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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1866

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Nr. 26-39 (1.März - 31. März)
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Pr-eis: vierteljährl. 40 kr. ohne Träger-
Ir lohn u. Postausschlag. Jns.-Geb. 2 kr. d.Z.

Donnerstag, den 15

Erscheint wöchentlich 3 Mal: Dienstag,
Donnerstag und Samstag.

Einladung
zu einer Versammlung katholischer Männer auf Mittwoch den 21. d. M., Nachmittags 2 Uhr im Hubbade dm Bühl.
Die am 15. v. M. stattgefundene Katholikenversammlung in Bruchsal sprach sich über die Unznlässigkeit der
obligatorischen Civil-Ehe und den allgemeinen Widerwillen der christlichen Bevölkerung Badens gegen dieselbe aus.
Die unterdessen erfolgten Verhandlungen der II. Kammer über die Eckart'sche Motion auf Einführung der obligatorischen
Civil-Ehe haben die Befürchtungen der Katholiken Badens noch erhöht. —
Das in Bruchsal eingesetzte Comitü hält sich unter diesen Umständen verpflichtet, die oben erwähnte Versammlung
anzuberaumen, und ladet die katholischen Mitbürger zu recht zahlreichem Besuche dringend ein, um über die weiteren nothwendigen
Schritte zu berathen.
Es werden ferner bei dieser Zusammenkunft die für die Gemeinde- und Staats Verhältnisse wichtigen
Fragen bezüglich der Abänderung des Gemeinde- und Wahlgesetzes eingehend besprochen werden.
Heidelberg den 12. März 1866.
Das Co mite.

Die Bewegung in der katholischen Kirche.
ii.
O Die Katholiken der Landeszeitung nennen sich gerne
„Altkatholiken", auch „Anhänger und Wiederhersteller der Con-
zilienkirche", und die römisch-katholischen Christen werden „Neu-
katholiken" und im verächtlichen Sinne „Ultramontane" genannt,
während gerade umgekehrt die römisch-katholische Kirche die alte
christliche Kirche und auch die wahre Conzilienkirche ist.
Es ist in der christlichen Kirche noch keine Häresie aufge-
taucht, kam sie nun von Schustern, Schneidern oder Bäckern
her, die nicht ihren Taufschein von Christus wollte empfangen
haben; aber noch allen hat der richtige Stempel gefehlt: das
Bildniß des galiläischen Fischers Petrus, auf welchen der Herr
seine Kirche gebaut hat, der also zur wahren christlichen Kirche
so wesentlich gehört, als wie das Fundament zum Hause. Wo
Petrus nicht ist, ist auch die Kirche nicht; dies geht auch aus
der Idee der Kirche hervor, denn die Kirche kann nur durch die
Einheit bestehen, die Einheit aber nur durch ein Oberhaupt,
welches in der kathol. Kirche eben Petrus ist. Petrus in der
Kirche ist also göttliche Anordnung, weil die Kirche Gottes An-
ordnung ist.
Wenn wir von Petrus sprechen, so sprechen wir auch von
seinen Nachfolgern, als der fortgesetzten nothwendigen Bedingung
der Einheit der Kirche, — wir sprechen von dem kirchlichen,
dem apostolischen Primat. Dieser Primat ist nicht von der
Geschichte geschaffen, sondern die Geschichte hat nur ausgesprochen,
was als wesentliches und absolut nothwendiges Element in der
Idee der Kirche lag. Es war freilich nicht von Anfang an als
fertiges System vorhanden und konnte dies nicht sein und
brauchte dies nicht zu sein; aber es war ein Keim vorhanden,
und da, wo die geschichtlichen Urkunden über den Bestand der
Kirche anfangen, fangen auch die Urkunden über den Primat
in derselben an. Mit den: Wachsthum des ganzen Körpers
treten dann alsbald auch die schärferen Formen desselben her-
vor, und der Lehrstuhl Petri wurde vom Morgenland und Abend-
land als die reinste, gewisse und unverfälschte Bewahrerin der
apostolischen Tradition anerkannt und verehrt.
So viel von der alten christlichen Kirche. Wer alt-
katholisch sein will, muß vor allem das Fundament aner-
kennen, worauf der prächtige Dom der christlichen Kirche ge-
baut ist und wodurch sie allein ihre Unerschütterlichkeit in der
Einheit, in der unabänderlichen Wahrheit und Heiligkeit em-
pfängt. Die „Auchkatholiken" mögen ihre Grundlätze an diesem
untrüglichen Merkmale prüfen und uns dann erklären, worauf
denn ihr a l t es Christenthum fußt. Freilich ist jenes Funda-
ment der Kirche Christi ein fortwährendes Aergerniß für den
Unglauben und Irrglauben, und es haben schon andere Fäuste
darauf geklopft, als wie die Männlein der Landeszeitung auf-
weisen können, aber — die Pforten der Hölle werden sie nicht
überwältigen.
Doch, die nämliche Nummer der Mordbase verräth uns in

