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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 18,1.1904-1905

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Heft 12 (2. Märzheft 1905)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8192#0898

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Jch weiß wohl, man soll in Leben und Gesellschaft niemandem seine
physischen Nnzulänglichkeiten vorwerfen; ist doch ohnehin jeder, auch der
Bevorzugteste, der Nachsicht bedürftig. Aber wenn dieses für Leben und
Gesellschaft unzweifelhaft geltende Gesetz auch den Erscheinungen auf der
Bühne zugute kommen soll, so sehen wir schließlich einen kleinen Kobold
„das Land der Griechen mit der Seele suchen" und müssen es hinnehmen,
wenn irgend ein Orlogschiff, das unter dem Namen Gretchen oder Margarete
segelt, uns die bekannte Versicherung, daß sie ungeleitet nach Hause gehen
wolle, mit Stimmitteln gibt, als ob alle Breitseiten gelöst würden. Es
ist furchtbar billig und bequem, immer von den Anstandsverpflich-
tungen der Kritik zu sprechen; zum Himmelwetter, erfüllt selber erst
durch eure Leistungen diese Verpflichtungen! Das andere wird sich finden.
Wie's in den Wald hineinschallt, so schallt's wieder heraus.

Ein Künstler muß in jede bedeutende Rolle, die er zu spielen hat,
verliebt sein. Er muß mit dem Eifer eines Untersuchungsrichters, mit
der Passion eines psychologisierenden Kriminalisten an den „schwierigen
Fall", der ihm vorliegt, herantreten. Er muß grübeln, rechnen, abwägen,
schon Gefundenes wieder anzweifeln und verwerfen, bis er plötzlich aus
dem Bett fährt und mit einem enthusiastischen „ich hab's" durch das
Zimmer schreitet.

Kn rneinem funsunäsiebLigslen

Hundert Briefe sind angekommen,

Ich war vor Freude wie benommen,

Nur etwas verwundert über die Namen
Und über die Plätze, woher sie kamen.

Ich dachte, von Sitelkeit eingesungen:

Du bist der Mann der „lVanderungen",

Du bist der Mann der märkschen Geschichte,

Du bist der Mann der märkschen Gedichte,

Du bist der Mann des alten Fritzen
Und derer, die mit ihm bei Tafel sitzen,

Linige xlaudernd, andre stumm,

Erst in Sanssouci, dann in Llysium;

Du bist der Nlann der Iagow und Lochow,

Der Stechow und Bredow, der CZuitzow und Rochow,

Du kanntest keine größern Meriten,

Als die von Schwerin und vom alten Zieten,

Du sand'st in der welt nichts so zu rühmen,

Als Vxxen und Groeben und Kracht und Thümen,

An der Schlachten und meiner Begeisterung 5xitze
Marschierten die jdfuels und Ftzenxlitze,

Marschierten aus Uckermark, Havelland, Barnim,

Die Ribbecks und Kattes, die Bülow und Arnim,

Marschierten die Treskows und Schliessen und Schlieben —

Und über alle hab' ich geschrieben.



2. Märzhest B05

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