Be-
griff davon machen, wie heitze Kämpfe auf dem friedlichen Felde der Wissen»
schast toben können und wie blind die Leidenschaft machen kann, so lese man
E. Dührings Buch: „RoberttzMayer, der Galilei des neunzehnten Jahrhun-
derts", das jetzt in neuer Auflage erscheint.

Für Chemie kämen in Betracht einige Bücher von Lassar-Cohn,
besonders .Die Chemie im täglichen Leben", und schon aus historischem Jn-
teresse Liebigs „chemische Briefe". Nicht nur aus alter Anhänglichkeit wollen
wir auch noch Stöckhardts »Schule der Chemie"' nennen, ein höchst brauch-
bares Buch, das phönixgleich allen Wandel chemischer Theorieen übersteht. Die
20. Auflage ist von Lassar-Cohn bearbeitet. Für die Verehrer Liebigs ist
übrigens seine Lebensbeschreibung (von Kohut) erschienen. Da das Radium
jetzt in aller Munde ist, und so viele Forscher sich mit dem Radiumrätsel her-
umplagen, war eine knappe und im gauzen faßliche Darstellung der haupt-
sächlichsten experimentellen Ergebnisse recht wünschenswert. vr. Joh. Stark
hat mit Glück versucht, in seiner kleinen Schriftf: „Die Dissoziierung und Um-
wertung chemischer Atome", diesem Bedürfnis zu begegnen.

Kehren wir noch einmal zum Himmel zurück. Zur Einführung in die
Astronomie dient das höchst ansprechende Werkchen: »Astronomische Abende' von
Herm. I. Klein,das durch „Die Wunder des Erdballs" und »Kosmologische
Briefe"' von demselben Verfasser zu einer Art Kosmos ergänzt wird. Die
ganze astronomische Wissenschaft umfaßt Kleins »Handbuch der Himmels-
beschreibung", unseres Wifsens das beste derartige Werk. Daneben bestehen
aber doch noch in Ehren das mehrere Menschenalter hindurch beliebt gewesene
Werk von Littrow „Wunder des Himmels*, das noch 1897 in neuer Auflage
erschienen'ist, und DiesterwegS ^Populäre Himmelskunde" in der Bearbeitung
von Schwalbe und Meyer. Für unterrichtliche Zwecke, auch zum Selbstunter-
richt, ist daS letztgenannte Buch sehr zu empfehlen, für die Lektüre tritt das
Lehrhafte zu sehr in den Vordergrund. Von neueren Erscheinungen nennen
wir noch Leo Brenners „Spaziergänge durch das Himmelszelt^ und „Neue
Spaziergänge", flott, aber hin und wieder etwas witzelnd geschrieben, und
M. W. Meyers dickleibigeS Werk »Das Weltgebäude', das nicht nur wegen
der Ausstattung, sondern auch wegen seiner anregenden und eindringenden
schönen DarstellungSweise ein vorzügliches Buch ist. Auch das kleine Bändchen
,Weltuntergang" von demselben Verfasser wird viele Freunde finden.

290 Runstwart XVIII, Lfest H
 
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