Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

DOI Heft:
Heft 10 (2. Februarheft 1905)
DOI Artikel:
Unsere Bilder und Noten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0769

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wie sie dasteht, kann sie nicht gesungen werden; darin sind alle einig.
Man muß also ergänzen, bearbeiten. Der Gelehrte wünscht Klavier oder
Orgel; der Künstler wird den Orchesterklang vorziehen und weitere Stimmen
nach freiem Ermessen für Orchesterinstrumente hinzusetzen. Da bietet aber
schon die rein musikalische Ausarbeituna große Schwierigkeit! Die Gelehrten
sind vor dreißig Jahren daran gegangen, einige Bachkantaten in Muster-
bearbeitungen herauszugeben. Es erschienen aber nur die 65. und die s7. Kan-
tate, von Volkland ünd von Herzogenberg. Eine weitere, eben die 3., wurde
zwar von Kretzschmar angekündigt, aber nicht ausgeführt. Jnzwischen war
nämlich Robert Franz mit der 65. („Saba"-)Kantate hervorgetreten und
Julius Schäsfer unterzog in einer noch heute lesenswerten Broschüre (bei
Leuckart (877) die Ausgaben von Volkland und Franz einem ausführlichen
Vergleich, der die offizielle Arbeit im Ansehen jedes Unbeteiligten vernich-
tete. Da verlor man im Bachverein den „leichten Mut" und die 5. Kantate
wurde in der veranstalteten Musteraufführung nach dem Röslerschen Klavier-
auszug wiedergegeben. Rösler hat sür die bei Peters 'erschienenen (00 Kan-
taten Bachs die Klavierauszüge hergestellt. Wir geben nach ihm den Anfang
der Arie (5) und stellen dann ('O die Bearbeitung in der Ausgabe Breitkopfs
gegenüber (welche alle Karitaten Bachs enthält). Der Verfasser nennt sich
nicht; es ist Prosessor Or. B. Todt, der auch ein Vademekum durch die
Bachschen Kantaten verösfentlicht hat. Aber wenn Rösler nichts verdirbt,
so scheint uns der andere, der's recht ernstlich gemeint hat, auch nicht
ganz das Richtige zu treffen. Er verwendet das Motiv des ersten Chores,
aber leider oft ohne Kraft in der Terz ansteigend, während es Bach 'nur in
Quart, Quint oder Sext geführt hat. Jedenfalls aber geben unsere Beispiele
einen Begriff von dem Sachverhalt, der die Bearbeitungen notwendig macht.
Zugleich ist es uns ,darum zu tun, die Leser auf eines der tiefsten Werke
Bachs hinzuführen. Nun müßten Künstler wie Mottl oder Wolsrum das
Angedeutete im Sinn der Jnspiration Bachs ergänzen! Man sieht, die Be-
arbeitung geht nicht bloß die Ausführenden oder die Gelehrten an: sie
erheischt tondichterisches Vermögen! Wir hätten auch gegenüberstellen können:
Das Thema des Duettes aus der (28. Kantate in der Fassung Todts und
in der schöneren von Max Reger, der Variationen darüber geschrieben hat.

R Grunsky

Berantwortlich: der Herausgeber FerüinanL Avenarius in Dresden-Blasewitz — Mit-
leitende sür Must!: vr. Ri ch ard B atka in Prag-Weinberge, für bildende Kunst: Prof.Paul
S chultz e-Na umb urg in Saaleck Sei Kösen in Thüringen — Sendungen sür den TexOan
den Herausgeber; über Mustk an vr. KarlGrunsky, Stuttgart, Stitzenburgstr. t — Verlag
von Georg D. W. Callwey, Druck von Kastner L Callwey, kgl. Hofbuchdruckerei in München —
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den Verlag Georg D. W. Callwey in München

7(2 Runstwart XVIII, (0
 
Annotationen