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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 90-102 (2. August - 30. August)
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M 91.

Samstag den 4. August

1866.

Baden.
Heidelberg, 2. Aug. Unsere Stadt wurde gestern Abend
non einem Bataillon Landwehr des kgl. preuß. 70. Infanterie-
regiments (Saarlouis) besetzt; ebenso rückten nach Mannheim
I Compagnie des 32. Thüringer Jnf.-Regiments (Ersatzbataill.)
und 1 Comp. des 17. Landwehr-Reg. (Düsseldorf, Cleve, Wefel)
zusammen 800 Mann.
Heidelberg, 2. Aug. Wegen überhäuftem Stoff können
wir über die Verhandlungen gegen unfern Redakteur vor großh.
Strafkammer erst in nächster Nummer berichten.
Mannheim, 31. Juli. Die alte Landeszeitung schreibt:
„Sicherem Vernehmen nach wurde dem Drucker des hiesigen An-
zeigers, Herrn Joh. Schneider, heute von gr. Bezirksamte ein
Erlaß des gr. Ministeriums des Innern eröffnet, wodurch
demselben in Anbetracht der kriegerischen Verhältnisse und der
Abwesenheit der badischen Truppen jede fernere Aufreizung ge-
gen die gr. Staatsregierung und deren Maßnahmen und An-
ordnungen untersagt und für den Fall des Zuwiderhandelns mit
gerichtlichem Einschreiten und Concessionsentziehung nach Maß-
gabe der gesetzlichen Bestimmungen gedroht wurde. Aehnliche
Verfügungen sollen auch den andern regierungsfeindlichen Blät-
tern zugegangen sein." Die Landesbase setzt bei: „Wir gestehen,
daß uns ein solch entschiedenes Auftreten der großh. Regierung
recht sehr freuen soll, und es ist nur zu bedauern, daß früher
nicht ebenfalls mit Energie gegen die durch Erzeugnisse der in-
wie ausländischen Presse in unserem Lande verbreitete Aufreg-
ung der Gemüther eingefchritten wurde, es wäre viel Erbitter-
ung und manches Leid rechtzeitig dadurch verhütet worden."
(Was wird sie aber dazu sagen, wenn sie erfährt, daß sie sich
eines Verbrechens gegen die Anordnung des neuen Ministeriums
schuldig gemacht hat. Das Ministerium hat nemlich die Ver-
öffentlichung dieser Verfügung verboten (uns wenigstens)!
(Die Red.)
Karlsruhe, 1. Aug. Bekanntlich hat die großh. Regie-
rung nach dem Abschluß des preußisch-österreichischer! Waffen-
stillstandes Verhandlungen auch für die badischen Truppen ein-
geleitet, welche in Folge dessen sich bereits auch aus badischem
Boden befinden. Während der Waffenstillstands-Unterhandlungen
werden nun, wie man uns mittheilt, Theile unserer nördlichen
Landesgegend von königl. preußischen Truppen besetzt bleiben.
Karlsruhe, 1. August. Mit der Nachricht, daß die großh.
Felddivision sich ans dem Marsche nach Hause befinde, war in
der „Karlsr. Ztg." die wörtliche Bemerkung verbunden: „Unter
den Truppen allgemeine Freude über die Rückkehr." Diese
Angabe scheint uns wenig glaubwürdig; sie kann auch unmög-
lich aus der Feder eines Soldaten geflossen sein. Es gibt
Nichts, was nur entfernt annehmen ließe, unsere braven Trup-
pen begrüßten nach einem so außerordentlich kurzen Feldzuge
unter den gemachten Erfahrungen die Rückkehr zu dem ganz
nahen häuslichen Heerde mit Freuden. Man kann das der
Welt nicht glauben machen wollen, und dergleichen einer Armee
imputiren, hieße sie herabsetzen. In welchem Staate würde
man sich dieß gegen den Geist der Armee erlauben? Gegen un-
soldatische Insinuationen solcher Art in der offiziösen Presse hat
man Ursache, im Namen unserer braven Truppen Verwahrung
zu erheben. (Ba-d. B.)
Karlsruhe, 1. August. Ein uns seit langen Jahren
nicht unbekannter badischer Correspondent der „Köln. Ztg." be-
spricht in einer neuerlichen Correspondenz den in unserem Lande
erfolgten Ministerwechsel. Was derselbe über die abgetretenen
Minister und ihre Politik unmittelbar vor dem Kriege und
während desselben sagt, ist zu wiederholen kein Grund vorhan-
den, da man das jetzt täglich in inspirirten badischen Blättern
sattsam zu lesen bekömmt. Dagegen wollen wir des Correspon-
denten Urtheil über die Mehrheit der Zweiten Kammer eine
Stelle hier finden lassen. Derselbe äußert bezüglich derselben:
„Man hat diese Körperschaft bisher mit übertriebener Schonung

