Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI Heft:
Heft 12 (Septemberheft 1932)
DOI Artikel:
Faesi, Robert: Gedichte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0856

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
haben den Strom! Der nnsere Masten

läßt ragen,

unsre Lasten,

langmütig lange,

hilst tragen.

blnd er seuchtet mit seinstem Geäder

noch aus den sernsten Feldern den Reis;

fügt zum unsrigen seinen Fleiß:

treibt unsre Räder,

bringt unser Brot,

wäscht unsern Schweiß

und schwemmt aus den Grüsten

der Gassen, den Klüsten

der Gossen den Kot.

So daß er selber
müder stets, gelber,
mit eines Volkes Bürde
und Not

beladen hinwallt -— und doch voller Würde;

auch ohne Schimmer

allen noch immer

der Hossnung Straße.

Und er weitet

mit mächtigem Maße

quer eine Bahn durch die Rasser

und Gasser,

als sei sie dem Kanzler, dem Kaiser bereitet;
und die Menge harrt, daß sein Fuß sie beschreitet.

blnsre Geduld ist lang;

denn uns ist verheißen:

einmal in jeglichem Weltenjahr

wird die HimmelSgöttin aus seidenem Haar

zum Spiel eine Wunderblume sich reißen.

Und ist der Drache der Lust gelaunt,
sie zwischen die silbernen Berge zu hauchen,
dann wird sie wohl in des Aangtsekiang
heilig-heimli'chen Ursprung tauchen
und guirlt den endlosen Usern entlang,
wo Volk um Dolk sie in Schauern bestaunt,
tagelang, wochenlang, mondelang.

Und besruchtet vom blumigen Heiligtume

erblühn alle Länder, zur Linken, zur Rechten,

und werden selber zur Blume

und flechten

im Uberschwange

mit wechselnden Prächten

üppige Ränder,

schimmernde Bänder

von Frühling und Frucht um die strömende Schlange,
die golden beschuppte!

757
 
Annotationen