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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 3 (Dezemberheft 1931)
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wies, wie wenig sie den Titel verdient.
Schenkers ErläuternngsauSgabe der letz-
ten ^ Sonaten ist eine der größten mu-
sikalischen Taten unserer Zeit. Hiervon
erschienen: op. 101, 109, iio, m.

Die Variationen und vermischten Stücke
am besten in antiquarischen alten Peterö-
auögaben. Strengste Warnung vor den
Ruthardtdrucken bei Peters.

Brahmö: Nur in den alten Original-
ausgaben, da selbst die neuen Simrock-
drucke schon Fälschungen enthalten, in-
dem ungenannte Revisoren Brahms' Fin-
gersätze durch schiechte eigene ersetzt haben.
Vor der AnSgabe Peters (Sauer) ist sehr
zu warnen. Da man die alten Original-
AuSgaben noch leicht erhält, antiquarisch
oder sonstwie, so hat es bei Brahms noch
keine Wahlschwierigkeiten.

Chopin: Die alte Steingräber-Aus-
gabe (Mertke) ist die beste. Vor der
neuen habe ich oben bereits gewarnt, weil
Kronke von Chopin überhaupt nichts be-
greift. Klindworths Ansgabe gehört zu
den größten Fälschungen in der Mnsik,
da dieser Herostrat nicht einen einzigen
Takt des Meisters unangegrisfen ließ und
an Stelle der tiefsinnigsten Kunst einen
Gallimathias setzte. Dazu nennt sich diese
Ausgabe im blntertitel: Lclition seale
aatüeutigae. Doch ist auch Peters,
Breitkopf L Haertel, ja, die Gesamt-Ans-
gabe voller Fehler. Dagegen hat die
AnSgabe bei Kistner (Mikuli) manches
für sich, und die alte Ansgabe von Ge-
bethner L Wolsf in Warfchan zählt zu
den besten.

Conperin: Nur die Ausgabe bei
Augener, London, revidiert von Brahms
und Chrysander. — Die neue französische
(Diömer) ist nicht zu empfehlen, weil der
Revisor die Manieren in den Text auf-
gelöst hat, was z. T. falsch geschah, z. T.
bei Couperin geradezu ein Unsinn bedenk-
lichster Art ist.

Händel: Es ist traurig zu sagen, aber
einen tadelsfreien Text gibt es leider nicht.
Nur sehr alte Petersdrucke im Stich, sehr
alte Litolffausgaben sind als gute Texte
anzusehen, und ihrer kann man hin und
wieder in alten Mllsikleihbibliotheken usw.
habhaft werden. Alle neuern Ausgaben
sind ansnahmslos fchlecht.

Haydn: Anch um diesen großen Mei-
ster steht es recht schlecht. Warnung vor
allem vor der Neurevision bei Peters,
von der ich a. a. O. bereits aussprach,
daß Ruthardt auch nicht eine einzige

Anflösung der unzähligen Manieren rich-
tig gesetzt hat. Die Ausgabe ist geradezu
Gift für alle, welche sich mit dem ge-
waltigen Sonatenwerk Haydns befassen
möchten. Am besten ist die alte Peters-
ausgabe von Köhler. Allen Ausgaben
liegt zumeist die älteste Gesamtausgabe
zugrunde, zu welcher der Meister noch
selbst ein kurzes Vorwort schrieb (Breit-
kopf L Haertel). — Die neue Gesamt-
ausgabe, nm 16 Sonaten vermehrt, ist
leider sehr teuer. An einem einwandfreien
blrtext fehlt es noch ganz und gar. Das-
selbe gilt für seine Variationen, Phan-
tasie, Capriccio.

Mendelssohn: Der Meister hat
selbst so ausgezeichnet detalliert bezeich-
net, daß die Herausgeber nicht viel mehr
zu tnn vorfanden, und so hat man denn,
freilich aus Gründen der Bequemlichkeit,
seinen Text nicht allzusehr verunstaltet,
obgleich von den Liedern ohne Worte kein
einziger einwandfreier Text existiert. Da
aber Chopin, Mendelssohn und Schu-
mann erst um die 8oer Jahre des vori-
gen Jahrhunderts frei wurden, so findet
man noch vielfach deren Originalausga-
ben, welche den Editionen auf jeden Fall
vorzuziehen sind.

Die Steingräberfche Ausgabe mag die
leidlichste von den neuern sein.
Mozart: Sonaten und Phantasien
(blrtext), Breitkopf L Haertel. — Leider
nicht auch die Variationen und NondoS,
sowie die kleinen Stücke. Auch hier sind
ältere Peters-, Litolff-, Breitkopf L Haer-
tel-Drucke die besten. Strengste Wav-
nung vor Nuthardt (Peters). Die Rei-
neckeausgabe bei Breitkopf L Haertel
mag noch genannt werden als eine an-
ständige unö pietätvolle.

Scarlatti, Dom.: Breitkopf ö!:
Haertel hatten in ihrer ehemaligen Volks-
ausgabe 60 Sonaten in reinem Urtext
verösfentlicht, welche längst vergriffen ist.
Dagegen ist zu warnen vor der sogenann-
ten Gesamtausgabe bei Ricordi, welche
Al. Longo herausgegeben hat mit eigenen
Zutaten. — Von diesem Meister, einem
der eminentesten Klavierkomponisten,
gibt es keine einwandfreie AuSgabe, da
m. W. ein Neudrnck der Breitkopf L
Haertelschen AuSgabe nicht stattgefunden
hat.

Schubert: Die neue Ausgabe der
Tänze, die bisher in beliebiger Auswahl
bei den verschiedenenVerlegern zusammen-
gestellt waren, ist bei Breitkopf L Haer-

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