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Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Hrsg.]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0184
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Johannes Pauli

Spieß, da Köcher. Und in einem Vincke! da was auch ein Umbhang, da
lügt er auch, da hiengen zwen Mngling darunder, die waren erstochen.
Siser Kauffman meint, man würd in auch dar hencken. Sas Liecht gierig
im uß, er legt stch in den Kleidern uff das Bet, und was im die Nacht lang.
Sa es Tag ward, da thet man das Riglin wider uff, der Kauffman rüstet
stch uff sein Kart.
Sa man im zu Morgen essen gab, der Kitter kam und sprach:^Her Kauffman,
wie haben ir hinnacht geschlaffen?' Ser Kauffman antwurt: ^Ich hab übel ge„
schlaffen, mein Leben lang hab ich nie kein lengere Nacht gehebt dan dise.'
Ser Kitter sprach: darumb? Sein die Leilachen nit suber gewesen?' Ser
Kauffman sprach: ^Nein, es ist als sauber und schön gewesen, aber darumb:
ich hab wöllen lügen, was hinder den Umbhengen wer, und hab es als gesehen
und hab zwen funden hangen in dem V^inckel, die waren dot, und hab gedacht,
man würd mich zü inen hencken. Und wan mir die Augen sein zügangen, so
ist mir das Haupt mit dem Bart fürkumen und die zwen Soten, und hab ein
lange Nacht gehebt. Und lieber Her, ich bit euch, das ir mich in dem Kriden
lassen hinsaren.' Ser Ritter sprach: ^Zr sein Leibs und Gütz sicher.' Ser Kauff>
man sprach: ^^Yissen aber ir, was die Sing bedüten?' Ser Kitter sprach: ^Ir
haben zü meinem Knecht gesprochen und auch gedacht, wie ich so glücklich uff
Erdtreich sei, ich hab, was zü einem güten Leben gehör, und wissen nit, was
mir anligt. Sas Haupt mit dem Bart ist ein Ritter gewesen da uff dem Schloß,
den hab ich ergriffen in dem Eebruch und hab im den Kopff abgeschlagen und
bring in allen Tag über den Tisch, das mein Krau gedenck, was sie gethon
hab, und ernüwer ir den Eebruch. Sie zwen, die under demUmbhang hangen,
das sein meines Brüders Sün gewesen, die haben die Kründ deffelbtgen Ritters
erstochen, die unschuldig sein. Sie haben mich nit künnen umbringen, darumb
haben sie die umbbracht. Sie hab ich dahin gehenckt und gang alle Tag dar,
sie zü besehen, das ich ergrimpt werd, das unschuldig Blüt zü rechen. Nun
betracht», was güten Lebens ich uff Erdtreich hab, wan ich den Eebruch vor
mir flhe und das unschuldig Blüt der zweier in dem Umbhang! Sarumb,
lieber Kauffman, far hin und urteil ksins Menschen Leben me güt und böß,
du habest es dan baß erfaren dan das mein!' Also für der Kauffman darvon
und sagt, wie es im ergangen wer.
 
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