Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

DOI Kapitel:
Nr. 64-76 (2. Juni - 30. Juni)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43883#0281

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pfälzer DH Bote
für Stadt und Land.
69. Donnerstag, den 14. Juni 1866.

Einladung zum Abonnement.
Der Pfälzer Bote hat sich seit der kurzen Zeit seines Bestehens mit jedem neuen Abonnement einer erhöhten Gunst der
Lesewelt zu erfreuen gehabt; er darf daher mit Sicherheit annehmen, daß die Zahl seiner Abonnenten auch im nächsten Quartal
sich bedeutend erhöhen wird. Seine offene und freie Sprache, die sich nicht scheut, die Dinge beim rechten Namen zu nennen, hat
ihm bei Freund und Feind Eingang verschafft, und er wird wie bisher — im Gegensätze zu den servil-liberalen, schweifwedelnden
Blättern der neuen Aera — mit allem Freimuth die von ihm aufgestellten Grundsätze unverändert weiter verfechten, um das
Seinige dazu beizutragen, daß gleiches Recht und gleiche Freiheit für Alle in Baden endlich zur Wahrheit werde.
Was die deutsche Frage anbelangt, der wir die größte Aufmerksamkeit schenken werden, so braucht der Bote nach
seinen bisher ausgesprochenen Grundsätzen wohl kaum zu versichern, daß er-— ächt großdeutsch wie er ist — auf der Seite des
Rechts gegen die Gewalt steht, daß er also mit Begeisterung eintritt für Schleswig-Holstein, den Bund und Oesterreich und
daß er wie bisher fortsahren wird, die Schufte und Verräther zu kennzeichnen, die i.n Bunde mit den uralten Feinden deut-
schen Namens, mit den Wälschen, Deutschland zerstückeln wollen, um auf dessen Trümmern einen gothaisch-junkerhaften Großpreußen-
staat zu errichten. Der Bote ist eine harmlose Natur und, wie er stets bewiesen hat, ein Freund des Friedens, der mit aller
Welt in Ruhe zu leben pflegt; so friedfertig seine Gesinnungen aber auch sind, so muß er doch gegen jeden faulen Frieden und
die feige Neutralität der Gothaer in die Schranken treten. Die frevelhafte, mit dem Ausland conspirirende Politik eines Bis-
marck hat es endlich dahin gebracht — Dank den vorausgegangenen Lehren der kleindeutschen Gothaer — daß wir am Abgrunde
eines schauervollen Bürgerkrieges stehen, der nur dadurch rasch zu Ende geführt werden kann, daß alle Bundesglieder im Ein-
klang mit dem gesammten deutschen Volke sich in Waffen gegen den Friedensstörer erheben und mit raschen Schlägen jene prah-
lerische Gernegroßmacht gänzlich zu Boden werfen und den preußischen Kukuk kahl rupfen. Halbheit, Zaudern und Unentschlossen-
heit verlängern und verschleppen nur den unglückseligen Bürgerkrieg; darum rasch und kräftig losgeschlagen, damit wir um so
eher wieder zum Frieden kommen! Fort mit der Neutralität! Zum Teufel mit dem Gothathum!
Dies sind die schlichten Gedanken des Boten, die er im nächsten Quartale seinen Lesern näher auszuführen gedenkt, und
er weiß, daß er mit diesen Anschauungen dem Volke aus der Seele schreiben wird.
Da mit dem I. Juli ein neues Abonnement beginnt, so ersuchen wir unsere auswärtigen Abonnenten, ihre Bestellungen
rechtzeitig zu erneuern. Zu größerer Bequemlichkeit legt der Bote gedruckte Bestellzettel für diejenigen bei, welche unser Blatt
durch die Post beziehen. Diese Zettel sind ausgefüllt dem Postboten zu übergeben. Auch ist jeder Landpostbote verpflichtet, Be-
stellungen anzunehmen und zu besorgen. Für Heidelberg, Neuenheim und Schlierbach nimmt Anmeldungen entgegen die Expe-
dition von L. Schweiß.
Bestellungen in Paqueten (nicht unter 10 Exemplaren), wobei wir auf je 10 Exemplare ein Freiexemplar geben, wolle
man gleichfalls au die Expedition des Blattes richten, und ersuchen wir besonders die seitherigen Empfänger, uns recht bald die
Zahl der gewünschten Exemplare mitzutheilen.
Der Preis des Blattes — 40 kr. ohne Postaufschlag -— bleibt derselbe. Inserate, u 2 kr. die Spaltzeile, erfahren bei
der großen Auflage unseres Blattes die beste Verbreitung.
Heidelberg, den 13. Juni 1866.
Die Redaktion.

