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Pauli, Johannes; Bolte, Johannes [Hrsg.]
Schimpf und Ernst (1. Theil): Die älteste Ausgabe von 1522 — Berlin: Herbert Stubenrauch Verlagsbuchhandlung, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.57346#0185
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Schimpf und Ernst c. 223—22z


Von Schimpff das 224.
Von der Kranen Gangoifi.
1 snt Gangolf ist ein Graff gewesen, den erel man in oberen
Burgund. Ser Hel ein Kranen, die het den Caplan lieber dan in»
wan er ein Gotesfründ was. Ser Her strafft die Kranen offt und sprach, sie
ner ein Eebrecherin. Sie Krau versprach sich, sie nolt alwegen unschuldig sein.
Sie giengen uff einmal in einen Garten, da nas ein Brunnen in, der was
nit tieff, der gual uff, und fassen also bei dem Brunnen. Ser Her Gangolf
sprach: ^Krau, dörffen ir mir das rot Steinlin bieten, das da in dem Brunnen
ligt, ich trüw, Got der Her werd euwer Unschuld und Schuld offenbaren/ Sie
Krau sprach: ^Aa, soll ich es euch nit dörffen langen?' und streifft dv Ermlin
hinder sich und erwischt das Steinlin, und so fle den Arm wil herußziehen, so
bleibet die Hand in dem Brunnen ligen, und zücht den Stumpff beruß. Sa
erkant man ir Schuld des Eebruchs.
Ait lang darnach schlüg der Bül iren Herren zü Sot. Gant Gangolff fieng
an gross Zeichen zü thün, und wan ein Zeichen geschah, so lütet man alle
Glocken. Und uff den Kreitag het er aber ein Zeichen gethon, da lütet man.
Sa sprachen die Krawen, die bei ir waren: ^Euwer Her hat aber ein Zeichen
gethon/—"Aa', sprach fle, ^er zeichnet eben, wie mein Hinderer reden kan/ Sa
fieng fle an zü fartzen und ließ ein Scheiß über den andern, und wan fle oben
redet, so redt fle unden auch.
Sehen ir, wie Got den Eebruch mit einem semlichen klarlichen Exempel mit
Verlierung der Hand an den Tag bracht!

Von Ernst das 225.

Knen Evrecher müsten grau RLk tragen.
/Iir lieben Kinder, soll man einem jeglichen Eebrecher ein
VZ ßHand abhawen, so würd das Such fast thür werden. Vi>arumb? Es
würden nit vil Spinnerin sein. Ich Schreiber dis Büchs bin ein Leß»
meister gewesen in einer Stal, da waren zwen Brüder, und het seglicher ein
Krau, die hetten zwo Metzen überkumen. Man warnet fle offt» dannocht liessen
fle hinweg mit inen und liessen V^eib und Kind sitzen. Sie Herren der Stat
liessen inen nachplen und liessen fle sahen, und under andern Straffen müsten
fle schweren, kein andere Karb zü tragen dan lange grawe Röck. Sa ich uff ein»
mal predigt in derselben Stat in dem Münster, da sprach ich: "Sol es darzü

ro
 
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