als kühner, Lüchüger TourisL aus eigeuer Erfahrung kennengelernt habe. Kurts
Eltern erwiderten leicht befangen, aber nicht unhöflich. Daß sich aus denr
unbedeutenden Vorfall späterhin ein näherer Verkehr zwifchen ihnen und
Frau van der Bloom entwickelte, konnte ich nicht bemerken.
Von da an begannen jedenfalls Herrn Buschmanns Berrchte über die Film-
dame. Gelegentlich dachte ich wohl daran, ihn zu fragen, ob er von den an sich
gewiß harmlosen Beziehungen seines Sohnes zu Frau van der Bloom nicht
doch einen beunruhigenden Einfluß auf den Knaben befürchte. Aber bei der
sehr oberflächlichen Bekanntschaft, die mich mit ihm verband, fühlte ich mich
dazu nicht berechtigt. 2luch besorgte ich, ich mnß es offen gesiehen, durch
solche Bedenken in den Angen des jüngeren, seiner Zeit viel bereitwilliger an-
gepaßten Mannes rückschrittlich zu erscheinen und mich lächerlich zu machen.
Jmmerhin konnte ich nicht verhindern, daß mich jedesmal, wenn ich beim
Angeln in die Il^ähe der Sandbank am Wehr kam, die bange Erwarttmg
beschlich, dort neben Kurt Frau van der Bloom in preisgebendem Badekoslüm
anzntreffen. Es blieb mir erspart, wahrscheinlich weil ihre angegriffenen, über-
müdeten Nlerven der Einwirkung des kalten Gebirgswassers nicht gewachsen
waren.
Seitdem Frau van der Bloom den Knaben ihrer BeachLung würdigte, lok-
kerte sich sein Verkehr mit Marta allmählich bis zum völligen Äbbruch.
Sicherlich Lrennten sie sich nicht in Zank und Unfrieden. Sie glitten ausein-
ander, wie sie zueinander geglitten waren, unbewußt und ohne sichtbare 2ln-
zeichen innerer Berwnndung. So ganz unauffällig vollzog sich die Trennung,
daß die GemeinschafL ihrer Eltern dadurch nr'cht in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Die Speisettsche blieben aneinandergerückt, die belanglos freundlichen
Gespräche gingen weiter, und niemand schien es verwunderlich zu finden, daß
Marta nun wieder allein den Garten betrat nnd verließ und während der
Mahlzeiten schweigend neben ihrem Nachbar saß, wie in den ersien Tagen
ihrer Bekanntschaft. I^ur eines entdeckte ich an ihr, ein einziges Kennzeichen
der Veränderung: sie sah manchmal Frau van der Bloom, um die sie sich
früher nicht gekümmert hatte, lange an. Ohne FeindschafL und Haß, äber
mit dem selLsamen, eine räLselhafLe Gefahr ahnenden Ausdruck in den erschreckt
geweiteLen 2lugen, der ihr ofL eigen war, auch wenn sie miL jemand Gleich-
gülttgem sprach oder zusammentraf.
Einige Tage begegnete sie mir noch allein oder in Gesellschaft der beiden
Elternpaare auf den Spaziergängen in der Umgebung des Dorfes. Dann
hatte sie auf einmal drei viel jüngere, fünf- oder sechsjährige Kinder bei sich,
ohne die man sie von jetzt an nicht mehr zu sehen bekam. Wo sie die Kleinen
gefunden hatte, wußte ich nicht, ebensowenig, ob es Kinder Einheimischer
waren oder ob sie SommergäsLen gehörten, die nicht in unserem GasLhof
wohnten. Sie mußtm ihr, die MiLLagsbrotzeit ausgenommen, für den ganzen
Tag anvertraut worden sein. Bei gutem WeLLer spielte sie mit ihnen im
Freien, bei Regen mochte sie sich bei ihnen in ihrer Wohnung aufhalten, da
sie an der Seite ihrer eigenen Eltern und in der Nähe unseres GasLhauses
nie sichtbar wurde. Wie sehr sie dieses unbedingte Zutrauen verdiente, davon
durfte ich mich überzeugen, als ich sie an einem warmen, sonnigen Vormittag
mit ihren Schützlingen auf der Sandbank antraf. Es war rührend, mit wel-
ü?8
Eltern erwiderten leicht befangen, aber nicht unhöflich. Daß sich aus denr
unbedeutenden Vorfall späterhin ein näherer Verkehr zwifchen ihnen und
Frau van der Bloom entwickelte, konnte ich nicht bemerken.
