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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 116-128 (2. Oktober - 30. Oktober)
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M 121. Samstag den 13. October 1866.


kiches Ergebniß vorzugsweise zu danken.. Die Verhandlung
weckte in mehr als einem urcheilsfähigen Zuhörer die Erwä-
gung, daß es am Ende denn doch besser sein könnte, wenn Preß-
angelegenyeiten dem Urtheile gebildeter und unabhängiger
Jruisten, als den nach den bekannten 1851er Gesetzen gebildeten
Geschwornengerichten anheimgestellt werden."

Bade u.
* Heidelberg, 11. October. Wie die zweite Kammer, so
hat auch die erste ihre Sitzungen wieder ausgenommen. Bis
jetzt ist aus dem Landtag nichts von Interesse oder Wichtigkeit
verhandelt worden, und unsere Leser werden es uns daher Dank
wissen, wenn wir sie mit den langen, nichts Neues bietenden
Reden verschonen, die ohnehin nur auf Kosten wichtigerer Mit-
theilungeu aus der Politik mitgetheilt werden könnten.
* Heidelberg, 11. October. Die Karlsr. Zeitung enthält
einen großen Wechsel in den höheren Stellen der Verwaltung.
So wird Landescommissär Geh. Rath Schaafs in Freiburg
wegen vorgerückten Alters in den Ruhestand versetzt. An Schaaff's
Stelle tritt Ministerialrats) und Landescommissär Jonathan
Winter, bisher in Constanz. Staordirector Renck in Heidel-
berg, der sich hier der allseitigsten Beliebtheit zu erfreuen hatte,
wird zum Ministerialrath und Landescommissär in Constanz be-
fördert, an dessen Stelle Oberamtmann' Stösser, bisher in
Constanz, als Stadtdirector tritt. Verschiedene andere Ernen-
nungen und Pensionirungeu übergehen wir aus Mangel an Raum.
* Heidelberg, 10. October. Die N. Bad. Landeszeitung
lobt die nie ruhende Hülfsbereüschaft unseres greisen katholischen
Oberhirlen, der auch bei der diesmaligen Roth im Odenwald
und Taubergrunde nicht säumte, -eine allgemeine Kirchencollecte
anzuorduen, die ein sehr reichliches Ergebniß hatte. Dagegen
tadelt das genannte Blatt den Umstand, daß nur katholische
Bedürftige eine Unterstützung erhalten Härten und meint, das
würde ein schönes Geschrei absetzen, wenn ein nichtkatholischer
Minister nur für die Protestanten in ähnlichen Fällen sorgen
wollte. Wenn zum Schluß die Neue Badische eine Aufklärung
hierüber wünscht, so sind mir freilich nicht in der Lage und
auch nicht dazu berufen, eine authentische Erklärung abzugeben;
indessen müssen wir doch Eines gleich von vorneherein be-
merken, daß der Vergleich zwischen einem Minister und einem
Kirchenfürsten im vorliegenden Falle durchaus schlecht gewählt
ist. Brauchen wir die Neue Landeszeitung zu fragen, für wen
der Minister und für wen das Kirchenhaupl da ist? Der Alt- v. Wünker ist solch Angesichts der Zeitoerhältnisse noch erträg-
nister hat die Interessen aller Staatsangehörigen zu vertre-
ten ganz ohne Rücksicht aus Confession, Munster als solche und
Regierung sind weder protestantisch noch katholisch, es sei denn
daß man die Auffassung der alten Landeszeitung billige, welche
unlängst von „unserer protestantischen Regierung" gespro-
chen hat. Der Kirchenfürst dagegen hat lediglich cousessiouelle

Interessen zu vertreten, er wird gewiß bei großen Nothständen
auch aus seiner Privatcasse nicht anstehen, einen Beitrag zur
Linderung der Noch ohne Rücksicht auf Confession zu leisten,
wie dies von Erzbischof Hermann vielfach nachgewiefen werden
könnte. Wird aber eine Kirchencollecte angeordnet, so muß sie
als katholische Gemeindesache auch den katholischen Ge-
meinde mit gliedern nothwendig zu Gute kommen und nur
die Vertreter der katholischen Gemeinden könnten hierin eine
Aenderung eintreten lassen. Das scheint uns einfach genug!
* Heidelberg, 10. October. Der Freiburger Bote schreibt
über seinen Prozeß, der am 8. Oct. stntlhatte:
„Wir hatten in den erregtesten Tagen des Monats Juni
durch allerdings nicht zarte, aber im -Interesse der deutschen
Politik ehrlich gemeinte Artikel neben allerlei Maßregelungen
uns nicht weniger als fünf Anklagen auf einmal auf den Hals
geladen und zwar alle wegen „Gefährdung der — öffentlichen
Ruhe und Ordnung". Die Staatsanwaltschaft, welche bekannt-
lich unter dem Justizministerium steht, hatte gegen den armen
Boten nicht blos 25 oder gar -28 Wochen Kreis- und Amtsge-
fängniß, sondern obendrein auch noch eine schöne Portion Geld-
strafe beantragt. Die Gerichte urtheilten, daß das Strasmaaß
ihre Zuständigkeit in Preßangelegsnheiten überschreite und ver-
wiesen den verantwortlichen Redacteur M. Lienhard sowie
den in einem Falle Mitangeklagten Hauplmilarbeiter I. M.
Hagele vor das Schwurgericht — unseres Erinnerns der erste
Fall, daß reine Preßprozesse von einem badischen Schwurgericht
abgeurtheilt wurden. Die Verhandlung nahm den ganzen ge-
strigen Tag in Anspruch, Abends spät kant das Nrtveil. Der
ohnehin vielfach verkannte und schuldlos verfolgte Hauptmitar-
beiter I. M. Hägele ward Zwar gänzlich f r e i g e sp r o ch en,
dagegen der verantwortliche Redacteur Lienhardt mit 6 Wochen
Amtsgcfängniß und zwei Fünftel der Kosten bedacht; auch aus
dis Vernichtung der Nummern 66 und 67 des „Freiburger Bo-
ten" wurde erkannt. Dem Vertheidigcr der Angeklagten, dem
längst als einer der ersten Anwälte bekannten Herrn vr.

