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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 1-13 (2. Januar - 30. Januar)
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Der Peterspfennig.
Nicht um durch diese wenigen Sätze Proselyten für dsn
Peterspfennig zu machen, sondern einfach im Interesse der
Wahrheit, und um die Wirklichkeit der Thatsachen in ihrem
ungetrübten Lichte zu zeigen, unternehmen wir es, folgende G-
danken hier auszusprechen:
Der Peterspfennig ist eine rein privative Angelegenheit
der Christen des römisch-katholischen Bekenntnisses, wie der Gu-
stav-Adolph-Verein eine privative Angelegenheit der Christen
des evangelischen Bekenntnisses ist. Jedem der beiden Theile
muß es erlaubt sein, innerhalb ihrer Rechtssphäre, ohne die
Rechte Dritter Zu kränken, für die Erhaltung ihres Glaubens,
ihrer kirchlichen Verfassung, ihrer bedrängten Glaubensgenossen
zu wirken. Dieses und nichts anderes thun die Katholiken, in-,
dem sie aus allen Ländern des Erdkreises die Gaben des Pe-
terspfennigs nach Rom schicken. Die Mitglieder der römisch-
katholischen Religion, welche dieses thun, wollen damit der rö-
mischen Kirche und dem apostolischen Stuhle, der Mutterkirche
des Christenthums im Abendlande, und den: sichtbaren Ober-
haupte der Kirche, die sie in den gegenwärtigen Zeitläuften be-
drängt und bedroht sehen, außer durch ihr Gebet, auch noch
durch materielle Mittel zu Hilfe kommen. Was ist natürlicher,
was ist untadelhafter, als dieses Unternehmen?
Diese Unterstützung des Oberhauptes der Kirche durch die
Beiträge des Peterspfennigs ist aber eine durchaus freiwillige.
Sie ist keine eingesorderte Steuer; sie ist eine durchaus frei-
willige Liebesgabe. Bei den verschiedenen dafür bestehenden
und von der kirchlichen Autorität bestätigten Vereinen, zu de-
nen der St. Michaelsverein in unserem Lande gehört, haben
die Mitglieder, die blos beteil und keine Gaben spenden kön-
nen, dieselben Verdienste, dieselben geistlichen Vergeltungen, wie
diejenigen Mitglieder, welche beten und geben.
Für jeden Katholiken ist die Sache klar; das gute Werk
außer Zweifel. Alle Bischöfe des katholischen Erdkreises haben
die Gläubigen darüber belehrt.
Das also ist die Bedeutung des Peterspfennigs; er ist
eine innere Angelegenheit der Katholiken. Aber außer dieser
Hauptseite der Sache bietet sich auch noch eine andere dar. In-
den: man nämlich den: römischen Papste, Pius IX., diese Lie-
besgabe darbringt, protestirt man damit Zugleich gegen den
Verrath und die völkerrechtswidrige Gewaltthat, welche ihn be-
raubt haben. Man protestirt gegen dell Satz, daß jeder mäch-
tigere Nachbar den schwächeren Staat ohne alle Nücksickfl auf
Moral, Recht und Vertrüge durch die verwerflichsten Mittel un-
terjochen, oder, wie man jetzt es nennt, annectiren könne. Diese
andere Seite des Peterspfennigs interessirt nicht blos die Ka-
tholiken, sondern alle christlich gesinnten Männer, alle Freunde
des Rechts und Feinde des revolutionären Umsturzes. So er-
klärt es sich, daß auch aus den: protestantischen Norden Deutsch-
lands beträchtliche Gaben für den Peterspfennig eingegangen
Ueber diese andere Seite des Peterspfennigs kann man
verschiedener Meinung sein; wir geben dies zu. Wer es mit
Mazzini, Garibaldi, Cavour und den andern revolutionären
italienischen Größen hält; wer die Umtriebe der sardinischen
Negierung in den übrigen italienischen Staaten, die Plebiscite
und Castelsidardo billigt, der kann freilich diese zweite Bedeu-
tung des Peterspfennigs nicht gelten lassen.
Jene erste Seite des Peterspfennigs aber, seine ursprüng-
liche und Hauptbedeutung, als eine innere Angelegenheit der
Katholiken, kann nur von einer beschränkten und feindseligen
Intoleranz angegriffen werden. In einem paritätischen Lande,
unter einer paritätischen Bevölkerung, sollte man glauben, vor
sollen Angriffen ganz geschützt zu sein. Wer aber noch sogar
solche Angriffe aus Lügen, Verläumdungen und gemeines Schimp- >
fen stützt, der, meinen wir, hat sich selbst gerichtet. (B.Beob.)

Baden.