Baden.

* Heidelberg, 12. Juni. Der bayerische Landtag zeichnet
sich vor manchen andern Kammern durch eine sehr patriotische,
opferwillige Haltung aus; er weiß freilich, gerade wie die
württembergische Volksvertretung, daß er ein muthiges, schlag-
fertiges Volk hinter sich stehen hat, das nicht von dem Gift der
erbärmlichsten Charakterlosigkeit angefresseu ist, wie manches
andere vom Nationalvereiu und dessen sauberen Tendenzen ver-
dorbene und faul gewordene Philistervolk. In der Sitzung der
2. Kammer wurde der Mehrheitsantrag mit 96 gegen 45 Stim-
men angenommen. „Er unterscheidet sich", wie die Pfälzer
Zeitung sagt, „in zwei nicht unwichtigen Punkten von dem
Minoritätsgutachten; erstlich dadurch, daß er sich auf's Ent-
schjedeuste gegen die Neutralttät Bayerns ausspricht und dann,
daß er bezüglich des Zusammengehens mit Oesterreich keinen be-
sonderen Vorbehalt macht. Auch sieht er bei dem Wunsche für
eine deutsche Volksvertretung ab von dem Neichswahlgesetz von
1849, dessen Gültigkeit auch nuhr als bestritten ist." Oester-
reich darf, wie wir auzuuehmen Grund haben, Bayerns jetzt
völlig gewiß sein, dessen längeres Zaudern daher rührte, weil
man in München keine Lust hatte, ü tout pmx mit Oesterreich
zu gehen, so lange dieses nicht völlig auf den Bundesstandpunkt
zurückgekehrt sei. Minister v. d. Pfordten hält mit unerbitt-
licher Consequenz.au der bundesgemäßere Behandlung des Strei-
tes- fest und wird nur dem Bunde oder Oesterreich als Bundes-
exekutor, aber nicht Oesterreich als europäischer Großmacht ohne
den Bund die Waffen Bayerns zur Verfügung stellen. Seinem
Verlangen ist durch den bekannten Antrag Oesterreichs . ent-

sprochen worden, und es ist dieser als das eigentliche Werk
v. d. Pfordten's zu betrachten.
"k Heidelberg, 12. Juni. Die Preußen sind am letzten
Sonntag voll Rastatt abgezogen; die Oesterreicher folgen in den
nächsten Tagen. Die Festung wird von Badnern und Truppen
der thüringischen Reservedivisiou besetzt werden. Wir hoffen, die
Preußen in unserm Lande nimmer Wiedersehen zu müssen und
hätten nur gewünscht, unsere Fremdenlegion wäre mit ihnen
abgezogen, wozu freilich noch keine Aussicht ist, da diese über-
müthigen ausländischen Reisläufer bei ihrem hohen Friedeussold
durchaus keine Lust haben, mobil zu machen.
" Heidelberg, 11. Juni. Der hiesige Straßenanzeiger
enthielt vor kurzem eine Aufforderung au Geh. Rath Bluntschli,
angeblich von vielen seiner Zuhörer, sich über die Angriffe der
N. Franks. Zeitung näher zu erklären und dieselben in befrie-
digenderer Weise zurückzuweisen, als dies vor seiner Zuhörer-
schaft geschehen sei. Darauf hin erhielten die hiesigen Zeitungen,
und unter ihnen auch der Pfälzer Bote, eine Erklärung sämmt-
licher noch hier anwesenden Zuhörer Bluntschllls, worin diese
ausdrücklich versichern, daß jenes Inserat des Anzeigers von ihnen
nicht herrühre. Wir haben keinen Grund, zu Gunsten des Hrn.
Bluntschli eine derartige Erklärung in den Text unseres Blattes
aufzunehmen; dergleichen private Dinge, die uns ohnehin nicht
berühren, könnten höchstens unter den Anzeigen Platz finden.
Indessen müssen wir doch Eines dabei bemerken, und zwar Zu
Gunsten des Herrn Bluntschli. Wir haben nichts Anderes von
den Zuhörern dieses Professors erwartet, als eine Erklärung,
wie sie uns vorliegt, und hatten gleich anfänglich unsere Zweifel
an der Aechtheit jenes Straßeninserats. Nach unserer Meinung
 
Annotationen