behandelt. An dem traurigen Ausgange der „neuen Aera"
trägt sie so viel Schuld, als die Regierung, und mit der glei-
chen Verantwortung wie diese beladet sie sich auch jetzt noch.
Am 21. war die Mehrzahl der Abgeordneten zu einer vertrau-
lichen Besprechung in Karlsruhe versammelt, aus der eine
Adresse an den Großherzog hervorgegangen ist, die Sie in oen
Blättern finden. Diese Adresse ist ganz der Verhandlungen
der zweiten Kammer vom 28. Mai und 14. Juni würdig, ohne
welche Baden nie in den Jammer der letzten Wochen gestürzt
worden wäre" u. s. w. Bei solcher Anschauung über die zweite
Kammer wird der Correspondent der „Köln. Ztg." wohl auch
mit uns und vielen Andern dafür halten, daß diese Kammer
den gegenwärtigen Verhältnissen nicht mehr entspricht, und
bei den gründlich veränderten Dingen eine Gesammterneuerung
der Volkskammer durch Auflösung und Neuwahl zur wahren
Nothwendigkeit geworden ist. Wir müßten uns sehr irren,
wenn unsere Annahme nicht zutreffen sollte, daß der Verfasser
der Correspondenz in der Lage sein könnte, die fragliche Meinung
praktisch zu verwerthen. (Bad. B.)
Mosbach, 30. Juli. Die Nachricht, die Brücke in Tauber-
bischofsheim sei gesprengt worden, ist, wie auch einer Ihrer
Korresp. bereits bemerkte, unrichtig. Ich war unmittelbar nach
dem Gefecht dort, und kann Ihnen die Mittheilung machen,
daß einzig das Holz der Brücke durch Streifschüsse ganz unbe-
deutend beschädigt worden ist. — Die Restauration von Ham-
mel, über der Brücke gelegen, ist zusammengeschossen, und in
Tauberbischofsheim selbst, vor der Brücke, wurde das Haus
eines Modehändlers sehr stark beschossen. — Ferner ist das
Innere des Postbureaus stark zugerichtet, die Briefe der Feld-
post lagen zerstreut aus dem Boden. Auf der Straße gegen
Großrinderfeld liegen in einen: Graben 68 Württemberger;
die bei demselben Gefecht gefallenen 3 Offiziere wurden aus
dem Kirchhof in Tauberbischossheim beerdigt. Die Verwunde-
ten wurden ausis Beste verpflegt. — In Großrinderfeld ist die
kathol. Kirche nusgeräumt, und liegen darin etliche 60 ver-
wundete Württemberger und 1 Badenser, in der Gegend von
Bruchsal zu Hause. Die Soldaten waren alle schon sehr gut
verbunden, jeder hatte eine Matratze und ganz weiße, saubere
Leibwäsche; außerdem lagen noch in Privatwohnungen verwun-
dete Preußen und Bundestruppen. In Großrinderfeld selbst
herrschte momentan großes Elend. (N. B. L.)
D L u tschl 6 n d.
Frankfurt, 30. Juli. Der heute Morgen 9 Uhr 15 M.
anlangende Zug der Hanauer Bahn brachte außer einer Anzahl
Kriegsgefangener auch zwei verhaftete Civilisten mit. Dieselben
haben aus dem Schlachtfelde bei Tauberbischofsheim Todte und
Verwundete ausgeplündert und sich dabei die gräßlichsten Ver-
stümmelungen erlaubt, indem sie Finger und Ohren nebst der
Beute abschnitten. Beim Einfangen dieser Räuber, deren es
ursprünglich fünf waren, entflohen drei, von denen Zwei
durch nachgesandte Schüsse getödtet wurden; die beiden Letzten
wurden schwer gesesselr unter starker Bedeckung weiter nach Cob-
lenz befördert; es fanden sich bei denselben 14 Stück Taschen-
uhren und circa 500 Thaler in baarem Gelde vor. (H. I.)
Mainz, 30. Juli. Die Nheinschissahri ist wieder
! eröffnet worden. (A. Z.)
Mainz, 2. August. Wafsenstill sta ud noch nicht zu
Stande gekommen. Die Rbeinschifffahrt ist wiederholt sistirt.
(K. Ztg.)
NoLteulorf, 27. Juli (Bivouac.- Wenn Ihnen noch
Details vom Tage bei Bischofsheim fehlen sollten, so mag
Ihre Leser vielleicht interessiren, daß nur eine Stimme unter
den verschiedenen, dem 8. Armeecorps angehörigen Corps herrscht,
daß die jungfräulichen Württemberger sich geschlagen haben,
wie vernarbte Krieger und keinen Fuß Terrain den Preußen
überließen; erst als die Nachricht eintraf, daß die badische aus
dem rechten Flügel der würtembergischen kämpfende Brigade
 
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