Von da an begannen jedenfalls Herrn Buschmanns Berrchte über die Film-
dame. Gelegentlich dachte ich wohl daran, ihn zu fragen, ob er von den an sich
gewiß harmlosen Beziehungen seines Sohnes zu Frau van der Bloom nicht
doch einen beunruhigenden Einfluß auf den Knaben befürchte. Aber bei der
sehr oberflächlichen Bekanntschaft, die mich mit ihm verband, fühlte ich mich
dazu nicht berechtigt. 2luch besorgte ich, ich mnß es offen gesiehen, durch
solche Bedenken in den Angen des jüngeren, seiner Zeit viel bereitwilliger an-
gepaßten Mannes rückschrittlich zu erscheinen und mich lächerlich zu machen.
Jmmerhin konnte ich nicht verhindern, daß mich jedesmal, wenn ich beim
Angeln in die Il^ähe der Sandbank am Wehr kam, die bange Erwarttmg
beschlich, dort neben Kurt Frau van der Bloom in preisgebendem Badekoslüm
anzntreffen. Es blieb mir erspart, wahrscheinlich weil ihre angegriffenen, über-
müdeten Nlerven der Einwirkung des kalten Gebirgswassers nicht gewachsen
waren.
Seitdem Frau van der Bloom den Knaben ihrer BeachLung würdigte, lok-
kerte sich sein Verkehr mit Marta allmählich bis zum völligen Äbbruch.
Sicherlich Lrennten sie sich nicht in Zank und Unfrieden. Sie glitten ausein-
ander, wie sie zueinander geglitten waren, unbewußt und ohne sichtbare 2ln-
zeichen innerer Berwnndung. So ganz unauffällig vollzog sich die Trennung,
daß die GemeinschafL ihrer Eltern dadurch nr'cht in Mitleidenschaft gezogen
wurde. Die Speisettsche blieben aneinandergerückt, die belanglos freundlichen
Gespräche gingen weiter, und niemand schien es verwunderlich zu finden, daß
Marta nun wieder allein den Garten betrat nnd verließ und während der
Mahlzeiten schweigend neben ihrem Nachbar saß, wie in den ersien Tagen
ihrer Bekanntschaft. I^ur eines entdeckte ich an ihr, ein einziges Kennzeichen
der Veränderung: sie sah manchmal Frau van der Bloom, um die sie sich
früher nicht gekümmert hatte, lange an. Ohne FeindschafL und Haß, äber
mit dem selLsamen, eine räLselhafLe Gefahr ahnenden Ausdruck in den erschreckt
geweiteLen 2lugen, der ihr ofL eigen war, auch wenn sie miL jemand Gleich-
gülttgem sprach oder zusammentraf.
Einige Tage begegnete sie mir noch allein oder in Gesellschaft der beiden
Elternpaare auf den Spaziergängen in der Umgebung des Dorfes. Dann
hatte sie auf einmal drei viel jüngere, fünf- oder sechsjährige Kinder bei sich,
ohne die man sie von jetzt an nicht mehr zu sehen bekam. Wo sie die Kleinen
gefunden hatte, wußte ich nicht, ebensowenig, ob es Kinder Einheimischer
waren oder ob sie SommergäsLen gehörten, die nicht in unserem GasLhof
wohnten. Sie mußtm ihr, die MiLLagsbrotzeit ausgenommen, für den ganzen
Tag anvertraut worden sein. Bei gutem WeLLer spielte sie mit ihnen im
Freien, bei Regen mochte sie sich bei ihnen in ihrer Wohnung aufhalten, da
sie an der Seite ihrer eigenen Eltern und in der Nähe unseres GasLhauses
nie sichtbar wurde. Wie sehr sie dieses unbedingte Zutrauen verdiente, davon
durfte ich mich überzeugen, als ich sie an einem warmen, sonnigen Vormittag
mit ihren Schützlingen auf der Sandbank antraf. Es war rührend, mit wel-
ü?8