Erste, zweite und dritte prelle.
Eine Erzählung von Wilhelm Fischer.
(Köln. Ztg.)
. (Fortsetzung.)
Er blickte seinen Gegner dabei fast verächtlich an — ist mit der eigent-
lich dem Weibe bestimmten Gabe der Schönheit auch immer die entsprechende
Dosis Neid und Eifersucht verbunden?
<Lie liebt mich! jubelte Pyiades. Her mit den Waffen! Es ist also
wirklich jener Bengel von Bruder, von dem sie spricht....
Aber so fei doch vernünftig! beschwichtige ich ihn. Jenen Brief hat
ja Julius geschrieben; der Styl kam mir auch sogleich sonderbar vor.
Jetzt brach Julius in ein lautes Gelächter aus.
Wider Willen verzog sich auch des verdutzten Pylades Gesicht zu einem
Schmunzeln.
Ich hatte eingeschenkt und benutzte den Augenblick.
Da, trinkt, sagte ich und bot beiden einen Römer an, trinkt SmolliL,
ihr habt euch ja doch schon recht zärtlich Du genannt. — Sei vernünftig,
Pylades, laß den verfluchten Jungen lachen: wir lachen mit! Eins weißt
du doch jetzt mit Bestimmtheit, daß du Alwinen nicht gleichgültig bist.
Ich zwang ihm das Glas in die Hand, der Auge Julius hatte gleich
zu gegriffen.
Wer weiß, fuhr ich fort — und dann muß es dich ja freuen, daß
dein zukünftiger Schwager....
Hoho! rief der so Bezeichnete.
So auf die Ehre seiner Schwester hält. Stoßt an, versöhnt euch!
Der junge Herr soll uns geloben, reinen Mund zu halten — thut er's
nicht, so halt' ich ihn doch noch für ein schwatzhaftes Mädchen.
Er stieß endlich mit uns an, und wir versprachen unverbrüchliches

Stillschweigen bis zu meines Pylades Hochzeit, und dieses Wc.ü haben wir
> gehalten! Dann ließen wir uns nach all den Aufregungen das Abendbrod
! wohl schmecken, machten am andern Morgen einen Aue flug nach der Ahr
i hin Folge dessen der leichtsinnige Primaner wegen Schulversäumniß eine
1 Stunde Arrest bekam), und kehrten so an Freundschaft und Erfahrung
i reicher nach Bonn zurück.-
Und wiederum waren einige Jahre vergangen, eins immer schneller
als das andere, wie es uns schien. Wir hatten zusammen in Heidelberg
und Berlin unsere Studien fortges.tzt, die Welt und das Leben recht kennen
- gelernt (so bildeten wir uns wenigstens ein), manche Enttäuschung erlebt
! zu. A. die Verlobung und Vermählung der schönen, aber auch ungetreuen
' Alwine) und manche schwere Stunde männlich erduldet sich erinnere nur
an dk modernen Christenverfclgungen, die Examina); aber treue Freunde
. waren wir geblieben immerdar, auch nach der fröhlichen Studentenzeit und
s trotz der räumlichen Trennung. Mein Pylades war jetzt und wahrschein-
lich noch für das nächste Decennium Referendar und Notariats-Candidat
- in einem hübschen Städtlein an, der Mosel, und ich — nun, von mir ist
- nur beiläufig hier die Rede.
Wir hätten uns seit .inem halben Jahre weder gesehen, noch geschrie-
! ben; da erhielt ich eines schönen Tages einen kurzen, aber sehr vergnügten
! Brief und eine Einladung zur Hochzeit.
„Das Nähere mündlich", hieß es am Schluffe; „aber kommen mußt
! Du, altes HauS! Hast die bösen Tage mit mir getragen, sollst gewiß an
! meinem Ehren- und Siegcstage nicht fehlen."
Und natürlich fehlte ich nicht, sondern fuhr, der Einladung gemäß,
s schon so zeitig von Köln ab, daß ich einige Tage vordem Feste bei meinem
! Freunde eintreffen und ihn Alles in Ruhe erzählen hören konnte.
In Bonn stieg ein schmucker Husaren-Lieutenant aufs Damvfboot,
! in dem ich nach kurzem Besinnen den schalkhaften Julius eekannre. Wir
! hatten ihn seit unserem Abgänge von d.eser U-uoerptär etwas aus den
 
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