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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 7 (1. Januarheft 1905)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0556

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Gebirg' und Täler sollen deinen Nanien tönen,

Axoll. Ietzt aber, Sieger, laß vom Ruhm dich krönen:
Dreifach, Apoll, ist deines Ruhmes Fürstenkrone:

Du hast's geglaubt, das zeugt, daß Adel in dir wohne.

Du hast's gewollt, das spricht, daß cheldenmut dich stählt,

Du hast's gekonnt: du bist aus Tausenden erwählt.

Nunmehr tritt ein, folg' deinem kvunsch, lustwandle frei.
s)ch grüße dich, mein lVerk ist all, mein Amt vorbei!"

So sprechend, wandte sich der Lchemen. 2lber jach,

Am Schritt ihn jetzt erkennend, eilt Apoll ihm nach
Und faßte seinen Riantel. „lVas betrügst du mich?

Du bist mein eigner Dämon; ich erkenne dich."

Der Dämon sprach: „Ich bin es; ja. wann sagt' ich nein?
Der Irrtum, der dein Urteil täuschte, er ist dein."

„lvie bist du ernst und fremd und hoch von lVuchs geraten."
„Li, was befremdet dich? Ich wuchs durch deine Taten."

„Du fehltest mir, als pfadlos ich durch lvüsten fuhr."

„Dch ehrte dich: am Ziele harrt' ich deiner Lpur."

^ier endete der Lpruch. Die Trennung ward geschlossen.

Der Dämon schied. Indes die freundlichen Genossen
tandeinwärts vom Gestade strebten freudig nun,

Neugierig, welch Geheimnis möcht' im sZnnern ruhn.

Auf eine chöhe kamen sie, mit Namen „selig",

Dem Schmerz entrückt, lustreich, an Gütern überzählig.

Bewohnt vom chesperidenvolk, von lvesen gut,
von Anblick schön, das Böses weder kennt noch tut.

Nie siehst du Oort zu Land ein mürrisches Gesicht,

Die lvickelkinder in der lviege weinen nicht,

Und selbst beim Blumenfest im dichtesten Gemenge
Hörst du kein Schelten, spürst du nirgends ein Gedränge.

Denn statt der Schule, statt Gesetz und Sittenzwang
Reimt eingeborne Lieblichkeit des Tages Gang.

Indes, was braucht's der lvort' und Schilderungen viele?

Lern ihre Linnesart aus diesem einz'gen Spiele:
lvenn zwei, wer immer auch, an sich vorübergehn,
cho lachen sie, solange sie einander sehn.
vor Freuden lachen sie, versteh, mit Aug und Rkunde.

So wird das Leben inhaltreich und froh die Stunde.

G welcher lvunder Fülls dann, erstaunlich gar,

Zeigten der chesperiden Gärten ihnen dar,

In hoher Gegenwart, vom ew'gen Licht besiegelt:

Das vorgebirge sahn sie, wo sich jedes spiegelt,

Auf zweien Gegenfelsen, namens „lvar" und „lväre".

Der eine schildert dir von überall die Riäre,

lvas immer stündlich sich begiebt; der andre Schroffen

Der Dinge Riöglichkeit geträumt vom cherzens-choffen. —

Sie sahn den bösen Bruch, von wo entfiel die lvelt. —

1. Zanuarheft sZOZ 50<-
 
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