(/ Heidelberg, 5. Jan. Bravo! Der Frankfurter Post-
zeitung ist es gelungen, den Gothaern in ihrem Moniteur einen
wahren Schmerzens- und Weheschrei abzunöthigen, dessentwegen
wir sie fast beneiden möchten. Wenn man den Artikel in Nr. 2
des Moniteurs liest, muß man nothwendig hell auflachen ob
dem herrlichen Katzenconcert; man sieht dabei leibhaftig die ge-
fletschten stumpfen Zähne, die zitternd hervorgezogenen Krallen,
die grünlich funkelnden, zornsprühenden Augen! Ha ha! die
Zeit ist eben vorüber, in der die hochweisen Herren allein spre-
chen durften, ohne Furcht Widerspruch erfahren zu müssen, sie
ist vorbei die goldene Zeit, wo sie mit größter Selbstge-
fälligkeit ihre Orakelsprüche an den Mann bringen und stets
sicher sein konnten, eine blind anbeteude Zuhörerschaar zu fin-
den. Das Beste dabei ist, daß wir die Herren, die wir für viel
zu stolz dazu hielten, in die Fußstapfen der Landsszeitung und
ihres Schulmeister-Redakteurs treten sehen, indem pe die Staats-
anwälte zu Hülfe rufen und zu der kleinlichsten^aller Bosheiten
herabsteigen — zur Denunciation! Viel'Glück zu dieser
neuen Taktik; denn bis jetzt müssen wir anerkennen, unseres
Wissens wenigstens noch keiner Dennnciation in Euren: Blatte
begegnet zu sein. Uebrigens wollen wir ein ruhiges und ge-
mäßigtes Wörtlein mit Euch reden. Ihr sucht Euch wegen Eu-
res Verfahrens in der Museumsgesellschast gegen die Postzei-
tung — eines der ältesten und respektabelsten Blätter Deutsch-
lands — zu rechtfertigen. Ihr rechnet es Euch hoch an, daß
Ihr in Eurer „Großmuth" überhaupt noch einige Euch nicht
angenehme Blätter haltet. Wir fragen: ist denn die Museums-
gesellschaft ein politischer Club von einseitiger politischer Fär-
bung, oder dürfen nicht alle Parteigenossen Anspruch auf gleiche
Berücksichtigung verlangen, und zwar nicht bloß aus Großmuth
von Eurer Seite? Da ist man in: katholischen Casino doch
viel toleranter. Denn obgleich die Mittel desselben äußerst
knapp zugemessen sind und mit denen Eures Museums natür-
lich nicht im Entferntesten concurriren können, so liegen doch
dort eine Reihe feindlicher Zeitungen ans, und zwar das
Heidelberger Journal, Euer Moniteur vornedran. Wollt Jhr's
nicht glauben, so dürft Ihr getrost einen Eurer hochweisen Her-
ren zu uns schicken und nachsehen lassen; eine freundliche, ge-
müthliche Aufnahme ohne jeden Parteigeschmack wird er gewiß
finden und vielleicht manches Vorurtheil fallen lassen, von dem
unsre Gegner gegen uns gewöhnlich beseelt sind. Nur tolerant,
Ihr Herren, und nicht immer die langweilige „sittliche Ent-
rüstung !"
fist Bom Neckar, 5. Jan. Die abermalige Eingabe der
sog. Protestgeistlichen um Enthebung Schenkels von der Lei-
tung des evangelisch-protestantischen Predigerseminars ist, wie
öffentliche Blätter bereits berichteten, vom Ministerium des
Innern in kurzer, aber höflicher Weile abschlägig beschieden
worden. Zwar legt sich das Großh. Ministerium in seiner
Antwort — und gewiß mit Recht — die Befugniß bei, öffent-
liche Beamte zu entlassen, was hier um so zweifelloser ist,
als man das Seminar für eine ausschließliche Staatsanstalt
erklärt hat. Im vorliegenden Fall indessen glaubt das Mini-
sterium keine Veranlassung zur Berücksichtigung des von den
Protestgeistlichen gestellten Begehrens zu haben, weil die zustän-
dige Behörde, der Oberkirchenrath, sich dahin ausgesprochen, daß
Direktor Schenkel die Gränzen der Lehrfreiheit nicht überschritten
habe. Nun hat aber der Oberkirchenrath selbst früher erklärt,
das Seminar sei Staatsanstalt und so die Competenz des Mini-
steriums zum Einschreiten in dieser Sache zugestanden, das Mini-
sterium selbst -dagegen verweist die Petenten abermals an den
Oberkirchenrath. Der Oberkirchenrath jedoch kann für sich, selbst
wenn er wollte, keinen endgültigen, den Petenten günstigen Be-
j schluß fassen, weil er in wichtigen Angelegenheiten die Zustim-
j mung des Synodalausschusses nöthig hat. Im Synodalausschuß
! aber sitzt — Schenkel und sein Freund Rothe! Demnach sehen
 
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