einem zweiten Artikel ganz offenherzig, um was es ihren sonder-
baren Altkatholiken eigentlich zu thun ist, nicht um die Wahr-
heit und am allerwenigsten um die Armuth der alten kathol.
Kirche, sondern nur um das Vermögen, welches dieselbe jetzt
besitzt. Die Katholiken der Landeszeitung sind offenbar nur
jämmerliche Hungerleider, die wie Bettler vor einer Küche stehen
und Braten aus derselben riechen und lüstern werden: sie möch-
ten die von ihnen vermntheten Leckerbissen der Kirche ver-
schmausen. Sie verfälschen daher ihren Geburtsschein und geben
sich für die wahren, ältesten Kinder des Hauses aus, um sich
in dessen Besitz einzudrängen, in der süßen Hoffnung, die neue
Aera werde in Bälde sich mit der wichtigen Untersuchung be-
schäftigen und es werde sich dann Zeigen, „wem das kathol.
Kirchenvermögen gehöre." Den Hunger der Landes-
zeitungskatholiken nach demselben gestehen wir zu; auch die Ge-
neigtheit der neuen Aera, ihnen es — natürlich mit gehörigem
Abzug für sich selbst — ohne lange Untersuchung als etwas
Selbstverständliches zuzusprechen, haben wir keinen Grund zu
bezweifeln.
Es liegt uns schließlich ob, noch einige Worte über die
Konzilienkirche zu sprechen, als deren Wiederhersteller die
Auchkatholiken sich gerne präsentiren. Es wäre dies nicht
nöthig, die römisch-katholische Kirche ist ja die wahre Kon-
zilienkirche; denn wenn über wichtige Gegenstände, besonders
über die apostolische Correctheit von Glaubensmeinungen ver-
schiedene Lehrmeinungen entstehen, so versammeln sich die Vor-
steher der einzelnen Kirchen unter dem Vorsitze des kirchlichen
Oberhauptes, des Papstes, in einem Konzilium und berathen
und entscheiden unter Anflehung des heil. Geistes, des verheiße-
nen Beistandes der Kirche, den Streit und die Zweifel, und der
Papst genehmigt die Beschlüsse. Dies ist ein wahres christliches
Konzilium. So haben schon zwanzig allgemeine Konzilien statt-
gefunden, das letzte in den Jahren 1545—1563 zu Trient zur
Feststellung der kathol. Wahrheit gegenüber den abweichenden
Lehrsätzen der Reformation.
Doch damit ist den Altkatholiken nicht gedient, sie haben
eine andere Konzilienkirche für uns in Bereitschaft, wenn auch
nicht zum Stützen der apostolischen Wahrheit, doch zum Frommen
ihrer „altkatholischen" Absichten: sie wollen statt der kirchlichen
Konzilien Parlamente, im Styl der Ständekammern der
neuen Aera. Der Gedanke aber, aus der Kirche Christi eine
Parlamentskirche zu machen, nach deren Majoritätsbeschlüssen
die Gläubigen ihren Glauben, ihren Gottesdienst und ihre
Lebensordnung zu regeln hätten, ist ein so gräßlicher Jdeenbock,
wie nur jemals der Teufel einen erzeugen konnte. Freilich
würde der ganze Akatholicismus, dessen Verwirklichung mit
dem schmeichelhaftesten Applaus, mit ungeheurem Gelächter und
welterfchütterndem Händeklatschen empfangen, aber die Bäcker,
welche „im Verborgenen" daran zu arbeiten vorgeben, werden
diesen Weck nicht fertig bringen.
 
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